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Kapitel 2 - Zu schön, um wahr zu sein

In den letzten Tagen hatte man immer öfter davon gehört, dass mehrere Betrüger ihr Unwesen auf den Sozialen Medien trieben. Nicht nur die Mitglieder von IDOLS waren dieser Betrugsmasche zum Opfer gefallen, auch von unzähligen anderen Stars wurde die Identität missbraucht, um leicht gläubigen Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Sie gaben sich für diesen Star aus und schrieben Fans an und es lief fast immer gleich ab. Man fing ein leichtes unverbindliches Gespräch an, irgendwann kam dann die Frage: Wie würdest du es finden, wenn wir uns treffen?

Spätestens ab diesem Punkt konnte man sich sicher sein, dass es definitiv nicht derjenige war, von dem man dachte, mit dem man schreibt. Denn sagte man dann ja, wurde man aufgefordert, für die Reise einen hohen Geldbetrag zu zahlen.

Das es einige Fans gab, die auf diesen Betrug reinfielen, zeigte sich schnell. Das Management hatte erst ein paar Tage zuvor ein umfangreiches Statement veröffentlicht. Kurzgefasst, keiner der Jungs hätte einen Privaten Account und vor allem würde niemals einer von ihnen auf die Idee kommen, Fans aus was für einem Grund auch immer nach Geld zu fragen.

Katy schaute sich das Profil bestimmt zehn Minuten lang an. Bis auf einem Profilbild war kein Post hochgeladen. Das Konto wurde vor fünf Monaten erstellt und hatte abgesehen von dem Namen, nur noch das Geburtsdatum öffentlich. Ihr fiel das Statement wieder ein und sie wurde immer skeptischer.

Sie war aufgeschlossen neue Leute kennenzulernen, aber warum sollte man Zeit mit einem Fremden im Internet verbringen, der sein wahres Gesicht niemals preisgeben würde. Was sollte sie nun tun? Der gesunde Menschenverstand in ihr sagte, sie sollte die Anfrage ablehnen und das Thema direkt wieder vergessen. Doch irgendetwas hielt sie ab.

War es die Tatsache, dass sie Langeweile hatte, und mal endlich wieder, was Neues in ihrem Leben wollte? Oder machte sie sich vielleicht doch unterbewusst Hoffnungen? Vielleicht war es auch nur Leichtsinn.

Was es auch war, ihre Entscheidung war getroffen. Sie klickte auf Annehmen!

Was hatte sie schon zu verlieren? Im Endeffekt Garnichts. Von ihrem Profil konnte man keine Vertraulichen Daten erlangen und sie würde auch nichts von sich preisgeben. Wer sagte überhaupt, das nun etwas passieren würde?

In dem Moment, in dem eines ihrer Lieblingslieder leise im Hintergrund anfing zu spielen, passierte es. War es Schicksal, das ausgerechnet jetzt ein Liebeslied spielte? Sonst glaubte die junge Mutter auch nicht an so etwas wie Schicksal. Doch nicht nur dieser Tag, sondern auch das Lied Love-Story von Indila, sollten ab heute eine ganz neue Bedeutung für sie bekommen.

Eine neue Nachricht. Katy konnte ihren Augen kaum trauen. Aber es war nichts Besonderes. Hey, wie geht es dir? Mehr stand dort nicht. Eine ganz normale Nachricht, um ein ganz normales Gespräch zu beginnen.

Auch wenn sie nicht genau wusste, warum, aber sie wurde nervös. Hatte sie wirklich geglaubt, das es bei der Freundschaftsanfrage bleibt? Warum kam nun diese Nervosität? Sie wollte doch offener gegenüber neuem sein.

Wenn wirklich irgendwann die Frage nach Geld kam, könnte sie noch immer alles abbrechen und ihn Blockieren. Oder sollte sie nun, doch alles schon vorher beenden und auf Nummer sicher gehen? Keiner sagte, das sie nun auch auf die Nachricht antworten musste, aber dann hätte sie auch nicht auf die Freundschaftsanfrage reagieren müssen.

