Alley
Pearl
Ich war mit Damon und Ariana essen. Ich hatte ihr versprochen nach der Show normal zu essen und das tat ich seit einigen Tagen nun. Wir beendeten das Abendessen im Restaurant und gingen dann hinaus in die kalte Winterluft. Die Kälte traf mich, sobald wir draußen waren und ich knöpfte meine Jacke zu, um mich in dem dünnen Kleid das ich trug, vor der Kälte zu schützen. Mein Magen war durch den Wein und die heißen Speisen warm, sodass er als zusätzlicher Puffer für die nächtliche Kälte diente. Damon legte seinen Arm um Ariana, als wir den Bürgersteig erreichten. In seinem schwarzen Blazer und dem V-Ausschnitt-Pullover sah er überhaupt nicht wie der ernste Mafiatyp aus. Er zog seinen Blazer aus und legte ihn sofort um Aris Schultern, obwohl sie ein langärmeliges schwarzes Baumwollkleid trug. Ihr Babybauch war schon etwas zu sehen, selbst wenn sie ganz in Schwarz gekleidet war.
„Mir ist nicht kalt", sagte sie leise zu ihm, als er den Blazer um ihre Schultern legte.
„Ist mir egal." Er wickelte sie darin ein und stellte sich hinter sie, hielt den Blazer fest um ihren Körper und legte seine Hand auf ihren Bauch. Seine Hände waren riesig und es fiel ihm leicht, ihren kleinen schwangeren Bauch mit nur einer Hand zu überspannen.
Sie verdrehte die Augen, aber die Liebe war ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Verärgerung war nur gespielt und direkt vor meinen Augen verliebte sie sich noch tiefer in ihn. Sie zusammen zu sehen, überzeugte mich nur noch mehr davon, was ich eines Tages auch wollte. Ich wollte eine leidenschaftliche Liebe wie die ihre, einen Mann, der mich so sehr liebte, dass er für mich sterben würde, tausendmal.
Damons Handy klingelte.
„Ja?", sprach er.
„Oh verstehe. Ja wir sind auf dem Weg zurück."
Ariana sah ihn fragend an.
„Hope hat anscheinend eine Lebensmittelvergiftung. Sie übergibt sich und weint. Sie ruft nach dir", sagte Damon ernst.
„Oh meine arme kleine", sagte Ari besorgt.
„Los bringen wir Pearl nach Hause..."
„Nicht nötig Damon. Ich wohne zwei Blocks weiter. Ach schau da ist ein Taxi. Ich nehme es", sagte ich sanft.
„Sicher?", hackte er nach. Ich nickte und winkte beiden zum Abschied zu. Sie fuhren davon und ich ging zum Taxi. Ich klopfte an der Scheibe, die der asiatische Fahrer sofort runter fuhr.
„Sind Sie frei? Ich wohne nur zwei Blocks entfernt", sagte ich mit meiner sanften Stimme.
„Nein ich muss eine schwangere Frau ins Krankenhaus fahren, aber ich gebe meinen Kollegen Bescheid. Er holt sie ab, ok?"
Ich überlege. Es sind doch nur zwei Blocks.
„Ne lassen Sie. Ich laufe. Danke aber"
Er nickte und fuhr wieder die Scheibe hoch. Ich fühlte mich in dieser Stadt absolut sicher, weil ich immer auf der guten Seite der Stadt blieb. Ich ging überall hin, und nicht ein einziges Mal gab es Probleme. Wenn jemand versuchen würde, mich zu überfallen, würde ich einfach seinen Schwanz mit dem Absatz meines Stiefels aufspießen.
Ich ließ zwei Blocks hinter mir und bog dann in eine Kopfsteinpflastergasse mit einem Café ein, um eine Abkürzung zur Parallelstraße zu nehmen. Ein paar Fahrräder lehnten an einer Hauswand und ein leichtes Klappern war durch die beschlagenen Fenster zu hören. Ich hielt mich rechts und ging weiter.
In diesem Moment packte mich jemand.
Eine Hand wurde über meinen Mund gedrückt, während die andere mich um die Taille fasste.
„Du riechst so gut!" Eine gruselige Stimme sprach direkt in mein Ohr, die Gelassenheit in seinem Tonfall war erschreckender als die Hand, die meinen Mund zum Schweigen brachte. Er riss meine Jacke herunter und ließ mich in meinem hautengen Kleid vor ihm stehen.
