Kapitel 3
Mein Herz blieb stehen und ich stolperte über meine eigenen Füße. Jetzt, da ich mich überredet habe, all das zu akzeptieren, kommt sowas. Paul eilte zu mir, um mir wieder hoch zu helfen und richtete noch schnell ein wenig meine Haare.
«Machen Sie sich keine Sorgen, Elias, alles wird gut.»
Alles wird gut? Alles wird gut? Dieser Mann wird über mein Leben entscheiden und er meint „Alles wird gut“? Ich schüttelte entsetzt den Kopf. Mir wurde erst in diesem Moment bewusst, wie stark ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte, mein Leben beeinflussen würde. So viele Gedanken strömten durch meinen Kopf, ich konnte kaum verstehen, was ich dachte. Dorothy raste ins Zimmer und hielt einen Anzug in ihren Armen. «Zieht das bitte an», sagte sie und übergab mir den Anzug, und passte dabei sehr gut auf, dass ihre Ärmel, die ihre Hände immer noch bedeckten, nicht verrutschten.
«Sehr gut Dorothy», lobte Paul sie. Sie gingen wieder und ich war allein. Mit dem Anzug in meinen Armen setzte ich mich wieder hin und drückte ihn fest an mich. Alles war still um mich, ich hörte keine der Bediensteten im Innenhof, ich hörte kein Pferd wiehern, als würde das Schloss zitternd seinen Meister erwarten. Ich zog mich rasch an und eilte hinaus. Was ist, wenn er mich nicht will? Ich versuchte diesen Gedanken abzuschütteln, als ich die Treppe runter raste und Paul erreichte, der am Eingang auf mich wartete. Bei ihm angekommen, richtete er mir den Anzug und noch ein wenig die Haare und schenkte mir ein liebes Lächeln. Ich lächelte zurück, aber ich spürte immer noch, wie mein Herz raste.
Draußen standen alle Bediensteten in einer Reihe und ich konnte fühlen, wie sie den Atem anhielten. Das Holztor ging auf und eine schwarze Kutsche kam herein, gezogen von einem genauso schwarzen Pferd. Sie hielt seitwärts an und die Tür ging auf.
«Willkommen zurück, Master», riefen alle laut und ich zuckte zusammen. Alle warteten, dass jemand raus stieg, aber nichts kam. Ich konnte auch nichts erkennen, nicht einmal einen Schattenriss einer Person. Paul bemerkte, dass etwas nicht stimmte und eilte schnell zur Kutsche. Er stieg hinein und schloss die Tür hinter sich. Nun war mein Herz auf Hochtouren.
Was ist passiert? Was geschieht hier? Ist es meinetwegen?
Ich suchte Dorothy mit meinem Blick und sah, wie sie sehr verwirrt schaute. Dann schweifte ihr Blick und ihre Augen wurden ganz groß, als hätte sie in dem Moment, als sie mich sah, verstanden, was los war.
Paul stieg wieder aus und kam zu mir, während er die anderen hurtig weg schickte.
«Junger Herr Elias, es tut mir schrecklich leid, aber der Herr wird Sie heute nicht mehr empfangen können.» Ich sah rüber zur Kutsche und Wut kochte in mir. Ich wurde ohne meinen Willen hierher gebracht, um für ihn zu arbeiten, und er tut so was? Ich wollte rüber laufen, gegen die Kutsche treten, ihn zwingen, herauszukommen, aber ich beherrschte mich. Stattdessen ging ich wieder rein in die Bibliothek, um mir noch ein Buch zu holen, um die Zeit an mir vorbeiziehen zu lassen. Aber weil ich nun mal vom Glück verfolgt war, traf ich auf eine sehr gestresste Matilda.
Sie saß am Tisch, auf dem ganz viele Dokumente ausgebreitet waren. Sie hatte das Gesicht in ihren Händen vergraben und gab ein lautes Stöhnen von sich. «Alles in Ordnung?», fragte ich sie und ihr Kopf schoss hoch, sie hatte mich wohl nicht gehört. «Ach du bist es …» sagte sie kalt und senkte ihren Blick wieder auf die Dokumente vor sich. «Verzeiht, dass ich es bin», sagte ich bissig und ging zu einem von den Regalen. Ich ließ wieder meinen Finger über die Buchrücken gleiten und hielt bei einem Buch an, in dem es um Astronomie ging. Ich runzelte die Stirn und legte es wieder zurück.