Ihr Entschluss war gefasst.

Hey, mir geht es gut und dir? Aber um ehrlich zu sein, bin ich schon etwas verwundert über deine Nachricht.

Auf dem gemütlichen Bett drehte sie sich auf den Rücken und beobachtete gespannt das Display in ihrer Hand. Da auch sie sich etwas Zeit mit ihrer Antwort gelassen hatte, war sie etwas überrascht, als sie sehen konnte, das er bereits seine Antwort tippte.

Kann ich mir vorstellen. Um ehrlich zu sein, die neue Tour stresst jetzt schon, auch wenn sie gerade erst begonnen hat, und ich dachte, der Austausch mit ein paar Fans könnte nicht schaden. Ich bin einfach durch die Abonnenten meiner offiziellen Seite gegangen, habe irgendwo gestoppt und dein Profil war das auserwählte. Man könnte glatt Schicksal dazu sagen, oder? Mir geht es auf jeden Fall auch gut. Ich würde mich unglaublich freuen, dich kennenzulernen, wenn du nichts dagegen hast?

Okay, das war eine Antwort. Irgendwie machte das ganze ja schon Sinn. Aber könnte so etwas nicht auch ein Betrüger einfach erfinden? Nur weil es Sinn macht, heißt das doch noch Garnichts. Wenn es ein Betrüger war, war er immerhin gut informiert, denn die Tour wurde erst vor wenigen Stunden offiziel verkündet. Aber ihre Neugier war jetzt schon gepackt, und das schon nach nur der zweiten Nachricht.

Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie seine Worte las. War das wirklich passiert oder träumte sie? Der Gedanke, dass ein Künstler, den sie bewunderte, ihr Profil zufällig ausgewählt hatte, faszinierte sie. Die Sorgen über seine wahre Identität hatte sie vorerst ganz hinten angestellt. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, und sie begann zu antworten, ihre Worte sorgfältig wählend, um ihre Aufregung zu verbergen.

Wow, das ist ja wirklich verrückt, aber auf eine gute Art und Weise! Ich kann es kaum fassen, dass du mein Profil gefunden hast. Die Tour klingt aufregend, obwohl ich mir vorstellen kann, dass es auch ziemlich anstrengend ist. Aber ich freue mich, dass du Zeit gefunden hast, mit deinen Fans zu interagieren. Und ja, ich wäre total begeistert, dich kennenzulernen! Wie könnte ich da Nein sagen? Aber um ehrlich zu sein, bin ich schon ein wenig verwundert. Auch wenn was du sagst sinn macht habe ich bedenken, ob du wirklich bist für den du dichausgibst.

Die Nervosität überkam sie erneut, aber sie wollte diese Frage einfach soschnell wie möglich geklärt haben. Denn sie war sich sicher, keine Antwort darauf zu bekommen würde ihr mehr als nur Kopfschmerzen bereiten und das wollte sie defintiv nicht.

Ich kann dich verstehen, so ist das nicht. Ich bekomme ja selber mit, was im Internet zurzeit alles abgeht und das einige Fans sich über Betrüger beschweren, leider kann aber auch ich dir nichts eindeutiges geben. Es ist deine Entscheidung, entweder du vertraust mir und ich tue es bei dir auch, oder wir lassen es sein und sind beide auf der Sicheren Seite. Denn auch für mich ist das nicht einfach, aber ich muss dir auch vertrauen, das was ich dir sagen auch unter uns bleibt.

Ich verstehe deine Bedenken wirklich gut schrieb sie. Es ist einfach schwer zu wissen, wem man im Internet vertrauen kann. Ich schätze deine Offenheit und dein Verständnis. Ich habe auch Verständnis für dich, ich denke, wir müssen einfach einen Weg finden, um das Vertrauen aufzubauen, denn es ist klar, dass wir das nach so kurzer Zeit noch nicht haben. Ich bin bereit, transparent zu sein, wenn das dir hilft, mich besser kennenzulernen und dir sicherer zu sein. Bist du auch bereit dazu?

