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2. Die Last der Dunkelheit

Danny kehrte mit Kira nach Sylvandor zurück, obwohl jede Faser seines Körpers ihn davor warnte. Ihre Worte hatten etwas in ihm berührt, etwas, das er selbst nicht benennen konnte. Vielleicht war es die Wahrheit in ihren Augen oder das Wissen, das sie über die Schatten zu haben schien. Vielleicht war es auch einfach das Flüstern in ihm, das bei ihrer Anwesenheit lauter wurde – als würde etwas in ihm auf sie reagieren.

Das Dorf empfing sie mit der üblichen Ruhe. Die Dorfbewohner, die gerade mit ihren täglichen Arbeiten beschäftigt waren, warfen neugierige Blicke auf die Fremde an Dannys Seite. Eine Frau wie Kira, dunkel gekleidet und mit einer Aura, die gleichzeitig faszinierend und bedrohlich war, fiel sofort auf.

Ein älterer Mann, der gerade einen Stapel Holz aufschichtete, trat an Danny heran. „Wer ist das?" fragte er leise, während er Kira misstrauisch ansah. „Nur eine Reisende," antwortete Danny knapp. „Sie bleibt nicht lange."

Der Mann nickte langsam, doch sein Blick blieb skeptisch. Danny spürte, wie die Dorfbewohner ihn beobachteten, während er mit Kira zu seinem Haus ging. Er wusste, dass sie ihn nicht fragen würden – aus Respekt, aber auch aus Angst. Sie wussten, dass er ein Geheimnis in sich trug, eines, das sie nicht verstehen konnten.

In seinem kleinen Haus setzte sich Kira an den Tisch, während Danny Wasser aufsetzte. Das Feuer im Kamin warf flackernde Schatten an die Wände, und für einen Moment schien es, als würden die Dunkelheit und das Licht um die Oberhand kämpfen. „Ein bescheidenes Zuhause," sagte Kira schließlich, ihre Stimme ruhig, aber durchdringend. „Es reicht," antwortete Danny.

Er stellte ihr eine Tasse Wasser hin und setzte sich ihr gegenüber. „Jetzt erzähl mir, warum du wirklich hier bist," sagte er. „Und keine Rätsel diesmal." Kira lächelte schwach. „Du bist direkter, als ich dachte." „Und ich habe keine Geduld für Spielchen."

Sie lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. „Gut. Dann direkt: Die Schatten sammeln sich wieder. In den alten Ruinen tief im Süden – dort, wo einst die ältesten Drachen lebten. Etwas rührt sich, etwas Altes und Mächtiges. Und es sucht nach einem Weg zurück in diese Welt."

„Und warum glaubst du, dass ich etwas dagegen tun kann?" fragte Danny. „Weil du sie berührt hast, Danny," sagte sie und ihre Augen fixierten ihn. „Die Dunkelheit ist ein Teil von dir. Du weißt, wie sie denkt, wie sie fühlt. Du bist der Einzige, der sie verstehen kann. Und der Einzige, der sie aufhalten kann."

Er lehnte sich zurück, ihre Worte in sich aufnehmend. Sie sprach Dinge aus, die er selbst kaum zu denken wagte. Er hatte die Dunkelheit akzeptiert, das Gleichgewicht in sich gefunden – oder zumindest hatte er das geglaubt. Doch Kiras Worte ließen Zweifel in ihm aufkeimen.

„Und was ist mit dir?" fragte er schließlich. „Du scheinst mehr zu wissen, als du sagst. Woher kommt dein Wissen über die Schatten?"

Kira hielt seinem Blick stand, doch ihre Augen wurden kälter. „Das ist eine lange Geschichte. Aber sagen wir, ich hatte einst meine eigenen Begegnungen mit der Dunkelheit. Begegnungen, die ich nicht so glimpflich überstanden habe wie du."

„Du bist also markiert," sagte Danny, mehr als Feststellung denn als Frage.

Kira nickte langsam. „Ja. Und diese Verbindung zu den Schatten ist sowohl ein Fluch als auch ein Segen. Sie lässt mich Dinge sehen, die andere nicht wahrnehmen können. Aber sie zerrt auch an mir, Danny. Jeden Tag."

Danny schwieg. Er wusste, wie sich das anfühlte – die ständige Präsenz der Dunkelheit, die sich niemals ganz abschütteln ließ. Er hätte Mitleid empfinden können, doch er wusste, dass sie das nicht wollte. Stattdessen spürte er, dass ihre Geschichten sich auf eine unheimliche Weise spiegelten.

Die Unterhaltung wurde durch das schwere Schlagen von Flügeln unterbrochen. Kael'thar landete mit einem dumpfen Geräusch vor Dannys Haus. Der Drache, dessen smaragdgrüne Schuppen im Sonnenlicht glänzten, schob seinen Kopf durch die Türöffnung und sah Danny mit einem durchdringenden Blick an.

„Ich habe es gespürt," sagte Kael'thar, seine Stimme wie immer tief und von einer unverkennbaren Weisheit erfüllt. Sein Blick wanderte zu Kira. „Und das muss die Ursache sein."

Kira stand auf, musterte den Drachen ohne Furcht, aber mit offensichtlicher Vorsicht. „Du bist also der legendäre Kael'thar," sagte sie.

„Und du bist eine Fremde, die mit Dunkelheit markiert ist," erwiderte der Drache, ohne den Anflug von Höflichkeit. „Ich spüre die Schatten in dir."

„Das macht zwei von uns," sagte sie kühl und wandte sich zu Danny. Kael'thar fauchte leise, sein Atem eine heiße Welle, die durch den Raum strömte. „Danny, warum ist sie hier?"

„Weil sie von den Schatten spricht," sagte Danny ruhig. „Sie sagt, sie sammeln sich wieder. Und dass ich sie aufhalten kann."

Kael'thar schnaubte und zog seinen Kopf zurück, sodass nur seine Augen in die Tür spähten. „Die Schatten werden immer versuchen, zurückzukehren. Das ist ihre Natur. Aber vertraust du ihr?" „Ich weiß es nicht," gab Danny ehrlich zu.

„Dann solltest du vorsichtig sein," sagte Kael'thar mit Nachdruck. „Wenn sie recht hat und die Schatten wirklich zurückkehren, dann brauchst du Klarheit, keine Zweifel."

Danny nickte, doch seine Gedanken waren schwer. Kira beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, und ein schwaches, fast unmerkliches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du wirst es bald wissen," sagte sie leise. „Denn die Schatten lassen uns keine Wahl."

Noch bevor die Sonne unterging, stand Danny am Rand des Waldes, die ersten Vorbereitungen für eine Reise in die dunklen Länder des Südens im Kopf. Kira lehnte an einem Baum, ihren Blick in die Ferne gerichtet, während Kael'thar wachsam in der Nähe saß.

Der Weg in die Dunkelheit hatte begonnen – und in seinem Herzen wusste Danny, dass er aus dieser Reise nicht unverändert zurückkehren würde.

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