Kapitel 4 - Neun Musen
«Wow». Das war das einzige, was der kleine Ritter von sich gab. Die Muse hatte voller Stolz den beiden Jungs ihre Lebensgeschichte erzählt und hatte es geschafft, dass sogar Xiphos sprachlos war.
«Hat euch meine Geschichte gefallen?», fragte sie mit einem Lächeln, als würde sie die Antwort schon kennen. «Machen sie Witze, Lady? Ich wünschte, meine gute Nacht Geschichten wären so!» Xiphos war außer sich, nur Emil schien in Gedanken verloren zu sein.
Nach einer hitzigen Diskussion mit der Muse verabschiedete sich Xiphos und schlich sich so leise wie er gekommen war, wieder davon. Euterpe musterte den Gedanken verlorenen Prinz. Er schien Fragen zu haben, aber nicht zu wissen, wie er sie stellen sollte.
«Frag, was du willst, ich werde so gut, wie ich kann antworten.» Sie lächelte ihn sanft an. Wenn das, was sie sagte, stimmte, heißt das, dass jedes Königreich von einer Muse regiert wird. Wofür ist dann das Königspaar da? Wird es von der Muse kontrolliert? Was bedeutete das für Emil? So viele Fragen.
Es klopfte an seine Tür und plötzlich ertönte die Stimme der Königin: «Emil, bist du noch wach? Wir müssen reden.» Emil Kopf drehte sich abrupt zu Euterpe rüber und bemerkte, dass die Freude, die bisher den Raum gefüllt hatte, mit dem Lächeln der Muse verschwunden war.
Euterpe starrte mit aufgerissenen Augen auf die Tür, wie ein Mörder, der auf sein Opfer wartete. Emil spürte eine Angst, die er noch nie gefühlt hatte. Sie drehte sich langsam zu Emil ohne die Tür aus den Augen zu lassen. Als sie jedoch Emil endlich ansah, spürte er das Verlangen so schnell wie er nur konnte davonzurennen.
Euterpe's Augen waren voller Hass. Mit einer Stimme die die fröhliche Muse von vorhin wie eine Wahnvorstellung dastehen ließ, sagte sie zu Emil: «Wenn du jetzt die Tür öffnest, bricht die Hölle los». Emil erstarrte. «Wenn du ihr erzählst, dass du mich getroffen hast, dann wirst du mich niemals wieder sehen, verstanden?» Er konnte nur nicken und schon war sie wieder weg.
Er wurde vom lauten und hartnäckigen Klopfen seiner Mutter aus seinen Gedanken gerissen. Er sprang vom Bett und öffnete die Tür. Seine Mutter kam ungeduldig rein.
Sie war schon im Nachthemd, was Emil bemerken ließ, dass es längst spät geworden ist.
«Ich wollte mich entschuldigen, wie ich mich heute Morgen benommen habe.» Emil wusste nicht, ob er die Entschuldigung ernst nehmen sollte. «Ich mache mir nur Sorgen um dich, mein Schatz.» Sie streichelte ihn sanft. Er dachte an Euterpe, wie sie mit Hass erfüllten Augen die Tür, hinter der die Königin war, anstarrte. Wieso hatte sie auf diese Weise reagiert? Er brauchte Antworten. Und er wusste, wie er sie bekommen konnte. Auch, wenn es bedeutete, zu lügen.
Er nahm seine Mutter bei der Hand und setzte sich mit ihr auf das Bett. Er nahm sein Brett. «Ich habe mir das verdeckte Gemälde angesehen.» Er wartete ein wenig und schreib dann weiter «Wer ist das?» Die Königin sah sprachlos aus. Sie öffnete ihren Mund, aber nichts kam raus. Er dachte sich schon, dass er etwas Falsches gefragt hatte, doch dann sagte seine Mutter: «Diese Frau ist das Böse in Person.» Emil konnte seinen Ohren nicht trauen. Böse? War sie sich sicher, dass sie von der gleichen Person redeten?
«Falls du jemals das Unglück hast, sie zu treffen, glaube kein einziges Wort, das sie dir sagt. Hast du mich verstanden?» Emil nickte nur. Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und sagte: «Und jetzt musst du schlafen, denn morgen ist ein großer Tag.» Er winkte ihr zu, als sie aus seinem Zimmer lief und die Tür hinter sich schloss.
