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Kapitel 3: Lucas

LUCA

Vollig überrumpelt, sah ich in das Handy eingestrahlte Gesicht des Schönlings.

"Mach mal Platz. Ich komm rauf."

Was? Wie wollte er denn jetzt hier hoch kommen? Doch meine Frage wurde schnell beantwortet. Neben meinem Zimmerfenster war ein Regenrohr, an dem Lucas einfach gekonnt hoch kletterte. Ich konnte da gar nicht hinsehen. Mein Zimmer war im zweiten Stock. Das war nun nicht so hoch, aber dennoch bereitete mir seine Aktion etwas Unmut.

"Geh zur Seite."

Lucas sprang von dem Rohr zu meinem Brett. Immerhin waren dazwischen nicht ganz so viele Zentimeter. Ich half ihm, in dem ich ihn an seinen Armen rein zog. Kaum war Lucas über das Fensterbrett gehievt, fiel er auf mich drauf.

"Uff.", war das einzige, was ich hervorbrachte.

Lucas lachte leise und sah mich dann an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber irgendwie machte es mich unheimlich nervös.

"Das könnte mir gefallen.", grinste er frech.

Mir schoss die Röte ins Gesicht. Gefallen? Gefallen?! Was könnte ihm gefallen? Das ich unter ihm begraben war? Ich gebe zu, dass mir dies auch nicht unangenehm war, aber ihm? Er hatte eine wunderschöne und heiße Freundin! Lucas stand auf und zog mich hoch.

"Was machst du hier?", konfrontierte ich ihn.

Nachdem wir Beide wieder auf unseren Füßen Halt hatten.

"Ich wollte nur mal nach dir sehen."

Lucas sah sich in meinem Zimmer um.

"Du bist so schnell abgehauen heute Abend."

"Weil es mir unangenehm war."

"Was? Die Witze oder dass du mich angestarrt hast?", grinste er erneut.

Aber es stand ihm. Dieses freche, aber gleichzeitig irgendwie schöne Grinsen auf seinen Lippen. Ich wurde rot.

"Beides."

Da fiel mir noch etwas anderes ein.

"Woher weißt du eigentlich, wo mein Zimmer war?"

Lucas holte eine Kippe aus seiner Jackentasche und sah mich fragend an. Ich zeigte auf das Fenster. Eigentlich war ich nicht begeistert davon, aber ich wollte ihn auch irgendwie nicht verärgern. Wenn man das so nennen konnte. Noch kannte ich ihn ja nicht und ich wusste auch nicht, wie er so drauf war. Aber eines wusste ich. Dass ich es mir mit ihm nicht verderben wollte. Also ließ ich ihn gewähren.

Er öffnete das Fenster weit. Wir hatten ja erst August und die Nächte waren mild. Der schöne Schwarzhaarige nahm einen Zug und stieß dann kleine Kreise wieder aus. Währenddessen sah ich ihn mir genauer an. Er war wirklich bildschön anzusehen. Er hatte einen schönen schwarz geschnittenen Quiff auf dem Kopf. Seitlich in die kürzeren Haare hatte er ein >A< einrasiert. Ob das für Angelina stand? Seine Augen waren sehr grün. Wie eine taunasse Wiese am Morgen. Im Nacken konnte ich ein Tattoo erkennen, allerdings nicht genau was es für eines war. Und was mir als erstes bei ihm aufgefallen war, war sein Augenbrauenpiercing. Ein kleiner Stern. Insgeheim fragte ich mich, ob all das eine Bedeutung hatte. Aber fragen wollte ich jetzt noch nicht.

"Ich war schon mal hier heute Abend.", beantwortete er dann meine Frage.

"Wie? Wann?"

"Wo du wohnst, wusste ich ja schon. Also bin ich her und habe geklingelt. So eine süße Rothaarige hat mir aufgemacht. Deine Schwester nehme ich an?"

"Ja, Emilia."