„Das ist ja kaum zu glauben." Ein Mann kam um die Ecke, ganz in Schwarz gekleidet mit einer Wollmütze auf dem Kopf. Er war um die vierzig mit einem dichten Kinnbart und er sah aus wie die Ausgeburt des Teufels, die spät abends durch die Straßen zog. Er hielt ein langes Seil in den Händen, was mir sagte, dass sie nicht nur meine Clutch wollten.
Sie wollten etwas anderes.
Mein Überlebensinstinkt erwachte. Ich biss ihm kräftig in seinen Mittelfinger und stemmte gleichzeitig meine Hüften nach hinten.
„Schlampe." Seine Hand auf meinem Mund lockerte sich, als er zurückwich, und sein anderer Arm gab meine Taille frei. Ich drehte mich um und trat ihm so hart wie möglich direkt zwischen die Beine.
„Scheiße!" Er packte seine Eier, fiel zu Boden und konnte sich vor Schmerzen kaum bewegen.
Ich spuckte ihn an, weil er es verdient hatte. Dann griff ich nach unten und zog das Messer heraus, das in seinem Gürtel steckte.
„Hol sie dir!" Der Typ mit dem Bart trat hinter mich, gerade als zwei weitere Typen sich dem Kampf anschlossen.
Ich nahm das Messer und drehte mich um.
„Fass mich an und sieh, was passiert." Ich hielt das Messer so gut ich es konnte.
„Oh, ich werde dich anfassen." Er nickte einem der anderen Männer zu und sagte ihm damit, er solle hinter mich gehen.
Ich war umzingelt und unterlegen, aber ich würde lieber sterben, als mich mitnehmen zu lassen. Ich würde mich hier rauskämpfen und nicht aufgeben.
Hinter mir hörte ich das Geräusch einer Pistole, die durchgeladen wurde.
„Lass das Messer fallen, Miststück."
Ich drehte mich nicht um und behielt den Kerl mit dem Bart und dem Seil im Auge.
Ich drehte mich um und hielt mein Messer immer noch bereit. Ich sah direkt in den Lauf der schwarzen Pistole, die auf mein Gesicht gerichtet war. Ich zuckte nicht mit der Wimper, aber ich hatte Angst. Ein Lauf war direkt zwischen meine Augen gerichtet und mein Leben hing davon ab, ob der Finger den Abzug drückte. Vor nur zehn Minuten hatte ich mit meiner Familie zu Abend gegessen und hatte eine tolle Zeit gehabt. Jetzt kämpfte ich um mein Leben und wusste nicht, was ich tun und wie ich überleben sollte. Aber ich durfte nicht zulassen, von diesen Männern mitgenommen zu werden. Sie wollten nicht mein Zeug. Meine Clutch lag auf dem Boden und sie hätten sie sich schon längst schnappen und verschwinden können. Nein, sie wollten mich und das würde ich niemals zulassen.
„Lass das Messer fallen, Mädchen." Er trat einen Schritt näher an mich heran, die Pistole zitterte in seiner Hand.
Wie fast jede Ferrari war ich sehr temperamentvoll. Und noch dazu wahnsinnig stur.
Ich warf das Messer und traf ihn direkt in die Schulter. Er fiel sofort zurück und packte seine Schulter, als die Klinge aus der Wunde ragte.
„Mein Gott!"
Der Mann mit dem Bart sprang auf mich zu und schlang das Seil um meine Handgelenke.
„Ich habe sie."
Ich benutzte meine ganze Kraft, um ihn wegzustoßen, aber das Seil war zu fest.
Er drückte mich auf den Boden, mein Kleid war über meinen Hintern gerutscht und er konnte jetzt meinen Stringtanga sehen.
„Verdammt, das ist ein toller Arsch."
Ich versuchte, ihn zu treten.
„Lasst mich gehen! Wisst ihr überhaupt, wer ich bin?"
„Nein." Der Typ zog ein Stück weißen Stoff heraus, um meinen Mund zu knebeln.
„Aber unsere Schwänze werden es gleich herausfinden."
„Ich bin Pearl Ferrari! Mein Vater schlachtet euch alle ab!"
„Halt die Klappe. Das ist uns scheißegal." Er trat mir in den Rücken.
Der Schmerz ließ mich vorwärts stolpern, aber ich weigerte mich zu schreien.
