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~| 3 |~ Neo

Der Weckruf eines Hahns holte mich bereits vor dem Sonnenuntergang aus dem Bett. Statt aber wie sonst nach meinen wärmenden, abgetragenen Sachen zu greifen schlüpfte ich in die schwarze, dicke Lederhose mit dem dazu passenden Hemd aus feinstem Brokat und meinem Jagdmantel, auf dessen rechte Brust Saskrias neues Königsemblem prangte, man hatte das Eiskelpie entfernt und stattdessen einen schwarzen, Feuer speienden Drachen vor der Schneelandschaft Saskrias eingesetzt, das Zeichen für Callacula. Ich strich den weichen Umhang glatt, knöpfte ihn vorne zu und prüfte in meinem Spiegel über der schweren Kommode nochmal mein Outfit. Ja, man sah mir an, dass ich ein königlicher Diener war, dass musste man auch, denn wenn ich im Wald jagte und mich jemand erwischte, musste ich ihm etwas zeigen. Für normale Bürger war es verboten in den Firwäldern um den Saphipalast herum zu jagen, nur im Auftrag des Königs. Also steckte ich mir die versiegelte Genehmigung in meine Manteltasche, packte meinen mit Proviant verpackten Lederrucksack und ging in die Küche. Ich fand meine Mutter schlafend in der Kammer, dass Essen stand unberührt in der Ecke. Also flößte ich ihr was ein während sie schlief, gab ihr ihre Medikamente und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf ihr Scheitel.

"Bis bald Mutter. Pass auf dich auf" hauchte ich und verließ dann das Haus. Im Stall, recht am Rande der Stadt wartete mein Wallach, Mönch. Er stand bereits gesattelt und getrennst davor, ein Knappe huschte davon und ich klopfte dem grauen Pferd den Hals.

"Na mein alter Junge, bereit?" fragte ich ihn leise. Er schnaubte leise und blickte mich aus seinen treuen, braunen Augen an. Ich lächelte und schwang mich in den Sattel. Er war das Pferd seines Vaters, was sein hohes Alter erklärte, aber er tat immer noch alles was ich von ihm verlangte, egal wie schwer es war. Er war genauso sanft und treuherzig wie mein Vater ihm beigebracht hatte. Mönch war sein ganzer Stolz, sein bestes Jagdpferd gewesen und er hatte ihn mir vermacht. Mit weiteren aufmunternden Worten trieb ich ihn an, holte die Ochsen ab und verließ dann die Stadt. Die Kälte biss in meine Wangen und weiße Wölkchen entkamen mit jedem weiteren Atemzug. Die Ochsen trottete langsam hinter uns her und ließen sich kaum zu einem schnelleren Tempo antreiben, es war bereits früher Nachmittag als wir endlich die gewünschten Wälder erreichten und zwischen den vielen Fichten eintauchten. Die Ochsen wurden merklich nervöser und es wurde immer mühseliger, sie mit zu zerren. Ich schwitzte am ganzen Körper, Mönch war bereits klatschnass und der Wallach schnaufte angestrengt.

"Bald hast du es Junge, nur noch ein Stück" murmelte ich und ließ die Peitsche wieder durch die Luft knallen. Die Ochsen schauten zwar auf, bewegten sich aber nur ein bisschen schneller. Ich seufzte erleichtert, als die prächtige Jagdhütte zwischen den dichten Fichten auftauchte, die sich jetzt lichteten und den Blick auf die braun, dunkelblau gestaltete Blockhütte freigaben.