Sie hoffte, dass diese Worte genug waren, um das Vertrauen zu stärken. Es war eine seltsame Verbindung, die durch das Internet entstanden war, aber sie war bereit, die Möglichkeit einer echten Begegnung zu erkunden, vorausgesetzt, es konnte auf einem Fundament des Vertrauens aufgebaut werden. Denn er hatte ihr bis jetzt keinen Grund gegeben an ihm zu zweifeln, aber so lange kannten sie sich auch noch nicht.

Ich bin dazu bereit und bin Glücklich darüber mit dir dieses Abenteuer zu beginnen. Seine Antwort zauberte ein lächeln auf ihr Gesicht.

Es war seltsam, mit einem Künstler, den sie bewunderte, in Kontakt zu treten, aber die Aufregung überwog ihre anfängliche Schüchternheit. Sie konnte es kaum erwarten, seine Antwort zu lesen und mehr über die Person hinter der Bühne zu erfahren.

Die Nacht verging, wie im Fluge und keiner der beiden hatte festgestellt, dass es in der Zwischenzeit schon 05:37 Uhr morgens war. Sie hatten, ohne auch nur eine Minute zu vergeuden, wirklich die ganze Nacht durchgeschrieben. Es war wirklich lange her gewesen, dass Katy so viel gelacht hatte und sich einfach frei gefühlt hatte.

Eigentlich gab es kaum etwas, über das sie nicht sprachen. Auch nach der kurzen Zeit hatte sie das Gefühl, ihn doch schon relativ gut zu kennen, aber vielleicht lag das aber auch nur daran, dass sie ihn durch die Band schon ein wenig kannte.

Sie hatte auch vieles neues über ihn gelernt. Er war seitdem die Band im Jahr 2019 deputierte, Single. Seine damalige Freundin hatte ihn verlassen, da sie der Meinung war, eine Beziehung könnte unter den Voraussetzungen nicht funktionieren.

Den eine Beziehung mit einem Prominenten war nie einfach. Man musste sich versteckt halten, in seinem Vertrag wurde schon damals festgelegt, dass Beziehungen nicht an die Öffentlichkeit geraten durften. Denn eine Beziehung könnte das Image des Stars, und in dem Fall der ganzen Band, zerstören.

Seine Lieblingsfarbe war Grün, das beste Essen war seiner Meinung nach Burger und sein Lieblingsmusiker war Eminem. Gerade dieser Rapper war es, der ihn ermutigt hatte, selber mit der Musik anzufangen.

Worüber beide allerdings in eine sehr lange Konversation gelangten, war ein gemeinsames Interesse: Das Tanzen. Katy hatte in ihrer Jugend einige Jahre Tanzunterricht genommen und er selbst hatte schon mit gerade einmal vier Jahren angefangen zu Tanzen. Vor allem Hip-Hop hatte es ihm angetan. Über die Jahre war er zu einem der besten Tänzer geworden, den man finden konnte, nicht ohne Grund war er der Choreograf der Band geworden.

Sie lachten zusammen über die Vorstellung, zusammen einmal zu tanzen und sich eventuell dadurch sogar näher zu kommen. Er machte ihr direkt klar, dass er ein sehr strenger Lehrer war und fragte, ob sie wüsste, worauf sie sich dabei einlassen würde.

Natürlich hatten sie sich auch gegenseitig nach einem Foto gefragt. Für Katy war es kein Problem ihm eins zu schicken, für ihn galt das allerdings nicht. Er sagte ihr, dass es ihm laut Vertrag nicht gestattet sei, Fotos, die nicht bereits im Internet zu finden waren, zu verschicken.

Ich hoffe du verstehst das und bist nicht allzu enttäuscht, aber wir haben uns heute erst kennengelernt und es ist schwer für mich zu vertrauen. Ich wurde schon zu oft enttäuscht.

