Kapitel 15 Es ist dein Kind?
Lotti unterdrückte die Panik im Herzen und blickte leicht nach unten, dabei blitzten ein wenig Tränen auf: „Sie ist schon Tag und Nacht bei dir. Wenn sie noch in die Firma geht und als Übersetzerin arbeitet, dann kommt sie nur noch näher an dich heran. Ich habe nur Angst, dass ihr lange miteinander auskommt und dann Gefühle füreinander haben würdet.“
Da sie die Tatsache nicht mehr verbergen konnte, versuchte sie nicht, es zu verstecken. Stattdessen erklärte sie offen, um Joachims Verdacht zu zerstreuen. Sie hatte immerhin nur Angst, dass sie ihn verlieren konnte.
Sie machte ihre großen, strahlenden Augen ganz auf, „Du kennst mich schon lange, und dir ist ganz klar, dass ich Gefühle für dich habe…“
Lotti ertrug weiterhin ihre Tränen: „Ich habe sehr viel Angst davor, dich zu verlieren. Als ich sah, dass sie sich bei der Firma beworben hat, habe ich emotional meine Entscheidung getroffen.“
Joachim runzelte die Stirn. „Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns in einem Monat scheiden lassen.“
Lotti wusste es. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Caroline genau diese Jungfrau an diesem Abend in A Land gewesen war, dann hätte sie bereit sein können, weiterhin geduldig darauf zu warten. Sie hatte sowieso schon so viele Jahre auf ihn gewartet und ihr war eigentlich egal, noch einen Monat zu warten. Aber jetzt konnte sie kaum erwarten.
Sie wollte Caroline auf keinen Fall zu nahe zu Joachim kommen lassen!
Auf gar keinen Fall!
„Caroline, das ist für Tisch Nummer 2. Geh es den Gästen servieren.“
Caroline antwortete. Sie fragte sich, ob daran lag, dass sie gestern Abend schlecht geschlafen hatte und dazu heute bei der Arbeit noch lange stehen musste, und daher verspürte sie einen leichten Schmerz im Unterbauch.
Sie hielt das Tablett und ging zu Tisch Nummer 2. Bevor sie den Tisch erreichte, sah sie Lotti da am Tisch sitzend, und ihr gegenüber war...
Sie musste nicht darüber nachdenken, wer es war.
Ihre Schritte zögerten, aber nur kurz. Das war ja ihr Job, und sie konnte es nicht vermeiden.
Sie lächelte professionell. „Das ist Ihr Essen.“
Caroline beugte sich vor und holte die Gerichte aus dem Tablett.
Als sie den Teller vor Joachim hinstellte, wurde ihr Handgelenk plötzlich gefasst. „Was machst du denn da?“
Seine Stimme war kalt und unzufrieden fragend.
Sein Blick blieb auf ihr gerichtet. Er sah, dass sie ein weißes Hemd, eine schwarze Weste und einen Minirock trug, wobei der kurze Rock sich nur um die Hüften wickeln konnte und somit ihre dünnen weißen gerade Beine gezeigt waren.
Seine Blicke blieben einige Sekunden auf ihren Beinen und sein Gesicht wurde düster.
Was trug die denn da? Wem wollte sie es zeigen?
Sie war schon verheiratet, was machte sie denn hier?
Caroline lächelte immer noch, „Ich arbeite.“
Joachim runzelte leicht die Stirn vor Wut. Er erinnerte sich daran, dass sie gestern die Dokumente übersetzt hatte und dadurch ihn um Geld gebeten hatte. Und heute machte sie nun noch solche Arbeit. Ist die Familie Ullmer denn wirklich in große finanzielle Probleme geraten?
„Kannst du mich bitte gehen lassen?“ Caroline schämte sich nicht. Sie verdiente mit ihren eigenen Händen das Geld.
Lotti nahm Joachims Hand, „Joachim, viele Leute schauen schon zu. Lass uns rausgehen und darüber reden.“
Niemand wusste von der Ehe zwischen Joachim und Caroline. Daher wollte Lotti nicht, dass Joachim das klarstellte.
Joachim starrte Caroline an. Nach langer Zeit konnte er erst die unerklärliche Wut unterdrücken und ließ sie los: „Ich will nicht, dass du hier arbeitest.“
Caroline spürte nur, dass die Schmerzen in ihrem Unterbauch immer heftiger wurden. Unbewusst lief ihr feiner Schweiß aus der Stirn. Sie wollte zwar erklären, aber sie hatte nicht genug Kraft und schließlich ging sie mit dem Tablett weg, ohne etwas zu sagen.
Sie stellte das Tablett ab und ging ins WC. Dieses Gefühl ließ sie Angst haben. Zum Glück blutete sie nicht.
Sie kam aus der Kabine und wusch sich am Waschbecken die Hände. Sie senkte den Kopf und berührte ihren Bauch. „Sei gehorsam, Baby.“
Seine Mama musste nämlich Geld verdienen. Und nur wenn sie Geld hatte, konnte sie sich um ihre Mutter und ihr Kind kümmern.