Als Emil da lag, schwirrten so viele Gedanken in seinem Kopf herum. Er musste noch so viel herausfinden. Vielleicht sollte er auch noch seinen Vater fragen. Eins wusste er bestimmt, er würde niemanden glauben, bis er sich nicht selbst ein Bild gemacht hatte.
Am nächsten Morgen wurde er nicht von seinen Dienstmädchen Marie wie gewöhnlich geweckt, sondern von einer vertrauten, genervten Stimme.
«Junger Herr, wachen Sie bitte auf, ich habe anderes zu erledigen.» Voitos stand in der Tür und hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ins Zimmer zu kommen. «Heute ist ein wichtiger Tag, ich hoffe, Ihr wisst das noch.» Der verschlafene Prinz stand langsam auf. Seine Haare waren ein Desaster. Er sah zu Voitos rüber, der ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden stampfte. Er war so verschlafen, dass er einfach seine Arme ausstreckte und wartete, dass man ihn ins Bad trug, damit er sich waschen konnte. Voitos sah verdutzt aus.
«Ihr meint jetzt nicht wirklich, dass ich Euch tragen werde, oder?» der kleine Prinz blieb in der gleichen Position, man hätte meinen können er sei wieder eingeschlafen. Mit einem Seufzer ging der genervte Mann zu Emil und trug ihn ins Bad. Er setzte ihn auf einen Stuhl und, während Emil sich brav die Zähne putzte, versuchte Voitos die Mähne, die auf dem Kopf des kleinen Prinzen war, zu zähmen.
«Ich kann nicht fassen, dass ich das jetzt ernsthaft tun muss. Ich bin kein verdammtes Dienstmädchen.» Emil war an dieses gemeckere gewöhnt. Es war nicht das erste Mal das Voitos sich um den schläfrigen Emil kümmern musste. Der Grund dafür war, dass der König Voitos sehr vertraute und deswegen der einzige, der für Marie, Emils Dienstmädchen, einspringen konnte. Wenn der einte, nicht konnte, musste der andere hinhalten.
Heute schien Voitos jedoch nervös zu sein. Wenn Emil sich recht erinnern konnte, hatte er etwas von „Wichtiger Tag" oder so was erwähnt. Als Emil fertig war, nahm Voitos ihn, setzte ihn im Zimmer ab und sagte mit einem gereizten Ton: «Ich bin nicht Marie, also zieht Euch selbst an.»
Gesagt, getan, Emil war angezogen. Er ging zu Voitos der nur seine Augen rollte.
«Euer Anzug, junger Herr. Habt Ihr es wirklich vergessen? Heute ist der Geburtstag des ersten Prinzen von Agapi und Ihr wurdet eingeladen.» Emils Augen weiteten sich. Wie konnte er das nur vergessen! Sogar seine Mutter hatte es ihm gestern gesagt. Er zog sich schnell um, während Voitos genervt an der Tür wartete und etwas von „zu spät kommen" brummte.
Emil hasste Kutschenfahrten. Sie dauerten immer zu lang und er durfte nie das Fenster aufmachen. Was alles noch schlimmer machte, war, dass sein Anzug zu eng saß und Voitos eindeutig schlecht gelaunt war. Er saß vor ihm und hatte die Arme verschränkt. Emil konnte ihn ein wenig verstehen. Er war die rechte Hand des Königs und musste Babysitter spielen. Deswegen tat Emil sein Bestes, ihm nicht im Weg zu sein. Voitos sah zu Emil und sagte: «Geht es Euch gut?» Der kleine Prinz verstand die Frage nicht. Natürlich ging es ihm gut. Er wurde zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, da musste man sich ja freuen.
Er neigte den Kopf zur Seite.
«Ihr wisst schon, nach der ganzen Sache mit dem Teich und so ...» Emil traute seinen Ohren nicht. Der kaltherzige Voitos machte sich wirklich Sorgen um ihn? Das freute den kleinen Prinzen so sehr, dass er dem jungen Mann sein breitestes Lächeln schenkte. Voitos wusste nicht , wie darauf zu antworten also nickte er nur und sah wieder Gedankenverloren aus dem Fenster. Die Fahrt verlief recht ruhig. Es war sehr leise in der Kutsche, so leise, dass Emil einschlief.
