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Kapitel 5: Nathan

CHRISTIAN

Als ich am Morgen wach wurde, war ich noch vollkommen eingekleidet. Und lag quer in meinem Bett. Nanu? Was war denn gestern passiert? Ich weiß noch, dass ich die Akte vergessen hatte und Pascal mir diese bringen sollte. Ich stand auf und merkte ein stechen in meinem Kopf. Au weia. Langsam stand ich auf und schlurfte ins Wohnzimmer. Die Akte sah ich auf dem Küchentresen liegen und auf dem Wohnzimmertisch standen zwei Gläser und eine Weinflasche. Offenbar war er wirklich hier gewesen, wir hatten einen getrunken und dann? Oh Gott, war ich etwa mit ihm im Bett gewesen? Nein, das machte keinen Sinn. Ich war ja noch angezogen. Hatte er mich ins Bett gebracht? Ne, ich war ja viel zu schwer für ihn. Der Junge war viel kleiner und schmächtiger als ich. Verflucht! Mir fiel es einfach nicht ein. Schulter zuckend räumte ich die Sachen vom Tisch und zog dann die Sachen aus, die ich direkt in die Wäsche warf. Dann schnell eine Dusche und einen Kaffee. Ich hatte noch gut eine Stunde Zeit, also musste ich mich nicht beeilen. Vielleicht konnte Pascal mir sagen, was gestern los gewesen war.

Etwa eine halbe Stunde später schnappte ich mir meine Tasche und was ich sonst noch brauchte und ging in die Garage zu meinem Auto. Mir wollte es einfach nicht aus dem Kopf gehen, was gestern passiert war. Hoffentlich hatte ich meinen neuen Assistenten nicht irgendwie verschreckt. Nicht, dass er nachher doch nicht für mich arbeiten wollte und ich dann wieder auf Suche gehen musste. Pascal war in so vielen Hinsichten perfekt, nicht nur für den Job. Auch vom Optischen her und seinem Charakter war er sehr interessant. Ich fuhr die kurze Strecke zur Arbeit und stellte mich auf meinen Platz. Ich ging hinein und begrüßte Corinna.

"Morgen Corinna. Ist Pascal schon da?"

"Morgen Chris. Ja, er ist vor etwa zwei Minuten hoch gegangen."

"Danke, bis später."

Sie nickte mir zu und ich begab mich zum Aufzug, der für mich gar nicht schnell genug kommen konnte. Mit einem Pling tauchte er auf. Ich ließ die Leute aussteigen und stieg dann selber ein, nur um dann wie ein Irren auf die Zehn zu drücken. Auch wenn mir bewusst war, dass ich dadurch nicht schneller nach oben kommen würde. Als ich aus dem Aufzug ausstieg stieß ich mit Carina zusammen.

"Meine Güte, was hast du es denn so eilig?", feixte sie mich an.

"Sorry, hab was zu tun. Also wenn ich bitten darf."

Carina hob abwehrend die Hände und ich schob mich an ihr vorbei. Normalerweise redete ich gerne mit ihr, aber ich musste mit Pascal reden. Ich riss die Türe von meinem Büro auf und Pascal erschrak so sehr, dass ihm eine der Akten runterfiel. Er bückte sich danach und ich hatte einen freien Blick auf seinen Hintern. Ich schluckte schwer.

"Morgen.", brummte ich.

"G-Guten Morgen... ich hab unten im Schrank noch ein paar alte Akten gefunden...", murmelte er.

"Gut."

Meine Güte, was hatte ich dem armen Kerl denn angetan, dass er so verlegen war? Ich schüttelte den Kopf über mich selber und ging an meinen Tisch. Meine Tasche stellte ich unten auf den Boden und fuhr den PC hoch. Kaum war er an wurden mir schon einige Mails angezeigt. Um die konnte Pascal sich heute kümmern. Er räumte weiter seine Ordner ein und ich beobachtete ihn dabei.

"Pascal?"

"J-Ja?"

"Komm bitte her und setz dich."

