Kapitel 15 Er ist unschuldig, und du auch?
Bens Worte waren sehr direkt, was Greta dazu veranlasste, ihre Augen in einer gewissen Verlegenheit zu senken.
„Ich weiß...“
Als er sah, wie sie plötzlich in schlechter Laune war, merkte Ben, dass seine Worte ein bisschen direkt waren: „Ich weiß, was ich gesagt habe, war ein bisschen hart zu hören. Aber Frau Greta, du verstehst es, oder? Kurz gesagt könntest du nicht über das reden, was heute passiert ist. Sonst könnte ich dir auch nicht helfen.“
Danach drehte sich Ben um und ging schnell weg.
Wenn Greta klug gewesen wäre, würde sie es nicht freiwillig ansprechen.
Greta stand etwa fünf Minuten lang in der Ecke, bevor sie an die Tür klopfte.
„Komm rein.“ Erwins Stimme klang kalt und gefühllos, schien ein bisschen wütend.
Greta zögerte einen Moment, dann stieß die Bürotür auf und trat ein.
Anstatt vor dem Schreibtisch saß Erwin mit dem Rücken zu ihr neben der Glasfront und blickte nach unten. Greta erinnerte sich an die Kälte in seiner Stimme und ging schweigend hinein.
Nach ein paar Sekunden des Schweigens bemerkte Erwin, dass sein Besucher nichts gesagt hatte, also runzelte er die Stirn und drehte sich in seinem Rollstuhl von selbst um.
Überraschend war es Greta mit dem leicht blassen und kränklichen Gesicht.
Erwin runzelte die Stirn: „Was machst du denn hier?“
Greta blickte auf und traf seine Augen: „Ich...ich bin deine Assistentin.“
Hatte er vergessen, was zuvor geschehen war?
Bei ihren Worten grinste Erwin verächtlich: „Eine Assistentin, die sogar keinen Kaffee kochen kann? Glaubst du, dass ich die brauche?“
Greta biss sich auf die Unterlippe und ballte ihre Fäuste.
„Ich werde mich darum bemühen. Darf ich fragen, mit welchem Geschmack du gerne trinkst? Gib mir bitte einen?“
„Ich gebe es dir und dann kannst du es machen?“
Greta nickte.
Das Lächeln neben Erwins Lippen war äußerst spöttisch: „Kannst du noch das?“
Er gab ihr aber eine Chance und stellte den Kaffee in seiner Hand auf den Tisch: „Mache es nach diesem Geschmack. Ich gebe dir nur eine Chance.“
Greta sah die Tasse Kaffee einen langen Moment lang an, dann streckte die Hand aus, um ihn aufzuheben, und drehte sich zum Gehen um.
Erwin fuhr den Rollstuhl zu seinem Schreibtisch und nahm eine Akte zum Überfliegen. In etwa zehn Minuten hob er erst den Blick zur Tür.
Es gab dort kein Geräusch.
Sie war noch nicht zurückgekommen.
Hm, hatte sie sich erschreckt und wollte es aufgeben? Brauchte es zehn Minuten, eine Tasse Kaffee zu kochen?
Weitere zehn Minuten vergingen, aber gab es noch gar kein Geräusch vor der Tür.
Erwin runzelte leicht die Stirn. Was zum Teufel machte diese Frau? Glaubte sie wirklich, dass er für sie ein gutes Temperament hatte? Sie nahm seinen Kaffee weg und ging schweigend?
Krach!
Erwin schloss wütend die Akte und wollte gerade nachsehen, was da los war, als Schritte von der Tür kamen.
Greta kam mit einer Tasse Kaffee ängstlich herein. Sie wagte es nicht, auf Erwins Blick zu schauen.
„Du hast zwanzig Minuten vergeudet.“
Die eisige Stimme klang und schlug sie erbarmungslos nieder.
Greta biss sich auf die Unterlippe und flüsterte: „Aber du hast mir vorher auch keine Frist gegeben.“
„Du!“ Erwin verschluckte den Rest des Wortes, aber dann grinste wütend: „Es scheint, dass du Rech hast?“
Egal. Greta hatte nicht vor, mit ihm zu streiten, und gab ihm den gekochten Kaffee: „Probiere ihn mal...“
Der Kaffee wurde bewegt, dadurch dessen starke Aroma in der Luft ausbreitete und im Büro herrschte.
Beim Riechen des Geruchs bewegte Erwin seine Augen und verengte sie zu einer geraden Linie.
„Ich weiß, mein Kaffee vielleicht nicht so gut wie deines ist, aber ich habe wirklich mein Bestes gegeben.“ Greta sah, dass er stillsaß, dann brachte sie ihm den Kaffee vor die Nase.
Erwin wollte sie eigentlich ignorieren. Aber als er ihre Augen sah, die ihn erwartungsvoll anstarrte.
