Der Aufstieg der Drachen - Die Chroniken der Erweckung Band 3
Zusammenfassung
Die Schatten waren mächtig, die Dunkelheit allgegenwärtig. Doch Danny, der Hüter des Gleichgewichts, hatte bewiesen, dass weder Licht noch Finsternis allein die Welt formen konnten. Mit der Hilfe von Kira, der unerschütterlichen Kriegerin, und Kael’thar, dem weisen Drachen, hatte er eine Armee vereint, das Sternenfeuer in sich aufgenommen und die Sternenlichtklinge gefunden – ein Artefakt, das Licht und Schatten in einem einzigen Schlag vereinte. Doch der Sieg war teuer erkauft. Danny musste nicht nur gegen die Schatten kämpfen, sondern auch gegen sich selbst. Die Dunkelheit in ihm, das Flüstern der Mächte, die ihn umgaben, und die Bürde des Gleichgewichts verlangten mehr von ihm, als er je gedacht hätte. Am Ende von Band 2 hatte Danny das Sternenfeuer gemeistert und die Schatten in die Weiten der Welt zurückgedrängt. Doch die Warnungen der alten Kräfte hallten in seinem Geist nach: Das Gleichgewicht ist nie sicher. Es ist nie von Dauer. Während der Frieden die Welt ergriff, blieben die Herzen der Wächter wachsam. Denn in jedem Ende liegt der Keim eines neuen Anfangs – und die Welt hatte noch längst nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben.
1. Die Chroniken der Erweckung
Die Stunde vor der Dämmerung
Die Welt war still. In den Eisfeldern des Nordens herrschte ewige Nacht, das Land lag unter einer Decke aus Schnee und Stille. Doch unter der Oberfläche, tief in den gefrorenen Schichten der Erde, regte sich etwas. Es begann mit einem Zittern, kaum spürbar, dann einem pulsierenden Licht, das die Dunkelheit durchbrach. Es war alt, älter als die Schatten, älter als das Licht – eine Macht, die die Welt längst vergessen hatte. Ein einsamer Wanderer kletterte über die eisigen Klippen. Sein Gesicht war von den Winden gezeichnet, und seine Schritte waren schwer, doch er ging weiter, getrieben von einem inneren Ruf. In seinen Händen hielt er ein Fragment – ein schwarzer Kristall, der schwach pulsierte. „Es beginnt,“ flüsterte er und blickte in die Ferne. Hoch über ihm zog der Himmel in seltsamen Farben, violett und grün, als ob die Sterne selbst miteinander sprachen. Der Wanderer wusste, dass dies kein gutes Omen war. Im Süden, in Sylvandor, spürten es die Hüter des Gleichgewichts. Eldara saß in ihrem Turm und blickte durch das Teleskop, ihre Augen voller Sorge. „Die Sterne bewegen sich,“ flüsterte sie. „Etwas hat sie geweckt.“ Kira, die in der Nähe trainierte, trat ein. „Was ist los?“ Eldara schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber etwas kommt. Etwas, das nicht Licht oder Schatten ist. Etwas… Drittes.“ Kael’thar, der Drache, der inzwischen ein Lehrer für die jüngeren Mitglieder des Kreises war, spürte es ebenfalls. In den Nächten brüllte er in den Himmel, seine Flügel schlugen gegen den Wind, als ob er die kommende Gefahr vertreiben wollte. Doch am stärksten spürte es Danny. Irgendwo in der Wildnis, fern von Sylvandor, erhob er sich aus einem unruhigen Schlaf. Das Sternenfeuer in seiner Brust flackerte wild, und in seinem Geist erklang ein neuer Ruf – eine Stimme, die nicht von Licht oder Schatten kam, sondern von etwas Uraltem, Unbekanntem. „Hüter,“ flüsterte die Stimme, „die Welt hat geschlafen. Aber die Zeit des Erwachens ist gekommen. Du hast das Gleichgewicht gewahrt – doch jetzt wirst du es prüfen müssen. Denn wenn es bricht, wird alles zerfallen.“ Danny atmete schwer und griff nach der Sternenlichtklinge, die an seiner Seite ruhte.
„Was bist du?“ fragte er ins Leere.
Doch es kam keine Antwort – nur das Gefühl, dass etwas Großes und Unaufhaltsames seinen Lauf nahm. In den eisigen Winden des Nordens erklang ein erstes, fremdes Lied – ein Summen, das keine Worte kannte, aber doch die Luft erfüllte. Es war ein Ruf, der nicht für Menschenohren gemacht war.
Und die Welt begann zu zittern.