Es machte schon Sinn, was er sagte. Als kleine Entschädigung schickte er ihr drei Fotos, die sie zwar auch überall finden konnte, aber trotzdem zauberte er ihr ein lächeln ins Gesicht. Er hatte sich extra die Mühe gemacht Bilder ohne Makeup rauszusuchen. Die meisten Bilder, die man von den Bandmitgliedern finden konnte, waren meistens mit Makeup.

Aber das ist bei Prominenten nicht gerade unüblich. Katy war sich zwar nicht ganz sicher warum, aber sie fand das ganze schon süß.

Katy fand es zwar schade, dass er ihr kein persönliches Foto schicken konnte, aber sie konnte seine Bedenken nachvollziehen.

Keine Sorge, ich verstehe das vollkommen. Vertrauen muss man sich erst verdienen. Die Fotos sind super, danke dafür!

Aufgrund der doch schon relativ späten, oder besser gesagt frühen Uhrzeit, wurde ihr etwas bewusst. Sie genoss es mit ihm zu schreiben, aber sie durfte nicht vergessen, dass sie noch immer Mutter war. Ohne Schlaf würde sie den morgigen Tag definitiv nicht überstehen. Außerdem sagte er ihr, dass sie in den Vorbereitungen für die nächsten Konzerte stecken. Sie hielt es also für sinnvoll, auch ihm noch ein wenig Schlaf zu gönnen.

Okay, in Anbetracht der Uhrzeit ist es glaube ich sinnvoll, zumindest noch ein bis zwei Stunden Schlaf zu bekommen. Ich genieße die Zeit mit dir, aber ich kann es nicht verantworten, dass du nachher bei den Proben zu müde bist.

Katy hoffte inständig, das er sagen würde, lass uns morgen weiterschreiben, und das auch er die Unterhaltung mit ihr genoss. Doch ihre Sorge, ihm könnte es anders gehen, war unbegründet, denn seine Antwort war wie erhofft.

Du hast recht, ich kann dich auch nicht zu übermüdet in den Tag starten lassen, der kleine Stern braucht dich. Um ehrlich zu sein, ich genieße diese Unterhaltung auch sehr, ich habe mich schon lange nicht mehr so frei gefühlt. Also, schlaf gut und träume was Schönes, ich würde dir gerne nach dem Aufstehen wieder schreiben. Es macht mich jetzt schon nervös, was du wohl antworten wirst, deshalb ich mache mein Handy jetzt einfach aus und hoffe das Beste.

Wie süß könnte er bitte sein?

Das er wirklich niedlich war, hatte sie schon festgestellt, als sie ihm von ihrem Sohn erzählt hatte. Das alle sieben Jungs Kinder wirklich liebten, wusste sie schon, aber es nun selber zu spüren, hatte noch einmal etwas ganz anderes an sich.

Natürlich hatte er nach einem Foto von dem kleinen Sonnenschein gefragt, aber dafür war es noch zu früh. Das Gesicht ihres kleinen hielt Katy strickt aus den Sozialen Medien raus. Keiner der ihn nicht auch in echt jederzeit sehen konnte, hatte das Recht darauf, Bilder von ihm zu sehen. Er verstand das sofort und hatte auch nicht weiter nachgefragt, wofür sie ihm sehr dankbar war.

Katy schrieb ihm noch, dass sie sich freuen würde, wenn er ihr später wieder schreiben würde und legte sich endlich unter ihre Bettdecke und schlief zufrieden ein. Auch wenn der Schlaf nicht wirklich viel sein würde, sie war sich sicher, dass er dennoch erholsam sein wird. Und wer weiß, vielleicht würde sie diese Nacht auch ein schöner Traum begleiten.

Wer sich auch immer hinter dieser Person verbarg, er hatte sie ganz vergessen lassen, was sich um sie herum befand. Es war lange, viel zu lange, her das Katy sich endlich noch einmal so unbeschwert mit jemanden unterhalten konnte. Sie hatte das Gefühl vermisst.

