Kapitel 14 Wo ist dein Ehering?
An Marcels schlankem Ringfinger trug er doch einen einfachen, schlichten Diamantring.
Es war genau derselbe, den sie zuvor gekauft hatte.
Sofia erstarrte und vergaß sogar, sich an den Tisch zu setzen. Es war Marcel, der schließlich zu ihr aufsah.
„Was ist los?“ Marcel sprach, dabei schweifte sein Blick über ihren leeren Ringfinger. Er zog seine Augenbrauen leicht hoch: „Wo ist dein Ehering?“
Sofia war es auf einmal etwas peinlich.
Sie glaubte nicht, dass der Ring, den sie gekauft hatte, zu Marcel passte, also trug sie ihren auch nicht vor ihm. Doch zu ihrer Überraschung hatte Marcel den Ring gefunden, den sie weggelegt hatte, und trug ihn schon.
Sofia griff nach dem Ring in ihrer Tasche und steckte ihn an, während sie nicht anders konnte, als zu flüstern: „Tut mir leid, ich habe diese nur spontan ausgesucht.“
Marcels Lippen bewegten sich leicht nach oben: „Ist schon okay, der ist auch schön.“
Sofia wusste nun nicht, was sie sagen sollte, also setzte sie sich hin und begann, ruhig zu frühstücken.
Nachdem sie gefrühstückt hatten, faltete Marcel die Zeitung in seiner Hand zusammen und sagte gelassen: „Ich bringe dich zur Arbeit.“
„Nein, schon gut.“ Sofia sagte: „Ich werde einfach ein Taxi oder die U-Bahn nehmen.“
Sie dachte nämlich dabei, ihre Kolleginnen würden sie bei lebendigem Leibe auffressen, wenn sie Marcel erkennen würden.
„Es ist hier weit weg von der U-Bahn-Station.“ Marcel runzelte leicht die Stirn: „Und ein Taxi kriegst du nicht.“
Das war Sofia auch aufgefallen, als sie gestern eingezogen war. Die Bewohner der Villen in solchen wohlhabenden Gegenden fuhren alle mit dem Auto, also gab es hier sicher keine Taxis oder U-Bahn-Stationen.
Sofia schaute auf ihre Armbanduhr und sah, dass es schon spät war, also musste sie sagen: „Na gut. Könntest du mich bitte zur U-Bahn-Station auf dem Weg dorthin bringen?“
Marcel blickte zu Sofia auf, was sie plötzlich etwas nervös machte. Aber schließlich nickte Marcel.
Ein schwarzer Bentley wartete bereits draußen, als Sofia und Marcel die Tür erreichten.
Ein junger Mann stand neben dem Auto und stellte sich als Anton Mallwitz vor. Er war Marcels Sonderassistent.
Anton zog die Tür auf und Sofia fragte sich, wie Marcel ins Auto kommen sollte, als sie sah, wie eine Stahlplatte sich vom Auto zum Boden bewegte und Marcels Rollstuhl somit problemlos ins Auto rollte.
Sofia stieg in das Auto ein und stellte fest, dass auch das Innere des Autos speziell umgebaut worden war. Es gab nun einen speziellen Platz für Marcels Rollstuhl.
Nachdem Sofia Platz genommen hatte, sprang das Auto schnell an und fuhr bis zur nächsten U-Bahn-Station.
Das Auto hielt neben der U-Bahn-Station. Als Marcel die lärmende Umgebung draußen durch das Fenster sah, legte sich seine Stirn leicht in Falten: „Es ist zu unangenehm, dass du so zur Arbeit fährst. Wenn du nicht willst, dass ich dich begleite, kann ich dir ein Auto besorgen.“
Sofia erstarrte für einen Moment und sagte dann sofort: „Nein, das ist wirklich nicht nötig.“
Natürlich wusste sie, dass ein Auto für Marcel nichts bedeutete, aber sie fand es trotzdem komisch, Marcels Geld auszugeben.
Bei Sofias direkter Ablehnung verfinsterte das Licht seiner schönen Augen sich, aber er sprach schnell wieder: „Ich bin nicht immer in der Villa, wie willst du dann allein zur Arbeit gehen?“
Bezüglich der Antwort hatte Sofia schon unterwegs darüber nachgedacht und sie nahm sofort ihr Handy heraus und schüttelte es: „Es ist heutzutage sehr praktisch, einen Autoservice zu buchen. Ich stehe einfach ein paar Minuten früher auf und buche dann ein Taxi. Ähm… Ich komme zu spät, also steige ich schon mal aus, tschüss.“
Damit stieg Sofia schnell aus dem Auto aus.
Marcel, der im Auto saß, schaute aus dem Fenster auf ihre zierliche Gestalt, bis sie immer weiter weglief. Marcel war in Gedanken versunken..
Anton, der vorne saß und das Auto fuhr, beobachtete diese Szene und konnte schließlich nicht anders, als sich zu Wort zu melden: „Hm… Herr Marcel, warum habe ich das Gefühl, dass Frau Sofia nicht ganz so ist, wie wir vorher ermittelt haben?“
Marcel schaute aus dem Fenster auf Sofias Rücken und stimmte nachdenklich zu: „Sie scheint wirklich nicht ganz so zu sein.“
Tatsächlich hatte er nicht erwartet, dass Sofia es entschieden abgelehnt hätte, dass er ihr ein Auto kaufte.
Er hatte Anton Sofias Vergangenheit erforschen lassen und hatte angesichts des Berichts den Eindruck, dass sie eine oberflächliche Mammon-Streberin war, die für nur ein bisschen Geld alles verkaufen würde.
Genau aus diesem Grund hatte er sich für sie entschieden.
Eine Frau, die man mit ein wenig Geld loswerden konnte, war viel sicherer und kontrollierbarer als die so genannten Edelfrauen, denen sein ganzes Eigentum am Herzen lag.
Natürlich gab er auch zu, dass ein weiterer Grund für seine Wahl darin bestand, dass sie ihm nicht missfiel.
Aber zu seiner Überraschung schien sie sein Geld nicht im Geringsten zu wollen?
Oder war sie doch klüger, als er gedacht hatte, und spielte das Spiel „bin nicht so leicht zu haben“?
Marcels Blick verfinsterte sich leicht, als er schließlich seine Aufmerksamkeit zurückzog.
„Fahr doch.“