"So Jungs, jetzt gibt es erstmal eine Pause" rief ich fröhlich, freute mich auf die Vorstellung eines prasselnden Feuers und was leckeres zu Essen. Ich führte die Tiere in den angrenzenden, kleinen Stall mit den vier Boxen. Alles war verstaubt, doch ich streute schnell drei Boxen mit Stroh voll und brachte den Tieren Wasser in Eimern und Heu. Mönch machte sich sofort darüber her und mit einem Lächeln schob ich die Stalltür hinter mir zu und betrat die Hütte durch den Haupteingang. Es war kühl, aber da die Möbel abgedeckt waren war der Staub nicht allzu schlimm. Ich betrachtete das riesige, mit schweren und roten Möbeln eingerichtete Wohnzimmer, in dem sich auch der fast wandgroß Steinkamin befand. Es befand sich auch keine Wand zwischen der Küche, dem Esszimmer und dem Wohnzimmer. Aus Erfahrung wusste ich das ich durch den kleinen Flur zu drei Zimmern und einem Bad kommen würde. Also holte ich Brennholz von draußen, dass da gelagert würde, schmiss den Kamin an und zog dann die Bedeckungen der Möbel ab. In meinem Schlafzimmer räumte ich den Rucksack aus und meine Wechselklamotten in den Schrank. Prüfend musterte ich die hellgraue Felldecke über der saphirblauen Satinbettwäsche. Dank des guten Gehaltes als königlicher Jäger hatte ich wenigstens kaum Geldprobleme, dass einzig Gute an der ganzen Sache. Im Wohnzimmer legte ich mich in die Nähe des Kamins auf eines der Sofas, verspeiste einige Feigen und mein Brot mit Käse und frischen Kräutern und ruhte mich kurz aus. Doch ich durfte nicht zu viel herumliegen, ich hatte noch einiges zu tun. Also zwang ich meine schweren Beine aufzustehen, mich wieder anzuziehen, schnappte mir mein Jagdmesser und den Bogen mit dem Kocher Pfeile und machte mich auf die Jagd. Vielleicht könnte ich heute ja nicht vier bis sechs Kaninchen erlegen, dafür brauchte ich auch nicht Mönch. Der alte hatte sich eine Pause verdient. Der Schnee knirschte unter meinen Stiefeln und ich zog mir die Kapuze über, als ich einen mit Schnee bedeckten Ast zur Seite schlug und in den dichteren Teil des Gebietes eindrang. Schnee rieselte auf meine Kleidung und schmolz schon bald zu kleinen, flüssigen Partikel die sich festsaugten. Es dauerte keine zehn Minuten bis ich tatsächlich Pfotenspuren von Kaninchen entdeckte und bald landete ich in der Nähe ihres Baus. Ich verlangsamte meine Schritte, regulierte wie immer meine Atmung, sodass sie kaum zu hören war und verlagerte mein Gewicht richtig, damit der Schnee nicht mehr so laut knirschte. Als ich dann etwas braunes zwischen zwei stachligen Büschen aufblitzen sah, übernahm mein innerer Jäger die Kontrolle. Konzentriert legte ich einen Pfeil in den Bogen und schlich mich gegen den Wind in einem weiten Bogen um meine Beutel herum, die weiter im Schnee buddelte und zwischendurch weiter hoppelte. Wahrscheinlich waren sie auf Futtersuche. Als das Kaninchen örtlich innehielt und alarmiert den Kopf hob, tat ich es ihm gleich und visierte ihn mit der Pfeilspitze an. Uns trennten nur noch zehn Meter. Ich atmete tief ein, hielt meine Hand ruhig und im selben Moment, als das Kaninchen mich halb hinter der Fichte entdeckte, atmete ich aus und ließ die Bogensehne los. Der Pfeil zischte durch die Luft, ich hatte den Weg des Kaninchen richtig einkalkuliert und als es bereits den zweiten Satz machte, landete es reglos im Schnee, dass sich rasch blutrot färbte. Sehr schön. Ich ging vorsichtig zu meiner Beute, prüfte ob es wirklich tot war und band ein Seil um die Hinterpfoten. Damit konnte ich es mir über die Schulter hängen und auf die Suche nach weiteren Tieren gehen. Ein Kaninchen war da, fehlten noch 29.

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