Abend Theater
Abend Theater ( Tag 1 Dienstag Abend )
Nach einer Weile kommen wir wieder im Camp an und die Bewohner verstreuen sich an alle Richtungen. Mario ermahnt noch einmal alle:
"In wenigen Minuten gibt es freiwilliges Abendessen im Hauptgebäude."
Wieso freiwillig, wer will den schon hungrig ins Bett gehen? Ein rothaariges Mädchen läuft an mir vorbei.
Ich: "Ähm .. entschuldige bitte aber welches ist das Hauptgebäude?"
Rothaariges Mädchen: "Äh, das große Graue."
Ich: "Der Bunker alles klar. Danke."
Nicht weiter auf das Mädchen achtend mache ich mich auf zum Bunker, in welchem sich auch mein Zimmer befindet.
Dort angekommen finde ich den langen Tisch, an welchem, trotz seiner Größe, nur eine Handvoll Jugendliche sitzen. Auf dem Tisch steht ein Korb mit einer handvoll Brötchen, ein paar vor geschnittene Brote und ein bisschen Aufschnitt.
Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dass nicht so viele kommen, weil es nicht genug zu Essen gibt.
Ich setzt mich, logischer weise, auf den Stuhl der direkt hinter meiner Zimmertüre liegt und damit auch etwas abseits von den anderen.
Peter: "Bitte aufrücken, keiner muss hier alleine Essen."
Ich rücke also vier Plätze auf und sitze neben einem kleinen unscheinbaren Mädchen, das nichts sagt.
Peter: "Du bist wohl nicht ganz fertig geworden mit der Regelübersicht."
Er lächelt dabei.
Peter: "Also, hier gibt es keine festen Plätze, jeder sitzt da, wo er sich hingesetzt hat. Nachträgliches Umsetzen gibt es auch nicht, wer sitzt der sitzt. Und es sollte keine leeren Plätze zwischen den Bewohnern geben, es wird also aufgerückt."
Ich: "Ok, kann ich das Regelwerk noch mal haben?"
Peter: "Sicher, ich kann dir eine Kopie machen aber da steht nicht mehr viel wichtiges drin."
Ich: "Und das große Regelwerk?"
Peter: "Es gibt kein großes Regelwerk, das ist die allgemeine Absprachensammlung. Die Campbewohner Version liegt im Wohnzimmer unter dem Tisch."
Ich: "Wohnzimmer?"
Peter: "Der Raum .. äh .. Bereich dort drüben."
Das 'Wohnzimmer' bezeichnet den kleinen Vorraum mit den Abgesessenen Sofas. Selbiger ist von meinem Platz auch sogar recht gut zu sehen.
Ich würde gerne noch ein paar Sachen fragen aber ich habe echt Hunger und so schmiere ich mir ein Brötchen mit Schmierkäse. Das Brötchen ist matschig und das Schmierkäse schmeckt furtbar aber bei dem Hunger ist mir das erst mal egal.
Ich schätze, dass wir hier gerade die Reste eines Frühstücks essen.
Ich: "Warum sind nicht alle hier?"
Peter: "Warum? Vermisst du wen?"
Ich: "Ich vermisse einige."
Peter: "Das Abendessen ist freiwillig."
Mageres Mädchen: "Schön Freiwillig."
Peter: "Freiwillig für alle ohne Essstörungen. Die Jugendlichen, die in Kabinen oder Häusern wohnen, dürfen bei sich auf den Türschwellen essen."
Ich: "Und wie kommen die an das Essen?"
Peter: "Die in Kabinen dürfen in vertretbarem Maße nicht leicht verderbliches Essen bei sich lagern. Die die in Häusern wohnen haben in der Regel funktionierende Kühlschränke."
Mageres Mädchen: "Luxus eh."
Nach einer Weile habe ich aufgegessen und freue mich schon auf mein Bett, ich muss so viel verarbeiten.
