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Kapitel 2 - Ein Stück Papier

Während Vater und Robert meine Reaktion abwarten, fühle ich mich wie eingesperrt in einem goldenen Käfig. Die schwere Last der Verantwortung, die mir aufgebürdet wurde, drückt auf meine Schultern und lässt mich kaum atmen. Die Gedanken rasen durch meinen Verstand, während ich versuche, einen klaren Weg durch das Labyrinth meiner Emotionen zu finden.

Die Akte in meinen Händen fühlt sich an wie ein Schicksalsurteil, das über mir schwebt und darauf wartet, vollstreckt zu werden. Die Frau, die ich heiraten soll, existiert bisher nur auf dem Papier - eine leblose Beschreibung von Eigenschaften und Merkmalen, die mir keinerlei Aufschluss über die Person dahinter geben. Ich fühle mich verloren in diesem Moment der Ungewissheit und des Mangels an Kontrolle.

Mein Blick fällt auf das Familienerbstück, das in der Ecke des Büros ruht - ein antikes Schwert, das seit Generationen an den Erstgeborenen der Familie übergeben wird. Ein Symbol der Stärke, des Mutes und der Pflichterfüllung. Doch in diesem Moment fühlt es sich an, als ob das Schwert auf mich gerichtet wäre, bereit, meine Zukunft zu besiegeln, ohne dass ich eine Wahl habe.

Die Spannung im Raum ist greifbar, als mein Vater schließlich das Schweigen bricht und mich mit einem durchdringenden Blick anspricht: „John, du verstehst die Dringlichkeit und die Bedeutung dieser Angelegenheit. Die Zukunft unserer Familie hängt von deiner Entscheidung ab.“ Seine Worte hallen in meinem Inneren wider, und ich spüre den Druck, der auf mir lastet, immer stärker werden. Es geht nicht nur um das Geld, das die jeweilige Familie bei Vertragsbruch an die andere Familie zu zahlen hätte. 50 Millionen Dollar. Ein Klacks für die del Toros. Nicht mehr als eine einzige kleine Ladung. Sie kontrollieren das gesamte Glücksspiel sowie die Prostitution entlang der Golfküste. Mike del Toro würde nur kurz grinsen und mit einem Schulterzucken die Schuld begleichen. Doch für unsere Familie ist diese Verbindung ein enormer Gewinn. Unsere Familie beherrscht Downtown Tampa. Ihre Familie beherrscht die gesamte Ostküste. Auch Kuba ist nun wieder offen.

Ich stehe auf, die Akte fest umklammert, und trete ans Fenster, das den Blick auf den weitläufigen Garten freigibt. Die Sonne scheint golden über dem Anwesen, doch in meinem Herzen herrscht ein Sturm. Die Entscheidung, die vor mir liegt, wird nicht nur mein Leben verändern, sondern auch das Schicksal meiner Familie in neue Bahnen lenken. In diesem Augenblick der Unsicherheit und der Zerrissenheit weiß ich nur eins: Ich stehe am Scheideweg, und der Weg, den ich wähle, wird alles verändern.

Während ich gedankenverloren in die Ferne blicke, spüre ich die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, die einen sachten Trost spenden inmitten des Sturms in meinem Inneren. Die Vögel zwitschern leise im Garten, als ob sie mir eine Botschaft der Hoffnung zutragen wollten, in einer Zeit, die von Zweifeln und Ängsten geprägt ist.

Mein Blick wandert zu Robert, meinem Zwillingsbruder, der nun neben mich tritt und mir einen fragenden Blick zuwirft. Seine lockere Haltung zehrt gefährlich an meinen Nerven und sein impulsives Wesen, das im starken Kontrast zu meiner distanzierten und kontrollierten Art steht, äußert sich an der Art, wie er die Schultern zuckt, während er die Hände in die Taschen seiner teuren Anzughose schiebt. Er kennt mich wie kein anderer, und dennoch vermag auch er nicht die Wirren in meinem Inneren zu durchdringen.

Die Akte in meinen Händen fühlt sich schwerer an denn je, als ob sie die Last meiner Entscheidung symbolisieren würde. Die Gedanken kreisen unaufhörlich in meinem Kopf, während ich versuche, einen Ausweg aus diesem Labyrinth der Verpflichtungen und Zwänge zu finden. Die Vorstellung, eine vollkommen fremde Frau zu heiraten, erfüllt mich mit einem Gefühl der Unwirklichkeit. Alles in mir sträubt sich dagegen.

