Nicht Minigolf
Nicht Minigolf ( Tag 1 Montag Vormittag )
Nach und nach versammeln sich immer mehr Bewohner des Camps, alles in allem etwa 17-20 Leute um den Platz. Mario, der stämmigere Leiter betritt den kleine Hügel und verkündet stolz.
Mario: "Da wir in der aktuellen Konstellation allen von euch voll vertrauen, haben wir uns für einen besonderen Ausflug entschieden."
Gespannt starren die Bewohner auf Mario, nur Katrin starrt mich an, was mir doch etwas unangenehm ist. Eileen starrt auf ihr Buch.
Mario: "Minigolf!"
Boar, ich hasse Minigolf, versuche es mir aber nicht anmerken zu lassen. Na großartig, so kann ich mich nicht nur schon am ersten Tag, sondern auch schon in den ersten paar Stunden vor allen lächerlich machen. Denn wenn ich eines absolut nicht kann, dann ist es Minigolf.
Leicht panisch versuche ich Katrin an zuflüstern.
Ich: "Was muss ich tun, um nicht mit zu müssen?"
Ich denke mir, wenn ich jetzt noch in meinem Bett rum wühlen würde, hätte ich den Ausflug ja quasi leider verpasst. Eventuell hat mich Mario ja noch nicht gesehen.
Eileen: "Hey Mario, wir sind 16 Leute also 4er Teams?"
Als hätte Eileen meinen Plan erkannt, lenkt sie sofort Marios komplette Aufmerksamkeit auf uns.
Mario: "Überlegen wir vor Ort, also los los."
Wir stellen uns in einer groben Reihe auf und marschieren zu Fuß aus dem Camp heraus durch die Schleuse und einen recht weiten Weg eine Landstraße entlang. Meine kommende Blamage vor Augen und noch etwas sauer, lasse ich mich in dem Tross immer weiter nach Hinten fallen.
Kurz überlege ich, ob ich nach vorne zu den beiden Mädchen vom Anfang aufschließen soll und ob diese auch so ihre Späße mit mir treiben werden. Zu meiner Überraschung winkt mir das kleine blonde Mädchen vom Anfang der Schlange aus zu.
Aber als ich genauer darüber nachdenke, ist es doch wohl kluger mich vor Eileen zu blamieren, die mich offensichtlich sowie schon nicht sehr mag, jedoch scheint Katrin mich wenigsten nicht nicht zu mögen.
Eileen: "Was machst du denn für ein Gesicht?"
Eileen und Katrin sind zu mir aufgeschlossen und gehen nun links und recht von mir.
Eileen: "Las mich raten, du hasst Minigolf."
Sie sagt das in einem leicht erfreuten Ton, so als würde sie ihren Sieg auskosten wollen. Ich beschließe erst mal nicht zu antworten.
Eileen: "Ey, ich sehs doch in deinen Augen."
Ich: "Ja, ok ich hasse Minigolf und?" Entgegne ich entfernt.
Katrin: "Perfekt, wir auch."
Eileen: "Ich hab es dir dich gesagt, ich hab eine Gespür für Leute, die kein Minigolf können."
Katrin: "Lust auf eine Runde Nicht Minigolf?"
Sie setzt mit ihren Fingern Anführungszeichen um das Wort "Nicht Minigolf".
Ich: "Nicht Minigolf?"
Katrin: "Genau, wir tun nur so, als ob wir spielen, schubsen den Ball ein bisschen rum .."
Eileen: ".. und denken uns irgendwelche Punkte aus, bla bla."
Ich: "Äh, klingt super."
Katrin: "Hast du schon mal Minigolf gespielt?"
Ich: "Ja."
Eileen: "Falsche Antwort, hast du nicht! Wir müssen dir erst Alles beibringen."
Ok, ich weiß zwar nicht, wie dieser Plan genau funktionieren soll aber wenn ich nicht richtig spielen muss, bin ich schon mehr als Glücklich.