"Heißes Gerät und man sieht es. Gleiche Haarfarbe und gleiche Augenfarbe. Ihr seid aber keine Zwillinge, oder?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, sie ist vier Jahre älter als ich."

"Achso. Naja, ich habe mich vorgestellt und dann nach dir gefragt. Sie hat mir dein Zimmer gezeigt. Wir haben geklopft, aber du hast geschlafen, also bin ich wieder gegangen."

"Und wieso tauchst du dann mitten in der Nacht auf?"

"Ich war sowieso noch unterwegs, also bin ich halt nochmal bei dir vorbei. Konnte mir dann von außen denken, wo dein Zimmer da liegen müsste."

"Also bist du nur hier, weil du sowieso in der Gegend warst?"

Ich klang enttäuschter, als ich es wollte. Lucas lachte und schüttelte den Kopf.

"Nein, ich muss so oder so hier vorbei, wenn ich heim will. Und ich wollte noch nach dir sehen und nicht bis morgen damit warten. Hat ja funktioniert."

"Mir geht es gut. Ich bin nur keine Konflikte oder sowas gewohnt. Mein bester Freund hat irgendwie immer alles für mich geregelt. Ich werde das wohl hier noch irgendwie lernen müssen..", murmelte ich.

"Ach, das schaffst du schon. Du siehst mir eigentlich nicht wie einer aus, der sich was gefallen lässt."

Na, wenn er sich da mal nicht täuschte...

Statt später den normalen Weg durch die Haustüre zu nehmen, war Lucas genauso gegangen wie er gekommen war. Er wollte niemanden wecken meinte er. Ich sah ihm noch nach, bis er in einem anliegenden Waldstück verschwand. Dann schloss ich mein Fenster und zog mich erst einmal um. Ich war immerhin in meinem Klamotten eingeschlafen. Ich verzichtete auf alles und ließ nur meine Boxershorts an.

Der Wecker zeigte mir mittlerweile kurz vor Zwei an. Aber da noch Ferien waren, war das halb so schlimm. Mum würde bald aufstehen und zur Arbeit gehen. Soweit ich wusste, wollte Emilia morgen die Stadt etwas auskundschaften. Vielleicht würde ich mich ihr einfach anschließen. Mit dem Gedanken schlief ich schließlich dann ein.

"Jetzt wach doch endlich auf, man!", hörte ich die schrille Stimme meiner Schwester.

"Mah, Emi. Hau ab!", keifte ich sie an und zog mir die Decke über den Kopf.

"Da ist jemand für dich, los!", brüllte sie noch einmal und zog mir die Decke weg.

Emilia ging aus meinem Zimmer und ich hörte nur wie sie sagte.

"Geht halt einfach rein."

Ich hörte ein Lachen, dass ich als das von Lucas wahrnahm. Oh, Scheiße! Ich war gar nicht angezogen! Konnte ich mich nicht mal in eine Lage bringen, die nicht peinlich für mich wurde?!

"Hi, Süßer!"

Ja, super! Zu allem Überfluss war auch noch Angelina mit dabei.

"Wow.", fügte sie noch hinzu.

Wahrscheinlich meinte sie meinen so charmanten Aufzug, den ich gerade vorzuweisen hatte. Lucas grinste wieder dieses unverschämt schöne Grinsen. Und ich wollte am liebsten im Erdboden versinken.

"Ich... Ähm... Ich zieh mich schnell an!"

Ich schnappte mir frische Klamotten aus dem Schrank und flüchtete ins Bad.

"Nur keine Eile.", bemerkte Lucas.

Nachdem ich mich angezogen und zumindest meine Zähne geputzt hatte, ging ich einigermaßen gestriegelt wieder in mein Zimmer, wo die Zwei auf meinem Bett auf mich warteten. Angelina musterte mich.

"Also wenn ich Lucas ja nicht schon hätte, könnte ich mich glatt in dich verlieben. Mit der Cap so wie du sie trägst, siehst du sehr heiß aus."

