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Kapitel 09

Eine Woche ist seit meinem Erwachen vergangenen, jeden Tag habe ich mit Selena trainiert, sowohl den Umgang mit Waffen, als auch meine magischen Kräfte. Meistens gelang es mir nun einen Magieball zu erschaffen, nur das Zielen und treffen klappte noch nicht. Die Zielscheibe traf ich nur selten und es war besser, wenn sich niemand in meiner Nähe befand, wenn ich übte. Es frustrierte mich, dass ich kaum Fortschritte machte, eine Prinzessin, die ihr Königreich nicht verteidigen konnte. Selena versuchte mich zwar aufzumuntern und versicherte mir immer wieder, dass ich für jemanden, der gerade erst seine Kraft bekam, sehr schnell lernte, doch das munterte mich nur selten auf.

Die Dämonin und ich hatten uns währenddessen besser kennen gelernt und ich freute mich, sie meine Freundin nennen zu können. Bale habe ich nicht mehr gesehen und ich war auch nicht sonderlich traurig drum.

Der Verlust meiner Eltern lastete immer noch schwer auf mir und es gab kaum eine Nacht, ohne dass ich ihre leblosen Gestalten sah und angsterfüllt aufwachte. Die Stimmen in meinen Träumen schrien mir immer zu, dass alles allein meine Schuld war, und ich konnte ihnen nur Recht geben, denn es war meine Schuld, ich hätte kämpfen sollen. Stadtessen bin ich feige weggelaufen, nur um mein Leben zu retten. Die Schuldgefühle schienen mich von innen zu zerfressen.

Meistens fingen die Träume ganz harmlos mit alten Erinnerungen an. Mein Vater wie er mir an meinem 10 Geburtstag mit einem Lächeln mein Geschenk überreichte. Meine Mutter wie wir an Frühlingsabenden zusammen im Palastgarten saßen, in den Himmel blickten und sie mir die Sterne erklärte. Oder wie mein neugieriges 7 jähriges Ich meiner Mutter nach jedem Namen der bunten Blumen fragte, die ich während der gemeinsamen Spaziergänge entdeckte, als meine Eltern noch mehr Zeit für mich hatten.

Doch im Laufe der Träume kamen immer Männer in schwarzen Umhängen die mich meinen Eltern entrissen um sie vor meinen Augen umzubringen.

Anschließend wachte ich immer schweißgebadet und mit einer Tränenspur auf meiner Wange auf. Einmal hatte ich sogar so laut geschrien, dass mitten in der Nacht Selena, die ein Zimmer neben wir wohnte, durch meine Tür stürmte und sich alarmiert umsah.

Gerade saßen wir an einem der länglichen Tische im großen Speisesaal, als Jane zu uns trat.

"Hallo Audrey, Starwater ist gestern eingetroffen und man erwartet euch im Besprechungsraum, um die nächsten Schritte zu planen! " Die junge Frau sah uns schmunzelnd an, als wir nicht reagierten "Jetzt".

Mit einem letzten traurigen Blick auf mein Frühstück stand ich auf und verließ mit meiner Freundin den Saal. Noch immer verwirrten mich die vielen Gänge und ohne Begleitung wäre ich hilflos verloren gewesen.

Aufgeregt betrat ich den Konferenzraum. An dem runden, dunklen Holztisch hatten bereits Bale, Miss Clark und ein mir fremder Mann Platz genommen, von dem ich annahm, dass es sich bei ihm um den Gründer des Ordens handelte. Meine Hände waren schwitzig, als ich einen freien Stuhl zurückschob und mich ebenfalls setze.

Für einige Sekunden war es still im Zimmer und ich hatte Angst, dass mein Gegenüber meinen viel zu schnellen Herzschlag bemerkte, doch dann erhob John Starwater seine Stimme. Während dieser alle Anwesenden förmlich begrüßte, erlaubte ich es mir, ihn näher zu brachten. Starwater war ein Engel, welcher vermutlich die meiste Zeit seines Lebens schon hinter sich hatte. Er hatte kurzes graues Haar und wachsame grüne Augen, in denen ich Weisheit und den Wille zu siegen erkannte.

Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab, was geradewegs dazu führte, dass ich in Bales kristallblauen Augen schaute. Der Dämon hatte sich inzwischen in die Diskussion, welche von John, Jane und Miss Clark geführt wurde, eingebracht und bevor ich mir wieder einen blöden Kommentar anhören musste, schaute ich schnell auf meine nervös ineinander geflochtenen Hände.

"Also", der Gründer des Ordens, sah mich mit wachsamen Augen an "Du bist also Audrey, letzte Thronerbin von Esposa?" Meine Antwort war ein zögerliches, kaum wahr zunehmendes, Nicken.

Kurz kehrte wieder Stille ein, bis er weiter sprach "Nun denn, die Zeit rinnt uns durch die Finger wie Sand. Wir müssen die nächsten Schritte einleiten. Ich habe mich lange Zeit mit Miss Clark unterhalten und wir sind zu dem Schluss gekommen, eine Sondereinheit auf die Suche nach Heileynten zu schicken. Wir können nicht riskieren, dass der Kristall des Lichts in falsche Hände gelangt. Zudem waren wir uns einig, dass es am besten wäre so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf uns zu ziehen. Also wird diese Truppe nur aus fünf Leuten bestehen. Jane hat sich dazu bereit erklärt die Anführerin zu sein. Des Weiteren haben sich zwei Freiwillige gemeldet, Bale und Nick."

Wer was dieser Nick? Und wenn er bei der Suche dabei war, warum war er jetzt nicht anwesend? Diese und noch viele weitere Fragen schossen mir durch den Kopf.

Folgende Worte waren an mich gerichtet "Außerdem habe ich es zu Kenntnis genommen, dass du gerne dabei wärst. Hat sich daran etwas geändert oder bist du dir immer noch sicher, denn eins musst du wissen, es wird alles andere als einfach und sicher."

"Ich bin mir absolut sicher!", antworte ich mit fester Stimme, die ich mir selber, gar nicht zu getraut hatte.

"Gut", ein leichtes Lächeln zierte die Lippen von Starwater, bevor er sich zu meiner Überachtung an Selena wandte "Ich habe auch deine Bitte mitkommen zu dürfen erhalten, bist..."

Ich hielt überrascht den Atem an, doch war ich anscheint nicht die einzige die nichts von den abenteuerreichen Plänen der Dämonin wusste, denn Bale sah ebenfalls überrascht und alles andere als begeistert aus.

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