Peter: "Also das Essen ist nun offiziell beendet"
Die wenigen Campbewohner stehen auf und Peter wendet sich noch einmal an mich.
Peter: "Aufgestanden wird nämlich erst, wenn das Essen offiziell vorbei ist. Du kannst jetzt noch eine Weile tun was du willst um 8 Uhr gucken wir alle zusammen Nachrichten."
Ich stehe vom Tisch auf, verlasse den Bunker und gucke mich draußen um. Auf einmal sehe ich die zwei Mädchen vom Vormittag an einer Bank sitzen und mich heran winken.
Niedliches Mädchen: Hey, komm doch zu uns.
Ich nähere mich vorsichtig und begrüße die beiden erneut.
"Hallo"
Stabiles Mädchen: "Na, wie gehts?"
Ich: "Gut, aber wie heißt ihr eigentlich?"
Niedliches Mädchen: "Haben wir uns nicht heute Morgen schon getroffen."
Ich: "Nun ja aber ich kenn eure Namen trotzdem nicht, ich bin Danie .. äh .. Danny."
Niedliches Mädchen: "Ich bin Anny dass ist Bezy."
Anny ist recht klein, trägt ihre langen blonde Haare offen, hat blaue Augen und hat sich eine rosane Flauschjacke über ihr ebenfalls rosanes Spaghettitop gezogen, sie nickt mit dem Kopf in Richtung des anderen Mädchens.
Ich: "Freund mich."
Bezy: "Warum so förmlich?"
Ich: "Weiß nicht .."
Bezy hat kurze nussfarbene Haare, fast grüne Augen und trägt die gleichen Sachen wie am Vormittag und scheint mit Kälte kaum ein Problem zu haben. Wäre ich nicht so müde, würde ich sicher sofort ein sinnvolles Gespräch anfangen.
Anny: "Warum bist du hier?"
Ich: "Schulprobleme."
Anny: "Ach bei mir auch, ich bin geistig behindert. Also 50%, 50% von mir sind behindert."
Bezy: "Ich wegen Magersucht und Ritzen. Hauptsächlich wegen Ritzen."
Ok und die Beiden sollen jetzt so viel besser sein als Katrin und Eileen? Ich wage es zu bezweifeln.
Anny: "Also du darfst hier keine sexuellen Sachen machen, das ist hier voll übertrieben."
Ich: " Ich weiß, ich hab die Regeln gelesen aber Danke."
Anny: "Du darfst noch nicht mal so stehen."
Gibt Anny beleidigt von sich und stellt sich beide Füße Zusammen, zwischen Bezy gespreizte Beine, die auf einmal breitbeinig auf der Bank sitzt und Anny an der Hüfte umarmt.
Auf einmal lässt sich Anny auf Bezy fallen und beide liegen aufeinanders auf der Bank und umarmen sich.
Was zum Teufel? Da waren mir aber Katrin und Eileens schlechte Laune eindeutig lieber, als diese Girl on Girl Aktion hier. Ich meine, müssen die das unbedingt hier live vor mir demonstrieren.
Anny: "Natürlich darf man das nur als Junge und Mädchen nicht, als Mädchen und Mädchen geht das."
Bezy: "Solange man nicht lesbisch ist. Hey warum hältst du dir die Augen zu?"
Anny: "Dann ist doch alles umsonst."
Ein Glück, dass ich mich beim Minigolfspielen nicht einfach auf Katrin oder noch besser Eileen drauf gelegt haben, dass hätte ja echt Ärger geben können. Denke ich mir. Gut, dass ich das jetzt weiß. Obwohl es bei Manuell erlaubt gewesen wäre.
Danny: "Ah gut zu wissen, könnt ihr mir noch was zu den Gebäuden erzählen."
Anny: "Also das da ist das Hauptgebäude, wir sollen nicht Bunker dazu sagen. Da Essen wir und da müssen wir gleich Tagesschau gucken."