Endlich sind wir nach gut einem Kilometer, welcher für einige der Campbewohner scheinbar schon zu viel war, bei der an einem Abhang gelegenen Minigolfbahn angekommen. Wir durchschreiten ein Tor und Reihen uns vor dem Kassenhäuschen ein, wo Mario die Bewohner zu Vierergruppen zusammen stellt.
Eileen: "Ich, Katrin, Manuell und er hier."
Eileen deutet auf mich.
Mario: "Ich weiß ja nicht, ob Daniel wirklich so gut bei euch aufgehoben ist."
Katrin: "Ach wir verstehen uns sicher super, du magst doch sicher Computerspiele oder?"
Ich: "Äh, ja."
Wir sind als letzte an der Reihe, bekommen ein Klemmbrett mit einer Tabelle, einen Ball und Katrin den Schläger in die Hand gedrückt. Welcher ihr umgehen von Mario abgenommen wird, welche ihn Eileen vor die Nase hält.
Mario: "Kann ich dir diesen Schläger guten Gewissens anvertrauen?"
Eileen: "Ija!"
Mario: "Gut aber ich werde dich gut im Auge behalten."
Eileen: "Oh, äh .. wenn ich ehrlich bin, so gut unter Kontrolle, fühle ich mich heute doch nicht."
Mario: "Einen Kinderschläger bitte."
Mario wendet sich an die Person im Kassenhäuschen, welche ihm einen knallgelben Plastikschläger überreicht, den er an Eileen weiter gibt. Den Stahlschläger gibt er Katrin zurück.
Eileen: "Ok, damit fühle ich mich sehr viel wohler."
Mario: "Das ist die Hauptsache und kein Grund sich zu schämen."
Als würde sich dieses Mädchen vor irgendwas schämen.
Eileen: "David hier hat noch die Minigolf gespielt, dürfen wir bei Bahn 1 beginnen?"
Mario: "Sicher .. und er heißt Daniel."
Fröhlich den Plastikschläger durch die Luft wirbelnd, geht Eileen einen Hügel der abschüssigen Minigolfanlage herunter und verscheucht erst mal eine andere Gruppe, von selbiger.
Katrin: "Ach äh, das ist übrigens Manuell, er kann auch Minigolf nicht leiden."
Manuell: "Hallo"
Manuell gegrüßt mich, gibt mir die Hand und setzt sich dann Wortlos auf eine Bank. Er ist etwas kleiner als ich, hat kurzes schwarzes Haar und ist recht mager.
Katrin: "Er hat einiges durchgemacht, von wegen Sekte und so, nicht wundern, er redet kaum."
Flüstert Katrin mir zu.
Eileen: "So wir bringen dir jetzt Minigolf bei. Stell dich einfach neben den Ball, Füße schulter breit aus einander und aus der Hüfte .. ach, tu einfach so als würde ich sinnvolle Tipps geben."
Den Rest des Satzes sprich Eileen deutlich leiser und bewegt am Ende nur noch die Lippen. Ich hampel darauf hin ein wenig rum und ändere immer wieder Körper- und Schlägerhaltung. Eileen greift zu ihrem Buch, Katrin knibbelt an ihren Fingern rum und Manuell starrt ins Leere.
Eileen: "Die Knie mehr beugen, den Schlag lockerer und die Arme nicht so weit aus einander."
Eileen springt plötzlich auf und demonstriert die Technik mit ihrem Platikschläger.
Mario: "Es ist zwar recht löblich, dass du dir mit unserem Anfänger so viel Mühe gibt es aber ich denke die anderen wollen auch mal spielen."
Eileen: "Wie soll man denn jemandem Golf beibringen, wenn man von allen Bewohnern eine Unterarmlänge Abstand halten muss?"
Katrin: "Wir haben schon gespielt Eileen 2, Ich 3, Manuel 2 Schläge."
Mario: "Das reicht an Training, Minigolf ist keine Raketenwissenschaft also .. auf nach Bahn 2 mit euch."
