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Kapitel 7: Durcheinander der Gefühle

CHRIS

Als ich dann später mein Auto an der Kanzlei geholt hatte und nach Hause gefahren war, schossen mir unendlich viele Gedanken durch den Kopf. Pascal kannte mich noch nicht lange, aber ich musste oft, wenn ich harte Fälle hatte besonders hart sein und heute war es soweit gekommen, dass er es mitbekommen hatte. Hoffentlich schreckte ihn dies nicht ab. Doch immerhin konnte ich dafür sorgen, dass sein Ex-Freund weg vom Fenster war. Aber das war das, was mich gar nicht so sehr beschäftigte. Sondern diesen Satz den seine Freundin Melanie gesagt hatte. Unser Zuckerbärchen hier ist in dich verknallt! Die Frage war, ob dem wirklich so war oder ob sie dies nur so gesagt hatte, um Pascal zu ärgern. Ich mochte ihn wirklich sehr, aber ich wollte nicht, dass er sich wegen mir in eine unglückliche Liebe stürzte.

Am nächsten Tag war ich gespannt wie Pascal heute so drauf sein würde. Ich hoffte es ging ihm gut, nach der Action gestern. Ein wenig überpünktlich traf ich am Gebäude ein. Ein paar Autos standen schon da. Ich stellte mich neben Carina's die auch gerade ausstieg.

"Guten Morgen mein Lieber.", flötete sie.

"Morgen.", brummte ich.

"Hast du schon wieder schlechte Laune?"

"Nein, das nicht. Bin nur in Gedanken."

"Was für Gedanken?"

Wir sperrten unsere Autos ab und gingen Richtung Eingang. Auf dem kurzen Weg erzählte ich ihr was gestern passiert war. Sie riss ihre Augen auf.

"Wow, der arme Süße. Aber was genau machst du dir nun für Gedanken darum?"

Ich seufzte.

"Naja, ich finde ihn so interessant und du weißt sicherlich, dass ich ihn mir sofort nehmen würde. Aber seine Freundin Melanie hat so Andeutungen gemacht, dass er in mich verknallt sei und ich weiß ja nicht, ob dem echt so ist oder sie ihn nur aufziehen wollte. Ich möchte nur nicht, dass er sich in eine unglückliche Liebe wegen mir stürzt."

"Liebst du Nathan?"

"Bitte?"

"Du hast mich schon verstanden."

"Natürlich...“, murmelte ich.

"Das klang aber nicht überzeugend."

"Was erwartest du denn? Er ist gefühlt von den Zweiundfünfzig Wochen im Jahr Vierzig in New York. Das ist ja auch nicht eben um die Ecke. Ich hatte schon hier und da mal den Gedanken, ob eine Scheidung besser wäre, aber wenn wir zusammen sind, ist es so schön wie immer."

"Mag ja sein, aber für eine gut funktionierende Ehe ist das auch nicht das Wahre. Bei Pascal weißt du wenigstens woran du bist. Und ich denke diese Melanie hat Recht. Vielleicht ist er noch nicht verknallt, er ist ja kaum eine Woche dabei, aber er schwärmt schon irgendwie für dich."

Ich schmunzelte nur und schüttelte meinen Kopf. Wir fuhren dann in die Zehnte und gingen unserer Wege. Gerade wollte ich um die Ecke zur Küche biegen, als einer der Mitarbeiter mit seinem Kaffee in mich hinein rannte. Natürlich landete die ganze Plörre auf meinem Hemd. Es war einfach heiß, aber noch erträglich.

"Oh, verdammt. Sorry Christian, ich hab dich nicht kommen sehen."

"Schon gut, Will. Bin auch nicht ganz unschuldig daran."

Er grinste nur und holte sich dann einen Lappen um die Sauerei am Boden wegzuwischen. Ich ließ das mit dem Kaffee erstmal und ging in die Umkleide gegenüber meines Büros. Ich zog mir Schuhe, Socken, Hose und Hemd aus.

"So ein Mist."

Der Kaffee war durch meine Hose durch gegangen. Also musste ich mich ganz ausziehen und während ich mich entledigte und dann nur noch nackt in dem Raum stand, ging die Türe auf einmal auf.

"Dir auch noch einen schönen Tag, Carina!", sagte Pascal noch und sah mich dann. "Ähm..."

Mir machte das nichts aus, ich war nicht schüchtern oder sowas, aber Pascal's Kopf wurde so rot wie eine ganze Erdbeerplantage.

"Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott! Entschuldigung!"

Er wollte gerade fluchtartig den Raum verlassen, doch da griff ich schon nach seinem Arm.

"Wo willst du denn so schnell hin?"

Ich zog den jungen Mann an mich ran und schloss die Türe hinter ihm zu, ehe ich ihn an diese drückte.

"W-W-Was..."

"Pascal...“, flüsterte ich verführerisch in sein Ohr, was ihm eine Gänsehaut bescherte.

