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Es ist ein seltsamer Ort

Oksana kam als Erste wieder zu sich. Ihr Kopf brummte fürchterlich, sie konnte ihren Körper fast nicht mehr spüren, und ihre Augen schmerzten, als hätte man sie mehrmals hintereinander aus- und wieder eingedreht.

Das Mädchen versuchte, ihren Kopf zu drehen. Diese Bewegung wurde von einer Million Nadeln in ihrem Kopf widergespiegelt. Oksanas erster Gedanke galt ihrer Schwester. Sie musste dringend wissen, wo sie war und ob es ihr gut ging. Sich selbst überwindend, drehte das Mädchen den Kopf und versuchte zu erkennen, wo sie war.

Sie befand sich in einem viereckigen Raum mit zwei Kojen und einem schwachen Licht. Die Wände waren schäbig und schmutzig, ähnlich wie die Wände in einem Keller. Oksana wirbelte mit dem Kopf herum und suchte nach Fenstern, Türen oder sonst etwas. Aber sie fand nichts dergleichen.

- Seltsam... - flüsterte das Mädchen und stützte sich mühsam auf ihren Ellbogen. Die benachbarte Koje war leer, aber es war klar, dass eine Person darauf lag.

Mühsam setzte sie sich auf dem Bett auf und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Kopf zersplitterte, wie nach einem wilden Rausch.

Oksana versuchte sich zu erinnern, was vor ihrer Ohnmacht geschehen war, aber ihr Gedächtnis zeigte ihr eine Feige und weigerte sich, irgendetwas wiederzugeben.

Plötzlich erschien ein klaffender Durchgang in der Wand, aus dem Yulia in einer durchsichtigen Hülle buchstäblich herausflog und sich sanft auf das Bett neben ihr fallen ließ.

Ihre Schwester schlief friedlich, aber sie rührte sich nicht. Der Durchgang in der Wand schloss sich, und Oksana hob ihre schlaffe Kinnlade vom Boden auf und erhob sich mit einem Grunzen aus ihrer Koje. Langsam und vorsichtig ging sie zu dem Bett ihrer Schwester hinüber und blickte in das friedliche Gesicht.

Yulia öffnete abrupt die Augen und setzte sich ruckartig auf dem Bett auf, wobei sie Oksana fast von den Füßen stieß.

- Was? Wo? Wer? - Das Mädchen wirbelte herum und sah sich im Zimmer um.

- Psst, psst, psst. Beruhige dich. - flüsterte Oksana, nahm Julia an den Schultern und drückte sie mit Gewalt zurück auf das Kissen. - Ich bin's, Oksi, deine Schwester. Erinnerst du dich an mich?

Julia stoppte ihren schwankenden Blick auf Oksana und brach in ein seliges Lächeln aus:

- 'Oxy, hallo. Was machst du denn hier?

- Ich weiß es nicht. Ich wollte dich fragen, wo wir sind und was hier los ist. Woran erinnerst du dich? An die jüngsten Ereignisse?

Yulia schaute an die Decke und lächelte immer noch selig mit allen 32 Zähnen. Plötzlich erstarrte sie, ihre Augen wurden glasig und wie zwei große Untertassen glitt das Lächeln langsam aus ihrem Gesicht.

- Oxy. - keuchte Julia und starrte immer noch an die Decke. - Wir sind am Arsch.

- Wie meinst du das? - Oksana verstand ihre Schwester nicht. - Was meinst du damit?

- Oksi. Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst? - Yulia drehte ihren Kopf zu ihrer Schwester.

Oksana setzte sich auf den Rand des Bettes und dachte nach. Es fiel ihr sehr schwer, sich zu erinnern, ihre Gedanken waren verworren, Bilder blitzten in rasender Geschwindigkeit vor ihren Augen auf. Es war, als würde eine Kraft sie daran hindern, sich an die jüngsten Ereignisse zu erinnern. Sie zog die Augenbrauen hoch und spannte sich an, aber die Erinnerung kehrte nicht zurück.

- Ich weiß noch, wie Vitalik und ich zu dir kamen, wie wir uns in der Küche unterhielten. Und dann wurde alles dunkel.

- Ich sehe es. Verdrängung. - Yulia flüsterte. Jetzt hör mir gut zu. Alles wird gut, und du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden hier rauskommen. Ist das klar?

- Ja, gut. - Oksana nickte und legte sich neben ihre Schwester. - Wo sind wir jetzt?

- Wir sind in einem Gästehaus, meine Liebe. - flüsterte Yulia und begann, den Kopf ihrer Schwester zu streicheln. - Schlafen.

