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Kapitel 4

Klappernd bremste der Bus ab und die Gespräche verstummten. Gesichter wurden an die Scheiben gepresst, andere lehnten sich grinsend zurück und versuchten lässig zu wirken, auch wenn ihre neugierigen Blicken nicht zu übersehen waren. Ich saß völlig starr da, während es knackte und Frau Grace mit einem Mikro in der Hand vorne im Gang stand, direkt neben dem Busfahrer.

"Nun, wie ihr sehen könnt sind wir da, aber bevor ihr aufspringt, noch einige Anweisungen, damit ihr wisst wie es jetzt abläuft" verkündete sie und stützte sich an einem der Sitze ab. Ich schluckte und krallte meine Hand um meine Tasche, bis meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Diese Angst,diese verdammte Angst! Ich wollte nicht immer so ängstlich sein, aber es ging einfach nicht. "Herr Gerber wird gleich die Türen öffnen und ich will,dass ihr in geordneter Reihe hinausgeht.Dort bekommt ihr euer Gepäck, stellt es aber erstmal in der Nähe ab, denn ihr kommt dann sofort zu der Weide" wies sie uns an und machte Anstalten, dass Mikro auszuschalten. Alle hier hatten verbesserte Sinne, war das wirklich nötig gewesen? Meine Ohren klingelten. Doch ein Mädchen rief "Wo ist der Baum denn?", die Busbegleiterin lächelte daraufhin schmunzelnd.

"Es ist die einzige Weide hier, ihr werdet sie nicht übersehen" antwortete sie nur, warf dem Mädchen ein nettes Lächeln zu und legte das Mikro weg. Dann flüsterte sie mit dem Busfahrer und mit einem zischen öffneten sich die Türen. Die Gruppe von der Rückbank sprang sofort auf und stolzierte mit erhobenen Köpfen voraus. Langsam folgten ihnen die anderen und mit einem leidvollen seufzen glitt ich von der Bank, hob die Tasche an und suchte mir einen Weg nach draußen.Dort hatte man die Klappen der Seiten geöffnet und überall wuselten Schüler und Schülerinnen herum, um ihr Gepäckstücke ausfindig zu machen und mitzunehmen. Es dauerte lange, bis der Ansturm sich legte und jeder seinen Koffer oder Tasche hatte, die sie an einer freien Stelle abstellten. Dann drehte ich mich um und schaute mir die Umgebung genauer an. Wir standen vor einem riesigen, rechteckigen Hof, in dessen Mitte tatsächlich eine Weide stand eingezäunt von einer niedrigen, kniehohen Mauer. Genau so eine Mauer zog sich auch um den gepflasterten Vorplatz, doch was mich zum Staunen brachte war das riesige Gebäude dahinter. Eine breite Treppe führte zu einem Eingang inmitten der zahlreichen Fenster und dunkelgrauen,polierten Steinen. Jeder Stein hatte eingemeißelte Verzierungen, die sich zu einem wirren, mysteriösen Muster verflochten, Wasserspeier in Form von Adlern, Falken und Wölfen. Die hellen Ziegel reflektierten die untergehende Sonne und warfen Schattenstreifen über uns. Erst als mich jemand anrempelte und zur Weide eilte riss ich mich von dem Anblick los und schlich mit hochgezogenen Schultern zu dem angewiesenen Platz. Mir fiel auf, dass der Hof bis auf uns wie leergefegt war, was mich verwunderte. Müssten nicht noch viele andere hier ankommen. In dem Brief stand doch ausdrücklich das die Schüler bereits am Samstag eintreffen sollen. Das Geschnatter ging wieder los und ein blauhaariges Mädchen lachte lautstark. Ein blonder, großer Junge ragte neben ihr auf und warf ihr einen amüsierten Blick zu.

"Beth, es geht gleich los" warnte er mit einem Lächeln. Sie scheinen gut befreundet zu sein. Die Angesprochene schnaubte nur verächtlich und warf ihr Haar zurück.

"Und? Wir wissen schon wo wir hinkommen, ich habe nicht vor mich vor den Halblingen wie sie aufzuführen", ich runzelte die Stirn. Halblinge? Was sollte das denn sein? Oder Wer? Doch bevor ich irgendjemand fragen konnte, senkte sich eine unheimliche Stille über den Hof. Trompeten begannen zu spielen und suchend schaute ich mich um, doch nirgends sah man den Besitzer des Instruments. Eher der Instrumenten. Und dann setzte ein wunderschöner Gesang ein, der mir eine Gänsehaut bereitete. Mit aufgerissenen Augen sah ich zu wie von überall Jugendliche auftauchten, sie kamen aus den Wäldern, dem Gebäude und tauchten auf den Wiesen auf. Doch was meinen Magen einen Satz machen ließ, waren die Tiere zwischen ihnen, die sich wie selbstverständlich in der Menge fortbewegten. Große und Kleine, graue und braune, schwarze und sogar vereinzelt weiße Wölfe bewegten sich lautlos auf uns zu. Vor den Mauern blieben sie stehen und teilten sich in gespenstischen Einklang auf, bis sie in drei Gruppen geteilt waren. Und dann fiel mir auch ihre Kleidung auf, die rechten waren komplett schwarz gekleidet, die Mitte in einem wunderschönen blau und die letzte Gruppe strahlte in dunkelgrün. Immer verwirrter lauschte ich den mystischen Klängen und bekam leichte Panik. War ich etwa in einer Sekte gelandet? Leicht entsetzt blickte ich mich um, auch einige anderen wirkten ziemlich verwirrt oder unbehaglich. Doch der Großteil schaute dem ganzen nur mit glänzenden, aufgeregten Augen zu. Sie wirkten geradezu hypnotisiert und instinktiv wich ich einige, unauffällige Schritte zur Seite. Da verklang die Musik und Ruhe kehrte wieder ein. Das Eingangsportal zum Gebäude öffnete sich und in schicker Kleidung strömten Lehrer verschiedenes Alters heraus, vorne ein Mann, den ich auf Mitte dreißig schätzen würde. Seine goldblonden Haare wehten im lauen Wind und seine grünen Augen schweiften stolz über die älteren Schüler, die uns umringten. Er strahlte Ruhe und Autorität, aber auch... Vertrautheit aus. Wie jemand, dem man alles erzählen konnte. Mein Puls beruhigte sich ein bisschen, Dennoch blieb ich misstrauisch stehen. Wo war ich hier gelandet?

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