Bibliothek
Deutsch
Kapitel
Einstellungen

1. Die Chroniken der Erweckung

Die Stunde vor der Dämmerung

Die Welt war still. In den Eisfeldern des Nordens herrschte ewige Nacht, das Land lag unter einer Decke aus Schnee und Stille. Doch unter der Oberfläche, tief in den gefrorenen Schichten der Erde, regte sich etwas. Es begann mit einem Zittern, kaum spürbar, dann einem pulsierenden Licht, das die Dunkelheit durchbrach. Es war alt, älter als die Schatten, älter als das Licht – eine Macht, die die Welt längst vergessen hatte. Ein einsamer Wanderer kletterte über die eisigen Klippen. Sein Gesicht war von den Winden gezeichnet, und seine Schritte waren schwer, doch er ging weiter, getrieben von einem inneren Ruf. In seinen Händen hielt er ein Fragment – ein schwarzer Kristall, der schwach pulsierte. „Es beginnt,“ flüsterte er und blickte in die Ferne. Hoch über ihm zog der Himmel in seltsamen Farben, violett und grün, als ob die Sterne selbst miteinander sprachen. Der Wanderer wusste, dass dies kein gutes Omen war. Im Süden, in Sylvandor, spürten es die Hüter des Gleichgewichts. Eldara saß in ihrem Turm und blickte durch das Teleskop, ihre Augen voller Sorge. „Die Sterne bewegen sich,“ flüsterte sie. „Etwas hat sie geweckt.“ Kira, die in der Nähe trainierte, trat ein. „Was ist los?“ Eldara schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber etwas kommt. Etwas, das nicht Licht oder Schatten ist. Etwas… Drittes.“ Kael’thar, der Drache, der inzwischen ein Lehrer für die jüngeren Mitglieder des Kreises war, spürte es ebenfalls. In den Nächten brüllte er in den Himmel, seine Flügel schlugen gegen den Wind, als ob er die kommende Gefahr vertreiben wollte. Doch am stärksten spürte es Danny. Irgendwo in der Wildnis, fern von Sylvandor, erhob er sich aus einem unruhigen Schlaf. Das Sternenfeuer in seiner Brust flackerte wild, und in seinem Geist erklang ein neuer Ruf – eine Stimme, die nicht von Licht oder Schatten kam, sondern von etwas Uraltem, Unbekanntem. „Hüter,“ flüsterte die Stimme, „die Welt hat geschlafen. Aber die Zeit des Erwachens ist gekommen. Du hast das Gleichgewicht gewahrt – doch jetzt wirst du es prüfen müssen. Denn wenn es bricht, wird alles zerfallen.“ Danny atmete schwer und griff nach der Sternenlichtklinge, die an seiner Seite ruhte.

„Was bist du?“ fragte er ins Leere.

Doch es kam keine Antwort – nur das Gefühl, dass etwas Großes und Unaufhaltsames seinen Lauf nahm. In den eisigen Winden des Nordens erklang ein erstes, fremdes Lied – ein Summen, das keine Worte kannte, aber doch die Luft erfüllte. Es war ein Ruf, der nicht für Menschenohren gemacht war.

Und die Welt begann zu zittern.

Laden Sie die App herunter, um die Belohnung zu erhalten
Scannen Sie den QR-Code, um die Hinovel-App herunterzuladen.