Wir gehen zur nächsten Bahn und Mario wieder zu einer anderen Gruppe, die eine Bahn weiter oben bearbeitet.
Katrin: "12 Min neuer Rekord."
Kathrin schaut auf ihre Uhr und mir fällt auf, das man uns auf Bahn 2 gut sehen kann.
Ich: "Jetzt müssen wir uns dummerweise wirklich abwechseln oder?"
Katrin: "Ich sag einfach, wann wir wechseln, schlag einfach irgendwie .."
Wir spielen so eine ganze Weile Planlos vor uns hin. Als ich an der Reihe bin fragt mich Katrin plötzlich.
Katrin: "Du scheint recht klar beisammen zu sein, was hast du wenn ich das fragen darf?"
Ich: "Äh, weswegen ich hier bin oder?"
Katrin: "Genau."
Ich: "Kopfschmerzen und Schulprobleme."
Katrin: "Echt, das ist alles und deine Diagnose?"
Ich: "Keine Ahnung."
Eileen: "Steht als IDC-10 in deinem Logbuch aber leider .."
Ich beende meinen Zug eigenwillig und überreiche Katrin mein Logbuch.
Katrin: "Eigentlich darf man nicht in die Logbücher anderen schauen."
Eileen: "Man darf anderen nicht einfach ins Logbuch schauen, meint, dass man nicht gegen deren Willen einfach reingucken darf."
Eileen: "Außerdem sieht das auf die Entfernung eh nicht wie eines aus, noch ein Vorteil meiner Knick Methode."
Katrin: "Ah, F29 der Klassiker."
Ich: "Wie?"
Eileen: "Jap das ist Psychose, das tragen die immer ein, wenn denen nichts besseres einfällt."
Ich sehe mir die betreffende Seite meines Logbuches das erste Mal genauer an und sehe wie oben in einer kleine Tabelle grün unterlegt F29 steht. Darunter finden sich Punkte mit noch kryptischeren Abkürzungen wie BS, SÜ, SEP und viele mehr. Bei mir sind die meisten Punkt grün oder gelb, einer ist Rot.
Ich: "Was ist das, ich deute auf SchP. Ist das irgendwie schlimm, wenn das Rot ist?"
Katrin: "Schul Probleme, also mögliche Schul Probleme. Eigentlich sollen wir selber die Abkürzungen gar nicht kennen. Das ist eine Liste von allen Sachen, die ein Bewohner so anstellen kann, da gucken dann Leute drauf, die mit uns zu tun haben, uns aber nicht persönlich kennen, damit die gewarnt sind."
Eileen: "Mach dir doch keine Sorgen, wegen einem roten Punkt. Guck dir das mal an."
Eileen, zieht ihr zerknautschtes gut 50 Seiten starkes Logbuch aus ihrer hinteren Hosentasche und schlägt eine Seite auf, auf der so gut wie jeder Punkt mit Rot oder sogar mit Schwarz markiert ist.
Katrin: "Meine Fresse, was hast du gemacht als ich weg war? Man könnte meinen du sammelst."
Eileen: "Ist der Ruf erst ruiniert .. Ich versuche eben alles einmal auf Rot zu haben, danach hör ich sofort wieder auf versprochen."
Katrin: "Das ist total bescheuert, du ruiniert dir jegliche Freiheiten."
Eileen: "Tanja hatte mal alles gleichzeitig auf Orange."
Katrin: "Tanja ist an dem Tag auch völlig ausgetickt, das ist kein zulässiger Vergleich! Ok .. hm .. dir fehlt noch ne Brandstiftung und einen sexueller Übergriff oder?"
Eileen: "Nur noch Brandstiftung, den sexuellen Übergriff hab ich seit gestern auf schwarz."
Katrin: "Was zum? Auf wen?"
Eileen: "Nen Baum. In der nächsten Version der Regeln wird deswegen jetzt nicht nur stehen, dass sexuelle Übergriffe auf Campeigentun untersagt ist, sonder auch Übergriffe auf Flora und Fauna."
