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Kapitel 6: Das Sportfest

ALEX

Dieses Sportfest war einfach etwas, was ich nicht wollte. Wade war total dabei. In irgendwas musste er ja auch gut sein. Einige Lehrer und Schüler der zwölften Klasse gingen auf dem Sportplatz umher und verteilten Umschläge. Darin sollten unsere Nummern sein. Es dauerte natürlich eine Weile bis jeder einen hatte. Solange standen wir nur herum.

"Wäre doch nice, wenn du Caleb kriegen würdest.", grinste Wade und stieß mich in die Seite.

Ich verdrehte die Augen, obwohl er natürlich Recht hatte.

"Die Wahrscheinlichkeit ist etwas gering, denkst du nicht?"

"Sei doch nicht so pessimistisch."

"Dann kriegst du hoffentlich die Blonde aus der Zehn. Wie heißt sie noch? Nika?", grinste ich dieses Mal.

Wade wurde doch glatt rot.

"Ähm... ist ja gut, ich hab es verstanden.", brummte er.

Ich musste lachen.

"Wie du mir, so ich dir."

"Mit der Tatsache, dass dein Caleb der Schulschwarm ist. Nika ist nicht so auffällig wie er!"

"Jaja."

Da nahm sich der Sportlehrer das Megafon und es schien anzufangen.

"So liebe Leute. Jeder müsste einen Umschlag bekommen haben. Eure erste Aufgabe besteht darin euren Partner zu finden und euch dann bei dem Lehrer einzufinden, der mit auf dem Zettel steht! Ihr habt Fünfundvierzig Minuten Zeit den oder die zu finden! Auf geht's!"

"Viel Glück!", meinte Wade noch und war dann direkt weg.

Ich machte mich auch auf den Weg. Meine Nummer war die Zweihundertsiebzehn. Schon nach kurzer Zeit hatten sich einige Leute gefunden, die dann bis zur Restzeit sich noch ausruhen konnte. Einige riefen nach ihren Nummern, in der Hoffnung, dass ich dann jemand meldete. Aber das klappte bei der Lautstärke meistens nicht. Ich sah Wade bei irgendeinem Mädchen stehen. Es war aber nicht Nika, sondern eine aus der anderen Zehnten. Joanna hieß sie glaub ich. Die Beiden hatten sich gefunden.

"Hey Alex."

"Kevin."

"Was hast du für eine Nummer?", fragte er mich.

"Zweihundertsiebzehn und du?"

"Mist. Zweihundertacht. Na, gut. Dann suchen wir mal weiter."

"Jep."

Kev verschwand wieder und ich ging weiter meiner Wege und fragte hier und da Leute nach ihren Nummern.

"Noch Zwanzig Minuten!", brüllte Mister Walkins. "Wer bis dahin seinen Partner nicht gefunden hat, scheidet direkt aus!"

Auf einmal wurden die Schüler panisch. Selbst die, die eigentlich kein Bock hatten wollten jetzt unbedingt ihren Partner finden. Ich lief auch los und entdeckte auf einmal Caleb, der anscheinend noch niemanden hatte. Er sah mich ebenfalls und grinste, was mich erröten ließ. Er hielt seine Nummer hoch und mich traf der Schlag. Caleb hatte dieselbe Nummer wie ich. Das musste doch Schicksal sein, oder? Er kam auf mich zu.

"Und? Wie ist deine?"

"Ich hab dieselbe...", murmelte ich.

"Was, echt jetzt?"

Ich nickte und hielt ihm den Zettel hin.

"Wow, wie krass. Hätte ich nicht erwartet. Na, dann komm mal Partner!"

Er nahm meine Hand und mich durchschoss direkt ein Kribbeln. Caleb war mein Partner. Wir rannten unterwegs an Wade vorbei der das Ganze sah und seine Daumen hochhielt. Ich lächelte nur schüchtern zurück. Hier und Da sahen uns die Leute an, vor allem die Mädels. Wahrscheinlich hätten die alles getan, um meinen Platz einzunehmen. Als wir an der Lehrerin ankamen, stand Kevin dort auch mit seinem Partner. Es war Robin aus unserer Klasse.

"Hey Kev.", grüßte Caleb meinen Bruder.

"Oh, Hey..."

Er drehte sich um, sah mich neben ihm stehen und schmunzelte. Dann drehte er sich wieder um und ging nach der Registrierung bei Miss Lindor mit Robin davon. Sie trug uns ebenfalls bei sich ein und dann mussten wir noch warten.