Bezy: "Das sind Kabinen, da wohnen im Sommer welche drin und wir haben Sommer. Äh .."
Anny: "Das ist das Wachhaus, da sind die Leiter drin."
Bezy: "Da im Tor ist das Arztzimmer und ähm .."
Ich: "Wo ist der Multikulti Raum?"
Bezy: "Der ist im Bunk .. im Hauptgebäude zischen dem Badehaus und den Zimmern."
Ich: "Badehaus?"
Anny: "Ja das ist so einen großer Raum mit Umkleide und Badewanne."
Ich: "Und da Baden alle in einer Wanne?"
Bezy: "Ja, gleichzeitig."
Anny: "Jungs und Mädchen zusammen."
Beide kichern, aber Anny steigt langsam schon wieder von Bezy herunter.
Bezy: "Die Kabinenbewohner müssen da baden, die im Hauptgebäude und in den Häusern haben Duschen auf den Zimmern."
Auch wenn ich die Räuberpistole vom Gruppenbaden eh nicht geglaubt hätte, so bin ich doch erleichtert, dass ich eine Dusche auf dem Zimmer haben könnte.
Anny: "Aber die in den Häusern haben nicht immer warmes Wasser, deswegen stinken die immer so einen bisschen."
Bezy: "Musst du gerade sagen, du klebst ganz schon."
Anny: "Heyy, Minigolf war ganz schön anstrengend."
Ich sehe mich weiter im Camp um, denn scheinbar muss man den beiden alle nicht sexuellen Sachverhalte einzeln aus der Nase ziehen. Ich bemerkte das zwischen den Bäumen immer wieder Pfähle mit seltsamen silbernen Kugeln aufgestellt sind, die aber kein Licht von sich geben.
Ich: "Was sind das für Dinger?"
Anny: "Tanja meinte mal es sind Kameras."
Bezy: "Aber auf der Wachstation sind keine Monitore."
Warum sollten Kameras in solchen verspiegelten Hüllen stecken? Nun gut, ich beschließe mich weiter umzusehen.
Ich lasse meinen Blick weiter schweifen und erkenne gegen die Sonne einen Hügel, auf dem ein sehr altes Haus steht.
Ich: "Was ist das?"
Anny: "Das ist das Geister Haus, da wohnen unsere Monster .."
Ich: "Welche Monster?"
Bezy: "Rat mal, da kommst du bestimmt drauf."
Während ich noch überlege, bestritt Mario den großen Platz mit einem kleinen Camping Fernseher und einer Kabeltrommel in der Hand.
Mario: "So kommt mal alle zusammen, wir gucken Heute mal wieder draußen Nachrichten."
Anny: "Scheiß auf Draußen, Nachrichten sind immer noch super langweilig."
Mario: "Das habe ich jetzt nicht gehört."
Wendet sich Mario an Anny, welche die Augen verdreht und etwas Unverständliches murmelt.
Mario: "Gut dass du auch anderen eine Chance gibts."
Er zwinkert mir zu und macht sich dann wohl die Antenne des kleinen Fernseher auszurichten.
Zwei zurückgebliebene Lesben sollen also der optimale Umgang für mich sein? Ganz ehrlich?
Anny: "Also wer meist du lebt in dem Geister Haus?"
Ich: "Äh, keine Ahnung."
Bezy: "Was sind die Schlimmsten Monster, die du dir vorstellen kannst?"
[0] Drachen
[0] Zombies
[0] Hitler und Goebbels
[x] Eileen und eine Mathematiklehrer
Ich sehe auf das Haus und wundere mich, das die sonst so gickerige Anny nicht mal leise kichert und auch sonst niemand einen Mucks von sich gibt.
Ich drehe mich langsam um und sehe dabei in ein paar funkelnder fast schwarzer Augen, allerdings nicht die heiteren von Katrin, sondern in die stechenden von Eileen.