Er sah in meine Richtung, legte die Akte auf dem Stapel am Boden und folgte meiner Anweisung. Ich merkte seine Nervosität. Behutsam Christian. Verschreck ihn nicht noch mehr, sofern du das getan hast. Ich schnaufte.

"Du musst mir mal helfen."

"Bei was?"

"Gestern Abend."

Er zuckte zusammen und knetete nervös seine Hände.

"Ich weiß nicht mehr was war, nachdem wir uns ein Wein'chen genehmigt haben."

"Oh... du hast dir ein paar zu viele genehmigt."

"Achso? Wieso lag ich angezogen in meinem Bett?"

Auf einmal schoss dem Jungen die Röte ins Gesicht. Ohje, was war bloß gewesen?

"Ehm naja, ja ich hab dir die Akte gebracht, du hast mich zum Wein eingeladen und als du etwas mehr intus hattest, hast du mich in dein Schlafzimmer gebracht und mich auf das Bett geworfen..."

"Haben wir etwa..."

"Nein, Nein! Du hast mir von deiner offenen Ehe erzählt und mich gefragt, ob ich mit dir schlafen will... doch da bist du dann eingeschlafen und ich bin nach Hause gegangen...", murmelte er und senkte seinen Blick.

Daran konnte ich mich nicht erinnern und als er sagte, dass ich ihn gefragt hatte, ob er mit mir schlafen wollte zuckte es verdächtig in meinem Schritt. Das stimmte. Nathan war ja die meiste Zeit des Jahres in New York unterwegs und nur alle paar Monate mal für einige Wochen daheim. Deswegen hatten wir es so gehandhabt, dass er und ich offen wurden und er mit anderen schlafen konnte und ich ebenfalls. Allerdings hatte ich seit wir dies ausgemacht hatten noch nie Interesse daran gezeigt. Wie das Nathan erging wusste ich nicht und es war mir an sich auch egal. Aber seit Pascal bei mir war, hatte ich schon den ein oder anderen Gedanken. Allerdings war er mir fast zu schade ihn nur als ein Lustobjekt zu betrachten. Auch wenn ich dem Sex mit ihm nicht abgeneigt war.

"Vielleicht war es besser so."

"Was?"

"Dass ich eingeschlafen bin. Ich kann dir gerade nicht garantieren, dass ich dich nicht überfallen hätte."

Mein neuer Assistent lief sofort knallrot an.

"Ich... ehm... also..."

Ich musste lachen.

"Beruhig dich, ich rühr dich nicht an, solange du es nicht willst."

"Solange ich es nicht will?"

"Natürlich."

Direkt wurden seine Wangen noch röter, was sehr süß war und mein Schwachpunkt war. Seine niedliche Art. Wenn er wüsste, was ich gerade für eine Beule in meiner Hose hatte, würde er wohl fluchtartig den Raum verlassen. Ich rutschte etwas weiter unter meinen Schreibtisch und wies Pascal an weiter zu machen und dann zu mir zu kommen. Ich wollte ihm meine E-Mails zeigen und was er zu tun hatte. Er war auch relativ schnell mit seinem paar Ordnern noch fertig und begab sich dann zu mir. Was für mich nicht leicht war. Als er mir so nahe war, kribbelte es in mir noch mehr. Wieso hatte ich so ein heftiges Verlangen nach diesem Jungen? Die Vereinbarung mit meinem Mann war vor zwei Jahren gewesen und ich hatte bis heute noch nie das Bedürfnis nach einem anderen Mann gehabt. Ich konnte Pascal's Duft riechen, was mich noch schwächer werden ließ. Ich musste hier raus, sonst würde ich ihn gleich auf der Stelle auf dem Tisch nageln.

"Du weißt jetzt wie es geht, oder?"

"Ja."

"Gut, mach du weiter. Ich bin mal für eine Weile weg."

"Oh... Okay...“

Ich stand auf und verließ fluchtartig den Raum. Natürlich hätte ich ihn mir jederzeit nehmen können, aber so einfach war das nicht. Er hatte ja auch gerade erst eine Trennung hinter sich und außerdem war er mein Assistent. Fluchend ging ich durch den Gang zur Küche, wo ich mal wieder auf Carina stieß. Arbeitete sie überhaupt oder war sie nur am Kaffee trinken?

