Mathe
Mathe ( Tag 2 Mittwoch Vormittag )
Ich mache mich wortlos auf den Weg zum Geisterhaus, welches sich auf einem Hügel etwas abseits von Camp befindet. Ich weiß nicht genau, was Eileen plant aber eventuell steht ja das Begrüßungsritual noch aus. Obwohl ich eigentlich eher vermute, dass sich die Campbewohner viel zu uneinig sind, um koordinierte Aktionen durch zuziehen.
Wir nähern uns dem Haus, es ist ein altes heruntergekommenes Gehäuse aus den 1960er Jahren. Zwei Stockwerke, ein einfacher Bau mit einem verwittertem Dach und trüben Fenstern.
Ich betreten die Türschwelle, vor mir liegt eine schwere Holztür, an den Klingeln sind keine Namen angebracht.
Eileen: "Darf ich mal bitte .."
Sie schiebt mich zur Seite und ich trete vorsichtshalber ein paar zusätzlich Schritte zurück. Während sich Eileen eine ganz Weile vorn übergebeugt an dem Schloss zu schaffen macht, bemerke ich, dass sie kaum Hinter in ihrer viel zu weiten Hose hat.
Eileen: "Deus Ex Machina .."
Sie zieht mit aller Kraft an der Tür und tritt diese dann mit ihren Wanderstiefeln auf.
Eileen: "Nach ihnen .."
Sie deutet auf die offenen Türe und verlangt wohl, das ich zu erst das Gebäude betrete. Ich tue wir mir geheißen und das erste was ich sehe ist wohl das dunkelste und gruseligste Treppenhaus der Welt.
Durch das Gebäude führt ein langer Gang und über diesem eine ebenso lange Galerie auf der ersten Etage. Alles ist alt und ein leichter Geruch von Keller liegt in der Luft. Die Farbe bröckelt von den Wänden und an der Treppe, die auf die Galerie führt, lehnt eine Tür mit einem großen gesplitterten Loch auf Kniehöhe.
Auf einmal packt mich etwas von hinten an den Schultern.
Eileen: "Buh!"
Ich erschrecke mich ein wenig und zucke instinktiv zusammen.
Ich: "Ist das wirklich nötig? Können wir das .. was auch immer .. nicht anders regeln?"
Eileen: "Was denn? Gefällt es dir hier nicht? Ist doch ein super romantischer Ort oder?"
[0]Sagen, dass man ganz schnell hier weg möchte und Eileen anflehen.
[x]Sagen, dass man es ganz nett findet.
Ich: "Naja, ich mag eigentlich gruselige Sache, ist schon ganz nett hier. Aber ich würde echt lieber in den Unterricht gehen."
Ich kann nicht fassen, dass ich das gerade gesagt habe aber wahrscheinlich wäre alles besser, als mit diesem Psychomädchen hier in dieser Ruine zu hocken. Ich will mir gar nicht vorstellen, was sie jederzeit mit mir machen könnte. Es hat ja sicher einen Grund, warum sie ihr sogar das Buttermesser weggenommen haben.
Eileen: "Treppe rauf, ganz durch, letzte Tür."
Ich: "Was?"
Eileen: "Treppe rauf, ganz durch, die letzte Tür. Da ist das Klassenzimmer."
Ich wage dies zwar zu bezweifeln, trotzdem gehe ich die Treppe hoch und die lange Galerie entlang. Die Türen auf der rechten Seite sind allesamt Schwarz und auf eine davon ist sogar mit Kreide ein Pentagram gemalt und schlecht weggewischt.
Ich zögere einen Moment aber noch bevor ich die schwarze Tür am Ende des Ganges öffnen kann, kommt Eileen mir zu vor, quetsch sich an mir vorbei und betritt den Raum.
Zu meiner kompletten Verwunderung, ist der Raum hell erleuchtet und sauber möbliert. Und ein älterer magere Herr mit Bart steht von seinem Schreibtisch auf und begrüßt mich freudig.
Mathe Lehrer: "Hallo, du musst Daniel sein. Ah Eileen, freund mich dich hier wieder zu sehen."
Eileen: "Entschuldigen sie die Verspätung aber ich musste noch ein paar Sachen erklären."
Mathe Lehrer: "Kein Problem, die 4 Minuten. Keinen Eintag wert."
Warum zum Teufel, haben die hier eine Schule in dieses komplett vergammelte Geisterhaus? Alles anderen im Camp ist so gut wie neu. Aber als ich mich umgucken fällt mir auf, dass das Zimmer von innen top in Ordnung ist. Einige Campbewohner sitzen bereits an zusammen geschobenen Tischen, einige Regale sind voll mit neuen Büchern und der Schreibtisch des Lehrer ist mit einem neuen Computer ausgestattet.
Als ich das Zimmer betrete fällt mir sogar auf, dass hier Teppichboden verlegt wurde.
Mathe Lehrer: "Man hat mir gesagt, du hättest Schwierigkeiten in Mathe und mit der Schule. Ich werde dir jetzt ein Aufgabenblatt geben und du sagt mir sofort Bescheid, wenn du nicht weiter kommt oder dir irgendwie unwohl dabei ist ok?"