Ich fing an seinem Hals zu knabbern und dann meine Zunge dort rüber gleiten zu lassen, was mir in Null Komma Nichts eine Latte einbrachte. Ich drückte diese gegen Pascal's Intimbereich, was ihn zusammen zucken ließ. Er stöhnte auf. Scheiße, man! Seine rot gefärbten Wangen machten mich so an. Ich wollte ihn jetzt sofort, hier in der Umkleidekabine...

"CHRIS!"

Carina stand auf einmal in der Türe, neben Pascal. Was zur Hölle hatte ich da gerade für Gedanken gehabt?!

"Zieh dir mal was an, jetzt und komm dann runter. Dein besonderer Fall ist da."

Ich schluckte und nickte nur. Pascal kam rein, schmiss seine Sachen in den Spind und verschwand dann hinter der Bürotür. Ich war froh, dass ich noch einen Teil meiner Klamotten in der Hand hatte, so konnte wenigstens niemand meinen Ständer sehen, den ich nun mal gerade wirklich hatte. Carina schloss die Türe und ich zog mich um.

Unten saß Bastian Pierce mit seinen Eltern. Der Junge war erst Siebzehn und hatte unabsichtlich seinen kleinen zwölfjährigen Bruder auf dem Gewissen. Eine traurige Sache und sehr kompliziert. Die Staatsanwaltsschaft bestand darauf, dass der Junge weggesperrt wurde oder zumindest in irgendeine Einrichtung kam.

"Oh, Mister White.", begrüßte mich seine Mutter.

Ich kannte die Frau eigentlich nur weinend. Mit eingefallener Haut und schon fast grauen Haaren. Dabei war sie noch nicht einmal Vierzig und sah aus als wäre sie Sechzig. Die Familie tat mir einfach nur leid. Der Vater war wie immer sehr emotionslos und zurück haltend. Er gab mir ebenfalls die Hand, sagte aber nichts. Der Fall sollte ja demnächst vor Gericht gehen. Ich bat die Familie mit in mein Büro. Als ich die Türe öffnete, war Pascal gerade in einem Gespräch, doch legte kurz nach unserem Eintreten auf.

"Pascal, würdest du uns bitte entschuldigen?"

Er nickte nur und ging dann erneut mit hochrotem Kopf aus der Türe. Wahrscheinlich würde er seine Stelle noch kündigen, weil er den nackten Anblick seines Chefes nicht vergessen konnte. Ich schob einen weiteren Stuhl vor meinen Schreibtisch und bat die Familie sich zu setzen.

"Bastian, erzähle mir bitte noch einmal in Ruhe, was passiert ist."

Sofort fing der arme Kerl an zu zittern und sein Vater legte seine Hand auf seine Schulter.

"Ich wollte das doch nicht. Ich habe ihn nicht gesehen..."

"Ganz ruhig, atme tief ein und aus.", sagte seine Mum ihm.

"Ich wollte mit meinem Auto die Einfahrt rückwärts runter. Aris saß anscheinend hinter dem Auto und hat gespielt. Ich habe nicht gesehen, dass er da saß und da bin ich über ihn rüber gefahren!", schluchzte er.

Sofort durchzog mich ein unglaublicher Schmerz.

"Was hast du dann gemacht?"

"Als ich seinen Schrei gehört habe, habe ich sofort gestoppt und bin ausgestiegen. Da lag er aber schon halb verblutet unter dem Auto. Ich habe nach meinen Eltern geschrien und die Neun Eins Eins angerufen. Als die ankamen, konnten sie aber nur noch Aris' Tod feststellen.."

Bastian weinte unerbitterlich.

"Die Nachbarn sind der Meinung, dass er mit Absicht über Aris gefahren ist.", warf der Vater ein.

"Wie kommen die zu dieser Annahme?", fragte ich stirnrunzelnd nach.

"Wir haben uns oft gestritten. Aris war adoptiert. Wir nahmen ihn zu uns, als er Sechs war, weil seine Familie in einem Feuer ums Leben kam. Wir konnten uns wirklich nie so richtig leiden und einen gutes Verhältnis haben wir auch nie richtig aufbauen können, aber ich habe ihn nicht mit Absicht überfahren! Das war ein Unfall, ehrlich!!", schrie er jetzt schon beinahe.

"Ist gut, ich glaube dir. Aber wir müssen auch den Richter davon überzeugen, dass du dies nicht mit Absicht getan hast. Deine Eltern müssen mit aussagen. Außer Überzeugungskraft bleibt uns hier nichts anderes übrig. Aber du wirst nicht eingesperrt, das verspreche ich dir. Setzt euch zu Hause zusammen und sprecht genau durch, was ihr sagen wollt. Ihr müsst als Familie jetzt besonders zusammen halten und ich werde euch dabei helfen."

"Danke, Danke, Mister White."

Misses Pierce stand auf und schlang dann ihre Arme um mich.

"Schon gut, ich lasse nicht zu, dass man Ihnen den Sohn wegnimmt."