"Oh, Hey Chris. Was ist denn mit dir los?"

"Was soll denn mit mir sein?", knurrte ich.

"Du ziehst ne Fluppe wie Sieben Tage Regenwetter."

"Es ist nichts."

"Na klar, wer es glaubt. Nun sag schon. Du kennst mich doch!"

Ich schnaubte und fuhr etwas beschämt durch meinen Nacken. Carina zog eine Augenbraue nach oben.

"Ich hab gestern Abend irgendwie meinen neuen Assistenten anscheinend angebaggert..."

Da flog auch die zweite Braue nach oben.

"Was? Wie anscheinend?"

"Ich hatte ihn zu mir gebeten, weil ich eine Akte vergessen hatte und da haben wir etwas getrunken und offensichtlich wollte ich im Suff mit ihm schlafen. Ich weiß da nur nichts mehr von."

"Oh mein Gott! Ich wusste, dass Pascal dir gefällt! Seit du und Nathan eure Ehe offen ausführt hast du noch nie in der Zeit Interesse daran gezeigt mit jemand anderem als deinem Mann zu schlafen."

"W-Was? Nein, so ist das nicht! Also ich finde ihn schon sehr attraktiv, aber ich kann doch mit meinem Mitarbeiter nichts anfangen!"

"Warum nicht? Es spricht doch nichts dagegen, solange er es auch will und du dich nicht besoffen über ihn her machst."

Unglücklicherweise wurde ich rot, doch winkte ab.

"So ein Unsinn."

Carina lachte nur und ging dann wieder ihrer Wege. Ich holte tief Luft und ging zurück ins Büro. Pascal saß vor dem PC und klickte sich offenbar durch Mails. Er bemerkte mich nicht und ich ließ es einfach so. Die Mittagspause verbrachte ich heute alleine in dem Restaurant. Ich hatte keine Ahnung was ich mit ihm reden sollte, vor allem nachdem was gestern Abend bei mir zu Hause passiert war. Also ließ ich den Tag auch so daher laufen und verabschiedete mich um kurz vor Fünf von Pascal. Er wusste ja mittlerweile was zu tun war und so konnte ich ihm vertraulich alles abschließen lassen. Dann fuhr ich heim. Der Verkehr war einigermaßen ruhig und so kam ich auch schnell daheim an. Ich stellte mein Auto vor der Garage ab und wollte gerade die Haustüre öffnen, da wurde diese von Innen schon schwungvoll aufgerissen.

"Liebling!", freute sich Nathan auf einmal und riss mich in seine Arme.

Ich war so perplex, dass ich kurz nicht begriff, was hier eigentlich vor sich ging. Nathan war monatelang in New York gewesen und auf einmal war er ohne Vorwarnung wieder zu Hause.

"Nathan!"

"Jetzt hast du aber lang gebraucht, Schatz."

Ich grinste.

"Sorry, war etwas neben der Spur heute."

"Schon gut, komm rein. Wo ist deine Tasche?"

Da merkte ich erst, dass ich sie wohl im Büro vergessen hatte. War aber auch nicht so schlimm. Handy, Geldbörse und andere wichtige Sachen hatte ich meistens in meiner Jacke. Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Offenbar im Büro vergessen."

"Ist ja auch egal, komm rein. Ich will dich vernaschen."

Wieder grinste ich nur. Ich ließ mich von meinem Mann ins Schlafzimmer ziehen und wir hatten Sex. Allerdings konnte ich mich dabei schwer auf ihn konzentrieren, sondern hatte die ganze Zeit Pascal dabei im Kopf. Fuck man! Dennoch versuchte ich mich einigermaßen meinem Mann zu widmen und wir vollendeten unseren Sex doch auf angenehme Weise. Nathan zog sich danach einen Bademantel über und stand dann auf.

"Hast du Hunger?"

"Schon."

"Ich mach uns was."