"So, Leute! Alle die sich nicht gefunden haben gehen bitte zur Wasser - und Snackstelle und helfen dort aus. Tut mir leid für euch."

Gemurmel und Gebrumme unter den Leuten. Da waren einige dabei. Doch die mussten leider abziehen.

"Wunderbar! Schön, dass sich so viele gefunden haben. Eure nächste Aufgabe ist eine Schatzsuche. Ihr müsst mit Hilfe von verschiedenen Botschaften einen Gegenstand finden. Also eine Art Schnitzeljagd. Ihr findet euren ersten Hinweis bei eurem zugeteilten Lehrer oder Lehrerin. Für die Aufgabe habt ihr Neunzig Minuten Zeit! Zwischendurch wird es aber eine Pause geben. Und Los!"

Sofort stoben die Schüler auseinander. Caleb nahm erneut meine Hand und zog mich mit. Ich merkte schon, dass er wohl der leitende Faden in unserem Duo werden würde. Aber mir war das ganz Recht. Wir holten unseren Umschlag ab. Die erste Aufgabe bestand darin in einem der Apfelbäume in unserem Schulgarten zu klettern und dort den Umschlag für die nächste Aufgabe zu suchen. Bei den Bäumen waren nicht ganz so viele Leute, also hatten wahrscheinlich auch alle Stationen unterschiedliche Aufgaben die sie lösen mussten. Caleb sah den Baum an.

"Soll ich das machen?"

Ich nickte hektisch. Ich war so sportlich wie ein Staubsaugerbeutel und dazu hatte ich noch Höhenangst. Caleb nickte mir ebenfalls zu. Er schwang sich an einem Ast hoch und kletterte wie ein Affe hinauf, wo er einen Umschlag fand, der sogar direkt unsere Nummer hatte. Mein Schwarm sprang hinunter und landete vor meinen Füßen.

"Hier, Prinzessin. Es wäre mir eine Ehre.", grinste er und übergab mir den Umschlag.

Ich lief sofort rot an. War ich die Prinzessin, weil er wortwörtlich der Prinz war? Ich nahm ihm das Ding ab und öffnete es.

"D-Die nächste Aufgabe muss in der Bücherei sein. Wir müssen ein bestimmtes Buch finden."

"Steht da auch was für eins?"

"Ja, ein Tipp. Es geht um zwei Liebende aus verfeindeten Familien..."

"Romeo und Julia wahrscheinlich.", meinte Caleb.

Ich hatte den Tipp nicht mal zu Ende gelesen und er wusste schon Bescheid.

"Interessierst du dich für Bücher?", fragte ich neugierig.

"Ja und du?"

"A-Auch. Ich lese sehr gerne, wahrscheinlich bin ich deswegen so ein Streber.", sagte ich trocken.

Caleb lachte. Wir machten uns auf den Weg zur Bücherei und fanden tatsächlich in dem Romeo und Julia Roman einen weiteren Umschlag. Ich hatte das Gefühl, dass wir noch gar nicht so lange unterwegs gewesen waren, als eine Durchsage für eine Fünfzehnminütige Pause angesagt wurde.

"Perfekt. Lass uns solange hier bleiben. Ich würde dich gerne etwas besser kennen lernen."

"A-Achso?"

"Natürlich, wir sind sooft ineinander gerannt und uns kurzweilig über den Weg gelaufen, nur damit ich dann raus finden musste, dass du Kevin's Bruder bist. Wieso hast du mir das nicht gesagt?"

"Ich hab es versucht, aber irgendwie keine Gelegenheit gefunden oder du warst immer sofort weg..."

"Ja, ich hab viel zu tun. Sorry dafür.", grinste er mich an.

Ich wurde natürlich wieder rot. Der Kerl brachte mich schon mit seinem Lächeln total aus dem Konzept.

"Wenn du Fragen an mich hast, dann frag ruhig.", sagte er.

"Hm... Ich hätte wirklich eine, aber ich glaube, dass ist zu privat."

"Das sage ich dir dann."

"Es geht um Kevin."

Caleb zog eine Augenbraue hoch.

"Wie viel weißt du denn?"

"Dass ihr z-zusammen i-im B-Bett wart..."

"Das stimmt. Vor zwei Jahren. Dein Bruder war mein bester Freund und ich hab aber mehr in ihm gesehen."