Als er von Voitos wach gerüttelt wurde, waren sie schon da. Er sprang aus der Kutsche und lief los.
«Wenn Sie umfallen, geht Euer Vater mir an den Kragen.», schrie Voitos, der mit gelassenem Gang dem aufgeregten Prinzen folgte. Sie waren in einen riesigen Garten, der vor dem Schloss war. Für Emil sah es mehr aus, wie ein riesiger Spielplatz mit einem gigantischen Brunnen in dem man gut schwimmen konnte. Das Schloss selbst schien, wie aus einem Märchenbuch entstanden zu sein. Es hatte ein großes hölzernes Tor und an den Wänden gab es ganz viele Rosenbüsche. Es hatte ein paar Risse an den Wänden, was das altertümliche Flair, das es hatte, erhöhte. Das Schloss selbst war das glatte Gegenteil von Emils Schloss. Es war nicht allzu groß, es hatte einige Türme und viele Fenster.
Am Tor angekommen, wurden sie vom Königspaar begrüßt. Emil und Voitos verbeugten sich.
«Ich begrüße Euch, meine Hoheiten.» Sie hoben wieder die Köpfe und vor ihnen stand die Königin in einem wunderschönen roten Kleid, was ihre grünen Augen zur Geltung brachte. Der König trug stattdessen einen simplen Anzug, der aber dasselbe Farben-Muster des Kleides der Königin hatte.
«Emil, Liebes. Wie geht es dir?» sagte die Königin sanft.
Sie kannte sich schon seit Emils Geburt. Sie war eng mit Emils Mutter befreundet und, bevor sie selbst Mutter wurde, kam sie Elvira öfters besuchen. «Wie Schade das Elvira und Págos nicht kommen konnten. Ich hätte gerne mal wieder Zeit mit ihnen verbracht.»
Voitos nickte verständnisvoll. «Sie hatten es sich gewünscht zu kommen, aber das Schicksal hatte andere Pläne.»
Sie seufzte.
«Komm, wir bringen euch zu den Kindern.» Sie gingen voraus und Voitos und Emil folgten. Sie liefen durch einen langen Flur mit ganz vielen Zimmern, die offen waren. Das Königspaar führte sie in ein großes Zimmer mit riesigen Fenstern, die auf einen Rosengarten zeigten. Das Zimmer war gefüllt mit Kindern, einige, die Emil kannte und andere, die er zum ersten Mal sah. Es war alles dekoriert und in der Mitte stand ein riesiger Kuchen.
Die Königin klatschte in die Hände und rief: «Kinder! Der letzte Gast ist da, kommt ihn begrüßen!» Alle Kinder drehten sich zu Emil um und die Erste, die etwas sagte, war die kleine Erasits.
«Emil ist da!» Ihre ältere Schwester, Epithymía, und ihr Bruder Ziliáris, das Geburtstagskind, kamen, um Emil zu begrüßen. «Schön, dich zu sehen, Emil. Es ist eine Weile her, dass du uns besuchen kommst, ich dachte schon du magst uns nicht mehr.» Ziliáris wurde heute siebzehn und man konnte es ihm anfühlen, dass er älter war als die anderen Kinder.
Emil schüttelte nur den Kopf und klopfte dem älteren Jungen auf die Schultern. «Was denn? Bin ich dir zu alt für eine Umarmung?»
Er öffnete die Arme und nahm Emil in den Arm. Daraufhin kam Erasits und wollte auch eine Umarmung bekommen. Ihre Schwester Epithymía, hingegen, war ein recht zurückhaltendes Mädchen. Sie war erst fünfzehn, sprach aber schon wie eine Erwachsene. Vielleicht lag es daran, dass man sie als Nachfolger ausgesucht hatte.
Der eigentliche Nachfolger hätte Ziliáris werden sollen, der sich aber entschied eine Karriere als Ritter einzugehen, damit waren seine Eltern einverstanden, insbesondere sein Vater, der selbst ein Geliebter der Schwertkunst war.
