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Kapitel 2

Alan reichte mir sein Handy. "Alison möchte heute Abend im Grand Thames essen. Ich habe bereits Pläne - du wirst sie begleiten. Als Gegengeste."

"Sei höflich zu ihr. Nach dem Essen sollst du ihr noch eine Handtasche kaufen. Geben und Nehmen erhält die Beziehung."

Eine billige Brosche im Wert von zehn Euro gegen eine Tasche für zehntausend - was für eine Berechnung.

Ich rührte mich nicht. Als ich nicht reagierte, wählte Alan selbst Alisons Nummer.

"Was gibt's, Schatz? Vermisst du mich?" Ihre gespielte süße Stimme drang aus dem Lautsprecher.

Alan räusperte sich. "Victoria wird dich heute Abend zum Essen ausführen. Such dir aus, was du möchtest - sie zahlt."

Ein kurzes Schweigen, dann Alisons honigsüße Antwort: "Du bist einfach der Beste!"

Mit eisiger Miene sagte ich: "Ich habe dir gesagt, dass es mir nicht gut geht. Ich gehe nirgendwohin."

Da packte Alan mein Handgelenk. "Nimm die Chance wahr, solange ich noch höflich bin! Heute Abend wirst du gehen!"

Wütend warf er seine Jacke nach mir. Der Schwung war so heftig, dass ich das Gleichgewicht verlor und gegen die Sofalehne stürzte. Mein rechtes Bein schlug gegen die scharfe Kante - sofort floss Blut.

Alan musterte mich wie ein lästiges Insekt. "Behindert das? Ich hol den Erste-Hilfe-Kasten."

Nach langer Suche fand er keine Mullbinden. "Victoria! Was ist das für ein Erste-Hilfe-Kasten? Nicht mal Verbandszeug ist da!"

Er hatte wohl vergessen, dass ich vor einem Monat eine Blinddarm-OP hatte. Die letzten Mullbinden waren beim Verbandswechsel verbraucht worden, und ich hatte ihn gebeten, neue zu besorgen.

Früher hätte ich mich verteidigt. Heute verschwendete ich keine Worte mehr.

Meine Blutphobie machte mir zu schaffen. Mühsam rappelte ich mich auf. "Vielleicht solltest du mich ins Krankenhaus bringen."

Alan murmelte etwas Unverständliches und ging hinaus. Ich folgte ihm.

Kaum hatten wir die Wohnanlage verlassen, klingelte sein Telefon. Ich sah den Namen auf dem Display: "Alison ♡".

Blitzschnell blockierte er den Anruf und warf mir einen nervösen Blick zu. Ich ignorierte ihn.

"Stört dich das nicht?"

Was sollte mich stören? Dass ich wie früher das Telefon an mich reißen und sie blockieren würde? Mir war nur wichtig, schnell ins Krankenhaus zu kommen.

Beim nächsten Anruf nahm Alan widerwillig ab. Alison schluchzte, sie werde verfolgt und habe Angst. "Erklär es Victoria, damit sie nichts falsch versteht", flötete sie.

Alan wurde panisch. "Steig aus!", befahl er mir barsch.

Als ich mich weigerte, zerrte er mich gewaltsam aus dem Wagen. "Wenn ich nicht hinfahre, stirbt Alison!" Mit diesen Worten raste er davon.

Ich sackte auf dem Boden zusammen, der Benzingeruch seiner Abgase in meiner Nase. Mein Herz war endgültig gebrochen.

Allein nahm ich ein Taxi zum Krankenhaus. "Warum sind Sie allein? Ihr Bein blutet noch", fragte der besorgte Fahrer. Die Anteilnahme eines Fremden ließ meine Augen brennen.

Während der Behandlung hörte ich die Schwestern über Alan und Alison tratschen. Die Alsops waren eine der einflussreichsten Familien in Silverleaf - natürlich waren sie ständiges Gesprächsthema.

"Herr Alsops neue Freundin hat so eine tolle Figur!"

"Sie passen perfekt zusammen. Sie soll eine berühmte Pianistin sein."

"Wetten, sie heiraten bald?"

Die behandelnde Schwester fuhr sie an: "Leise! Sonst gibt's Ärger mit der Oberschwester!"

Bitter musste ich lächeln. Ich hatte Alan auf unzähligen Wohltätigkeitsveranstaltungen begleitet - und war doch so unsichtbar gewesen. Alle vergaßen, dass er bereits verheiratet war.

Beim Verlassen des Krankenhauses piepte mein Handy. Ein Video von Alan, der jemanden verprügelte, ging viral. Normalerweise ließ er solche Dinge von seinen Assistenten regeln - diesmal hatte er selbst zugeschlagen.

Ich erinnerte mich an die Firmenfeier Anfang des Jahres, als mich jemand absichtlich zu Fall brachte. Alan, Arm in Arm mit Alison, war einfach vorbeigegangen. Erst als Alison ihn darauf aufmerksam machte, würdigte er mich eines verächtlichen Blickes. "Peinlich!"

Am nächsten Tag brachte er mir eine "Wiedergutmachung" - eine Kette, die sich später als Alisons Ausschuss entpuppte.

Hinkend packte ich meine Koffer. Meine beste Freundin Elizabeth, eine bekannte Anwältin in Silverleaf, rief ich an. "Ich will mich scheiden lassen."

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