"Bist du noch... in ihn verliebt?", platzte es auf einmal aus mir heraus.

Ich hielt mir den Mund zu. Caleb schmunzelte aber nur und schnaufte belustigt.

"Ich weiß es nicht. Vielleicht schon. Kev ist mir nicht egal. War er mir nie. Unsere Freundschaft wurde auf eine harte Probe gestellt, weil ich ihn geliebt habe und er mich aber nicht so wie ich ihn. Er hat den Sex gehasst."

"Wieso hat er dann mit dir geschlafen?"

"Weil er raus finden wollte, ob es ihm doch so gehen könnte wie mir. Aber er mochte es nicht. Es war ihm zuwider. Seit je her, brach der Kontakt dann irgendwann ab."

"Also bist du wirklich schwul?"

"Bin ich."

Hoffnung keimte in mir auf. Immerhin war das ein guter Schritt für mich.

"Und was ist mit dir?"

"W-Was?"

"Hast du ne Freundin? Du bist ja schon sehr süß."

"I-Ich... N-Nein... ich stehe nicht auf Frauen..."

Caleb zog eine Augenbraue nach oben.

"Du meinst?"

"Ja, ich bin auch schwul."

"Ja, Wahnsinn. Vielleicht hab ich mir dann den falschen Heartly ausgesucht."

Sofort schoss mir die Röte bis in die Haarspitzen. Was hatte er gerade gesagt? Doch Caleb lachte dann.

"Ich mach doch nur Witze. Wir kennen uns ja im Grunde eigentlich nicht. Aber ich mag dich Alex. Und vielleicht könnten wir für den Anfang Freunde sein?"

Für den Anfang? Hieß das ich konnte mir doch noch Chancen ausmachen auf mehr als Freunde sein? Doch ich nickte. Immerhin kam ich ihm so schon einmal näher.

"Cool!", grinste er wieder so unwiderstehlich.

Dann kam die Durchsage, dass die Pause vorbei wäre. Caleb öffnete den Umschlag und las was darauf stand.

"Ohje, wir müssen zwei Runden um den Platz laufen um die nächste Aufgabe zu kriegen."

"Na toll. Wo ich so sportlich bin."

"Schaffen wir schon. Notfalls trag ich dich Prinzessin."

"Eh... Was?"

Er boxte mir spaßeshalber gegen den Arm. Ich schmunzelte und wir eilten nach draußen. Miss Lindor stand dort und wartete auf die Schüler die diese Aufgabe ebenfalls machen mussten.

"Ah, Caleb und Alexander. So weit so gut. Also nach jeder Runde kommt ihr dann zu mir und stempelt euch ab. Bei den zwei gelaufenen gibt's dann die neue Aufgabe, verstanden?"

Wir nickten und liefen los. Erst nicht so schnell. Caleb war sportlich, aber ich merkte schon nach kurzer Zeit, dass ich gleich schlapp machen würde. Ich war laufen und allgemein Sport nicht gewohnt. Das war immer das einzige Fach in dem meine Note gerade ausreichend genug war. Caleb bemerkte, dass ich langsamer wurde und kam zu mir.

"Alles okay?"

"Mh... bin das nicht gewohnt."

"Wir müssen ja nicht so schnell machen."

"Aber dann brauchen wir ja noch länger.", murrte ich.

Er lachte. Dann hielt er mir seine Hand hin. Zögernd nahm ich diese an mich. Ich wollte ja nicht, dass er mich da jetzt durchzog. Doch Caleb flitzte mit mir los und meine Beine liefen auf einmal wie von selber. Und da war die erste Runde auch schon vorbei. Wir konnten uns kurz ausruhen und einen Schluck Wasser nehmen und gingen dann in die zweite Runde, die jetzt schon erschwerlicher wurde. Auch für Caleb, weil er mich noch am Hals hatte. Automatisch ließ ich ihn los, doch er blieb bei mir. Doch so ein Tollpatsch wie ich war, flog ich bei der Geschwindigkeit über meine eigenen Füße und knallte mit meiner Nase voran auf den Boden.

"Oh, Scheiße!", hörte ich Caleb fluchen.

Er stoppte sofort und kam zu mir gerannt. Zwei Schüler die gerade hinter uns waren hielten ebenfalls an und halfen mir hoch. Caleb dankte ihnen und sagte er würde ab jetzt übernehmen.

"Mist, du blutest an der Nase und an der Stirn und hast dich überall aufgeschrammt."

