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2 Bounty

Der Umzug hat ja mal hervorragend geklappt, und das Haus, in welches mein Vater und ich zogen liegt einfach nur herrlich.

Am Stadtrand, direkt am Wald. Zwar nur ein kleiner Wald, doch mein Vater hat an mich gedacht. Ein Werwolf, der sich zu lange nicht verwandeln kann, wird krank. Und dreht irgendwann mal durch.

Der grösste Teil des Waldes befindet sich aber in Privatbesitz und ist eingezäunt. Diesen durfte ich nicht betreten, dennoch bleibt genug übrig, um mir ordentlich die Beine zu vertreten!

Ich habe ihn als Mensch durchforstet, zum Glück gibt es keine Wege dadurch. So sollten sich keine Menschen hier befinden.

Doch die allergrösste Überraschung hat mir mein Vater drei Tage später gemacht.

"Was...? Dad?", ich reisse meine Augen weit auf, als ich das Tier sehe.

Verblüfft starre ich das Wesen an. Ein riesiger, schwarzer Wolfshund steht vor mir, sein Fell beinahe kohlrabenschwarz, leicht grau meliert.

"Naja, dein Onkel hat mir gesagt, dass dich auf keinen Fall jemanden als Wolf erkennen darf und ich schauen muss, dass du dich immer gut wäschst! Und da dachte ich, dass es perfekt wäre, deine Anwesenheit zusätzlich zu verschleiern. Und naja, er sieht genauso aus wie du in Wolfsgestalt. Zwar ist er knapp 30 cm kleiner als du, dennoch, falls dich jemand sehen würde, könnten wir behaupten er sei ausgebüxt oder du gerade mit ihm unterwegs. Und falls dein Geruch etwas durchkommt, können wir es ebenfalls auf ihn schieben."

Ich kniete mich zu dem Tier hin und legte meine Hand auf seine Schnauze.

Sofort senkt er den Kopf und unterwirft sich mir. Auch wenn ich nur ein Omega bin, bin ich immer noch um einiges stärker als jeder normale Wolf oder gar Hund, und um das handelt es sich bei dem Tier vor mir. Ein von menschenhand geschaffener Begleiter.

"Wie heisst er?", frage ich meinen Dad, der wohl die beste Idee des Jahrhunderts hatte!

"Naja, Bounty."

"So wie diese Schokoriegel?", frage ich nach.

"Genau. Wie der Schokoriegel."

Lächelnd streichle ich Bounty über die Lefzen. Mein Ticket zur Freiheit. Zumindest ein bisschen.

Ich liebe das Tier jetzt schon.

Und er sieht mir wirklich zum verwechseln ähnlich! Zum Glück bin ich als Omega so wahnsinnig klein. Also, ist ja nicht so, als wäre ich nicht als Mensch schon ein Winzling.

Aber egal, jetzt geniesse ich jedenfalls mal die Zeit mit meinem neuen Begleiter, welcher mir nicht mehr von der Seite weicht.

Und dann kommt der Tag, vor dem ich mich am meisten fürchtete.

Ich muss wieder zur Schule.

Habe ich mich die letzte Woche nur aus dem Haus getraut, um laufen zu gehen mit Bounty, muss ich jetzt unter Menschen. Und das Risiko ist gross, hier auf andere Werwölfe zu treffen.

Mein Dad fährt mich zur Schule, bisher hat er fast gar nichts getrunken. Es scheint eine gute Idee gewesen zu sein, hier her zu kommen. Schliesslich kommt er von hier. Auch wenn seine Eltern schon lange nicht mehr leben, und er keine Geschwister hat, kennt er die Region hier und fühlt sich wohl.

Und ich?

Ich fühle mich gerade sehr unwohl!

Das Schulgebäude ist gigantisch, und es strömen tausende Gerüche auf mich ein. Zum Glück ist meine Nase nicht so empfindlich wie in Wolfsform, und er wird von dem ekligen Moschusduft betäubt den ich tragen muss, dennoch rieche ich viel zu viel. Und ich rieche vor allem eines, was mir sehr zu schaffen macht. Eine Unmenge an Lykanthropen.

Fuck!

Es muss ein riesiges Rudel sein, wenn es hier so stark nach Wolf riecht. Und mit einem mal bin ich froh, dieses scheiss Shampoo und Parfum zu haben.

Ich habe mich vor dem ersten Schultag extra von meinem Dad in Wolfsform waschen lassen, damit ich ja neutral rieche.

Also dann, los gehts.

Ich ziehe die Kapuze tief in mein Gesicht und wandere mit Blick nach unten durch die laute Menschenmenge. Zuerst zum Sekretariat. Wo ist das eigentlich? Suchend schaue ich mich um, hat es hier nicht irgendwo ein Lageplan bitte?

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