Ich: "Ok."
Ich sehe auf das Blatt und es enthält eine Tabelle mit den Nummern 1-10 in den Köpfen. Ohne die Aufgabenstellung gelesen zu haben denke ich, dass hier wohl das Anfertigen einer Multiplikationstabelle verlangt wird.
Ich setzt mich also an den nächst besten Platz und beginne mit der Arbeit, welche mir sichtlich leicht fällt, da ich heute einen guten Tag zu haben scheine. Nach einer Weile stupst mich etwas unter dem Tisch an.
Anny: "Hey .."
flüstert mir Anny zu, die einen Platz auf und damit neben mich gerückt ist.
Anny: "Ich komm nicht weiter, kannst du mir kurz helfen?"
Sie deutet auf ihr Blatt. Auf selbigem steht .. 7 3.
Ich: "äh .. 10?"
Frage ich ungläubig. Anny zählt mit ihren Fingern unter dem Tisch nach. Und bedankt sich freudig.
Anny: "Danke."
Mathe Lehrer: "Nicht vorsagen, das mag ja lieb gemeint sein aber sie muss das alleine können und Anny bitte die Hände auf den Tisch."
Anny: "Aber .."
Mathe Lehrer: "Das geht auch ohne Finger."
Ich wende mich wieder meiner Tabelle zu und komme ganz zügig voran.
Ich: "Ich denke ich bin fertig."
Mathe Lehrer: "Gut las mal sehen."
Bezy: "Wow so schnell?"
Der Lehrer prüft die Tabelle kurz.
Mathe Lehrer: "Könntest du nachher, nach dem Unterricht kurz dein Logbuch vorbeibringen? Bis dahin nimm dir das selbe Buch wie Bezy aus dem Regal und .."
Ich: "Ich hab es dabei."
Mathe Lehrer: "Wirklich? Wie praktisch."
Der Lehrer nimmt mein Logbuch, faltet es zweimal auf und macht ein paar Markierungen.
Mathe Lehrer: "Also eine Intelligenzminderung kann ich bei dir ganz sicher ausschließen. Keine Symptome einer Schulphobie. Keine Symptome einer Schulmüdigkeit. Intelligenztest dringen empfohlen."
Mathe Lehrer: "Ich habe keine Idee, warum du Schulprobleme haben sollt. Sag mal, langweilt dich sowas hier?"
Er zeigt mir meine ausgefüllte Multiplikationstabelle, bei deren Anblick Anny fast in Ohnmacht fällt.
Ich: "Naja etwas."
Mathe Lehrer: "Gut dann habe ich was spannenderes für dich."
Der Lehrer zeigt auf ein Bild an der Wand und fragt mich
"Welches dieser Rechtecke gefällt dir am besten?"
Ich sehe mir die vielen Rechtecke in den unterschiedlichen Farben an und antworte bei einem recht netten.
"Das Rote"
Mathe Lehrer: "Das sagen die meisten, weißt du warum?"
Ich: "Nein."
Mathe Lehrer: "Es gibt einen ganz besonderes Verhältnis von Breit zu Höhe, dass so universell ist, dass es alle Menschen anspricht, weil es im Menschen selber vorkommt. Soll ich dir beibringen, wie man es zeichnet?"
Ich: "Ja."
Also das klingt wirklich spannend, auch wenn ich Mathe nicht so mag - Geometrie ist doch sehr viel angenehmer und immerhin ist das sehr viel besser, als stumpf irgendwelche Aufgaben aus dem Buch zu erledigen.
So lerne ich denn alles über die A und B Seite, deren Verhältnis zu AB und warum DIN A4 so eine gute Idee ist. Ich habe schon fast ein schlechtes gewissen, da sich der Lehrer fast nur mit mir beschäftigt.
Am Ende gingen die 2 Stunden, die man hier scheinbar am Tag Unterricht hat recht schnell rum und die meisten meiner Mitschüler verlassen den Raum. Nur Eileen bleibt und diskutiert irgendwas mit dem Lehrer. Ich gehe mit den anderen zurück durch das Geisterhaus, die absolut nichts dabei finden, durch diese Ruine gehen zu müssen.
Bezy: "Bist du Sport Gruppe A oder B?"
Ich: "Wo sehe ich das?"
Bezy: "Logbuch, wo immer alles steht. Ich weiß nur nicht auf welcher Seite."
Ich blätterte durch mal Logbuch und finde an Eintrag Sport A.
Ich: "A schätze ich mal."
Bezy: "Au Klasse, da sind wir auch. Komm uns einfach nach."
Ich tue wie geheißen. Als wir bei der Wachstation ankommen, erwartet uns schon Peter der uns anweißt uns schnell unsere Sportsachen anzuziehen. Also gehe ich in den Bunker und tausche meine Jeans gegen einen Jogginghose und mein T-Shirt gegen ein anderen T-Shirt. Nur kann ich mein Deo irgendwie nicht finden.