"T-Tut mir leid..."

"Entschuldigst du dich gerade dafür, dass du hingefallen bist?"

"Eh, ja..."

"Dummerchen."

Caleb schob seine Arme unter mich und hob mich wie eine Prinzessin hoch. Ich quiekte auf und umschlang seinen Nacken, damit ich nicht herunter fiel. Er holte ein Taschentuch aus seiner Hose und gab es mir, damit ich die Blutung an meiner Nase stoppen konnte. Vorsichtig ging er dann wieder mit mir zurück. Ich konnte seinen Duft einatmen. Ein Duft aus Duschgel, Parfum und etwas Schweiß. Mir wurde heiß und kalt. Vor allem war sein Hals so nahe an mir dran. Am liebsten hätte ich dran gesaugt. Oh Gott! Was dachte ich denn da?

"Was ist denn passiert?", fragte Miss Lindor aufgeregt, als wir wieder zurück kamen.

"Alex ist gestürzt und hat sich ziemlich arg verletzt."

Caleb setzte mich erst einmal behutsam ab und stützte mich aber, da ich mit meinen verkratzten Beinen kaum stehen konnte.

"Bring ihn ins Krankenzimmer. Ich denke, das Sportfest ist für euch eventuell leider vorbei."

"Das macht nichts.", sagte Caleb.

Er hob mich wieder hoch und lächelte mich an. Mein Herz würde noch einmal explodieren, man! Natürlich blieb das nicht ungesehen wie Caleb mich durch die Schule ins Krankenzimmer trug. Doch es störte ihn nicht. Er war der Schwarm aller hier. Keiner sagte da was. Doch ich erntete hier und da einen giftigen Blick von so manch einem.

"Lass sie gucken, die Neider.", flüsterte Caleb mir ins Ohr.

Ich bekam eine Gänsehaut. Vor der Türe drückte Caleb diese mit dem Ellbogen auf. Ich war froh, als wir im Krankenzimmer waren und dem Gegaffe endlich damit ausweichen konnten.

"Könnt ihr nicht anklopf...Oh!"

Die Krankenschwester hatte mit dem Rücken zu uns gesessen und sah mich dann. Sie stand ruckartig auf.

"Meine Güte, was ist denn passiert?"

"Er ist auf dem Sportplatz gestürzt.", erklärte Caleb für mich.

"Setzt ihn da mal ab, bitte."

Mein Schwarm setzte mich auf eines der Betten und die Krankenschwester rannte zum Schrank und holte alles mögliche dort heraus. Sie tupfte die Wunden mit Alkohol ab, was brannte aber schnell verging. Wo sie mich mit einem Pflaster oder Verband verarzten konnte, tat sie es.

"Ich sag eurem Lehrer Bescheid, dass das Sportfest für euch zu Ende ist."

Wir nickten und waren dann alleine. Ich fühlte mich elendig.

"E-Es tut m-mir leid...", murmelte ich noch einmal.

"Ist doch egal. Ich war nie scharf darauf. Ich mache gerne Sport, aber nicht sowas. Schwimmen find ich viel besser."

"Du schwimmst?"

"Ja im Verein. Will das mal beruflich irgendwie machen. Rettungsschwimmer."

"Wow..."

"Jetzt schau doch nicht so.", grinste er.

Die Schwester kam wieder.

"So, alles geklärt. Ihr bleibt Beide hier. Er kommt nachher mal gucken. Passt du auf ihn auf? Ich muss den Vorräte für den Medizinschrank holen."

"Klar, mach ich."

Damit verschwand sie dann wieder und Caleb und ich waren wieder alleine.

"Leg dich mal hin und rutsch ein wenig."

Ich tat das, was er sagte und wurde nervös als er sich neben mich legte.

"Geht es dir denn gut?", fragte er mich.

"J-J-Ja...", stotterte ich.

Mein Kopf wurde heiß und rot. Caleb sah mich skeptisch an.

"Bist du sicher?"

Er drehte sich zu mir und legte seine Stirn an meine. Oh Gott! Oh Gott! Oh Gott! Sein Gesicht war so nah! Sein Mund war so nah!

"Ich glaube du hast ein wenig Fieber.", schmunzelte er.

Fieber? Ich drehte hier fast durch. So sehr ich dies auch gerade genoss, wusste ich nicht, dass mir das hier noch zum Verhängnis werden sollte...

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