„Nun, das sollte es euch nicht sein. Ich bin Tyler Cartas Schwester ihr Penner!" Naja Schwägerin, aber für den Moment.
Das brachte sie zum Stillstand. Es wurde totenstill und alle sahen sich an, weil dieser Name ihnen offensichtlich etwas bedeutete.
Sein Name war meine Rettungsleine, also benutzte ich ihn weiter.
„Und er wird nicht ruhen, bis er mich zurückbekommt. Ihr wisst genau, was er mit euch machen wird, sobald er mich findet. Also lasst mich gehen und verschwindet aus der Stadt."
Sie sahen sich an und schienen sich einig zu sein.
„Wenn wir dich gehen lassen, sind wir so gut wie tot. Das heißt, wir müssen dich töten, wenn wir fertig sind, keine Zeugen." Der Mann schob mir den Stoff in den Mund und würgte mich, sodass ich nur gedämpft schreien konnte.
Das konnte nicht wahr sein.
Das konnte nicht mein Ende sein.
Mein Leben war vor wenige Minuten noch so perfekt gewesen. Jetzt würde ich vergewaltigt und getötet werden. Meine Familie würde sich nie davon erholen.
„Lasst sie gehen." Eine tiefe, männliche Stimme drang durch die Gasse, der Bariton war kraftvoll und von Natur aus sexy. Voller Autorität und einem Hauch von Furchtlosigkeit war es die Stimme eines Mannes, der eine unsichtbare Krone trug.
Die Männer verstummten und es war absolut still, weil sich keiner von ihnen bewegte.
Es war so still, dass ich die Schritte des Mannes hören konnte.
Die anderen Männer standen noch immer wie erstarrt an Ort und Stelle.
Ich konnte den Mann nicht sehen, weil ich in die andere Richtung schaute. Alles, was ich von ihm kannte, war der Klang seiner Stimme, so rau wie Schleifpapier und hart wie Stahl. Er klang jung, vielleicht ein paar Jahre älter als ich.
Es war nicht einer von Damons Männer oder sonst ein Familienmitglied. Es war ein Fremder...
Er sprach wieder.
„Sofort."
Der Mann mit dem Bart löste das Seil an meinen Handgelenken.
Er schnippte mit den Fingern und befehligte sie wie Hunde.
„Geht."
Das Seil wurde mir von den Handgelenken gerissen und der Knebel aus dem Mund gezogen. Das Einzige, was sie zurückließen, war meine schwarze Clutch, die zu Beginn des Kampfes zu Boden gefallen war. Ihre Schritte waren zu hören, bis sie in der Gasse um die Ecke gingen und verschwanden.
Mein Kleid war noch immer über meinen Hintern gezogen, also stand ich auf, zog es herunter und holte mir meine Würde zurück, nachdem sie mir genommen worden war. Obwohl ich jetzt in Sicherheit war, hatte ich mehr Angst vor dem Mann, der mich gerettet hatte, als vor diesen Idioten. Er hatte nur ein paar Worte sagen müssen, damit die Männer gingen. Das war absolute Macht und das machte mir Angst.
Ich wusste, dass ich vor diesen Monstern sicher war, aber ich war nicht dumm genug zu glauben, dass ich vor ihm sicher war.
Nachdem ich mein Kleid geglättet hatte, sah ich mir den geheimnisvollen Mann an.
Er musterte mich ohne Schamgefühl von oben bis unten. Seine blauen Augen begannen an meinen Beinen und machten sich langsam auf den Weg nach oben, folgten den Kurven meiner Figur, bis sie mein Gesicht erreichten.
„Bist du fertig?"
Amüsiert lächelte er schief.
„Ich werde nie fertig sein." Er trat näher an mich heran, seine schwarze Lederjacke schmiegte sich an seine muskulösen Arme. Seine Muskeln dehnten das Leder und zeigten die physische Darstellung seiner Kraft unter der Kleidung. Darunter trug er ein schwarzes T-Shirt, das genauso eng an seiner harten Brust lag. Er hatte schmale Hüften, die zu dunklen Jeans führten. Er schien nicht bewaffnet zu sein und das machte seine Macht noch beeindruckender.
Er blieb einige Handbreit vor mir stehen und war so groß, dass er sich nach unten beugen musste, um mich anzusehen. Er lächelte immer noch genauso amüsiert, als sich unsere Blicke trafen. Als er seinen Blick nach unten richtete und auf mein Kleid schaute, wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst.
