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Kapitel 3

Meine persönlichen Sachen in der Villa waren schnell gepackt. Elizabeth bat mich zu warten - sie würde die Scheidungspapiere bringen.

In der Zwischenzeit rief Alan mehrmals an. Ich ging nicht ran.

Als Elizabeth kam, unterschrieb ich sofort und zerriss unser Foto auf dem Couchtisch. Gerade als ich gehen wollte, kam Alan mit verletzten Händen nach Hause.

Er stutzte beim Anblick meines Koffers. "Hab zufällig Verbandsmull besorgt", warf er mir zu. "Unfassbar, dass du nicht mal das hinkriegst."

In der Tüte waren zwei Mullrollen - eine bereits geöffnet. "Danke, ich war schon im Krankenhaus."

Er seufzte erleichtert. "War ja nur eine kleine Wunde." Mein Griff am Koffer wurde fester. "Hm."

Er wusste von meiner OP, von meiner Blutphobie. Doch meine Schmerzen hatte er nie bemerkt - oder ignoriert.

"Es tut mir leid. Alison war allein und verängstigt...", sagte er entschuldigend. Ich musterte seine Wunden. "Warum bist du dann nicht bei ihr geblieben?"

"Victoria! Muss das sein?" Sein Ton wurde scharf. "Der geöffnete Mull - für sie, nicht wahr?"

Ich legte die Packung auf den Tisch. Als ich mich zum Gehen wandte, stammelte er: "Das... das war für Alison. Sie hatte sich nur ein bisschen am Finger geschnitten... ich dachte, der Rest könnte dir noch nützen..."

Ich nickte nur und griff nach meinem Koffer.

Sein Gesicht verfinsterte sich.

"Ich bin hier, um Missverständnisse auszuräumen. Willst du mir mit dem Auszug drohen? Glaubst du nicht, du übertreibst es, oder? Heute verlässt du dieses Haus nicht!"

Mit einem Ruck zerrte er gewaltsam an meinem Koffer - so heftig, dass meine Wunde wieder aufriss. Ein heißer Schmerz durchfuhr mich, als ich das Blut spürte, das langsam durch den Verband sickerte.

"Alan... es tut so weh...", keuchte ich, während der kalte Schweiß auf meiner Stirn perlte. "Bitte, bring mich ins Krankenhaus... die Wunde blutet..."

"Jetzt stell dich nicht so an! Immer diese theatralischen Auftritte! Diese erbärmliche Opfernummer!" Seine Stimme war voller Verachtung.

Trotz des pochenden Schmerzes zwang ich mich zur Ruhe. "Alan, du weißt, dass meine OP-Wunde noch nicht verheilt ist. Sie blutet jetzt ernsthaft."

Sein Blick glitt zu meiner Wunde - dann brach er in höhnisches Gelächter aus. "Unfassbar! Die Operation war vor Wochen! Erst heute Blutungen, morgen behauptest du dann wohl, du bräuchtest eine Amputation?"

Ein brutaler Stoß - ich landete auf dem Boden. Mein Kopf schlug gegen die Schrankkante. Schwindel überkam mich.

"Spiel nur weiter dein Drama!", zischte er. "Irgendwann ist meine Geduld am Ende - dann reichen wir die Scheidung ein!"

Ich sah ihm direkt in die Augen. "Wenn du das willst - lass uns scheiden."

"Bist du wahnsinnig?" Er sah mich mit einem ungläubigen Blick an.

"Deine große Liebe ist zurück. Ich räume ihr den Platz."

"Wie oft soll ich's noch sagen? Alison ist wie eine kleine Schwester!" Er schrie mich an. "Wann hörst du auf, mir Vorwürfe zu machen?"

"Zwei Jahre lang..." Meine Stimme war leise. "Ich habe gesehen, wie du jedes Mal in Panik verfielst, wenn sie nachts anrief. Heute vergaßest du meine Verletzung sofort - aber als Alison sich beim Kochen schnitt, bestelltest du drei Tage lang Essen für sie..."

"Eine OP hatte ich. Du hast nie gefragt. Nicht einmal die Hausarbeit übernommen."

Meine Stimme brach. "Kümmerst du dich gar nicht darum, dass ich Wunde habe. Ich muss noch Hausarbeit machen. Hast du jemals darüber nachgedacht, warum meine Wunde nicht heilen will?"

Ich senkte den Blick. "Alan... es reicht. Ich bin müde."

KRACH! Alan schleuderte den Koffer gegen die Wand. "Genug!"

Er packte mein Handgelenk. "Aufstehen! Dieses ,Ich-bin-müde'-Gerede kotzt mich an! Du willst ins Krankenhaus? Gut! Ich will sehen, wie lange du noch so tun kannst!"

Die Wunde brannte wie Feuer. Mein Gesicht war kreidebleich, Schweißperlen rannen mir die Schläfen hinab. Ich versuchte mich zu wehren, doch Blutverlust und Schwindel ließen mich nur keuchen. Er schleifte mich wie ein Stück Fleisch über den Boden.

Genau in diesem Moment stürmte Elizabeth herein. "Alan! Was zum teufel?" Sie stieß ihn weg. "Sie blutet, du Idiot! Willst du sie umbringen?"

Alan erstarrte. Sein Blick fiel auf die blutige Spur, die mein Körper hinterlassen hatte. "Ich... ich dachte... sie stellt sich doch immer so an..."

In meiner letzten klaren Sekunde sah ich ihn - erstarrt wie eine Statue, umgeben von meinen verstreuten Habseligkeiten.

Elizabeth riss den Vertrag aus ihrer Tasche und warf ihn ihm ins Gesicht. "Unterschreib! Verdammt noch mal!"

"Victoria hat sich für dich aufgerieben! Victoria hat sich nach der OP keine Erholung gegönnt! Ich war diejenige, die sie ins Krankenhaus brachte! Während du deine ,kleine Schwester' umsorgt hast!" Ihre Stimme überschlug sich. "Bei Gott, Alan, wenn ihr etwas passiert, bist du ein Mörder!"

Die scharfe Kante des blauen Aktenordners traf seine Stirn - eine blutige Schramme. Die Papiere flatterten wie Schneeflocken zu Boden.

Alan stand regungslos da - leichenblaß - und starrte mich an, als sich meine Sinne trübten.

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