Panik in der Stadt
Oksana erhob sich mühsam vom Boden und folgte ihrer Schwester. Sie verstand nicht, was da geschah und wie das möglich war. Währenddessen rannte Yulia schnell die Treppe hinunter und zog Oksana an der Hand. Die Mädchen rannten aus dem Haus und erstarrten vor Entsetzen.
Es war dunkel auf der Straße, die Menschen rannten schreiend und schreiend in verschiedene Richtungen, Autos rasten vorbei. Und über den Köpfen der Menschen hing am Himmel ein riesiges Gebilde, dunkel, mit vielen glühenden Lichtern und Strahlen, die hin und wieder Menschen trafen und sie vor ihren Augen verschwinden ließen.
Es war ein so atemberaubender Anblick, dass Oksana für eine Weile sogar die Sprache verschlug.
- Was ist hier los, Yulek? - flüsterte Oksana und drückte die Hand ihrer Schwester fester.
- Was... was... Eine Invasion!
Yulia sprach, als ob sie alles im Voraus wüsste. Es sah sehr seltsam aus, aber Oksana hatte keine Lust, ihre Schwester zu befragen. Sie kam allmählich zur Besinnung und wurde von der allgemeinen Panik ergriffen.
- Wir müssen uns verstecken, - flüsterte Yulia, als ob sie sich an etwas erinnern wollte, - ich habe das alles schon einmal gesehen... Diesen Tag und diese Invasion....
- Welche Invasion? - Oksana weigerte sich zu verstehen, was da vor sich ging, und sah ihre Schwester oder das riesige Raumschiff mit einer lethargischen Reaktion an.
- Scheiße, Oksi, sei nicht blöd! - Yulia drehte ihre Schwester um und schüttelte sie an den Schultern. - Wir sind von Außerirdischen angegriffen worden. Der Planet und die Menschen sind tot. Wir müssen uns retten, bevor es zu spät ist. Sei nicht dumm, bitte! Nicht jetzt!
Yulia schüttelte Oksana wie eine Stoffpuppe, aber das Mädchen antwortete nicht. Sie schaute irgendwo durch ihre Schwester hindurch und war still.
- Verdammte Scheiße. - Yulia spuckte aus und hörte auf, ihre Schwester zu schütteln. - Ich brauche nicht noch mehr von deinen geistigen Verwirrungen.
Plötzlich gab es, fast einen Meter von den Mädchen entfernt, eine schreckliche Explosion. Die Schwestern wurden von der Druckwelle zurück in den Eingangsbereich geschleudert. Yulia kam zuerst wieder zu sich, hob ihre Schwester auf und zog sie aus dem Haus auf die Straße. An der Stelle, an der sie standen, war ein schwarzes Loch, etwa einen Meter tief und drei Meter breit. Yulia führte Oksana, die sie an den Schultern festhielt, mit Gewalt in Richtung Parkplatz. Das Mädchen wehrte sich nicht, aber sie half auch nicht. Sie war am Boden zerstört.
Yulia öffnete mühsam mit einer Hand das Auto und schob ihre Schwester hinein, lief zur Fahrertür und schlich sich hinein.
- Nichts, Schwester, wir werden das schon schaffen. - sagte sie, startete den Wagen, pfiff und fuhr vorwärts. - Lass uns in die Datscha fahren, zu meinen Eltern. In der Stadt ist es jetzt gefährlich. Ich hoffe, dieser Schrecken hat sie noch nicht erreicht.
Oksana antwortete nicht, sie schaute mit steinerner Miene aus dem Fenster, hinter dem immer noch Menschen rannten, Explosionen und Schreie des Grauens zu hören waren. An manchen Stellen verschwanden die Menschen immer öfter vor den Strahlen, die sie trafen.
Schnell fuhren die Mädchen aus der Stadt, die Autobahn war voll mit Autos. Alle Menschen verließen in aller Eile die eroberte Stadt. Yulia fuhr mit unvorstellbarer Geschwindigkeit, in der Hoffnung, dass ihre Eltern noch am Leben und wohlauf waren.
