Kapitel 03
Ich befahl mir selber ruhig zu bleiben und langsam und möglichst geräuschlos ein und aus zu atmen.
"LAUF! "zischte Jaymi mir mit befehlerischer Stimme ins Ohr und drängte mich in Richtung einer kleinen Tür, die mir vorher noch nicht aufgefallen ist.
"Und was es mit dir? Ich werde nicht noch einmal wie ein Feiger Gnom abhauen und nichts tun, nur um mein Leben in Sicherheit zu bringen." fauchte ich aufgebracht. Mein Gegenüber verdrehte die Augen "Ich werde nachkommen!" Ich wusste schon im selben Augenblick, als diese drei Wörter seinen Mund verließen, dass sie eine Lüge waren.
Wieder wollte ich etwas erwiderten, suchte vergeblich nach den richtigen Sätzen, doch dann sah ich in sein flehendes Gesicht und verließ fluchtartig und ohne noch etwas gesagt zu haben den Raum.
Etwas schnürte meine Kehle zu ,Tränen schmecken salzig auf meinen Lippen und während ich orientierungslos die endlos langen Schlossgänge entlang lief, drangen immer wieder Bilder in meinem Kopf, wie ich als Kind in den Fluren gespielt habe. Ich glaubte sogar mein glückliches Lachen zu hören und die Wände schienen mir zu zuflüstern, ich könne niemals wieder so glücklich werden.
Meine Beine zitterten, ich schwankte kurz und musste mich irgendwo festhalten. Die Welt um mich herum wurde dunkel und ich krallte mich mit schwitzigen Händen an der Wand fest. Plötzlich drängten sich blaue Augen vor mein inneres Auge und ließen die Dunkelheit weichen.
Ich sah dieses Blau seit Jahren in meinem Träumen, sie hatten schon damals eine beruhigende Wirkung auf mich. Keine Ahnung zu wem sie gehörten und wann ich sie das erste mal sah. Ich wurde ruhiger und atmete wieder gleichmäßiger.
Nach einigen Sekunden öffnete ich die Augen wieder und das, was ich vor mir sah, ließ mich auf keuchen. Die vermeintlich dicke Wand, ist zu Seite gerutscht und legte einen Raum frei. Dieser war mir neu, obwohl ich zu dem Zeitpunkt dachte, ich hätte dem Schloss schon all seine Geheimnisse entlockt. Neugierig und dumm wie ich war, trugen mich meine Füße immer weiter in das Zimmer.
Der Raum war etwa so groß wie mein Zimmer, allerdings nicht ansatzweise so sauber. Spinnweben hingen in den Decken und die Luft war so stickig, als hätte man Jahrelang nicht mehr gelüftet, was vermutlich auch der Fall war.
Das Zimmer stand fast leer, nur einzelne Vitrinen streiften meinen Blick.
Langsam ging ich auf die hinterste zu. Staub wirbelte bei meinen Schritten auf und ich musste husten. Erschrocken hielt ich inne, doch zu meinem Glück, vernahm ich keine näher eilenden Schritte.
Als ich die Vitrine erreichte, die mich auf eine unerklärliche Weise wie magisch anzog, wischte ich mit dem Ärmel meines Kleides den Staub weg. Zum Vorschein kam ein Schwert. Es hatte eine lange Klinge und am Knauf funkelte ein Perlen großer Rubin. Die Klinge wirkte noch scharf und an der Seite, war etwas in das Metall hineingeschrieben, jedoch vermochte ich die Wörter nicht zu lesen. Neben der Waffe lag ein kleines vergilbtes Schild, es war schwer die Schrift zu entziffern, da einzelne Buchstaben bereits nicht mehr erkennbar waren. Trotzdem bildeten sich die Wörter vor meinem inneren Auge.
Das ist das Schwert der Engel.
Katniss Vermächtnis und Erbe.
Nur jemand mit königlichem Blut und reinen Herzens vermag es zu führen.
Plötzlich vernahm ich Schritte und leise Stimmen, die immer näher kamen. Fluchend stellte ich fest, dass ich in einer Falle saß, wenn man mich jetzt entdeckte, war ich geliefert. Zu meinem Entsetzten wurden die Stimmen immer lauter und ließen keinen Zweifel aufkommen, ich saß in der Falle. Leise machte ich ein paar kleine Schritte Rückwerts, doch ich vernahm nur die kalte Wand, dessen Steine mit in den Rücken stachen.
"Guck mal Armis, wen haben wir denn da?" die Stimme gehörte zu einem kleinen stämmigen Mann, welcher den Raum betrat. Er trug einen schwarzen Umhang, war bis auf die Zehen bewaffnet und sah mich mit einem bösen Lächeln an. Hinter ihm erschien Armis, das optische Gegenteil von dem ersten. Armis war groß und schlaksig, wenn auch er ein hinterhältiges Lächeln zeigte.
"Die kleine Prinzessin!" Armis Lächeln wurde noch breiter.
Ich schluckte laut, den Männern schien meine Angst zu gefallen und sie kamen auf mich zu. Hilfe suchend sah ich mich um, ich hatte weder eine Waffe noch meine Kräfte, in meiner Panik viel mein Blick auf die Vitrine mit dem Schwert. Das Schwert. Entschlossen machte ich einen Schritt nach vorne und verschlug das Glas mit dem Ellenbogen. Es zerfiel in tausend Scherben und Blut tropfte auf den Boden. Den Schmerz, der sich wie Gift in meinem Körper ausbreitete ignorierend, griff ich beherzt nach der Waffe.
Der Griff des Schwertes fühlte sich angenehm kühl in meiner Hand an und mit einem entschlossen Gesichtsausdruck, wand ich mich zu meinen Gegnern. Jetzt würde sich zeigen, was ich im Kampfunterricht gelernt hatte, doch ich wünschte noch im gleichen Moment, ich hätte bei jenen Stunden besser aufgepasst.
Das Schwert lag sicher in meiner Hand und ich hielt es erhoben. Mein Körper nahm wie von selber die Kampfhaltung an und als der erste Angriff erfolgte, handelte ich ganz instinktiv. Klingen trafen aufeinander und erzeugten einen in den Ohren klingelnden Laut.
Natürlich war mein Gegenüber stärker und mir wurde das Schwert aus der Hand gerissen. Mit einem lauten Scheppern, schlitterte es mehrere Meter weg und blieb schließlich, in mir nicht erreichbare Nähe, ohne dass ich von einem Schwert aufgespießt wurde, liegen.
Wieder spürte ich hinter mir die kalte Mauer, die Augen der beiden Männer sahen siegessicher aus und ich fühlte mich wie ein in die Enge getriebenes Kaninchen. Die offensichtliche Belustigung über mich machte mich wütend. Vor meinem inneren Auge sah ich die toten, aschfahlen Gesichter meiner Eltern, zwischen durch schlich sich auch ein Bild von Jaymi ein, welcher aus dem Bauch blutend regungslos auf den Boden lag. Ich merkte, wie die Wut immer stärker wurde und sich etwas in mir veränderte, etwas kam ans Licht, was bisher geschlummert hat, wartend auf den richtigen Augenblick. Ohne wirklich zu wissen warum, streckte ich eine Hand aus und schrie mit mir selber nicht zu getrauter festen Stimme "Halt!"
In den Gesichtern der Männer konnte ich kurz Überraschung sehen, doch die wich schnell wieder, der mich rasend machenden Belustigung.
Genau in dem Moment, als Armis und der andere Mann ihre Schwerter hoben, um den letzten tödlichen Hieb auszuführen...