Kapitel 5 Die erste Nacht
Caroline konnte ungefähr erraten, warum Lynn sich so benahm. Sie erklärte nicht, sondern lächelte nur.
Es war nur ein Deal zwischen ihr und Joachim. Sie hatte kein Recht, sich in sein Privatleben einzumischen.
Da er nicht da war, fühlte Caroline sich aber wohl.
Caroline ging in den Raum und sah deutlich die Einrichtung des gesamten Schlafzimmers: Der Einrichtungsstil war schwarz-weiß, einfach und ordentlich, luxuriös, aber nicht vulgär. Also in einem Wort elegant und einzigartig.
„Das ist Herr Joachims Zimmer.“ Lynn lächelte. Wenn sie schon geheiratet hatten, dann waren sie ein Ehepaar. Also natürlich sollten sie in einem Zimmer zusammenwohnen.
Caroline machte kurz den Mund auf, aber sie konnte nichts sagen. Schließlich konnte sie nur zustimmen und sie nickte.
In der ersten Nacht ihrer Ehe schlief sie in einer fremden Umgebung. Es fiel ihr schwer, einzuschlafen. Sie lehnte sich ans Kopfende des Bettes, las im Handy Stellenanzeigen durch und war dabei, einen Job zu finden. Nur wenn sie einen Job hatte, konnte ihr Leben stabil sein. Sie musste sich gut um ihre Mutter kümmern und ihrem Kind eine Zukunft geben.
Hmm...
Caroline sah tatsächlich eine Ausschreibung, wobei Übersetzerinnen und Übersetzer gesucht wurden. Und seltsamer war, dass diese speziell A Sprache können sollten.
A Land ist das Land, in das sie damals von Stephen geschickt wurde. Dieses Land war sehr unentwickelt und lag in den Tropen. Nicht viele Leute lernten diese A Sprache, denn die in der Welt verbreiteten Sprachen waren meistens Sprachen der entwickelten und mächtigeren Länder.
Das Gehalt war gut.
Also hinterließ sie ihre persönlichen Daten.
Dann legte sie das Handy weg und versuchte einzuschlafen.
Das Mondlicht ergoss sich wie fallende Seide vor dem Fenster, weich und sanft. Es war mitten in der Nacht, alles war still und ruhig.
Die Frau im Bett schlief langsam tief ein. Ein weißer Lichtstrahl der Autobeleuchtung drang in den Hof ein. Ein Maybach fuhr ein und hielt im Hof an.
Die Tür wurde geöffnet. Ein großer und kräftiger Mann stieg aus. Er ging ins Haus, wobei seine Schritte nicht so schwer und gleichmäßig wie normalerweise waren.
Er zerrte am Halsausschnitt. Er hatte Durst. Er ging in den Raum und goss sich ein Glas Wasser ein. Sein harter Adamsapfel rollte immer wieder auf und ab, und seine Augen waren scharlachrot. Er trank das Wasser aus, die Hitzeempfindung in seiner Kehle wurde viel gelindert. Gerade beim Geschäftsessen hatte er viel Schnaps getrunken, außerdem hatte er noch Lottis Geburtstag gefeiert und da noch ein paar Gläser Rotwein getrunken.
Obwohl er viel vertragen konnte, war er heute trotzdem etwas betrunken.
Er zog seine Jacke aus und warf sie auf das Sofa. Er ging ins Zimmer, ohne geduscht zu haben.
Im Zimmer war es sehr dunkel. Aber ihm war die Position des Bettes bekannt.
Er legte sich direkt hin.
Im Schlaf spürte Caroline welche Geräusche, aber bald wurde alles wieder ruhig. Sie rollte sich zusammen und schlief weiter.
Morgens.
Das Sonnenlicht war wie glänzende goldene Fäden und erhellte den ganzen Raum.
Die Beiden schliefen tief nebeneinander.
Sie sahen so aus, als wären sie ein süßes Liebespaar.
Die Wimpern des Mannes zitterten leicht und er öffnete langsam die Augen. Wegen des Katers fühlte er sich noch schwindelig und er brauchte mal unter die Dusche gehen, um nüchtern zu werden. Als er versuchte, seinen Arm zu heben und aufzustehen, war ihm erst aufgefallen, dass etwas auf seinem Arm lag.
Er drehte den Kopf und sah eine Frau in seinen Armen liegen.
Die schwarzen Haare der jungen Frau waren wie ein seidiger Wasserfall, der auf seinem Arm verstreut lag. Ihre Wangen waren hell, ihre Wimpern krumm wie Schmetterlingsflügel. Ihre rosa Lippen waren leicht geöffnet und sie atmete gleichmäßig.
Er schaute langsam nach unten und er sah ihren schlanken Hals und das hübsche Schlüsselbein.
Mit ihrem Atem hoben und sanken sich ihre Brüste. Diese Szene war ihm aber tatsächlich ein bisschen verführerisch.