«Zu schwierig?», fragte mich Matilda mit einem Grinsen auf ihren Lippen.
«Langweilig», antwortete ich ihr und fuhr mit meiner Suche fort. «Der Herr ist wieder da, wieso bist du hier?», fragte ich sie aus Neugierde. «Ich muss mich um die Dokumente kümmern und alles in Ordnung bringen, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Das Problem ist, dass wir jetzt noch jemanden kleiden und füttern müssen, da muss einiges nachkalkuliert werden.» Sie legte den Kopf in ihre Hand. «Es ist nicht meine Schuld, dass ich hier fest stecke», brummte ich. «Da hast du recht, Elias. Aber das ändert nichts daran, dass du jetzt hier bist.» Sie sieht mich lang an, bis sie dann sagt: «Das, was ich letztens gesagt habe, tut mir leid, ich war wohl ein wenig gereizt.» Ich hatte das Gefühl, dass sie es nur sagte, weil Paul ihr eine Standpauke gehalten hatte.
Ein Lächeln bereitete sich auf ihrem Gesicht aus und wieder schien es mir, dass ihre Augen glühten. «Schlaues Ding.» Ich sah sie verwirrt an. Sie stand auf, drehte sich zum Regal hinter ihr, um ein Buch rauszunehmen. Sie kam zu mir und übergab es mir. „Märchenwesen und dessen Herkunft“, hieß das Buch, ich nahm es dankend an. «Das könnte dir helfen.» Ich verstand nicht, was sie meinte und sie schien es mir nicht sagen zu wollen, denn sie winkte mit ihrer Hand und sagte: «Geh jetzt, ich muss arbeiten.» Ich ging aus der Bibliothek, komplett verwirrt. Was sie wohl damit gemeint hatte? Vielleicht sollte es mir helfen, mich nicht zu langweilen, oder vielleicht hatte sie das nur gesagt, um mich wie ein Idiot dastehen lassen, genauso, wie ich mich im Moment fühlte.
Ich wollte auf mein Zimmer, als Dorothy die Treppe rauf rannte und in mich herein lief. Sie stolperte nach hinten und ich schaffte es rechtzeitig, sie am Arm zu packen, damit sie nicht hinfiel. Aber ihr Ärmel, der sonst immer ihre Hand verdeckte, rutschte rauf und ich konnte einen Blick auf ihre Hand erhaschen. Ihre Fingerspitzen waren schwarz, aber sie schienen nicht bemalt zu sein. Bevor ich neugieriger sein konnte, riss sie ihren Arm aus meinem Griff und bedeckte sich erschrocken ihre Hand. «Du hast nichts gesehen!», schrie sie laut und rannte an mir vorbei. Was war das? Soll ich ihr hinterher? Ich entschied mich dagegen und ging in mein Zimmer, nur um von Paul aufgehalten zu werden.
