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Kapitel 3 - Nur (d)ein Blick reicht aus

Als ich das Büro meines Vaters verlasse, um die Akte genauer zu studieren, die mir über die Frau zugeschickt wurde, die ich heiraten muss, spüre ich eine Mischung aus Wut und Frustration in mir aufsteigen. Warum muss sie ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Meine Gedanken sind so kalt und distanziert wie immer, mein Gesichtsausdruck unnahbar und undurchdringlich. Niemals dringen meine Emotionen nach außen. Ich lege Wert auf Kontrolle.

Das gewohnt luxuriöse Ambiente empfängt mich, sobald ich mein Schlafzimmer betrete. Der Raum strahlt eine Aura von Eleganz und Zurückhaltung aus. Dunkle Brauntöne und edles Holz dominieren die Einrichtung, jedes Möbelstück sorgfältig ausgewählt, um ein Gefühl von Perfektion und Ordnung zu vermitteln – genau wie es meinem Charakter entspricht.

Mein Blick fällt auf das Herzstück meines Schlafzimmers, das große Aquarium an der Wand. Es ist eines von vielen in unserem Haus. Mein Vater liebt Aquarien und deshalb gibt es in beinahe jedem Zimmer eines. In dem sanften Licht schwimmen farbenfrohe Fische behaglich umher, ihre eleganten Bewegungen eine hypnotisierende Melodie für die Augen. Das leise Plätschern des Wassers verleiht dem Raum eine beruhigende Atmosphäre, die mich für einen Moment aus meiner kalten Fassade herauszureißen droht.

Ich werfe die Akte achtlos auf das riesige Bett, bevor ich meinen begehbaren Kleiderschrank betrete, der ein wahrer Schatz an maßgeschneiderten Anzügen und perfekt gebügelten Hemden ist. Alles ist akkurat angeordnet, jedes Detail sorgfältig durchdacht – ein Spiegelbild meiner selbst, kühl und distanziert, aber stets in vollkommener Kontrolle. Missmutig streife ich das teure Jackett von meinen Schultern, bevor ich es ordentlich aufhänge, dann öffne ich die oberste Schublade der Kommode, um darin die teuren Manschettenknöpfe meines Hemdes zu verstauen. Mit energischem Schritt verlasse ich den Raum. Ohne die Akte auf meinem Bett eines weiteren Blickes zu würdigen, begebe ich mich ins angrenzende Masters Badezimmer. Marmoroberflächen glänzen im gedämpften Licht, während die riesige Badewanne zum Entspannen einlädt. Ich betrete die ebenerdige Regendusche und schließe die Augen, um das warme Wasser, das wie ein tropischer Regenschauer wirkt, zu genießen. Ich lasse mir Zeit, seife mich ordentlich ein. Dann stütze ich mich mit beiden Armen an den eiskalten Fliesen ab. Nachdenklich beobachte ich, wie der Schaum im Abfluss verschwindet. Nachdem ich fertig bin, steige ich seufzend aus der Dusche, bevor ich mich abtrockne und anschließend eins der kostspieligen Handtücher um meine Hüften wickle. Der Duft von teurem Parfüm liegt in der Luft. Beim Gedanken daran, das alles bald mit einer völlig Fremden teilen zu müssen, überkommt mich der alt bekannte Widerwille. Gereizt fahre ich mir durch das feuchte dichte dunkelbraune Haar. Wie wird sie sein? Laut und unkontrolliert, wie die meisten Kubaner? Um mich nicht falsch zu verstehen, ich habe nichts gegen Kubaner. Meine Mutter ist halbe Kubanerin. Aber sie hat nur die guten Seiten geerbt. Sie ist wunderschön, stolz und anmutig. Eine wahre Königin. Ich bezweifle, dass es eine Frau auf dieser Welt gibt, die ihr das Wasser reichen kann.

Wird mir die Kleine wenigstens optisch gefallen, wenn sie mir schon, was sehr wahrscheinlich der Fall sein wird, denn ich hasse Veränderungen, den letzten Nerv rauben wird? Was tue ich, wenn sie hässlich wie die Nacht ist?