Vater betrachtet mich mit einem durchdringenden Blick, der meine Entschlossenheit auf die Probe stellt.

„John, die Zeit drängt. Du musst eine Entscheidung treffen, die im Interesse der Familie liegt“, spricht er mit einer Autorität, die keinen Widerspruch duldet. Seine Worte hallen in meinen Ohren wider, und ich spüre den Druck, der auf mir lastet, immer unerbittlicher werden.

Die Worte hallen in meinem Kopf wider.

Ein Augenblick der Stille legt sich über uns, während ich versuche, meinen inneren Konflikt zu ordnen und den Mut zu finden, den nächsten Schritt zu gehen. Die Entscheidung, vor der ich stehe, ist wie ein Abgrund, der sich vor mir auftut, und ich stehe am Rand, bereit, mich ins Ungewisse zu stürzen. Doch tief in mir spüre ich eine Ahnung von Hoffnung, dass am Ende des Weges vielleicht doch ein Funke von Glück auf mich wartet.

Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu, taucht den Raum in ein warmes, goldenes Licht, das die Schatten der Zweifel und Ängste zu mildern scheint. Robert tritt einen Schritt näher, seine Miene besorgt und zugleich erwartungsvoll.

„John, du weißt, dass wir immer zueinander gehalten haben, egal was passiert ist. Wir schaffen das auch diesmal, zusammen“, sagt er leise, seine Stimme von einem Hauch von Zuversicht durchdrungen.

Seine Worte berühren mich tief, erinnern mich an die unerschütterliche Verbindung, die uns seit unserer Geburt eint.

Ein innerer Kampf tobt in mir, zwischen der Pflicht gegenüber der Familie und dem Verlangen nach Freiheit, nach Selbstbestimmung. Die Vorstellung, mein Leben mit einer Fremden zu teilen, fühlt sich an wie ein Verrat an mir selbst, an all dem, was ich bisher war und sein wollte.

Ein Moment der Stille legt sich über uns, während ich die Welt um mich herum ausblende und mich nur auf meine innerste Stimme konzentriere. Die Entscheidung, die ich treffen muss, wird nicht nur mein eigenes Leben verändern, sondern auch das Schicksal meiner Familie für alle Zeiten besiegeln. In diesem Augenblick der Wahrheit und Klarheit weiß ich, dass ich allein den nächsten Schritt gehen muss, auch wenn er mich in unbekannte Gefilde führt.

Robert steht noch immer an meiner Seite, sein Blick voller Brüderlichkeit und Vertrauen.

„Wir haben schon so viel gemeinsam durchgestanden. Wir werden auch diese Herausforderung meistern, egal wie schwer sie auch sein mag“, flüstert er, seine Stimme sanft und dennoch voller Entschlossenheit. Seine Worte durchdringen meine Zweifel und spenden mir einen Funken Mut inmitten der Dunkelheit meiner Gedanken. Kurz nicke ich, dann besinne ich mich. Ich bin John Saint. Ich stehe zu meinem Wort. Egal, wie lange ein Versprechen auch her sein mag, das ich gegeben habe. In diesem Moment der inneren Einkehr betrachte ich die Akte noch einmal, bevor ich meinen Blick durch das opulente Büro schweifen lasse. Die Erinnerungen an vergangene Zeiten und die Ahnungen über die Zukunft verschmelzen zu einem undurchdringlichen Nebel. Die Entscheidung, die ich getroffen habe, ist wie ein ungeschriebenes Kapitel, das nur darauf wartet, von mir festgehalten zu werden. Und in diesem Moment des Schweigens und der Selbstreflexion weiß ich, dass ich allein den Mut habe, diesen Weg zu gehen, auch wenn er mich in unbekannte Gefilde führen mag.

„Ich stehe zu meinem Wort!“

Mit diesen Worten nicke ich meinem Vater zu, über dessen Gesicht nun ein zufriedenes Lächeln huscht. Dann wendet er sich gelassen dem Bildschirm des Computers auf seinem Schreibtisch zu, während ich auf dem Absatz kehrt mache.

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