Ich bekam noch ein dankbares Lächeln und entließ die Familie dann vorerst. Ein wenig betrübt setzte ich mich wieder an den Schreibtisch. Wie konnten Menschen nur denken, der arme Junge würde seinen Bruder absichtlich überfahren? Wir mussten einige Überzeugungsarbeit leisten, wenn ich ihn daraus bekommen wollte. Und das würde ich. Es klopfte.

"Kann ich wieder rein kommen?", fragte Pascal.

"Sicher. Entschuldige bitte, aber diese Familie möchte nur mit mir alleine sprechen. Ist dieser besondere Fall, der nicht so einfach ist."

"Verstehe ich schon. Aber du schaffst das schon.", lächelte er mich so süß an.

Oh Gott... Er machte mich irre.

"Entschuldige wegen vorhin."

"Oh... Ähm... i-i-ist schon gut..."

Geniert sah er zur Seite. Ein wenig peinlich war die Situation jetzt schon.

"Du wirst doch hoffentlich nicht kündigen?"

"W-Was? Wieso sollte ich?"

"Naja, es könnte ja sein, dass es dir nun unangenehm ist weiter mit mir zu arbeiten, nachdem du so viel von mir gesehen hast."

"N-N-Nein... A-A-Also...“

„Ist schon gut. Ich bin froh, wenn du bleibst.“

Er erröte mal wieder. Oh Gott, er war so niedlich. Wenn er so weiter machte, würde ich ihn wirklich irgendwann gegen meine Tür drücken müssen. Ich verwarf den Gedanken schnell wieder und wir gingen Beide unserer Arbeit nach. Nach dem Feierabend bekam ich eine Nachricht von Nathan. Er würde morgen früh wieder los müssen. Wahnsinn, ich hatte zwei Tage was von meinem Mann. Das wurde ja immer weniger. Das letzte Mal war er wenigstens Zwei Wochen da geblieben. Ich seufzte und fuhr heim.

"Morgen früh schon? Das letzte Mal hattest du mehr Zeit.", brummte ich.

Nathan lachte und tätschelte mir die Wange.

"Du bist Top Anwalt hier und ich eben in New York. Ich kann es mir nicht aussuchen, wenn ich gebraucht werde."

"Du hast genug Kollegen die sehr qualifiziert sind, die könntest du einsetzen."

"Chris, du arbeitest selber die ganze Zeit."

"Ich bin aber hier, Nathan und nicht ewig weit weg von dir!"

"Es ist mein Job. Ich liebe und lebe diesen Job! Du müsstest das doch wissen. Ich will Menschen helfen denen Leid angetan wird und die bestrafen, die es verursachen. Deswegen tun wir Beide dies."

"Das weiß ich. Aber deswegen sollte unsere Ehe nicht darunter leiden müssen. Offen hin oder her. Aber ich liebe dich und ich kann es dir nicht zeigen, wenn du dauernd weg bist."

"Deswegen sollst du dir ja jemanden suchen, den du mal durch nageln kannst!"

"Was hat das denn damit zu tun?", fragte ich stirnrunzelnd.

"Weil es auch was mit Nähe zu tun hat und ich kann keine Ehe führen, wenn ich nicht ein bisschen Sex bekomme. Deswegen haben wir die Vereinbarung gemacht. Wenn du sie nicht nutzt, ist das nicht mein Problem, Chris."

"Du kannst keine Ehe führen, weil du nie da bist. Das ist der Punkt."

"Diese Diskussion ist für mich beendet. Ich fliege morgen früh zurück und Ende."

"Mach doch was du willst."

Den restlichen Abend verbrachten wir schweigend. Als ob es nun meine Schuld wäre, dass wir keine Ehe führten. Er war doch nie da. Wir hatten hier unser Haus und unser Leben. Ich war auch schon ein paar Mal bei ihm gewesen, aber das war nicht mein zu Hause. Das war es einfach nicht. Ich lebte hier.

"Es tut mir leid.", murmelte er, als wir Abends gemeinsam im Bett lagen.

"Dir tut es immer leid. Jedes Mal wenn du wieder fort musst, endet es so, dass wir uns streiten und dann Sex haben. Was soll denn das?"

"Ich weiß es doch auch nicht."

"Wieso arbeitest du nicht bei mir in der Kanzlei?"

"Das geht nicht, Chris. Ich habe mir einen eigenen Namen gemacht."

"Der genauso wie meiner White ist, schon vergessen?"

"Ich bin nicht dumm. Aber ich bin einmal dort drüben gewesen für einige Wochen und habe einen Riesen Fall dort gelöst, an dem andere Jahre vorher zu knacken hatten. Dann ging alles ganz schnell."

"Das hättest du auch hier machen können, dieser Fall hat es bis zu uns in die Nachrichten geschafft."

"Was willst du denn? Dass wir uns scheiden lassen?"

"Vielleicht ist das dass Beste."

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