«Elias, gut, dass ich Sie noch erwischt habe.» Er schaute kurz auf das Buch in meiner Hand und lächelte lieb. «Dieses Buch wird Ihnen sicher nützlich sein,» sagte er kurz und wechselte sofort das Thema, ohne mir Zeit zu lassen, ihn zu befragen. «Der Herr meint, dass er morgen Zeit für Sie hätte.» Ich runzelte die Stirn. Wie lieb von ihm
«Was, wenn ich keine Zeit für ihn habe?» Pauls Lächeln fiel und er schaute sich nervös um. «Haben Sie wirklich keine Zeit-» «Leider darf ich in diesem beschissenen Schloss nichts machen, daher habe ich Zeit,» sagte ich laut und biss mir sofort auf die Zunge, als ich Pauls entsetzten Gesichtsausdruck sah. «Tut mir leid, ich wollte nicht laut sein.» Ich fühlte, wie das Schamgefühl wieder in mir hochkam. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass ich nie meine Stimme erheben sollte, egal was. Ich durfte mich nie weigern etwas zu tun, denn sie meinten, dass wenn jemand dir etwas anvertraute, dann wäre es abzulehnen wie ein Schlag ins Gesicht für die Person. «Es tut mir schrecklich leid, Paul,» entschuldigte ich mich nochmals. «Ich werde ihn morgen treffen, versprochen,» sagte ich zuversichtlich. Ich durfte mich nicht weigern, immerhin nahm er sich Zeit für mich, ich sollte dankbar sein. Du kannst dich schon richtig gut anlügen. Ich schüttelte meinen Kopf und lächelte ihn an. «Liegt Ihnen etwas auf den Herzen, Elias?» Ich lächelte ihn noch breiter an und sagte: «Nein, überhaupt nichts.» Also, Schauspieler kannst du nicht werden. «Elias, wenn Sie darüber sprechen m-» «Mir geht es gut», sagte ich mit ernsten Ton und er gab auf.
Ich konnte endlich in Ruhe mein Buch genießen, ohne dass irgendjemand mich stören würde. Ich hatte das Mittagessen abgelehnt und saß auf meinem Bett. Ich öffnete das Buch und bemerkte sofort, dass es eine Art Enzyklopädie von magischen Wesen war, was natürlich interessant war. Ich blätterte hindurch und sah mir zuerst die Bilder an. In diesem Buch befanden sich viele Wesen, die ich schon kannte: Vampire, Werwölfe, Feen, Zwerge. Es standen aber Dinge, die ich nicht wusste. Vampire lebten zum Beispiel in großen Familien, deren Bestandteil mehrere Vampir-Generationen sind, die alle die gleiche spezielle Gabe besitzen, die von Familie zu Familie anders war.
Dann über Werwölfe. Die Transformation eines Werwolfs erfolgte nicht nur bei Vollmond, sondern konnte auch durch starke Emotionen verursacht werden.
Feen waren hinterlistige Biester und je größer die Fee, desto wahrscheinlicher beabsichtigte sie, deine Seele auszusaugen.
Ich blätterte um und freute mich schon auf das nächste Wesen, als ich mit Schrecken auf die Seiten starrte. Jemand hatte sie ausgerissen. Aber nicht nur eine, sondern die ganze Beschreibung eines Wesens wurde entfernt, und von den Rissen her wurde es während eines Wutanfalls gemacht. Ich schloss das Buch und überlegte mir, ob ich es Matilda melden sollte, als es an der Tür klopfte. Ich ging sie öffnen und die Köchin stand vor mir.
«Elias, richtig?» Ich nickte und sie machte mir Zeichen, ihr zu folgen, was ich auch tat. Wir gingen in den Lagerraum und sie zeigte auf einige Kisten. «Ich will, dass du mir zwei Kisten Tomaten, zwei Kisten Peperoni und eine Kiste Eier mit in die Küche bringst.» Ich ließ mir die Zutaten durch den Kopf gehen und fragte sie dann erfreut: «Gibt es etwa Hühnerpastete?» Ein stolzes Grinsen breitete sich auf ihr Gesicht aus. «Ganz genau, es ist nämlich das Lieblingsgericht des Herrn.» Ich nickte, aber zeigte kein Interesse. Kann mir doch egal sein, was ihm gefällt. Und fing an zu schleppen.
Ich verbrachte den ganzen Nachmittag damit, in der Küche auszuhelfen. Nachdem ich die Kisten gebracht hatte, gab mir Mara, so hieß die Köchin, noch weitere kleinere Aufgaben, auch wenn sie mir gesagt hatte, dass sie mich nicht ans Herd lässt. Auf diese Weise fühlte ich mich nützlich und konzentrierte mich auf anderes, was den Tag so schnell an mir vorbeiziehen ließ, dass ich kaum bemerkte, dass es draußen schon dunkel war. Ich half den meterlangen Tisch zu decken und die Teller herauszubringen. Als alle anderen kamen, um zu essen, sah ich Dorothy. Sie winkte mir zu und zeigte auf einen Stuhl neben ihr.