Wie schon erwartet ging die Nacht nicht sonderlich lange, nach gerade mal drei Stunden kam der kleine Julien seine Mama wecken. Ein paar Minuten kuschelten sie noch zusammen, bevor es ins Badezimmer ging. Innerhalb kürzester Zeit waren beide angezogen, die Haare gekämmt, das Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt. Das Katy so gut gelaunt wach wurde, war selten. Aber die Nacht war einfach zu schön, um schlechte Laune zu haben.

,,Guten Morgen Schwesterherz, gut geschlafen? Ich wusste gar nicht, dass du heute frei hast."

Lia sah ihre Schwester erschrocken an. Fast hätte sie den Pfannenwender in ihrer Hand fallen gelassen. Lia zog die Pfanne mit dem Rührei von der Herdplatte, schaltete diese aus und sah ihre Schwester ungläubig an.

,,Es ist vor zehn Uhr morgens. Ihr seid beide schon angezogen und du hast gute Laune? Was stimmt hier nicht? Bist du krank? Muss ich mir sorgen um dich machen?"

Katy fing an zu lachen, doch sie hatte nichts dazu zu sagen. Julien saß in seinem Hochstuhl und Katy schnappte sich eine Tasse Kaffee. Die stolze Tante hatte schon einen Teller für Julien vorbereitet und setzte sich zu ihm an den Tisch. Still beobachtete sie ihre kleine Schwester. Irgendetwas musste passiert sein. Dass sie so gute Laune hatte, war schon so lange her, dass sie sich kaum noch daran erinnern konnte.

Katy konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als sie die verwunderten Blicke ihrer Schwester Lia sah. Es war in der Tat ungewöhnlich für sie, so früh morgens und so gut gelaunt zu sein. Sie schnappte sich den Kaffee und setzte sich zu Julien, der offensichtlich genauso gut gelaunt war wie sie.

Lia stand immer noch mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht da.

"Also, was ist hier los? Hat jemand deinen Kaffee heute Morgen mit Extra-Gute-Laune gewürzt?"

Katy lachte herzlich. "Nichts Derartiges, versprochen. Ich denke, manchmal hat man einfach gute Tage. Und du hast recht, es ist selten, dass ich so früh schon so fröhlich bin."

Lia setzte sich zu ihnen und schüttelte den Kopf. "Nun gut, dann genieße ich mal diese seltene Erscheinung. Aber ehrlich gesagt macht es mir ein bisschen Angst. Ist da irgendetwas, was ich wissen sollte?"

Katy zuckte mit den Schultern. "Nichts Besonderes. Vielleicht bin ich einfach in einer besonders guten Stimmung heute. Lass uns einfach das Frühstück genießen und den Tag gemeinsam verbringen."

Die Schwestern genossen das Frühstück in fröhlicher Runde, und Katy konnte die Verwunderung ihrer Schwester förmlich spüren. Es war ein ungewöhnlicher, aber wunderbarer Start in den Tag.

Wie immer hatte Katy ihre roten Haare in einen unordentlichen Dutt zusammengesteckt. Mit der Kaffeetasse in der einen Hand und dem Handy in der anderen, musste sie lächeln, als es vibrierte. Voller Hoffnung schaute sie auf das Display, es war die erhoffte Nachricht.

Guten Morgen, ich hoffe deine Nacht war nicht zu kurz. Ich könnte es nicht verantworten, wenn du nicht voll und ganz für den kleinen da sein könntest. Ich habe jetzt gleich Probe und wollte dir davor nochmal schreiben. Ich melde mich später wieder bei dir.

Das Lächeln konnte sie nun definitiv nicht mehr verstecken. Aber sie wollte ihrer Schwester einfach noch nichts davon erzählen.

