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Vorstellungsrunde

Als alle einen Sitzplatz hatten, die Bustüren geschlossen waren und alle vor Langeweile schon wild am Quasseln waren, meldete sich endlich der alte Reiseleiter wieder zu Wort. Einen Busfahrer gab es nicht. Diesen Part übernahm allem Anschein nach auch der Alte.

„Sind wir vollzählig?", fragte er in die Runde. „Ich bin Gustaf Schreg, aber ihr dürft mich alle nur Gustaf nennen".

„Na dann, Gustaf, wenn du wissen willst, ob alle da sind, dann solltest du vielleicht die Liste durchgehen", meldete sich die korpulente Dame zu Wort. „Das muss nämlich jeder Reiseleiter haben!"

„Äh Ja ...", fing Gustaf irritiert an, wurde dann aber direkt wieder von der Frau unterbrochen.

„Wissen Sie", fing sie an mit allen im Bus zu reden, „ ... ich war einmal auf einer Schiffsreise, und dort ..."

„Jetzt lassen Sie es doch mal gut sein!", beschwerte sich der Mann, den Steffi als den Mann erkannte, der vorher schon bei dieser Frau gestanden hatte.

„Aber ..."

„Liste, ja!" , unterbrach Gustaf und kramte einen zerknitterten Zettel aus einer seiner Taschen hervor. „Dann wollen wir mal ..." . Gustaf räusperte sich. Dann begann er von der Liste vor zu lesen:

„Bayermann, Jochen?"

„Anwesend!", erwiderte der Mann neben Steffi, dem es sichtlich unangenehm war sich wie in der Grundschule aufzuführen.

„Ja, gut ... dann ... Dehlrich, Maximilian?

„Auch da", seufzte der Mann, der mehr als nur ein kleines bisschen von der korpulenten Frau genervt war.

„Müller Tobi?"

„Ich hoffe, dafür bekomme ich mehr Geld", lachte der Mann neben Wilhelm.

„Ah, äh ne. Also ... Osterglocke Steffi?"

„Auch ja", entgegnete Steffi schwer. Sie wollte einfach nur los.

„Dann ... Osterglocke Wilhelm?"

„Anwesend!", brüllte Wilhelm durch den Bus, dass es Steffi schon peinlich war. Aber sie hielt sich zurück und sagte nichts.

„Sander Elvira?"

„Ja!"

„Simon Oliver?" Gustaf musterte  seine Liste irritiert. „Oder Oliver Simon?"

„Äh, da. Und das erste!", meinte der Mann, der neben Elvira saß. Es waren die beiden Jungen Leute, die Steffi schon vorher als Paar gesehen hatte.

„Steinbach Hildegard?"

„Ja. Und sehen Sie, diese Methode der Überprüfung funktioniert einwandfrei. Das wichtigste dabei ist, dass ..."

„Herr Gott nochmal, lassen sie Gustaf doch wenigstens das zünde machen, was Sie von ihm wollten!", unterbrach Maximilian die durchgängig redende Hildegard.

„Danke", murmelte Gustaf. „Dann wäre als Nächstes: Wellen-Biedermann, Heinz-Georg?"

„Auch da. Und meine Frau auch. Karin Wellen-Biedermann", kam es aus der letzten Reihe des Busses.

„Heinz-Georg, ich kann für mich selber reden!"

„Entschuldige Kätherle."

„Ja gut, dann sind wir vollzählig", seufzte Gustaf erleichtert. Er drehte sich ein wenig unsicher um und hangelte sich zu dem Fahrersessel. Dann schwang er sich vor das Lenkrad und schnallte sich umständlich an. Für die anderen Plätze gab es nichtmal Gurte.

„Eigenartiger Kauz, finden Sie nicht auch?", fragte Jochen Bayerbach leise. Steffi nickte zustimmend.

„Aber nehmen wir doch das du", erwiderte sie. „Steffi". Sie hielt ihm ihre Hand hin.

„Jochen", entgegnete er grinsend und erwiderte den Handschlag. In dem Moment ging ein stockendes Rucken durch den ganzen Bus, der sich allmählich in Bewegung setzte.

Die ersten fünf Minuten der Fahrt schwiegen alle. Alle außer Hildegard Steinbach. Sie war die ganze Zeit damit beschäftigt ihrem Nebensitzer irgendwelche Weisheiten einzutrichtern. Und dieser Nebensitzer war ausgerechnet Maximilian. Aber der hatte sich mittlerweile Musik in die Ohren gemacht. Steffi konnte einer der berüchtigten Ohrstöpsel durch die Spiegelung in der Scheibe sehen. Aber Hildegard redete trotzdem weiter.

Steffi schaute sich die anderen Teilnehmer nochmal genau an und ging alle Namen gedanklich durch.

Neben ihr saß Jochen. Er hatte einen Wanderrucksack zu Füßen. Auf der anderen Seite saß das Junge Pärchen. Oliver Simon und Elvira Sander. Oliver hatte trug eine Wanderhose mit auffällig vielen Taschen, die alle nicht wirklich leer aussahen. Er hatte auch eine Gürteltasche um die Hüfte geschnallt.

Elvira trug eine Hose, die sie nach oben hin hochgekrempelt hatte. Ihre Wanderschuhe sahen nicht gerade billig aus.

Steffis Blick wanderte weiter zu Wilhelm und Tobi. Tobi war vollkommen in rot gekleidet. Rote Hose und rotes T-Shirt. Beinahe schon wie ein Trikot. Auch seine Schuhe waren rot. Es waren einfache Turnschuhe. Er hatte als einziger Passagier keinen Wanderrucksack. Er hatte es tatsächlich fertig gebracht einfach nur eine rote Sporttasche mitzunehmen. Und Wilhelm schien das auch noch cool zu finden.

In der Sitzreihe vor Steffi und Jochen saßen Hildegard und Maximilan. Beide sportlich gekleidet. Nur hatte Hildegard es mir einem Schweißband an jedem Handgelenk und einem Stirnband vor den grauen Locken etwas übertrieben.

Dann gab es noch das Ehepaar Wellen-Biedermann. Karin und Heinz-Georg. Karin war groß und dürr, aber nicht so extrem wie Gustaf, der ein miserabler Busfahrer war. Sie war praktisch das Gegenteil zu Hildegard. Dafür war Karin aber auch sehr anspruchsvoll. Jedenfalls nach dem ersten Eindruck zu deuten, den Steffi von ihr bekommen hatte. Ihr Mann hingegen war eher ruhig, aber machte alles was seine Frau ihm sagte.

„Haben Sie, ... hast du das hier auch im Radio gewonnen?", wollte Jochen schließlich wissen.

„Ja. Ich hatte mir eigentlich aber einen Ausflug mit meinem Mann vorgestellt, aber Wilhelm ...". Steffi schüttelte den Kopf. Jochen nickte langsam.

„ Verstehe. Er unterhält sich lieber mit dem eingebildeten Rennfahrer."

„Eingebildet?"

„Er hat es überall in den sozialen Medien bekannt gegeben, dass er hier dabei sein wird. Aber davon habe ich mich nicht abhalten lassen", erklärte Jochen.

Steffi verdrehte die Augen und kicherte leise. Dieser Typ hätte sich lieber ohne denRennfahrerstar hier her begeben. Ihr Mann hingegen war extra wegen wegen ihm hier.

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