Kapitel 09
Als wir zum zweiten Mal telefoniert hatten, lag ich wieder mit dem Rücken auf meinem Bett, an die weiße Decke starrend, während Poseidon es sich neben mir gemütlich gemacht und die Streicheleinheiten von mir genossen hatte. Seit dem Unfall vor vier Tagen hatte ich ihn etwas verhätschelt, ich weiß noch, wie du meintest, dass sich das Fellknäul bald mehr wie ein Mensch als ein Hund fühlen muss. Ich hatte dir nicht widersprochen, sondern nur ausweichend geantwortet, dass ich ihn, wenn er vollständig genesen sei, wieder aus dem Bett verbannen würde. Vermutlich wussten wir beiden zu dem Zeitpunkt schon, dass der Rüde sein neu gewonnenes Revier nicht mehr hergeben würde.
„Wie geht es dir?", hattest du mich plötzlich mitten im Gespräch gefragt. Bei dir klang diese Frage noch nie wie eine bloße Floskel, sodass ich wirklich für einen Moment in mich gegangen war um dir eine ehrliche Antwort geben zu können.
„Ich bin etwas gestresst, mein Vermieter will den Mietspreis gottweis warum erhöhen, ein neuer Nachbar beschwert sich andauernd, dass Poseidon zu laut sei und ich muss bis nächste Woche ein Kunstprojekt bei Professor Wallrock abgeben".
„Solltest du dann nicht lieber an dem Projekt arbeiten?"
„Ich telefoniere lieber mit dir", hatte ich trotzig geantwortet, worauf du lachend darauf hingewiesen hast, dass du nicht verantwortlich dafür sein wolltest, wenn ich meinen Kurs nicht bestand. Dann hattest du angeboten am nächsten Tag vorbeizukommen um mir zu helfen, obwohl du von Kunst eigentlich keine Ahnung hattest.
In dem Augenblick hatten sich meine Sorge mit dir an meiner Seite angefühlten wie Papierflieger.
Da fühlte ich es zum achten Mal: Basorexie, den plötzlichen Drang jemanden zu küssen, doch du lagst Meilen weit entfernt in deinem alten Kinderbett im Haus deiner Eltern, die du für zwei Tage besucht hattest. Aber das Gefühl war so überwältigend, dass ich einfach irgendetwas tun musste.
„Isaak?"
„Ja Ares?"
„Ich mag dich", als das Geständnis meine Lippen verlassen hatte, glaubte ich mein Herz würde mir jeden Moment aus der Brust springen.
„Ich mag dich auch Ares, vielleicht mehr als du dir vorstellen kannst".