Meine Wangen fingen Feuer.

"Eh, danke. Ich trage sie eigentlich nur, weil ich meine Haarfarbe nicht so sonderlich mag."

"Ich finde es steht dir. Es passt zu dir."

Ich war vollkommen perplex. So viele Komplimente war ich nicht gewohnt. In meiner alten Heimat, war ich zwar nicht gerade unbeliebt bei Mädchen. Eine Beziehung hatte ich bisher nie und die Jungs mobbten mich auf Grund meiner Schüchternheit eher.

"D-Danke. Was macht ihr eigentlich hier?"

"Wir wollten dich mitnehmen. Wir waren gestern nicht gerade einfühlsam und dachten du hast vielleicht Lust auf einen kleinen Stadttrip. Viel zu sehen gibt es nicht, aber wir möchten dich gern dabei haben. Außerdem fühlt es sich immer blöde an, wenn man alleine irgendwo neu ist."

Angelina kam auf mich zu und drückte mich in ihre Arme. Beziehungsweise in ihre Brüste. Denn sie war bedeutend größer als ich, genauso wie Lucas. Ich war so ein laufender Meter von 1,60m. Mir schoss natürlich sofort das Blut wieder in den Kopf.

"Schatz, lass ihn besser los. Ich glaube so viel Brüste sind zu viel für ihn auf einmal."

Lachend ließ mich die Blondine wieder los. Wir fuhren dann mit dem Auto in die Stadt. Sie war wirklich quasi um die Ecke. Aber Angelina wollte etwas shoppen und dazu brauchte sie ihre Karre, wie sie den klapprigen Ford Fiesta nannte. Angelina war schon Siebzehn. Ich hätte nie gedacht, dass sie ein Jahr älter war als Lucas. Aber das spielte ja keine Rolle.

Die Stadt hatte wirklich nicht viel zu bieten. Da ein Bäcker. Da ein Restaurant und hier mal ein Metzger. Wir kamen auch an der Konditorei vorbei, in der meine Mum seit heute arbeitete. Das Prachtstück von Purple River war tatsächlich ein großes Einkaufszentrum. Das fand ich cool. Angelina lenkte uns auf den Parkplatz, der sogar ziemlich voll war. Wir stiegen aus und am Eingang von dem riesigen Gebäude warteten schon, Marty, Flo und Damien auf uns.

"Oh, Luci! Da bist du ja auch wieder! Alles okay bei dir?", fragte Damien mich und hielt mir die Hand hin.

Ich schlug ein und nickte.

"Luci?"

"Ja, ist einfacher für mich, weil ich wahrscheinlich sonst mit Lucas irgendwann durcheinander komme oder ist das nicht Recht?"

"Doch, doch. Meine Mum und Schwester nennen mich auch oft so."

"Nice!"

Stundenlang durchkämmten wir alle möglichen Läden. Klamotten. Schuhe. Und Angelina wurde überall fündig. Irgendwann kamen wir an einem Gamer Laden vorbei. Endlich mal was für mich. Glücklicherweise interessierten sich die anderen Jungs auch dafür und gingen mit mir hinein. So konnte ich zumindest schon ein gemeinsames Hobby mit ihnen klar machen.

Angelina wartete draußen. Damien und die anderen beiden verschwanden zu irgendwelchen Xbox Spielen, während ich an den Ps4 Spielen hängen blieb.

"Schon was gefunden?"

Ich zuckte zusammen, denn ich hatte nicht bemerkt, dass Lucas in dieselbe Richtung wie ich gegangen war.

"Ne, das meiste habe ich schon."

"Kennst du das?"

Er hielt mir ein Spiel hin auf dem ein riesiger Drache abgebildet war mit funkelnden Schuppen in Lila und Gold gehalten und einem Ritter in Schwarz, der mit erhobenem Schwert auf dem Rücken des Drachen seinen Platz hatte. Das Spiel hieß >Purple River
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