Sagt Eileen mit stolzgeschwellter Brust. Als Katrin nach einem Schlag den Ball aufsammelt, verkündet Eileen.
"So ähm .. Ich 6 Schläge .. äh .. Katrin 3, Manuel 4 und du da äh .. auch 6."
Katrin: "Du 6 Schläge, was ist los mit dir?"
Kichert Katrin. Eileen scheint sich sonst mehr Punkte beim "Nicht Minigolfen" zu geben.
Eileen: "Ich kann halt mit dem Kinderschläger hier nicht spielen."
Sie hatte kein einziges mal gespielt. Wir gehen über zur nächsten Bahn wo Eileen und Katrin ihr Gespräch vorsetzen.
Katrin: "Wie hast du das mit dem Baum eigentlich geschafft?"
Eileen: "Hab beim Öko Kurs einfach einen Baum umarmt, ohne ihn vorher zu fragen."
Katrin: "Die Tante gibt einem auch Vermerke für jeden Scheiß?"
Eileen: "Ja aber das mit dem Feuer wird ein Problem so ganz ohne Feuerzeug."
Ich weiß nicht ob es klug ist, mich da jetzt einzumischen und ob ich Eileen wirklich auf die Idee bringen sollte, nun sie wird wohl kaum das ganze Camp niederbrennen, also lasse ich es einfach mal drauf ankommen.
Ich: "Mach doch Feuer mit zwei Stöcken."
Eileen: "Wie so einen kaputter Höhlenmensch oder was? Soll ich mir dann vielleicht noch einen Fell umhängen?"
Entgegnet Eileen beleidigt. Naja zumindest scheint sie intelligent genug zu sein, um direkt zu wissen, was ich meine.
Katrin: "Säh sicher witzig aus."
Eileen: "Zugegeben die Idee ist nicht doof, aber ohne Fell macht das keinen Spaß?"
Kartin: "Im MultiKulti Raum liegt doch so einen olles Schaffell."
Wirft Katrin kichert ein.
Eileen: "Perfekt, ich mach das."
Katrin: "Als ob?"
Eileen: "Ich bring das, er hier ist Zeuge."
Eileen deutet auf mich. In diesem Moment bin ich mir nicht sicher, ob die Beiden gerade das angekündigte Begrüßungsritual durch ziehen oder ob die hier wirklich planen in einem Schaffell das Camp anzuzünden. Allein die Vorstellung erschwert es mir mein Lachen zu verkneifen. Zum Glück hat Eileen den sexuellen Übergriff schon abgehakt.
Wir gehen über zur nächsten Bahn, wo wir auf eine Gruppe Kinder warten müssen, die nicht aus dem Camp kommen.
Eileen: "Alle normal und ruhig verhalten, freundlich und niedlich sein und lächeln, sonst erkennen die uns."
Flüstert Eileen uns zu, wir nähern und langsam und Eileen begrüßt die Kinder in einem künstlich freundlichen Ton.
Eileen: "Hallo, lasst euch ruhig Zeit, wir haben es nicht Eilig."
Beim letzten Teil lächelt sie gekünstelt und schließt dabei die Augen. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie ihre Jeans gegen eine marineblaue enge Stoffhose getauscht hat und so einen einheitlicheren Eindruck macht. Sie setzt sich mit etwas Abstand zu uns anderen auf die Bank von Bahn 3.
Nach einer halben Ewigkeit sind die Kinder fertig und überlassen uns die Bahn.
Katrin: "12 Minuten, nicht schlecht."
Ich: "Könntet ihr mich eventuell etwas mehr aufklären, was .."
Eileen: "Wenn die Leute erkennen, wo wir herkommen, lassen die uns eiskalt vor und die Bahnen werden immer unspaßiger mit steigender Nummer. Das mit den Kiddys war echtes Glück!"
Katrin: "Buhu .. 13 buhu .."
