Die Wanderung beginnt
Nach einer Weile, in der der Bus über die kurvige, unebene und beschädigte Straße geholpert war, kam er endlich zum stehen.
Neugierig blickte Steffi aus dem Fenster.
An den Seiten war nichts als schulterhohes Gras , gespickt von unzähligen Bergwiesenblumen. Zur rechten Seite ging es ziemlich steil bergaufwärts. Links hingegen war es leicht abfällig, aber ansonsten ziemlich eben. Von einem potenziellen Wanderweg war allerdings noch nichts zu sehen.
„Wow", entkam es Steffi. Es war ein etwas enttäuschtes ˋwow '.
„Bitte alle aussteigen!", rief Gustaf mit seiner leicht heißeren Stimme durch den Bus.
Unruhe machte sich breit. Alle suchten sich ihr Gepäck zusammen, drängten sich in den Mittelgang und versuchten möglichst schnell den stickigen Bus zu verlassen.
Steffi lies sich einfach von dem Strom der Menge nach draußen bringen. Wilhelm hatte sie aus dem Augen verloren, aber sie machte sich nicht groß die Mühe ihn schnell wieder zu finden. Vielmehr schaute sie nach Jochen. Der war wenigstens noch normal.
Als alle draußen waren, sperrte Gustaf den Bus ab. Mit einem Schlüssel. Steffi versuchte das zu ignorieren und sich einfach auf die Wanderung zu freuen. Aber zuerst wollte der alte Reiseleiter und Busfahrer noch eine kurze Ansprache halten:
„Sie sind alle hier, weil Sie ein ganz besonderes Erlebnis hier haben möchten. Einige von ihnen haben im Radio diesen Ausflug gewonnen. Aber definitiv nicht, weil die Tour sonst niemand buchen würde!"
Steffi hüstelte leicht. Das sah sie allerdings ganz anders.
„Bevor es los geht, möchte und muss ich Ihnen noch ein paar Regeln mit auf den Weg geben, damit auch alles funktioniert!", fuhr Gustaf fort. „Erstens, müssen wir immer zusammen bleiben. Versucht einfach immer in meiner Nähe zu bleiben. Dann hört ihr auch, was ich zu der Landschaft, der Entstehung, der Pflanzenwelt und der Tierwelt erzählen werde.
Zweitens möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Wege und Pfade nicht verlassen werden dürfen.
Drittens wird nichts liegen gelassen. Jeder Müll muss wieder mitgenommen werden.
Viertens, wir werden keine größeren Pausen machen, damit wir etwa gegen 16 Uhr in dem Berghotel ankommen, um dort die Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen werden wir um 6 Uhr aufbrechen. Zum Abendessen wird dort gegrillt. Auch Frühstück wird uns bereit gestellt.
Fünftens ..."
„Entschuldigung, laufen wir auch noch?", mischte sich plötzlich Tobi ein.
„Eh- ja, natürlich!", meinte Gustaf etwas verwirrt. Er beließ es auf diesem Stand und lief einfach los. Richtung Osten. Auch die Gruppe setzte sich in Bewegung und folge dem Reiseführer. Jeder mit vollem Rucksack.
Schnell bildeten sich kleine Grüppchen. Steffi und Jochen liefen ähnlich schnell wie das junge Pärchen. Wilhelm und Tobi liefen ganz hinten und unterhielten sich. Vermutlich über Tobis Siege, Pokale und Medaillen.
Das Ehepaar Wasser-Biedermann war zusammen mit Hildegard und Maximilian bei dem Reiseführer. Hildegard verbesserte fast jeden Satz, in dem Gustaf etwas über die hiesige Vegetation erzählte.
„Wann soll dieses Tal kommen?", wollte Elvira von Oliver wissen.
„Wenn ich mich nicht irre, müssten wir morgen dort hinkommen", antwortete er.
„Was genau erwartest du dort?", hakte sie weiter nach.
„Naja, ich sammle lediglich ein paar Gesteinsproben, und das war's schon", entgegnete Oliver.
„Wie spannend", murmelte Jochen so leise, dass nur Steffi ihn verstehen konnte, und verdrehte die Augen. „Vor allem bei so jungen Leuten!"
Steffi gluckste.
„Entschuldigen Sie?", sprach Jochen das junge Pärchen an.
„Sagen sie doch bitte du!", lachte Elvira. „Ich bin Elvira!"
„Oliver!", schloss sich der junge Mann direkt an.
„Okay. Jochen", nahm Jochen das Angebot an.
„Und ich bin Steffi", machte sie den Schluss.
„Und die Frage?", hakte Elvira nach.
„Ach so, ja. Ich wollte fragen, was so interessant an Steinen ist. Ich meine, es sind doch nur Steine!?"
Das junge Pärchen brach in Gelächter aus.
„Also Ja, es sind zwar nur Steine, aber sie verraten extrem viel über die Geschichte einer Landschaft. Die Art des Gesteins, und wie es geformt ist. Ich soll deswegen auch ein paar Proben sammeln. Mehr kann ich leider nicht sagen", erklärte Oliver fröhlich.
„Und ich sammle nicht direkt Steine. Ich suche Fossilien jeglicher Art. Meistens finde ich aber nur versteinerte Muscheln. Mein größter Fund war bisher ein versteinerter Fisch, ganz hier in der Nähe", fügte Elvira hinzu.
„Verstehe", murmelte Jochen ungläubig. Er wirkte nicht sonderlich fasziniert von alle dem. „Woher kennt ihr euch?", wollte er stattdessen wissen. Einfach nur um ein anderes Gesprächsthema zu finden.
„Aus dem Hotel, wo der Sammelpunkt war", erklärte Oliver und kickte einen kleinen Tannenzapfen aus dem Weg.
„Wart ihr dort schon mal?", hakte Steffi nach. Es war schon ein lustiger Zufall dass der Sammelpunkt dort war, wo sich das Pärchen das erste mal getroffen hatte.
„Nein. Also ich nicht", erwiderte Elvira.
„Ich schon. Aber nur ein einziges Mal und das ein Forschungsseminar", ergänzte Oliver.
„Ihr kennt euch erst seid heute?", stutzte Steffi.
„Ja, schon. Wieso?", wunderte sich Elvira.
„Und ich dachte ihr wärt ein Paar", lachte Jochen. Elvira kicherte.
„Noch nicht!", meinte sie dann.