Nach einer Stunde rasender Fahrt hielten die Schwestern vor einem ruhigen zweistöckigen Haus. Julia fuhr in das offene Tor und stellte den Motor des Autos ab. Etwa zehn Minuten lang saßen die Mädchen schweigend da. Doch das Schweigen wurde erst von Oksana durchbrochen:
- Wusstest du es?
- Wie meinst du das? - Julia drehte sich zu ihrer Schwester um.
- Du hast es gewusst. - wiederholte Oksana bejahend.
- Ja. - antwortete Julia und senkte den Kopf. - Es tut mir leid, aber es war unmöglich, ihn zu retten. Er hätte es nicht verstanden, wenn ich ihm alles erzählt hätte, und hätte mich für verrückt gehalten. Und genau das ist passiert.
- Ich hätte versuchen sollen, ihm zu helfen. Was wäre, wenn er überlebt hätte? - fragte Oksana mit Tränen in den Augen.
- Nein. Das hat er nicht. Niemand hat je überlebt. Er wurde nicht nur von einer Bombe oder so getroffen. Dieser grüne Strahl tötet. Ohne eine Spur zu hinterlassen. Er hinterlässt ein riesiges Loch oder Zerstörung. Verstehst du das? - Yulia sah ihre Schwester an und nahm ihre Hand. - 'Oxy, es wird alles wieder gut. Ich weiß, wie sehr du Vitalik geliebt hast, aber das Wichtigste ist jetzt, uns zu retten und dafür zu sorgen, dass unsere Eltern in Sicherheit sind. Lass uns gehen.
Oksana nickte als Antwort, wischte sich die Tränen weg und stieg aus dem Auto. Yulia saß ein paar Sekunden lang schweigend im Auto und sammelte ihre Gedanken. Dann atmete sie entschlossen aus und stieg aus.
Instinktiv, wie in ihrer Kindheit, nahmen sich die Mädchen an den Händen und machten einen Schritt. Doch anstatt auf der Schwelle ihres Elternhauses zu stehen, fanden sie sich in einem unbekannten hellen Raum wieder.
- Was sollte das? - Julia war benommen und setzte sich reflexartig hin.
Oksana wiederholte die Bewegung ihrer Schwester und begann, sich schnell umzusehen.
- Yulek, was ist hier los? Wo sind wir hier?
- Ich weiß es nicht. Wir waren gerade noch vor dem Haus, und jetzt sind wir hier. Man hat uns wohl verlegt. Wie fühlst du dich? - Sie sah ihre Schwester an.
- Es geht mir gut. Meine Arme und Beine sind unversehrt, mein Kopf ist noch an seinem Platz. - Oksana lächelte. Das Mädchen versuchte immer zu scherzen, wenn sie nervös war, damit sie sich besser fühlte.
Doch das war nur der Schein, in ihrem Inneren kippte alles vor Angst um. Und diese Angst verzehrte sie ohne jede Spur. Sie wollte schreien und um Hilfe rufen, aber sie konnte nicht in Panik geraten, sie musste stark sein, ihrer Schwester zuliebe.
Die Mädchen standen in der Mitte eines großen, runden Raumes. Seine Wände waren hell und völlig nahtlos. Es gab keine Türen, keine Fenster, nichts. Selbst die Decke hatte die gleiche Farbe wie die Wände und die Decke. Es war, als wären sie in einer Art Kapsel gefangen. Plötzlich war ein zischendes Geräusch zu hören. Die Mädchen zogen die Köpfe ein, erkannten aber immer noch nicht, woher das Geräusch kam.
- Yulek? - flüsterte Oksana. - Ich fühle mich nicht gut...
- Ja, ich weiß. Mir auch. - antwortete Julia, und die Mädchen sackten auf dem Boden zusammen wie eine Sehne.