Emil sah sich um und sah, dass Kinder von anderen Königreichen da waren. Die Zwillinge des Epos Königreich, Calix und Calista, saßen da und starrten den Kuchen an. Emil hatte nie groß mit ihnen gesprochen, denn sie selbst wollten nichts mit anderen Kindern zu tun haben. Sie waren unzertrennlich, das konnte davon kommen, dass ihre Mutter, als sie noch jung waren, gestorben war und ihr Vater sich komplett von ihnen abgewendet hatte.
Auf dem Sofa saß das einzige Kind des Königreiches Istoria, die Prinzessin Paramýthi. Sie war fünfzehn und damit eines der älteren Kinder. Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Sehr komisch aber auch. Als sie Emil einst besuchte, hatte sie als Geschenk einen kleinen Springfrosch mitgebracht. Emil war darüber begeistert, Xiphos hingegen fand es nicht so toll, genauso wenig Emils Eltern.
Als er sich umsah, bemerkte er, dass einige Kinder fehlten. Ihm war aber auch bewusst, dass nicht jedes Königreich Nachfolger hatte, wie das Königreich Agios. Seitdem der alte König verstorben ist, herrschte seine Tochter, die sich weigerte, zu heiraten. Sie trieb deswegen ihren ganzen Hof in den Wahnsinn.
«Nun denn, Kinder. Genießt die Feier. Wir Erwachsenen werden uns woanders vergnügen.» Die Königin nahm ihr Ehemann bei der Hand und drehte sich zu Voitos um. Der hingegen gefiel diese Idee nicht sehr «Mit allem Respekt, Eure Hoheit, aber ich glaube nicht, dass wir die Kinder allein lassen können. Gestattet mir auf sie aufzu-» der König hob die Hand «Macht Euch keine Sorgen. Wir haben jemanden, der auf die Kinder aufpasst. Wollen wir?» Er zeigte mit der Hand auf die Tür. Voitos sah besorgt zu Emil rüber, der nur voller Freude winkte. Dann gingen sie.
Die Tür schloss sich und man konnte das ganze Zimmer aufatmen hören. Paramýthi, die anfangs nur still da saß, lag jetzt seitwärts auf dem Sofa.
«Deine Eltern sind ja toll, aber ihre Präsenz stellt einen unter Druck» Epithymía zuckte mit den Schultern. Das ganze Zimmer fühlte sich plötzlich ganz anders an, seitdem das Königspaar und Voitos gegangen waren. Die Zwillinge fingen an, mit den Fingern die Sahne vom Kuchen zu streichen, während Ziliáris versuchte Erasits zu beruhigen, die Auf und Ab sprang.
«Wann kommt sie? Wann kommt sie? Wann kommt sie?»
Paramýthi drehte nur Kopf zu Emil «Hey, Alfons.» begrüßte sie ihn. Paramýthi war dafür bekannt, sich nicht an Namen erinnern zu können. Emil hieß bis jetzt Albert, Peter, Ralf und nun kam Alfons auf die Liste. Die anderen Kinder drehten sich zu ihr um und, wie aus einem Mund, sagten sie: «Emil.»
Paramýthi zucke kurz mit den Schultern «'tschuldige.» und dann wendete sie ihre Aufmerksamkeit wieder einer der Ballons zu.
Plötzlich fielen Rosenblätter von der Decke. Alle hielten inne. Niemand bewegte sich. Immer wie mehr Rosenblätter fielen. Die kleine Erasits ging zu Emil rüber und flüsterte ihm ins Ohr: «Sie ist da ...»
So begeistert Erasits auch schien, Emil wusste nicht, was gerade geschah.
Die gefallenen Rosenblätter fingen an sich zu sammeln und formten langsam eine Gestalt. Emil konnte nicht richtig erkennen, was genau es war, aber es schien eine Menschengestalt zu sein.
Ziliáris bestätigte es, als er voller Begeisterung einen Namen rief.
«Erato!»
Die Rosenblätter explodierten und aus dem Rauch stolzierte eine Frau mit ausgestreckten Armen raus. «Agapiménos!» sagte sie.
Erasits war die erste, die die unbekannte Dame begrüßte. «Erato, du bist endlich da!» Sie fiel der Frau um den Hals. Emil beobachtete das alles von der Ferne. Sie hatte blonde, schulterlange Haare, blaue Augen und ein blutrotes Gewand, das auf der Seite einen Schlitz hatte. Sie trug Handschuhe, die so blutrot waren wie das Kleid. Außerdem trug sie ein Diadem, das unter der Haarpracht kaum zu erkennen war.