Eine ganze Weile sieht sie mich auf diese Weise an, bis sie zu Mario überhaupt, der zusammen mit einem Jungen an der Antenne des Campingfernsehen rummacht und dann wieder zurück zu mir. Als würde sie sagen, wenn Mario nicht hier wäre ..
Aber noch bevor ich mich entschuldigen kann, dreht sich Eileen in einem Ruck um und lässt sich in einem Ruck auf den Boden fallen. Sie scheint wohl wirklich richtig wütend zu sein. Ich sollte mich wohl eine Weile wirklich von ihr fern halten.
Der Fernseher springt an und die Campbewohner lauschen mehr oder weniger gespannt dem letzten drittel der wohl beliebtesten deutschen Nachrichtensendung. Ich setzt mich vor der Bank auf der Anny und Bezy sitzen einfach auf den Boden.
Als die Tagesschau zu Ende ist stippt mir Anny von Oben auf die Schulter und flüstert.
"Frag nichts und sag nichts, dann kommen wir schneller hier weg."
Mario: "Hat jemand eine Frage?"
Er wendet sich an alle Zuhörer und fügt in skeptischen Ton hinzu:
"Hat wirklich jeder alles verstanden?"
Mario: "In den Nachrichten war die Rede von Peking, weiß jemand wo das liegt?"
[0]Eine Stadt in China
[x]Nichts tun
Enttäuscht sieht sich Mario um aber niemand meldet sich. Er fixiert eine kurze Weile lang mich und dann eine ganz Weile lang Eileen und Katrin. Erste hat ihre Arme in den Boden gestellt und knischt immer noch mit den Zähnen und Katrin sitzt gelangweilt im Schneidersitz und stützt ihr Kinn mit der Hand ab.
Langsam hebt Katrin ihre Hand.
Katrin: "Peking ist eine Stadt in China, im Westen bekannt durch das Gericht Peking Entchen."
Mario: "Meldet euch bitte gleich. Wenn das morgen wieder so zähl läuft gucken wir wieder drinnen. So Gute Nacht."
Zum Glück verschwinden Katrin und besonders Eileen recht schnell in die Dämmerung und ich gehe zusammen mit dem anderen Daniel, der nichtssagend auf einer der hintersten Bänke gesessen hat in den Bunker und auf unser Zimmer.
Ich will mich gerade auf mein Bett legen da fällt mir auf, dass mein Koffer nun auf meinem Bett liegt mit einem Zettel darauf:
"Bitte den Boden freihalten, ja auch unter den Betten, damit dort geputzt werden kann. Auch bitten wir dich alle Utensilien aus deinem Koffer in Schränke und Schubladen zu räumen um ein angenehmeres Klima und eine Wohnlichere Atmosphäre zu schaffen."
Ich bin zu müde um zu protestieren und so schaffe ich die verlange Wohnliche Atmosphäre, indem ich meine Bücher in eine Schublade stopfe auf der das Wort FUCK in Großbuchstaben eingeritzt ist.
Anschließend wünsche ich dem anderen Daniel noch eine gute Nacht und verkrieche mich in mein Bett.
"Mama!"
Höre ich es plötzlich durch den kompletten Bunker hallen.
"Was hast du mir angetan?"
Was zum? Wer schreit denn bitte mitten in der Nacht seine Eltern an? Gibt hier überhaupt ein Telefon? Au, da fällt mir ein, dass ich meine Familie auch anrufen sollte. Naja zu spät.
"Hol mich hier raus, hol mich bitte hier raus? Bitte .."
Fängt die mir unbekannte weinerliche weibliche Stimme zu zu flehen.
".. ja aber doch nicht in die Geschlossene Psychiatrie!"
Brüllt die Stimme jetzt sehr sehr aufgebracht. Naja, dann weiß ich ja jetzt, wo ich bin. Naja egal, ich will schlafen.
".. Bitte!"
Höre ich es noch einmal seufzen aber ich greife einfach mein Kissen und drücke es mir auf den Kopf.