,, Was hast du heute eigentlich vor? Weil wie du schon festgestellt hast, habe ich heute Frei und wollte vorschlagen, dass wir mit dem kleinen in den Zoo fahren. Oder ins Schwimmbad? Irgendwie so was in der Art. Es soll heute sehr warm werden und ich habe definitiv keine Lust, den ganzen Tag nur hier zu sein. Das machen wir schon oft genug und da du eh gute Laune hast, kann man das auch mal ausnutzen."

Lia sah ihre Schwester prüfend an. Katy hatte ihr gar nicht zugehört, denn sie grinste noch immer ihr Handy an, während sie antwortete.

Guten Morgen, auch wenn es nicht viel Schlaf war, es war der Beste seit langem. Danke dafür. Viel Glück bei der Probe gleich und bis später.

Erschrocken sah sie von ihrem Handy auf. Lia fuchtelte wild mit den armen in der Luft herum und fragte, ob sie ein Geist sei. Julien musste dank seiner Tante herzhaft lachen.

,, Okay! Mit dir stimmt definitiv irgendetwas nicht. Erst kommst du recht früh herunter, dann hast du auch noch gute Laune und jetzt hörst du mir nicht einmal zu, sondern grinst dein Handy an? Du musst krank sein! Am besten rufe ich meinen Chef an, er soll dich untersuchen. Nicht das es noch ansteckend ist." witzelte Lia rum.

So kannte sie ihre kleine Schwester gar nicht. Doch was auch immer der Grund dafür war, Lia mochte diesen Grund jetzt schon und hoffte inständig, dass es nichts Einmaliges ist.

,, Mit mir ist noch immer alles normal. Darf ich nicht auch mal gute Laune haben? Also Tim hatte mich gefragt, ob ich mit dem kleinen heute vorbeikommen will, er hat Urlaub. Du weißt, er hat einen Pool im Garten und da lässt es sich nun mal besser aushalten als hier. Ich kann ihn gerne fragen, ob du mitkommen kannst. Ich muss nur dran denken, dass Kevin den kleinen heute Abend abholen kommt, er ist über das Wochenende bei ihm." sagte Katy, während sie ihr Handy wieder wegpackte.

Zum Glück hatte sie das gestern noch mit Tim geschrieben und es hatte sich angeboten zu ihm zu fahren. Daher passte das gesagte und die Sache hatte sich fürs erste erledigt.

Mit Tim war schnell geklärt, dass Lia auch mitkam und die drei machten sich nach einer kurzen Zeit auf den Weg zu ihm. Katy hatte die Tasche für Julien gepackt und kurz mit Kevin abgeklärt, dass er seinen Sohn doch bitte bei Tim abholen sollte. Zwar war ihr klar, dass Kevin nicht begeistert sein würde, aber er hatte keine andere Wahl. Schon in der Beziehung war Kevin immer wieder eifersüchtig auf Tim gewesen.

Tim war Katys bester Freund und dadurch für niemanden ein unbekannter. Lia mochte Tim, denn er war etwas schusselig und verpeilt. Aber tief im inneren hatte er einen guten Kern und war superlieb und witzig. Und das war genau das, was sie an ihm mochte.

Er brauchte anfangs immer ein wenig, um mit jemand neuem warm zu werden, aber danach konnte man ihn nur liebhaben. Er war die Art Mensch, die niemals jemand anderem Schaden zufügen könnte.

Tim war schon lange heimlich in Katy verliebt und mochte sie, seitdem er sie vor vielen Jahren im Schulbus gesehen hatte. Nun ist sie von Kevin getrennt und noch immer traute er sich nicht, sie nach einem Date zu fragen. Stattdessen freut er sich still und heimlich wie ein kleines Kind, wenn sie Zeit mit ihm verbringen will.

Irgendwann, so hat er es sich zumindest fest vorgenommen, wird er ihr sagen, was er für sie empfindet.

Die drei standen nun vor der Tür von Tims Haus. Er wohnte noch bei seinen Eltern, aber diese waren so gut wie nie da. Seitdem Tim in der Ausbildung war, hatten seine Eltern die Chance genutzt, die Welt zu bereisen. Der Besuch der Schwestern kam ihm also grade recht. Julien liebte er sowieso über alles, auch wenn er sich selber nicht vorstellen konnte Vater zu werden, für den kleinen würde er alles tun.