Dieses Aussehen war wie ein verlassenes Haustier.
Unerklärlicherweise streckte Erwin die Hand aus, um den Kaffee zu nehmen.
Nach einem Schluck stieg Gefahr in Erwins Augen auf.
Greta spürte die plötzliche Veränderung seiner Aura und trat unbewusst einen Schritt zurück, mit dem ängstlichen Blick auf ihn.
„Wovor versteckst du dich?“ Erwin hob die Augenbrauen und starrte sie unglücklich an: „Hast du Angst davor, dass ich Kaffee über dich schütte?“
Greta presste ihre Lippen.
Er traf wahrscheinlich ihren Gedanken.
Erwin nahm noch einen Schluck Kaffee und gab ihr dann die Tasse. Greta beeilte sich, sie zu nehmen und warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. „Wie, wie ist es?“
Erwin schaute mit einem unnatürlichen Augenzwinkern weg und sagte kalt: „Gerade so.“
Daraufhin wurde Greta froh vom Herz und traf ein Lächeln auf ihrem Gesicht auf: „Wirklich? Dann könnte ich hierbleiben?”
Diese fröhliche Stimme...
Erwin sah sie fragend an. Sie zeigte seit dem ersten Tag bei Familie König einen unruhigen Gesichtsausdruck, dadurch man deutlich erkennen konnte, dass sie bei Familie König sehr vorsichtig war. Heute jedoch zeigte sie plötzlich ein Lächeln. Und als ihr hübsches weißes Gesicht von einem Lächeln bedeckt war, ließ diese kalten Augen auch heller.
Es schien, dass etwas sich langsam in Erwins Herz eindrang und ihm unerklärlich auf die Nerven ging.
Er zog seine Krawatte an der Brust und sagte mit kalter Stimme: „Habe ich es dir versprochen? Was werdest du mit dem Baby machen?”
Erwin erwähnte aus der Initiative das Baby und Gretas Gesicht wurde ein wenig blasser, mit ihren Fingern wortlos festhaltend.
„Sprachlos? Sieht es so aus, dass du es bleiben willst?”
Greta sah abrupt zu ihm auf: „Musst du so grausam sein? Das Baby ist unschuldig!“
„Puff~” Erwin lachte und sein Blick wurde etwas feindseliger, „Es ist unschuldig, und du auch? Wenn es wüsste, dass seine Mutter eine Frau wäre, die berühmt für die schlauen Berechnungen und die Eitelkeit wäre, ich glaube, würde es bereuen, auf diese Welt gekommen zu sein.“
Die unbarmherzigen Worte trafen Greta so hart, sodass ihr Gesicht blau wurde.
„Du...“
Das ging zu weit!
„Jedenfalls seit ich in die Familie König statt Moana eingeheiratet habe, hast du mich als so eine intrigante, eitle Frau angesehen, nicht?“
„Nein, einer fehlt noch.”
„Was?“ Gretas Augen weiteten sich.
„Unverschämt und leichtfertig.“
Greta biss sich fast auf die Unterlippe.
„Auf jeden Fall ist er wirklich unschuldig, bitte...gib mir eine Chance.“ Greta hatte das Gefühl, den Kopf nicht heben zu können. Sie war nicht in der Lage, dem Mann vor ihr die Wahrheit zu sagen. Deswegen konnte sie ihn nur um Erbarmen anflehen!
Sie flehte ihn an, das Kind in ihrem Bauch bleiben zu lassen.
Erwin sah sie gleichgültig an und wollte nichts sagen.
„Wenn das Baby in zwei Tage immer noch da ist, werde ich es selbst tun.“
...
Im Nu war es zwei Tage später.
Greta ging nicht ins Krankenhaus zur Abtreibung, denn Helga ihr gesagt hatte, dass sie Erwin ruhig halten sollte, während sie für sie einen Arzt suchen und fragen wurde, ob es eine Möglichkeit gab, das Baby abzutreiben, ohne ihrem Körper zu schaden.
Aber tief in Inneren wollte Greta das Baby gar nicht abtreiben.
Sie wollte ihn behalten!
Als Helga ihren Gedanken hörte, sah sie als verrückt an.
Greta war ganz ruhig: „Ich bin nicht verrückt. Ich will ihn wirklich behalten. Es ist ein Leben, das in meinem Bauch entsteht!“
„Aber das Baby wird doch ohne Vater geboren. Hast du noch eigentlich Verstand? Außerdem wird die Familie König dir erlaubte, dieses Baby zu haben? Sie ist die angesehene Familie.“
Ja, richtig. Das war in der Tat ein ernstes Problem.
Greta bedeckte ihren Bauch und verzweifelte vor Trauer fast.
„Ich werde es selbst besorgen.“