Yulia spürte den Kopf ihrer Schwester auf ihrem Arm und hörte ihr friedliches Schniefen. Das war ihr in ihrer Kindheit schon einmal passiert. Als Oksana einige lebhafte Emotionen erlebte, die sie bis ins Mark erschütterten, schaltete sich ihr Gedächtnis für eine unbestimmte Zeit ab. Doch dann brachen die Emotionen wie eine Flut über Oksana herein und töteten sie praktisch von innen heraus. Offenbar hatte Vitaliks Tod den Gedächtnisverlust ausgelöst.

Yulia lag da und starrte an die Decke. Sie versuchte, die Augen nicht zu schließen, denn sie spürte noch immer die schleimige Berührung und den üblen Geruch auf ihrer Haut. Ihr Traum war wieder lebendig geworden. Alles war noch genauso wie im Traum. Der Planet war überfallen worden, sie und ihre Schwester waren entführt worden, und nun erwartete sie ein unbestimmtes, wenn nicht unendliches Grauen.

Erst vor einer Stunde war ihnen ein schreckliches Geheimnis offenbart worden, das jeden Verstand auf den Kopf stellen kann.

***

Die seltsame Kreatur, die Julia sah, sah aus wie ein Mann. Sobald das Mädchen diese seltsame Kreatur sah, spürte sie sofort einen starken Schmerz in ihrem ganzen Körper. Danach wurde sie ohnmächtig.

Es schien, als ob ein unvorhergesehener und starker Schmerzblitz ihren ganzen Körper umhüllte. Als sie wieder aufwachte, tat ihr alles schrecklich weh, und sie konnte nicht einmal den Kopf bewegen.

Sie schaute sich im Raum um. Der weiße Operationssaal war durch einen gewöhnlichen Raum mit abblätternden Wänden und einem glatten, fast verspiegelten Boden ersetzt worden. Aus der Decke ragten mehrere Haken, an denen ziemlich dicke Ketten an Julias Körper befestigt waren.

Sie bemerkte nicht sofort, dass sie immer noch nackt in der Luft hing. Ihre Arme waren mit einem straffen Seil hinter dem Rücken gefesselt und ihre Ellbogen mit einer festen Schnur verbunden. Ihre Beine waren an den Knien angewinkelt und ihre Fersen waren mit Seilen an den festen Oberschenkeln befestigt. Ihre Brüste und ihr Körper wurden durch ein straffes Seil nach unten gezogen, das von ihrem Hals auslief, sich um ihre Brüste knotete und ihre Schenkel kreisförmig umschloss, so dass sie gewaltsam auseinandergezogen wurden.

In Julias Mund befand sich ein weicher Ballon an Lederriemen, die an ihrem Hinterkopf befestigt waren und ihren Kopf gegen die Seile zogen. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber die unvorsichtige Bewegung bewirkte, dass die Seile, die ihren Körper einrahmten, noch fester gezogen wurden.

Das Mädchen stieß ein verzweifeltes Stöhnen aus. Sie wusste nicht, wo sie war und was man mit ihr vorhatte. Bilder der jüngsten Ereignisse schossen ihr durch den Kopf. Für einen Moment blieb das Bild eines unbekannten Wesens mit zwei Penissen und seinem seltsamen, durchdringenden Blick in ihrem Kopf haften.

Julia drehte sich leicht in der Luft an den Seilen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war oder wie lange sie noch hier hängen musste. Ihr Körper war steif und kribbelte, und sie konnte nicht sagen, ob es ihr Kopf war, ihr gefesselter und gespannter Körper oder ihre Arme, die in einem unvorstellbaren Winkel verschränkt waren.

Plötzlich gab es ein Klicken, und Julia sackte kopfüber auf den verspiegelten Boden. Sie hatte nur Zeit zu spüren, wie ihr die inneren Organe bis zur Kehle hochflogen und wieder in sich zusammenfielen. Der einzige Gedanke war: Jetzt schlage ich mir das Gesicht ein.

Aber merkwürdigerweise schwebte sie gefesselt in der Luft, fünf Zentimeter über dem Boden. Julia sah eine Welle über die spiegelnde Oberfläche laufen und erkannte, dass es sich nicht um den Boden handelte, sondern um so etwas wie Flüssigkeit.

Das Spiegelbild sah sie als hageres und niedergeschlagenes Mädchen mit blauen Augen, einem Knebel im Mund und einem ordentlichen braunen Zopf an. Ihre scharfen Wangenknochen traten stark hervor, es war, als hätte man ihre Haut einfach über ihr Skelett gezogen und darauf gelassen. Was von dem strahlenden und üppigen achtzehnjährigen Mädchen übrig geblieben war, war ein erbärmliches, skelettartiges Wesen.

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