Das Klingeln an der Tür wurde fast sofort von Tim beantwortet. Ein breites Lächeln zierte sein Gesicht, als er Katy und Lia erblickte, doch seine Augen leuchteten besonders, als er den kleinen Julien im Arm seiner Mutter sah.

„Hallo ihr drei!", begrüßte er sie herzlich und trat einen Schritt zurück, um ihnen den Eintritt zu gewähren. „Ich hoffe, ihr habt eure Badesachen dabei! Der Pool ist schon vorbereitet und bei dieser Hitze genau das Richtige."

Katy lachte leicht. „Natürlich! Und Julien hat auch schon den ganzen Morgen von Wasser gesprochen. Es scheint, als hätte er heute besonders Lust darauf."

Sie gab Tim kurz eine Umarmung. Bei jeder Berührung zwischen den beiden konnte man die Spannung spüren, die in der Luft lag, auch wenn Lia so tat, als hätte sie nichts bemerkt. Doch vor allem das immer roter werdende Gesicht von Tim sprach für sich.

„Ich habe auch ein paar Snacks vorbereitet, falls ihr später hungrig seid", sagte Tim, während er sie in den Garten führte.

Der Garten war groß und gut gepflegt, mit einer gemütlichen Sitzecke und einem großen, einladenden Pool in der Mitte. Die Vögel zwitscherten im Hintergrund, und man konnte das Plätschern von Wasser hören. Es war ein kleines Paradies, gerade richtig für einen heißen Sommertag.

Lia, die sich im Garten umsah, bemerkte die liebevollen Details. „Du hast hier wirklich ein schönes Fleckchen Erde, Tim."

„Danke", antwortete er mit einem dankbaren Lächeln. „Hier habe ich viele Erinnerungen, und es ist schön, sie jetzt mit euch zu teilen."

Während Julien und Katy sich für den Pool vorbereiteten, setzte sich Lia zu Tim. „Weißt du, ich habe das Gefühl, dass du und Katy wirklich gut zusammenpassen würdet."

Tim schaute überrascht auf. „Warum sagst du das?"

„Nur so ein Gefühl", sagte sie schelmisch und grinste.

Tim lächelte verlegen zurück. Er wusste, dass es an der Zeit war, seine Gefühle zu offenbaren. Vielleicht war heute der perfekte Tag dafür.

Während Katy und Julien im Wasser plantschten, ließ Tim seinen Blick schweifen und beobachtete sie. Der kleine Junge lachte und quietschte vor Vergnügen, und Katy sah so glücklich und sorglos aus, wie er sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Lia stupste Tim leicht in die Seite und flüsterte: „Du solltest es ihr wirklich sagen. Sie verdient jemanden, der sie so anschaut, wie du es gerade tust."

„Es ist nicht so einfach", erwiderte Tim leise, seine Augen noch immer auf Katy gerichtet. „Ich habe Angst, unsere Freundschaft zu ruinieren. Was, wenn sie nicht dasselbe für mich empfindet?"

Lia seufzte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Manchmal muss man Risiken eingehen, um etwas wirklich Wertvolles zu bekommen. Du wirst es nie erfahren, wenn du es nicht versuchst."

Das stimmte. Tim hatte genug Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, und vielleicht war heute der Tag, an dem er den Mut aufbringen sollte, ihr seine wahren Gefühle zu gestehen. Er atmete tief durch, um sich Mut zu machen.

Als die Sonne ihren Höchststand erreichte und der Garten von ihrer Wärme durchflutet wurde, saßen sie alle zusammen am Tisch und aßen die Snacks, die Tim vorbereitet hatte. Es war ein friedlicher Moment, in dem alle lachten und Geschichten austauschten. Es war, als ob die Zeit stillstand.