Sie benahm sich ganz normal, als wäre das heute Morgen gar nicht passiert. Ich setzte mich hin und zum ersten Mal genoss ich es, mit jemandem am Tisch zu sitzen. Aber wie erwartet, fehlte auch hier der Herr des Hauses. Während sie aßen, waren alle laut am Quatschen und Lachen.
«Esst ihr immer alle zusammen?», fragte ich Dorothy, die ihre Hühnerpastete sehr zu genießen schien. «Ja. Normalerweise sitzt der Herr am Kopf des Tisches, aber er ist heute sehr früh ins Bett.» Ich nickte und aß weiter. «Aber Mara hat gesagt, dass er sich trotzdem einen Teller holen gekommen ist, und wahrscheinlich auf sein Zimmer gegessen hat.» Ich nickte wieder. Wir genossen schweigend das Essen, bis eine Stimme meine Aufmerksamkeit erweckte. «Hey, Neuankömmling.» Ich nahm an, dass er mich rief und antwortete.
«Ja?» Es war der Mann, der gerne Gänse den Kopf abhackte. Er saß mir gegenüber. Wie hieß er noch mal? «Ich habe immer noch nicht deinen Namen erfahren», sagte er mit einem lieben Lächeln. «Elias, und Sie?», versuchte ich so höflich wie möglich zu fragen.
«Frederick, und du kannst mich ruhig duzen.» Ich nickte und wandte mich wieder meinem Essen zu, mit dem Gedanken, dass das Gespräch vorüber wäre, doch Frederick hatte da andere Pläne. «Wie gefällt es dir bis jetzt hier bei uns?» Ich hoffe, dass er nicht meine ehrliche Antwort will. «Es ist alles Neuland für mich, daher kann ich es noch nicht sagen.» Ich versuchte krampfhaft die Antwort zu schmücken, damit ich ihm nicht ins Gesicht sagen musste, dass jeder Teil meines Körpers hier weg wollte. «Du wirst dich schnell daran gewöhnen», sagte er mit einem Lächeln. «Und noch etwas, was bist du eigentlich?» Ich runzelte die Stirn und sah ihn sehr verwirrt an. «Was meinst-» Ich wurde von Dorothy unterbrochen, die sich weit nach vorn beugte, um Frederick Hühnerpastete in den Mund zu stecken. «Das schmeckt doch so gut, nicht war, Frederick?», sagte sie so laut, dass sogar alle anderen rüber schauten. Frederick nickte erfreut und alle fingen wieder an zu essen. Ich beugte mich zu Dorothy. «Was meinte er damit?» Sie lächelte mich breit an. «Nun, was er damit meinte, war…» Sie machte eine kleine Pause und sagte dann rasch. «Er fragte nach Ihrem Hintergrund. Wir hatten schon mal Aristokraten hier, wisst Ihr.» Diese Antwort überzeugte mich nicht, aber für sie schien das Gespräch vorbei zu sein, daher ließ ich es dabei und aß weiter.
Nach dem Essen halfen alle abzuräumen und jeder ging dann in ihr Zimmer. Mara hatte mir gesagt, dass ich schon ausreichend geholfen hatte und ich daher auch ins Bett durfte. Ich lag unter meinen Decken und konnte kein Auge schließen. So viele Sachen schwirrten mir durch den Kopf. Fredericks komische Frage, dieses Buch, das Matilda mir gegeben hatte und Pauls Reaktion darauf. Dorothy war auch komisch heute Morgen, und dann kam noch dazu, dass ich morgen den Herr des Hauses treffen würde.