„Sie haben eine gute Wahl getroffen." Mit den Stoppeln auf seinem harten Kinn und blauen Augen wie Damon war er ein gut aussehender Mann, der nicht in eine dunkle Gasse gehörte. Er gehörte auf eine Plakatwand!
Ich mochte seine Arroganz nicht, die Art und Weise, wie er dachte, dass er mich besaß, nur, weil er diese Arschlöcher verjagt hatte. Ohne etwas über ihn zu wissen, war ich sicher, dass er aus der Unterwelt stammte. Er war das größte Raubtier in der Nahrungskette, der große Weiße Hai im Meer. Ich unterschätzte seine Macht nicht, aber ich ging nicht auf die Knie und dankte ihm auch nicht. „Was willst du?"
Er neigte seinen Kopf leicht und amüsierte sich noch mehr.
„Wieso denkst du, dass ich etwas von dir will?"
„Weil du schlimmer bist als sie."
Seine Augen verengten sich und er starrte mich mehrere Herzschläge lang an. Er hielt meinen Blick, ohne zu blinzeln, und nahm meine Worte hin. Mein Schweigen berührte ihn überhaupt nicht. Es schien ihm sogar zu gefallen.
„Du bist eine clevere Frau."
Mein Herz begann, schneller zu schlagen. Ich überlegte, um Hilfe zu rufen, aber ich vermutete, dass er mir die Kehle herausreißen würde, bevor ich die Chance dazu bekam. Sein tolles Aussehen verbarg nicht seinen gefährlichen Unterton. Ich war lange genug mit mächtigen Männern zusammen, um das aus einem Kilometer Entfernung zu erkennen. Er hatte die gleiche Aura wie Tyler und Damon, er war die Art von Mann, die je nach Stimmung ebenso böse als auch freundlich sein konnte.
„Was willst du?" Wollte er mich unter Drogen setzen und mich hinten in einen Van werfen?
„Ich mache das nicht oft."
„Was?", flüsterte ich.
„Ein junges Mädchen in Not retten. Normalerweise gehe ich einfach weiter."
„Ich bin kein Mädchen", schoss ich zurück.
„Aber du warst sicherlich in Bedrängnis, bis ich auftauchte." Er trat einen Schritt näher und brachte uns so nah zusammen, dass unsere Münder sich fast berührten.
„Oder soll ich dich lieber zurückgeben?"
Dieser Mann war gefährlicher, aber ich zog seine Gesellschaft den anderen vor. Ich mochte ihn nicht, aber ich war dennoch von seiner Größe und seiner Anziehungskraft beeindruckt, die der Sonne Konkurrenz machte.
„Ich würde mir eher den Weg in die Freiheit erkämpfen, als mich irgendeinem Mann zu unterwerfen." Mein Stolz würde mich eines Tages umbringen, aber ich würde lieber ehrenvoll sterben, als mich aus Angst zu unterwerfen.
Dieser leichte Ausdruck von Vergnügen war wieder zu sehen. Er starrte mir ins Gesicht, als wäre er gebannt, hypnotisiert von den Worten, die aus meinem Mund kamen.
„Du weißt, wie man einen Mann hart macht, Honey."
„Nenn mich nicht Honey!"
Er atmete erneut zwischen den Zähnen ein, als ob mein Mund ihn dazu brachte, mich noch mehr zu begehren.
„Pearl." Er sagte den Namen langsam und fühlte ihn auf seiner Zunge, als ob er ihn schmecken würde.
Ich hatte ihm meinen Namen nicht gesagt, was bedeutete, dass er die Konfrontation minutenlang vererfolgt hatte, bevor er eingriff. Warum hatte er so lange gewartet? Hatte er erwogen vorbeizugehen und es zu ignorieren?
„Ich wollte nichts dafür, dass ich dich gerettet habe. Aber ich habe meine Meinung geändert."
„Du bekommst gar nichts." Jemand anderes würde ihm von ganzem Herzen danken, aber so dumm war ich nicht. Ich wusste, dass dieser Kerl nur Probleme brachte.
„Ich will nur einen Tanz. Einen Tanz im Underground Club. Morgen 20 Uhr!"
Er zwinkerte mir zu und ließ mich zurück ohne eine Antwort zu erwarten. Das war ein Befehl gewesen. Keine Bitte.
„Wie heißt du?", rief ich ihm nach.
„Alec."