Sein Adamsapfel rollte auf und ab. Er hatte nun sexuelle Lust, die er sogar nicht einmal auf Lotti gehabt hatte.
Er runzelte die Stirn. Er schien mit dieser unkontrollierbaren Körperreaktion unzufrieden zu sein, aber er wollte noch nicht wegsehen.
Im Traum träumte Caroline gerade, dass sie in der afrikanischen Savanne war und von einem wilden Löwen angestarrt wurde, als würde er sie gleich auffressen.
Sie wurde plötzlich aufgeweckt.
In dem Moment jedoch, als sie ihre Augen öffnete, sah sie ein paar tiefliegende Augen, wobei er versuchte, ruhig auszusehen.
Für einen Moment fiel ihr nichts ein.
Sie machte ihre Augen auf einmal ganz groß auf. Sie bedeckte ihre Brüste und sagte aufgeregt, „Du… Warum bist du denn hier?“
Der Mann zog ruhig seinen Blick zurück und hob langsam die Decke hoch, „Das ist mein Haus.“
Caroline wollte ihn widerlegen, aber sie dachte an die Umgebung im Haus und sagte schließlich nichts.
„Warst du denn nicht bei der Geburtstagsfeier deiner Freundin? Warum bist du denn zurückgekommen?“ Caroline stand vom Bett auf und blieb daneben stehen.
Sie klang etwas unzufrieden.
Gestern hatte Lynn gemeint, dass er abends nicht zurückkommen würde, und deswegen hatte sie dann nicht mehr aufgepasst. Sie hatte nachts so tief geschlafen, dass sie gar nicht wusste, als er ins Zimmer ging.
Aber dann hatte sie doch tatsächlich mit diesem Mann in einem Zimmer geschlafen.
Als sie daran dachte, dass sie letzte Nacht in seinen Armen geschlafen hatte, errötete sie und wurden ihre Wangen sehr heiß.
Sie senkte den Kopf.
Joachim knöpfte sein Hemd auf. Er hatte sich gestern Abend nicht umgezogen, und an seiner Kleidung konnte man immer noch Alkohol riechen. Die Kleidung war nun zerknittert und klebte an seinem Körper, also fühlte er sich sehr unwohl. Er warf der Frau, die gerade ratlos neben dem Bett stand, einen Blick zu und grinste. „Der Geburtstag meiner Freundin, hem, ist es so wichtig wie die erste Nacht meiner Hochzeit?“
Caroline: „…“
Diese Ehe war nur ein Deal. Sie waren gar kein echtes Ehepaar, woher sollte es noch die erste Nacht der Hochzeit geben?
Joachim zog sein Hemd aus.
Caroline drehte schnell den Kopf. Sie hatte nicht erwartet, dass dieser Mann sich einfach ausziehen würde, als sie noch da war.
Seit jener Nacht war ihr besonders unangenehm geworden, wenn es um Männer ging. Insbesondere hatte sie Angst vor engem Kontakt mit Männern.
Sie war daher total schockiert, „Ich, ich gehe erstmal raus.“
Danach rannte sie schnell aus dem Zimmer.
Joachim dachte nicht viel darüber nach. Er zog seinen Gürtel aus und ging ins Badezimmer.
Er musste einmal unter Dusche zu gehen, um wieder nüchtern zu werden.
Das Geräusch vom spritzenden Wasser kam aus dem Bad. Nach etwa einer Stunde entströmte der Dampf mit dem Aroma von dem Duschgel in der Luft. Nach dem Baden waren seine kurzen, dunklen Haare nass und etwas verstreut. Die schlanke Figur wurde in einen weißen Bademantel gehüllt, dessen Kragen doch leicht offen war. So war seine honigfarbene Haut verschwommen sichtbar und somit ließ er sich seinen nicht zu unterschätzenden maskulinen Charme spielen.
Er ging zum Kleiderschrank und öffnete ihn. Als er seine Kleidung herausholen wollte, war ihm eine seltsame Tasche aufgefallen, die eine Zeichnung von Sonnenblumen darauf hatte.
Er hielt kurz inne. Gehörte das dieser Frau? Hä, noch mit Blumen drauf, wie konnte diese Frau nur so kindisch sein?
Und wenn diese ihr gehörte, dann war sie wirklich unhöflich, dass sie ihre Sachen einfach in seinen Kleiderschrank gelegt hatte.
Er runzelte die Stirn und holte seine Kleidung heraus, um sich anzuziehen. Als er die Kleiderbügel wieder in den Schrank stellte, ließ er versehentlich diese Tasche auf den Boden fallen.
Der Reißverschluss der Tasche wurde nicht zugemacht. Als die Tasche zum Boden fiel, fiel alles heraus: einfache Kleidungsstücke und Sachen zum alltäglichen Bedarf…
Er kauerte sich nach unten, um diese zu holen. Aber dann fand er plötzlich ein Ergebnisblatt der Ultraschalluntersuchung.
Caroline, weiblich, Frühschwangerschaft, sechs Wochen.
Diese Frau… war schwanger?