Kapitel 08
Mit einem schnellen Blick auf mein Handy hatte ich festgestellt, dass der Award für das schlechteste Timing an meine Nachbarin ging. Entschuldigend hatte ich dich angelächelt und den Anruf entgegengenommen. Vielleicht hätte ich ihn einfach weggedrückt, wenn es jemand anderes gewesen wäre, doch Miss Daisy, besagte Nachbarin, hatte während unseres Dates auf Poseidon aufgepasst und sofort als ich den Namen auf meinem Handy sah, hatte sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengrube gebildet.
Dieses sollte sich wenig später leider bewahrheiten. Poseidon hatte sich während des routinierten Abendspazierganges losgerissen, um einer Katze hinterherzujagen, wobei er eine Straße überquert und ihn schließlich ein Fahrzeug erfasst hatte.
Während mir Miss Daisy mit brüchiger Stimme versichert hatte, dass man in der Tierklinik alles tat um das Leben von Poseidon zu retten, war ich noch an Ort und Stelle in Tränen ausgebrochen.
Aufgelöst hatte ich dir nach dem Telefonat die Situation zu erklären begonnen und du hast mich ohne ein weiteres Wort in den Arm genommen und mir beruhigend über den Rücken gestreichelt.
Wir mussten ein komisches Bild abgeben haben, doch nichts schien in diesem Moment unwichtiger zu sein. Deine Arme schienen die Superkraft gehabt zu haben alles Negative auf dieser Welt von mir abzuschirmen.
Als meine Tränen fürs erste versiegt waren, hatte ich mich schweren Herzens von dir gelöst und mein Kopf hatte begonnen sich endlich wieder seiner Aufgabe zu erinnern und nachzudenken, was ich als nächstes zu tun hatte.
Während ich noch überlegt hatte wie ich am schnellsten zu Fuß zu mir nach Hause und anschließend in die Klinik gelangen konnte, hattest du dir bereits meine Hand geschnappt und erklärend gemeint "Ich bin mit dem Auto hier, das geht am schnellsten".
Während der Fahrt zur Klinik hatte keiner von uns beiden geredet, immer wieder hattest du mir besorgte Blicke zugeworfen und unter anderen Umständen hätte ich dich ziemlich sicher darauf aufmerksam gemacht, dass die Augen des Fahrers auf die Straße gehörten, doch ich hatte mich zu müde gefühlt.
In der Klinik angekommen hattest du das Reden übernommen, denn noch immer fühlte ich mich wie betäubt, vermutlich ein natürlicher Schutzmechanismus meines Körpers.
Die Zeit die wir anschließend schweigend im Wartezimmer verbracht hatten, fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit an, obwohl es in Wahrheit nur eine halbe Stunde war. Ohne dich wäre es sicher eine ganze Ewigkeit gewesen.
Wieder hattest du irgendwann wie selbstverständlich nach meiner Hand gegriffen, während ich meinen Kopf an deine Schulter anlehnte.
Ich hatte zum ersten Mal deinen Duft eingeatmet, eine Mischung aus Petrichor und Vanille, der meine Sinne auch noch heute mit klebrigem Karamell zu überfluten droht.
Da fühlte ich es zum siebten Mal: Basorexie, den plötzlichen Drang jemanden zu küssen.
Doch ein Teil von mir war noch immer wie betäubt gewesen, außerdem ist die Ärztin wenige Augenblicke später zu uns gekommen ums uns mitzuteilen, dass Poseidon es überstehen würde. Also bin ich dir nur erleichtert in die Arme gefallen.