Ich: "Woran erkennt man .. äh .. uns?"
Eileen: "Also dich erkennt man sicher nicht, bei Katrin sind es in der Regel die Macken an den Armen und bei mir meine Exquisiten Outfits."
Dabei sieht herunter auf ihre Füße, welche in Ballerinas stecken, die wohl mal weiß gewesen sein müssen.
Katrin: "Passt aber auf, dass du nächsten Dienstag noch rein passt."
Eileen, die gerade am Schlag ist, hat wohl selber gemerkt, dass ihr eine kleine Speckrolle zwischen Blouse und Hose herausgerutscht ist und korrigiert den Fehler mit einer unauffälligen Handbewegung.
Eileen: "Way to Walarsch."
Ein weiterer Faktor, der bei diesem Mädchen absolut nicht passen will. Oberflächlich wirkt sie aufgeweckt und bewegungsfreudig, aber trotzdem hat sie derart zu viel auf den Rippen, dass sie wörtlich aus alles Nähten platzt, denn ihre Kleidung ist eindeutig etwas zu klein.
Als sie ihre Runde beendet und sich neben mich setzt fällt mir auf, dass sie jedes mal den oberen Knopf ihrer Hose aufmacht.
Eileen: "Tija, was für ein Luxus Gürtel sind, weiß man erst, wenn man keine mehr haben darf."
Reißt mich Eileen aus meinen Überlegungen, verdammt sie muss wohl gemerkt habe, dass ich sie angestarrt habe.
Ich: "Ähm .. Wie, Was?"
Eileen: "Wenn man Mist macht, dann bekommt man schon mal Sachen weggenommen und das kommt bei mir häufiger vor."
Ich: "Was denn so?"
Frage ich instinktiv ohne groß darüber nachzudenken.
Eileen: "Sieht du den Baum da?"
Sie zeigt auf einen Baum weit außerhalb des Miniaturgolfplatzes, in etwas 100 Metern Entfernung.
Eileen: "Den hab ich getroffen."
Mario: "Nichts worauf man stolz sein sollte."
Mario ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und guckt Eileen strafend an.
Eileen: "Ich schätze ich bin richtiges Golf gewöhnt und das Muskelgedächtnis vergisst nicht so schnell."
Mario: "Warst du schon dran?"
Mario deutet auf die Bahn. An sich nichts besonderen nur, dass das Loch hier auf der Spitze eines kleinen Hügels liegt.
Eileen: "Nein."
Mario: "Das ist eine super Gelegenheit um an deinen Problemen zu arbeiten."
Eileen: "In wie weit?
Mario: "Krafteinschätzung und Frustrationstoleranz."
Mario überreicht Eileen den Ball und guckt zu wie diese immer wieder den Ball entweder viel zu stark oder viel zu schwach anspielt und bei jedem Versucht wütender und genervter wirkt.
Ich denke mir, dass es nicht sehr klug ist, dem Trauerspiel weiter zuzusehen, denn schließlich hasse ich es selber, beim Versagen auch noch beobachtet zu werden und schau einfach in eine anderen Richtung.
Kurz drauf tippt mich Katrin auf die Schulter zeigt mir einen Ball und sagt:
"Mario meint wir sollten schon mal zur nächsten Bahn."
Also lassen wir auch diese Bahn hinter uns, überspringen ein paar besetzte Bahnen und landen bei Bahn 10. Dort führen wir unser "Nicht Minigolf fleißig weiter". Als ich a Zug bin spricht mich Katrin von hinten an.
"Du magst Computer Spiele oder?"
Ich: "Ja."
Ein Mädchen, dass einen auf Videospiele anspricht, hier stimmt doch was nicht.
Katrin: "Ich Mag Unreal Tournament."
Ich: "Ja kenn ich, ich finds klasse."
Ich bin mir nicht ganze sicher, ob sie das Thema mir zuliebe eingeschlagen hat, denn ich denke kaum, dass sie sich wirklich für das Spiel interessiert.