Auch wenn er teilweise nie da war, war er doch der beste Ehemann den man haben konnte, wenn er denn bei mir war. Ich zog mir eine Boxershorts über und verließ ebenfalls das Schlafzimmer. Allerdings steuerte ich erst einmal das Bad an, denn ich musste meine Blase entleeren. Während ich auf dem Klo saß, klingelte es an der Türe. Ich hörte wie Nathan zur Türe ging.

"Oh, Hallo...", hörte ich eine bekannte Stimme.

Ich fiel fast von der Toilette, weil ich es auf einmal so eilig hatte. Deswegen merkte ich auch nicht, dass ich eigentlich quasi nackt war, als ich raus stürmte. Als Pascal mich sah, lief er rot an.

"Pascal, was machst du denn hier?"

"Eh... du... ich... also Tasche... Büro... vergessen..."

"Danke, aber du hättest sie mir nicht bringen müssen und du brauchst nicht nervös sein."

"Schon mal dran gedacht, dass dein halbnackter Anblick den armen Jungen so nervös macht?", warf Nathan ein.

Erst da fiel es mir wieder auf.

"Oh, möglich."

Pascal übergab mir die Tasche und wollte dann wieder gehen.

"Warte, warte!", hielt Nathan ihn auf. "Bist du Chris' neuer Assistent?"

Auch wenn wir kaum zusammen waren, hatte ich Nathan natürlich davon erzählt. Er erzählte mir ja auch was in New York so passierte.

"Ja."

"Oh, na komm rein! Ich mache gerade Essen. Du kannst mitessen, wenn du magst und dann lerne ich dich gleich mal kennen."

Pascal wollte gerade etwas erwidern, schloss aber den Mund wieder als mein Mann ihn einfach ins Haus zog. Ich musste schmunzeln. Nathan und ich zogen uns aber eben was bequemes an, denn ich konnte richtig in Pascal's Blick sehen, dass er wusste was wir vorab getrieben hatten. Nathan platzierte ihn an unseren Esstisch, der direkt zur Küche angrenzte und so konnten wir uns alle sehen, als ich schon einmal Platz nahm. Nathan summte vor sich hin und kochte und ich und Pascal schwiegen uns an. Er sah zur Seite und tat wohl so, als würde er sich umsehen.

"Brauchst du Hilfe?", fragte ich Nathan irgendwann, weil ich die Stille nicht mehr ertrug.

"Hol Teller und Besteck. Das Essen ist fertig. Ich habe Reis und Curry gemacht, ich hoffe du magst das Pascal?"

"Ohja, danke..."

Ich holte die Sachen und Nathan trug das Essen auf den Tisch. Er schöpfte uns allen auf und wir begannen zu Essen. Erst einmal wieder schweigend. Dann brach Nathan das Eis.

"Also ist dass dein Lover, während ich nicht da bin?"

Ich hielt inne mit der Bewegung die Gabel in meinem Mund zu schieben und Pascal verschluckte sich an dem Schluck Wasser, den er gerade genommen hatte.

"Mein Lover? Was? Nein!"

"Ich... ich... b-bin n-nur..."

"Mein Mitarbeiter!", beendete ich den Satz und Pascal nickte.

Nathan runzelte die Stirn.

"Ich bin monatelang weg und du hast noch nie jemand anderen gehabt als mich. Da kriegst du so eine Sahneschnitte als Assistent und machst dich nicht ran?"

Pascal lief immer mehr rot an, falls das noch möglich war. Doch auch mich überflog eine leichte Röte.

"Nathan, bitte..."

"Ist ja gut. Es wunderte mich nur.", zuckte er mit den Schultern.

Wir aßen dann weiter und Nathan löcherte Pascal mit allen möglichen Fragen, auf denen dieser manchmal keine Antwort wusste. Je mehr ich ihn beobachtete desto mehr wusste ich eigentlich, dass ich ihn wollte. Aber ich konnte das einfach nicht mit mir vereinbaren. Nach dem Abendessen verabschiedeten wir Pascal und ich wünschte ihm ein schönes Wochenende. Vielleicht konnte ich über dieses endlich davon absehen, dass ich mit ihm schlafen wollte! Dieser Gedanke durfte einfach keine Rolle mehr spielen! Auch wenn das nicht einfach werden würde...

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