Entnervt stöhne ich auf, bevor ich den Blick von meinem Spiegelbild abwende und mein Badezimmer verlasse. Die Antworten auf diese Fragen befinden sich bereits vor mir. Ich habe die verdammte Akte, die nicht nur Informationen über sie und ihr Leben bereithält, sondern definitiv auch diverse Fotos. Der Kontrollmensch in mir übernimmt nun wieder die Oberhand. Ich muss es jetzt wissen. Mit großen Schritten durchquere ich mein Schlafzimmer.

Als ich an meinem Bett ankomme und nach den Unterlagen greifen will, fällt mein Blick auf die Schublade der Kommode, die gleich daneben steht. In ihr bewahre ich zwei Fotos auf, die ich seit 20 Jahren wie einen Schatz behüte, obwohl ich keine Ahnung habe, warum sie mir so am Herzen liegen. Lustlos wende ich mich von der Kommode ab, dann lasse ich mich schwer auf mein Bett fallen. Die Matratze seufzt unter meinem Gewicht, und ich spüre, wie die Anspannung des Tages langsam von mir abfällt. Ich ziehe die Akte widerwillig auf meinen Schoß, dann öffne ich den Deckel. Die Ecken der Papierseiten sind leicht abgegriffen, wie ich sogleich bemerke. Ein Zeichen, dass sie oft durchgesehen wurden.

Mein Atem stockt, als ich das erste Foto sehe. Es ist schwarzweiß, doch selbst die Abwesenheit von Farbe kann ihre Schönheit nicht verbergen. Ihre Augen fangen meinen Blick sofort ein. Sie sind durchdringend, als könnten sie direkt in meine Seele sehen, als wüssten sie Dinge über mich, die ich selbst noch nicht kenne und ich kann nicht anders, als mich darin zu verlieren.

Ich bin fasziniert. Ihre Wangenknochen sind hoch und zart definiert, ihr Haar fällt in sanften Wellen um ihr herzförmiges Gesicht. Es liegt eine stille Eleganz in diesem Bild, eine Anmut, in ihrem Blick, die selbst das einfache Schwarzweiß-Foto nicht unterdrücken kann. Ich kann mir nicht helfen, aber ich frage mich, was für ein Mensch sie ist, was für Geheimnisse sie hinter diesen Augen verbirgt.

Sanft streiche ich über das Foto, als könnte ich durch die Berührung mehr über sie erfahren. Du bist wirklich eine Schönheit, Baby. Nun will ich mehr von dir wissen, also blättere ich zum nächsten Foto. Diesmal ist es ein Farbfoto. Mein Puls beschleunigt sich unwillkürlich, als ich erneut in ihre Augen schaue. Das klare Hellblau ihrer Iris umschließt ein feiner schwarzer Kranz, der ihre Augen so außergewöhnlich erscheinen lässt, dass ich für einen Moment alles um mich herum vergesse.

Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wie es sein muss, diesem Blick im echten Leben zu begegnen. Das Hellblau ihrer Augen wirkt wie der Sommerhimmel, gleichzeitig kühl und dennoch glühend. Diese Augen könnten Geschichten erzählen, und ich will jede einzelne davon hören.

Ihre Lippen sind leicht geöffnet, als sei sie im Begriff, etwas Wichtiges zu sagen, etwas, das ich unbedingt hören muss. Ihre Haut ist glatt und makellos, und das Licht fängt sich in ihren weißblonden Haaren, das in sanften Wellen um ihr Gesicht fällt. Es ist, als ob das Foto lebendig wäre, als könnte ich fast das sanfte Flüstern ihrer Stimme hören und den leichten Duft ihres Parfüms riechen.

Ich streiche mit dem Finger über das Foto, als könnte ich die Wärme ihrer Haut spüren. Diese Augen, dieses Hellblau, das so klar und tief ist, zieht mich unwiderstehlich an. Es ist, als ob sie in meinen Geist eintauchen und all meine Gedanken und Geheimnisse erkunden könnte.

Ein Gedanke drängt sich in mein Bewusstsein: Wie ist es möglich, dass ich jemanden, den ich noch nie getroffen habe, auf diese Weise fühlen kann? Wie kann ein Blick, ein einfaches Foto, so viel in mir auslösen? Es ist ein Rätsel, eine Herausforderung, die ich unbedingt lösen möchte. Und ich weiß, dass ich alles tun werde, um diese Augen im echten Leben zu sehen, um herauszufinden, was sich hinter diesem durchdringenden Blick verbirgt.