Katrin: "Was ist deine Lieblingswaffe?"
Ich: "Das Scharfschützengewehr, ohne Zoom den Leuten den .. äh .. die Leute treffen."
Katrin: "Ich mag das Ding das die Kreissägen schießt, ich schieß immer so, dass die Dinger vom Boden Abprallen und den Leuten denn den Kopf ab säbelt."
Falsch gedacht, sie kennt das Spiel und ihr scheint das Abtrennen von Köpfen wohl Freunde zu bereiten, denn auf einmal wirkt sie fast euphorisch.
Katrin: "Schade, dass wir hier keine Laptops haben dürfen. Ob wohl Laptops ja fast immer schlechter sind als große PCs."
Nicht sicher, ob ich das gerade wirklich gehört habe, drehe ich mich zu Katrin um, die auf der Bank sitzt, die Füße mit den ausgetretenen schwarzen Allstars unter der Bank überschlagen und die Arme auf der Sitzfläche abgestützt. Sie guckt mich erst aber immer noch recht niedlich an.
Ich: "Ja, kommt drauf an .."
Eileen: "UT ist doof, Quake ist besser."
Eileen ist hinter uns aufgetaucht, sie wurde scheinbar von Mario entlassen und hat eine noch schlechte Laune aus gewöhnlich. Sie trägt ihren Kinderschläger wie ein Joch über den Schultern.
Da Mario sicher bereits außer Hörweite ist, beginnt sie ihn nach zu machen.
"Du musst eine Kraft besser einschätzen lernen."
Eileen: "Meine Kraft ändert sich eh ständig, was soll der Unsinn."
Katrin: "Du hast noch nie eines der Beiden gespielt."
Eileen: "Ich darf also keine Meinung haben oder wie?"
Katrin: "Du bist nur der Meinung, das Quake besser ist, weil ich UT mag."
Eileen: "Du magst Quake nur nicht, weils da keine Kreissägen gibt. Hey was magst du lieber?"
Katrin: "Kreissägen sind ein wichtiges Qualitätsmerkmal."
Träume ich oder streiten sich da zwei Mädchen wirklich gerade darüber welcher Ego Shooter besser ist. Ich halte es mittlerweile für komplett ausgeschlossen, dass die das Theater gerade wegen mir abhalten.
Eileen: "Hey, ihr was findet ihr besser."
Ich: "Äh, ich hab beide und beide sind super."
Eileen: "Und wenn du dich entscheiden müsstest?"
[x]Quake
[0]Unreal Tournament
Eileen: "Sieht du."
Katrin: "Manuell du?"
Manuell: "Hä .. äh .. Unreal Tournament."
Eileen: "Noar."
Katrin: "Gleichstand."
Eileen: "Ok .. ähm .. Ich 4, Katrin 8, David 3, Manuel 9. So langsam gewöhne ich mich an den Schläger."
Eileen notiert die Phantasie Punkte und wir gehen über zur nächsten Bahn. Ich bekomme als letzter den Schläger in die Hand gedrückt und schubse den Ball lustlos in der Gegend rum.
Eileen: "Hey, du bist auf die Bahn getreten!"
Ich: "Äh, nein bin ich nicht."
Eileen: "Sicher? Ich hab es doch gesehen."
Ich: "Ja ich bin mir sicher!"
Eileen: "Habt ihr was gesehen?"
Manuell und Katrin schütteln unbeteiligt die Köpfe.
Eileen: "Gibs zu, du bist auf die Bahn getreten."
Ich: "Warum regst du dich jetzt so auf? Wiederhole ich den Schlag eben."
Was soll das denn jetzt, wir spielen eh nicht wirklich.
Katrin: "Also so weit ich weiß, darf man einen Schlag nicht wiederholen. Sonst könnte man ja einfach auf die Bahn treten, wenn man merkt, dass der Ball nicht trifft."
Eileen: "Stimmt, man müsste also eher ausscheiden."
Ich: "Von mir aus, ich halte Katrin den Schläger hin."