Lotti kam herein, gerade noch rechtzeitig, um dieses Wort zu hören. Ihre Augen starrten auf Carolines Unterbauch, ihr Gesicht wurde blass.
Caroline sah sie dabei und erklärte: „Das Kind gehört nicht Joachim, du musst dir keine Sorgen machen.“
Dann raffte Caroline sich auf, ging an ihr vorbei und verließ das WC.
„Bist du seit zwei Monaten schwanger?“ Lotti drehte sich um.
Caroline blieb kurz stehen. Sie drehte den Kopf, „Woher weißt du das?“
„Ich, ich habe es nur erraten. Nach deinem Bauch“, sagte Lotti widerstrebend.
Sie… Sie war sogar schwanger?
Joachims Kind?
Tatsächlich. Tatsächlich konnte man diese Frau nicht bei Joachim leben lassen!
In diesem Moment wollte Lotti diese Frau auf jeden Fall beseitigen und sie in Joachims Welt verschwinden lassen!
Sobald Caroline aus dem WC herauskam, wurde ihr Handgelenk von Joachim gefasst. Er zog sie aus dem Restaurant.
Sie fühlte sich schon unwohl. Dadurch spürte sie nur, dass der Schmerz, der sich gerade erleichterte, sich verschärfte.
„Lass mich doch los!“ Sie wollte ihn beschimpfen, aber sie hatte nicht genug Kraft, also wirkte ihre Worte nicht so kräftig.
Joachim zog sie an den Straßenrand, bevor er sie losließ. Er sagte ernsthaft: „Wenn du knapp bei Kasse bist, kannst du es mir erzählen. Gib doch nicht vor, erbärmlich zu sein!“
Er glaubte nicht, dass Familie Ullmer wirklich finanzielle Krise hatte. Vor zwei Tagen war Stephen noch mit seiner Frau und seiner Tochter in einen Luxusladen zum Shoppen gegangen, wie konnte es sein, dass Caroline jetzt als Bedienung im Restaurant arbeiten musste?
Caroline lehnte sich an die Reklametafel am Straßenrand, sonst würde sie sich nicht stützen können. Sie versuchte, sich zu beruhigen. „Zwar sind wir verheiratet, aber wir wissen beide, dass das nur ein Deal ist und jeder bekommt, was er will. Herr Joachim, du musst nicht so wütend sein, egal was ich mache.“
„Du bist nun meine Frau. Wenn du solche Arbeit machst, muss ich mein Gesicht verlieren!“ Diese Frau machte ihn verwirrt, ihr Verhalten war immer so unverständlich.
Caroline schloss den Mund fest und ertrug schweigend den Schmerz.
Gerade als sie es nicht mehr aushalten konnte, rannte Aaron schnell herüber, „Clara, ich bin hergekommen, um dich zu suchen, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich… Fühlst du dich nicht wohl?“
Als Psychotherapeut passte er gut auf die feinen körperlichen Bewegungen der Menschen auf. Obwohl Caroline sich bemühte, es zu ertragen, bemerkte er immer noch ihr Unbehagen.
Nachdem er sich an jenem Tag von Caroline verabschiedet hatte, war er zu ihrer vorherigen Wohnung gegangen, um Madleen zu besuchen. Von Madleen erfuhr er alles über Caroline, einschließlich des Babys in ihrem Bauch.
Er konnte nicht sagen, wie er sich fühlte, es war aber sowieso nicht gut.
Sie hatte solche Schwierigkeiten gehabt, aber warum war sie nicht zu ihm gekommen, um Hilfe zu bitten?!
Gerade wollte er sie treffen, aber er wusste nicht, wo sie wohnte. Also kam er einfach zu dem Ort, wo sie sich gestern getroffen hatten, in der Hoffnung, dass er Glück hatte, sie zu sehen. Aber er hatte nicht erwartet, dass sie tatsächlich da war.
Caroline konnte sich jetzt um nichts mehr kümmern. Der Schmerz in ihrem Unterbauch machte sie nervös. Sie fasste Aarons Arm und sagte: „Bitte, bring mich ins Krankenhaus.“
Aaron warf einen Blick auf ihren Unterbauch, dann bückte er sich, um sie hochzuheben. Aber plötzlich fiel ihm eine Hand schwer auf die Schulter.
Er drehte den Kopf.
Joachims Gesicht war düster: „Sie ist meine Frau.“
Sein Ton war weder leicht noch schwer, aber ziemlich schockierend.
Er schien zu warnen, dass sie seine Frau war und niemand anderer sie anfassen durfte!
Aaron grinste, „Sie ist meine Frau?“
Bevor Joachim antworten konnte, fuhr er fort: „Es ist nur ein Deal zwischen euch. Du wirst keine Frau mit einem Kind im Bauch heiraten.“
Joachims Augen verengten sich, dabei war eine gefährliche Atmosphäre zu spüren. „Es ist dein Kind?“