Irgendwann schaffte es der Schlaf, meine Gedanken ruhigzustellen. Die Nacht verlief so ruhig wie noch nie, nur einmal erwachte ich, weil ich dachte, jemanden draußen gehört zu haben, aber ich hatte keine Lust nachzusehen, und schlief schnell wieder ein. Am nächsten Morgen war ich früher wach als die Sonne, die erst anfing aufzugehen. Ich ging mir im Kopf durch, was ich ihm alles sagen konnte. Ich wollte alles auflisten, was mir beigebracht wurde, all meine Fähigkeiten, und falls keine von ihnen seinen Wünschen entsprach, konnte ich schnell etwas anderes lernen. Wenn ich nämlich die Schulden meiner Eltern abzahlen würde, könnte es vielleicht möglich sein, dass sie mich wieder zu sich nahmen.
Selbstsicher und entschlossen, kleidete ich mich an und ging zur Tür. Ich nahm tief Luft, öffnete sie und bemerkte sofort, dass ich wohl nicht der einzige Frühaufsteher war. Auf der anderen Seite des Ganges ging Matilda mit vielen Dokumenten in den Armen und redete gerade mit einem Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Er sah aus, als wäre er aus einem Märchen entsprungen. Er war groß und schlank, Matilda reichte kaum zu seinen Schultern. Seine langen Beine steckten in einer schwarzen Hose. In der Hose steckte eine weiße Bluse mit hohem Kragen. Er trug schwarze Lederhandschuhe, mit denen er sanft die Dokumente hielt, die ihm Matilda übergab. Seine Haare waren aschgrau und schienen das einzige zu sein, das nicht ordentlich auf seinem Körper saß. Leider war das das einzige, was ich sehen konnte, denn auf dem Gesicht trug er eine Metallmaske, die alles bedeckte, nur sein Mund war frei. Nicht einmal die Augen konnte ich erkennen.
Ich stand in der Tür und bewegte mich kaum, bis sein Kopf hoch sah und er anhielt. Wir blieben eine Weile lang so, ohne etwas zu sagen, bis: «Bist du Elias?» Seine Stimme war tief und doch so sanft und zärtlich, als er meinen Namen sagte, als würde er meine Seele streicheln. Mein Herz machte einen Sprung. Was war das? Ich nickte. «Ja», sagte ich leise. Er übergab die Dokumente wieder Matilda, die sich kurz verbeugte und dann ging, und kam auf mich zu. Mit jedem Schritt spürte ich, wie mein Herz immer lauter klopfte. Was soll das? Er hielt vor mir an und ich sah zu ihm hoch. «Verzeih mir, dass ich dich gestern nicht treffen konnte», sagte er und neigte dann den Kopf ein wenig zur Seite. «Ich wollte gerade frühstücken gehen, möchtest du mich begleiten?» Ich nickte wieder und dann machten wir uns auf den Weg. Er sagte nichts, genauso wenig wie ich, auch weil mich das aus der Bahn gebracht hatte. Ich hatte mir einen älteren Mann vorgestellt, der vor lauter Fett nicht mehr in seine Hose passte, aber der Mann, der schweigend neben mir ging, war das komplette Gegenteil. Ich musste meinen Kopf neu sortieren.
Als wir in den Speisesaal kamen, sah ich, wie Mara im gleichen Moment aus der Küche kam. Sie erblickte uns. «Mein Herr, was für eine Freude Sie wieder bei uns zu haben!» Bei ihrem Gesichtsausdruck könnte man glauben, dass sie es wirklich so meinte. «Es ist auch schön, wieder hier zu sein», antwortete er sanft. «Seid ihr hier, um zu frühstücken?», fragte uns Mara und der Mann nickte. Sie sah dann zu mir und, um ganz ehrlich zu sein, war ich so nervös, dass ich keinen Bissen hätte runterbekommen, daher sagte ich: «Für mich nichts, danke.» Sie zuckte mit den Achseln und wollte wieder in die Küche, als der Herr die Hand hob und sagte: «Dann auch für mich nichts.» Ich schaute ihn verdutzt an und er erklärte: «Es wäre unhöflich, wenn ich jetzt etwas essen würde und du warten müsstest.» Er verabschiedete sich von Mara und ich folgte ihm raus. Wir gingen wieder hoch und den anderen Gang entlang, sicherlich zu seinem Büro, und mein Herz raste. Gleich würde es so weit sein, gleich würde mein Leben von einem Unbekannten bestimmt werden.