Eileen: "Nein nein, so einfach kann das auch nicht sein. Das wäre zu hart, wenn ich mich richtig erinnere, dann müsste es Punktabzug geben."
Ich: "Äh, ja von mir aus."
Katrin: "Aber wir wissen ja gar nicht, ob er überhaupt übergetreten ist."
Eileen: "Ich hab es doch gesehen, er muss es nur zugeben."
Ich: "Auf keinen Fall, ich bin nicht auf die Bahn getreten."
Mario: "Kann man euch denn keine Minute aus den Augen lassen?"
Mario muss uns wohl gehört haben und guckt vor allem wieder Eileen böse an.
Eileen: "Was denn, alles in Ordnung, wir diskutieren nur die Regeln."
Mario: "Ganz einfach, alles auf Anfang, ihr spielt diese Bahn einfach noch einmal."
Mario dreht uns den Rücken zu und begibt sich wieder zu seiner Gruppe.
Katrin: "Was sollte dass denn?"
Eileen: "Sorry Notwehr, nichts für ungut."
Sie sieht mich kurz etwas schuldig an und sagt dann leise.
"Die Lahmärsche, blockieren die Schnecke, wenn wir nicht aufpassen müssen wir die überspringen."
Ich: "Wie . Äh?"
Katrin: "Die Schnecke ist ne Bahn wo der Ball voll lange braucht, da können wir mindestens ne halbe Stunde weg dödeln."
Eileen: "Und die Lahmärsche sind die Lernbehinderung, die Antriebslosigkeit und ne Magersucht. Die brauchen ewig und wir müssten das direkt zur .."
Katrin: "Zur Dreizehn buhu .."
Sie sagt das, wie in einem alten Horrorfilm.
Ich: "Glück gehabt, dass ich übergetreten bin .."
Eileen: "Bist du nicht!"
Wir spielen die Bahn also von neuem und geben uns redlich Mühe, nicht zu schnell fertig zu werden. Nach meinem Zug, setzte ich mich zu Katrin auf die Bank. Diese Seniorenattraktion scheint an jeder Bahn mindestens 3 einfach Holzbänke zu haben.
Katrin: "Was für Musik hört ihr eigentlich?"
Ich: "Ähm .. Verschiebens."
Katrin: "Naja .. zumindest eine bessere Antwort als – Alles aus den Charts."
Antwortet Katrin sichtlich enttäuscht.
Eileen: "Ich höre gar keine Musik."
Katrin: "Das ist Unsinn. Nur weil du bist her noch keine richtige Musik gehört hat."
Eileen: "Du darfst ja deine 'richtige Musik' nicht mitbringen."
Katrin: "Und du?"
Katrin wendet sich an Manuel.
Manuel: "Ami Hiphop."
Kartin: "Waaa .. noch schlimmer. Ich höre übrigens Death Metal, Industrial und Soundtracks."
Eileen: "Böse gewaltverherrlichende Musik"
Efft Eileen ein Autoritätsperson nach.
"Spielt noch eine Bahn zu ende und dann geht es langsam zurück ins Camp."
Hören wir Marios Stimme von oben her.
Katrin: "Boar knapp."
Eileen: "Nimm das 13!"
Eileen streckt einer Bahn etwas weiter oben beide Mittelfinger entgegen.
Ich: "Was ist mit der 13?"
Katrin: "Das ist so ein doofes Netz mit einer Rampe, wo man voll Ausholen muss, das ist frustrierend und man muss den Ball jedes mal aus den Maschen puhlen und alle können einen sehen."
Eileen: "So .. pf .. Katrin 4, Manuell 6, Du 3 und ich 13."
Wir gehen also wieder den Abhang hinauf und versammeln uns mit den anderen Zusammen um Mario, der nach unseren Punkten fragt. Nach etwas Rechnerei belegen wir den dritten Platz und beklatschen das Gewinnerteam, besteht aus den zwei Mädchen von heute Morgen, einem unscheinbaren Jungen und einer weiteren Mädchen mit roten Haaren.