Keiner hatte mitbekommen das Katy zwischendurch immer wieder heimlich unter dem Tisch mit Milo schrieb. Ein einziges Mal wäre ihr fast vor lauter lachen das Handy aus der Hand gefallen. Dank Julien, der im selben Moment auch anfing zu lachen, konnte sie aber unentdeckt weiter machen.

Nachdem sie gegessen hatten, setzten sich Katy und Tim auf die Gartenliegen, während Lia sich mit Julien beschäftigte. Es herrschte eine angenehme Stille zwischen ihnen, und Tim fand endlich den Mut, das Thema anzusprechen.

„Katy", begann er zögerlich, „es gibt etwas, das ich dir schon lange sagen wollte. Es ist mir wichtig, und ich hoffe, es ändert nichts zwischen uns."

Katy sah ihn mit neugierigen Augen an. „Was ist es?"

Tim atmete tief durch und sagte: „Ich habe Gefühle für dich. Mehr als nur freundschaftliche. Ich weiß, es ist vielleicht überraschend für dich, aber ich musste es dir einfach sagen."

Ein Moment der Stille folgte, in dem Katy ihn einfach nur anschaute, die Überraschung in ihren Augen deutlich sichtbar. Dann sagte sie leise: „Tim, ich..."

Bevor sie weitersprechen konnte, wurde ihre Unterhaltung durch das Lachen von Julien und Lia unterbrochen.

Katy schaute zu Julien, der fröhlich auf Lia zulief, die versuchte, Wasser aus dem Gartenschlauch auf ihn zu spritzen. Das sorglose Glück des Kleinen war ansteckend, und beide, Tim und Katy, mussten lächeln.

"Sie scheinen so viel Spaß zu haben", sagte Tim, versuchte, die vorherige Schwere des Moments zu durchbrechen.

Katy nickte und sah Tim wieder an, die Tiefe ihrer blauen Augen schien sich zu intensivieren. "Danke, dass du ehrlich zu mir warst, Tim. Ich... Ich brauche etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Es kam wirklich unerwartet."

"Ich verstehe das", erwiderte Tim sanft. "Ich wollte nur, dass du es weißt. Egal, wie du dich entscheidest, unsere Freundschaft ist mir sehr wichtig."

Katy legte ihre Hand auf seine und drückte sie leicht. "Mir auch, Tim. Es ist nur... alles passierte so schnell nach Kevin, und ich muss sicherstellen, dass ich bereit bin, wieder jemanden in mein Leben zu lassen. Ich will auch niemanden verletzten, außerdem muss ich auch an Julien denken."

"Das verstehe ich", murmelte Tim, dankbar für die Offenheit, die Katy zeigte. "Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich bin hier, egal was passiert."

Der Nachmittag verging, und die vier verbrachten ihre Zeit mit Spielen und lachen. Immer wieder fing einer der drei an, alte Erinnerung wieder zu erwähnen und brachte damit die alte Zeit ein wenig zurück.

Auch wenn nicht alles geklärt war, war die Atmosphäre zwischen Tim und Katy unverändert herzlich und vertraut. Es war offensichtlich, dass beide eine tiefe Bindung zueinander hatten, die durch die Offenbarung von Tims Gefühlen nicht zerstört worden war.

Kevin hatte in der Zwischenzeit Julien abgeholt und mit zu sich genommen. Wie erwartet, war er nicht begeistert gewesen, ihn bei Tim abholen zu müssen, denn er hatte schon immer das Gefühl, das Tim mehr für Katy empfand. Auch jetzt, nach der Trennung störte es ihn noch immer, er dachte fest daran, dass man die gescheiterte Beziehung nach wie vor retten könnte.

Als der Abend heranbrach und die ersten Sterne am Himmel erschienen, verabschiedeten sich Katy und Lia. Tim stand in der Einfahrt und sah ihnen nach, als das Auto verschwand. Er konnte nur hoffen, dass, was auch immer die Zukunft brachte, ihre Freundschaft stark genug war, um jede Herausforderung zu überstehen.

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