Sie begrüßte jedes Kind einzeln und gab ihnen ein Kuss auf die Stirn. Bei Emil angekommen, blieb, sie stehen.
«Nanu ...» Sie strich ihm sanft über der Stirn. «Was zum ...» Sie strich ihm nochmal über die Stirn, dieses Mal energischer. Sie runzelte die Stirn und wiederholte die Handbewegung ein paar Mal bis sie es endlich aufgab.
«Du hast kein Zeichen...»
Alle Kinder hatten sich um sie gesammelt.
«Was für ein Zeichen?» Ziliáris war der Erste, der etwas sagte. In letzter Zeit traf Emil immer wie öfters Leute, die ihn einfach nur verwirrten. Zuerst Euterpe, dann sie. Emil funkelte sie böse an, was sie mit einem bemitleidenswerten Lächeln erwiderte.
«Mit Zeichen meine ich das.» Wie bei Emil, strich sie Ziliáris sanft über die Stirn. Auf seiner Stirn leuchtete ein Symbol auf. Es war eine kleine Lyra.
«Das ist mein Zeichen.» Sie drehte sich zu Ziliáris Schwestern um. «Ich gab ihnen dieses Zeichen bei ihrer Geburt, das machen wir Göttinnen bei jedem aus der Königsfamilie. Es ist das Versprechen und Segen einer Göttin, dass sie immer unter meinen Schutz sind, komme, was wolle»
Was meinte Sie damit? Hatte er keinen Segen? Alles schien ihm mitteilen zu wollen, dass er, wie es aussah, von der Gottheit seines eigenen Königreiches weggestoßen wurde. Und das muss wohl was bedeutet.
Er lief wütend aus dem Zimmer. Man konnte hören, wie die anderen Kinder ihm hinterher riefen, aber Emil lief einfach weiter. Er suchte nach Voitos, um nach Hause zu gehen, aber keine Spur von ihm. Er lief weiter und schaute in jedes offene Zimmer, dann sah er ihn endlich.
Er saß mit dem Königspaar in einem der Empfangszimmer und trank mit ihnen Tee. Emil wollte reingehen, Voitos beim Arm packen und so schnell wie es geht nach Hause gehen, doch er fing an, sie zu belauschen. «Das ist schrecklich! Den armen Jungen an seinem Geburtstag einfach allein zu lassen! Was für eine Gottheit macht sowas?!»
Man konnte die empörte Stimme der Königin im ganzen Flur hören.
«Es tut mir für den armen Jungen leid, der jetzt darunter leiden muss.» Das war die Stimme des Königs. Das Gespräch ging noch einige Zeit weiter, also entschied sich Emil einfach wieder zu gehen. Als er sich umdrehte, lief er direkt in jemanden rein.
Als sein Hinter unsanft auf dem Boden landete, hob er seinen Kopf und sah in ein unbekanntes Gesicht. Der Mann vor ihm sah sehr elegant aus, was Emil denken ließ, dass es ein Gelernter sei. Er streckte ihm die Hand entgegen, die Emil zögernd nahm, und zog dann den kleinen Prinzen hoch.
Jetzt da Emil stand, konnte er den Mann besser betrachten. Er sah vielleicht elegant aus, aber außer das, hatte er nichts an sich, was ihn von der Meute hätte ausstechen lassen.
Er hatte braune Haare und braune Augen. Er hatte keine besonderen Merkmale und Emil war sich sicher, dass er ihn noch nie gesehen hatte. Oder doch?
«Verzeiht mir bitte, Eure Hoheit.» Er lächelte Emil an, aber das Lächeln reichte nicht bis zu den Augen. Während das alles passierte, hatten sich Voitos und das Königspaar dazu gestellt.
«Sie kommen ja genau zum richtigen Zeitpunkt.» Die Königin schien vom Besuch des Unbekannten erfreut zu sein. Da wandte sie sich Emil zu. «Deine Mutter hat mir gebeten, einen Ersatz für Herrn Scholeío zu finden, da er langsam alt wird.» Sie zeigte dann auf den Gast und voller Freude erklärte sie Emil «Sag Hallo zu Herrn Pséftis. Deinen neuen Lehrer»