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Kapitel 3

Die Fahrt zog sich unerträglich in die Länge, die Hitze und meine Nervosität machten es auch nicht gerade besser. Ich hörte Musik und starrte aus dem Fenster,während die Landschaft hügliger wurde. Die Sonne setzte ihren Marsch am klaren Himmel fort und verbreitete ihre Strahlen,erhitzte den Bus noch mehr. Mittlerweile hatte ich meine dünne Strickjacke ausgezogen und saß nur noch in einem dunkelrotem Top da, lenkte mich so gut es ging ab um nicht an mein Zuhause zu denken. Es würde mich eh nicht weiterbringen. Irgendwann wurde das Fahrzeug langsamer und bog auf einem kleinen,leeren Parkplatz ein, auf dem lediglich ein Toilettenhäuschen und einige Holztische und Bänke standen.

"Wir machen eine halbstündige Pause" verkündete Herr Richardson gereizt,die Türen öffneten sich und ehe sich jemand bewegen konnte,war der grimmige Mann rausgestapft. Er wurde mir immer unsympathischer. Frau Grace folgte ihm mit genervten Miene und bald strömten die Massen aus dem Bus heraus. Ich kramte meine Wasserflasche und die Brotdose aus der Tasche und folgte den letzten Schülern, darunter dem Jungen mit der Kapuze, der sie sich draußen runterzog und schulterlange,schwarze Haare freilegte. In den Augenwinkeln bemerkte ich ein Mädchen,dass auf ihn zumarschierte und etwas sagte,dass ihn zum grinsen brachte. Ob sie sich schon von vorher kannten? Achselzuckend spazierte ich über das Asphalt und spahte zu den wenigen Tischen.Wie vermutet waren sie bereits besetzt,mit denen, die bereits Gruppen gebildet hatten. Einige anderen, die scheinbar auch niemanden kannten, standen ratlos herum. Die Wärme der Sonne brachte mich zum glühen und ich beschloss, mich einfach auf der kleinen Wiese hinzusetzen. Besser als gar nichts, das Gras war angenehm kühl und verschaffte wenigstens ein wenig Linderung. Mein Essen bestand aus einem belegten Brot mit Schinken und Gurken. Zu schnell hatte ich es verschlungen und seufzte zum ersten Mal zufrieden. Mit einem Blick auf die anderen realisierte ich,dass wir noch Zeit hatten,also legte ich mich hin,streckte mich den tastenden Strahlen der Sonne entgegen und schloss die Augen. In der Nähe hörte ich bereits Gelächter von einer Gruppe, die mir schon im Bus aufgefallen ist. Denn sie saßen auf der Rückbank und hatten sich schamlos ausgebreitet,niemand hatte sich ihnen entgegengestellt und ich ignorierte sie einfach. So hat es immer funktioniert, die Coolen und Machos umgehen und dafür ließen sie einen selbst in Ruhe. Ein faires Kompromiss. Dementsprechend ignorierte ich sie und genoss es, mich auszustrecken und einfach zu entspannen. Bis zum Aufbruch gerufen wurde. Mit einem Stöhnen rappelte ich mich auf und sammelte meine Sachen zusammen, die meisten strömten bereits zurück in den Bus und vor lauter Hast stolperte ich kurz vorm Eingang. Ich prallte hart gegen jemanden und stieß einen leisen Schrei aus, als ich taumelte und kurz davor war hinzufallen. Doch zwei Arme griffen nach mir und hielten mich aufrecht.Als ich aufschaute blickte ich in zwei saphirblaue Augen. Vor mir stand der schwarzhaarige Junge, dass Mädchen war nicht in Sicht. Mit brennenden Wangen löste ich mich von ihm.

"Tut...Tut mir leid... ich... das wollte ich nicht" stotterte ich und wäre am liebsten im Boden versunken. Der Junge musterte mich prüfend, zuckte dann mit den Schultern und drehte sich um.

"Nicht schlimm, kann passieren" meinte er versöhnlich und stieg ohne weitere Worte ein. Ich schaute ihm beschämt hinterher und stieg kopfschüttelnd als eine der Letzten ein. Hoffentlich würden wir bald ankommen.

Die Fahrt dauerte noch zwei weitere Stunden, in denen ich es tatsächlich schaffte, in einen Halbschlaf zu fallen. Bis ich durchgerüttelt und davon wach wurde. Der Bus bog auf einen breiten Kiesweg ein,der am Rande eines Waldes entlangführte, ungefähr fünf Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Die Steinchen spritzten gegen das Metall und verursachten ein widerliches Geräusch. Doch neugierig schaute ich aus dem Fenster, weite, brach liegende Felder erstreckten sich über die gesamte linke Seite und in der Ferne konnte man, wenn man sich anstrengte, eine graue Linie sehen, die in dem Wald verschwand. Schon bald entpuppte sie sich als eine zwei Meter fünfzig große, grob gehauene Mauer und mit offenem Mund starrte ich auf das riesige, dunkle Silbertor, durch den der Weg führte. Die Tore standen sperrangelweit offen, sodass man das einegschweißte Muster auf den Gittern nur erahnen konnte. Doch an einem Querbalken über dem Gebilde prangte ein riesiges Holzschild mit einem Schriftzug. St. Wolfram. Aufgeregt und mit rasenden Puls sah ich zu,wie wir drunter durch rollten und einen gewundenen Schotterweg folgten und mein Unbehagen steigerte sich. O Gott. Ich würde heute eingeschult werden, eingeschult, in einem Internat das ausschließlich aus Lykanthropen bestand.

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