Die Wandergruppe
Nach einer weiteren Weile, in der weiterhin Menschen durch den ganzen Saal strömten, machte plötzlich ein älterer Herr auf sich aufmerksam. Er war deutlich in die Jahre gekommen und sein Kopf war von einem viel zu großen Hut bedeckt, sodass alle Harre die er hatte im Schatten lagen und nicht wirklich zu erkennen waren. Er trug eine eigentlich viel zu große Lederlatzhose und ein grünes T-Shirt, was auch an seinem dürren Körper herum schlackerte. In der Hand hielt er einen breiten Wanderstab aus Holz mit ein paar Schnitzereien.
„Die Wandergruppe!", rief er heißer über die Menschenmenge hinweg. „Alle Teilnehmer der Wandergruppe ...". Der Mann hustete ein wenig und suchte den Saal nach den Menschen ab, die bei der Reise dabei waren.
„Warte mal, der Typ ist doch wohl bitte nicht unser Reiseleiter, oder?", hörte Steffi plötzlich jemanden hinter sich sagen. Sie wagte einen Blick nach hinten. Es war der junge Mann.
„Selbst wenn ... . Er sollte einfach nur wissen was er tut, oder nicht?", überlegte die Frau laut.
„Schon, aber mein Chef hat sich das glaub auch anders vorgestellt", meinte der Mann weiterhin unzufrieden.
„Reg dich ab Oliver! So schlimm kann es ja nicht werden ...", lachte die Frau.
„Werden wir sehen."
„Alle bitte nach draußen!", krächzte der Alte. „Es wartet ein Bus auf euch, dort sammeln wir uns!"
Steffi suchte mit den Augen nach ihrem Mann. Aber der war schon am Ausgang. Hecktisch holte Steffi alle ihre Sachen, also Bauchtasche und Wanderrucksack, und eilte ihrem Mann nach. Sonst musste sie ihn meistens antreiben. Jetzt musste sie ihm hinterher hetzen.
Draußen auf dem Parkplatz hatte sich bereits eine Gruppe vor einem alten Bus mit gelbem Lack. Das Gefährt war bereits heruntergekommen und auch Rostflecken zeugten von dem Alter des Busses.
So hatte Steffi sich das nicht vorgestellt. Aber Wilhelm war immer noch Feuer und Flamme.
Schnell gesellte sich Steffi zu ihrem Mann, der immer noch in ein Gespräch vertieft war, das er mit dem selben Mann führte, mit dem er auch vorhin gesprochen hatte.
„Und dass ist sie: meine Frau Steffi!", war der ersteSatz den Steffi aufschnappte. Mit diesen Worten zog Wilhelm sie zu sich hin.
„Äh, hallo?!", begrüßte Steffi leicht irritiert den Mann, mit dem Wilhelm sich gerade unterhalten hatte.
Das Gesicht kannte Steffi aus dem Fernsehen. Da war sich Steffi inzwischen sicher. Aber er war definitiv kein Schauspieler!
„Ah, die legendäre Steffi", lachte der Mann. „Auch ein Fan?"
„Legendär?!", wunderte sich Steffi. „Fan?"
„Mensch Steffi, das ist Tobi Müller, der legendärste Rennfahrer der Geschichte!", meinte Wilhelm mahnend.
„Was nicht alles legendär ist ...", murmelte Steffi. Sie begriff so langsam, was ihren Mann, den langjährigen Rennauto-Fan, zu dem Ausflug gebracht hatte. Oder besser wer.
„In den Bus, bitte alle in den Bus!", rief der in die Jahre gekommene Reiseleiter.
Die Gruppe, die sich inzwischen vor dem Bus gesammelt hatte, drängelte sich in das alte Fahrzeug.
Drinnen suchte sich jeder einen Platz.
Wilhelm setzte sich direkt neben Tobi. Und da es in dem Bus nur Zweierreihen gab, musste sich Steffi einen eigenen Platz suchen. Sie war ein wenig gekrängt. Eigentlich hatte sie sich einen schönen Ausflug mit ihrem Mann vorgestellt. Dass der nun aber lieber die ganze Zeit bei einem Rennfahrer verbrachte, passte ihr überhaupt nicht. Trotzig setze Steffi sich alleine an ein Fenster und starrte leicht eifersüchtig, was sie sich aber nicht eingestehen wollte, zu ihrem Mann.
„Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?", wollte plötzlich eine Stimme von schräg hinter Steffi wissen. Erschrocken drehte sie sich um.
Hinter sich entdeckte sie einen mittelgroßen Mann mit kurzen braunen Haaren. Er war um die 40 Jahre alt und hatte braune Augen. Er trug einfache Wanderstiefel, einen kurze Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt.
Der Mann schaute Steffi mit freundlichen Augen fragend an.
„Ach so ..." Steffis Blick huschte für einen kurzen Moment zu Wilhelm. „Ja natürlich", entgegnete sie dann. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Mannes und er setzte sich auf den leeren Platz neben Steffi.