Mit klopfendem Herzen lege ich das Foto beiseite und spüre eine tiefe Sehnsucht in mir aufsteigen. Ich muss sie kennenlernen. Ich muss wissen, wer diese Frau ist, die mit einem einzigen Blick mein ganzes Wesen erfasst hat. Kurz hebe ich den Blick, dann betrachte ich erneut die Schublade der Kommode. Die Stimme meiner Mutter durchbricht meine Gedanken und ich setzte mich kerzengerade auf, bevor ich die Lade aufziehe und die beiden Fotos hervorhole. Das erste Bild zeigt mich als knapp 10-jährigen Jungen mit einem neugeborenen Baby in den Armen. Ich kann mich erinnern, wie sie die Augen geöffnet und mich angesehen hat.

„Hast du nicht gesagt, dass alle Babys blaue Augen haben?“, wollte ich damals skeptisch von meiner Mutter wissen.

„Das haben sie, mein Schatz.“

Meine Mutter hat sich lächelnd neben mich gesetzt und mir sanft durch das dichte Haar gestreichelt.

„Aber sie nicht“, habe ich kopfschüttelnd erwidert, bevor ich sie erneut betrachtet habe, „Guck mal, ihre Augen sind silber!“ Ich habe den Kopf schief gelegt, um sie genau begutachten zu können.

„Wie flüssiger Stahl“, höre ich mich murmeln, dann betrachte ich das zweite Bild, das das schlafende Baby von oben zeigt, mit einer süßen Stupsnase, die mich jedes Mal zum Schmunzeln bringt. Ich kann nicht anders, als in diesem Moment eine Regung der Wärme und Zuneigung zu spüren, die ich lange im Verborgenen gehalten habe.

Scheiße, Baby, du könntest das Potential haben, mir wirklich gefährlich zu werden, und das kann ich nicht zulassen. Ich lege die Fotos ordentlich beiseite, dann richte ich meine Aufmerksamkeit wieder den restlichen Seiten der Akte. Jede Information, die ich über sie lese, zieht mich weiter in ihren Bann. Ihr Name ist Elizabeth Kathrine del Toro. Schon der Klang ihres Namens lässt mein Herz schneller schlagen.

Ihr Vater ist unser wichtigster Klient, bekannt für seine Macht und seinen Einfluss. Aber es ist mehr als nur ihr Erbe, das mich fasziniert. Es ist sie, die diese Akte zum Leben erweckt.

Auf der nächsten Seite finde ich Details über ihre Hobbys. Sie liebt es offensichtlich, zu tauchen und zu reisen, neue Kulturen zu entdecken und fremde Sprachen zu lernen. Sie spricht sieben Sprachen, wie ich anerkennend feststelle. Es gibt Fotos von ihr in verschiedenen Ländern, immer mit einem strahlenden Lächeln und diesen durchdringenden Augen. Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wie es wäre, diese Abenteuer mit ihr zu teilen, ihre Welt zu betreten und sie in meine zu lassen.

Ich lese weiter und erfahre von ihren Lieblingsbüchern, ihrer Leidenschaft für klassische und Rockmusik. Sie spielt Geige, Klavier und E-Gitarre. Jede kleine Information malt ein lebendigeres Bild von ihr in meinem Kopf und doch kann ich sie nicht einordnen.

Die nächsten Seiten beinhalten auch den ärztlichen Bericht ihres Gynäkologen.

„Hymen intakt“

Sie ist also noch Jungfrau. Lächelnd ziehe ich die Augenbrauen hoch. Diese Information gefällt mir besonders. Ich werde sie einführen in die Welt des Sex und sie mir genauso formen, wie ich sie im Bett haben will.

Grinsend blättere ich weiter.

Als ich die letzte Seite erreiche, bin ich völlig in ihren Bann gezogen. Ich fühle mich, als hätte ich sie schon immer gekannt, als wäre sie ein Teil meines Lebens, der nur darauf gewartet hat, entdeckt zu werden. Ich schließe die Akte und lege sie behutsam zur Seite. Mein Herz schlägt heftiger, meine Gedanken kreisen unaufhörlich um sie.

Ich weiß, dass ich ihr in die Augen sehen muss. Diese Augen, die mich auf eine Weise berührt haben, wie es noch niemand zuvor getan hat. Und ich befürchte, dass mein Leben nie wieder dasselbe sein wird.

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