Anschließend bestätigt Mario die Teilnahme am Ausflug mit einer Unterschrift in unseren Logbüchern. Als er meines mit dem zusätlichen Knick sieht, säuft er kurz und meint künstlich belustigt:
"Ah der Tanjasche Knick. Zugegeben .. es ist schon praktisch wenn Bewohner ihre Logbücher immer mir sich rumschleppen. Kann ich dich gleich mal für einen Moment auf dem Rückweg sprechen?"
Ich: "Sicher."
Wir geben unsere Schläger, Bälle und Klemmbretter wieder ab und machen uns auf den Rückweg.
Eileen: "Schade, am Ende mochte ich den Kinderschläger."
Katrin: "Der war so schön weich oder?"
Eileen: "Genau und wir haben es geschafft ohne größere Blamagen. Rein gehauen Leute. Beziehungsweise, nein, ich muss ja Abstand halten."
Wir bilden das Schlusslicht in der Kette, auf einmal fällt mir ein, dass Mario mich noch sprechen wollte.
Ich: "Ich muss noch mal zu Marion."
Katrin: "Warum?"
Eileen: "Auf Verrat steht ne Einseifung!"
Ich: "Keine Sorge."
Ich wühle mich also nach vorne, an allerhand Bewohner vorbei. Entschuldige mich höflich für das ein oder anderen Anrempeln und gelange schließlich an die Spitze, besteht aus Mario und den beiden Mädchen von heute Morgen.
Mario: "Ah, gut das du da bist. Könntet ihr uns für einen Moment alleine lassen?"
Mario wedelt sich an die beiden Mädchen. Welche darauf hin einfach stehen bleiben und sich so weiter nach hinten fallen lassen.
Mario: "Als erstes freut es mich sehr, dass du dich geöffnet und auch schon Anschluss im Camp gefunden hat."
Er atmet tief ein.
Mario: "Aber du solltest es dir eventuell noch einmal überlegen, mit wem du hier rumhängen willst. Ich meine Katrin ist im Kern ein liebes Mädchen aber Eileen .. fff .. ist eine ganz andere Geschichte."
Ich: "Wieso das?"
Mario: "Wir haben hier Jugendliche mit etwas weniger und welche mit etwas mehr Problemen und du gehörst zu denen mit etwas leichteren und Eileen und Katrin eben zu denen mit etwas schwerwiegenderen."
Gut, denke ich mir, das Katrin im Kern ganz lieb sein kann, glaube ich aufs Wort aber das Eileen so schlimm sein soll, kann ich mir echt nicht vorstellen. Ich meine sie ist direkt und teilweise schon aggressiv aber hier scheinen doch alle so ihre Probleme zu haben.
Mario: "Ich finde du solltest auch den anderen hier eine Chance geben, dich kennen zu lernen. Guck mal Bezzy und Anny."
Er deutet auf die beiden Mädchen von heute Vormittag. Als sie das merken, fangen die beiden an zu tuschen und zu kichern. Was nun jetzt doch etwas abschreckend wirkt.
Mario: "Eigentlich müsste ich dir, für den Knick in deinem Logbuch, deinen Ausgang von 2B auf 0 kürzen."
Moment mal, Eileen hat mir doch gesagt, dass man eh bei 0 startet, ich hoffe ich habe mir jetzt nicht doch irgendwas versaut.
Mario: "Aber wenn du mir versprichst, bei nächsten Ausflug oder vergleichbarem nicht mit Eileen und Katrin umzuhängen, dann überlege ich mir die Streichung noch einmal."
[0]Versprechen
[x]Es sich überlegen
Ich sage, dass ich es mir überlege und gehe mit einigem Abstand zu Mario, den Weg zurück zum Camp weiter, als mich wer fragt ob alles ok mit mir sei. Antworte ich, dass ich erschöpft bin und meine Ruhe haben möchte.