Kapitel 5
Pov. Luka
"Na dann scheiß mal los, was läuft da zwischen dir und Leon", sagte ich locker lächelnd.
Es war mittlerweile Abend geworden, wir lagen gemeinsam auf meinem Bett aßen Chips und tranken - wie die ernährungsbewussten Menschen die wir nun mal waren - Coce Zero.
Wir hatten bis jetzt eigentlich nicht weiter über das Thema geredet. Er war Schwul und das stellte jetzt weiter kein Problem da. Das einzige was mich dran nervte war erstens, dass er es nicht von sich aus gesagt hatte und zweitens Leon. Es regte mich auf, dass er allem Anschein mit ihm darüber gesprochen hatte aber nicht mit mir. Und vor allem, er hatte zwar gesagt, dass er nichts von ihm wollen würde, aber da konnte ja trotzdem was gewesen sein, eine überflüssige Berührung zu viel, ein verlegenes Lächeln, eine Umarmung, die vielleicht etwas zulange gedauert hat oder sogar ein Kuss. Allein darüber zu denken machte mich so wahnsinnig wütend. Eigentlich wollte ich es nicht wissen wenn's so war, doch es nicht zu wissen fraß mich auf und das jetzt schon. So würde ich keine Nacht überleben.
"Ähm naja, eigentlich nichts", antwortete er genau so locker, wie ich.
"Was heißt eigentlich", hakte ich nach.
"Keine Ahnung wir schreiben ab und zu mal. Als ich angefangen habe zu realisieren, das ich nichts von Mädchen halte, da habe ich ihn gefragt, woher er wusste, dass er Schwul ist. Und irgendwie hat sich daraus so ne Art Freundschaft entwickelt..."
"Ah", machte ich. So ne Art Freundschaft was hatte bitte zu bedeuten? "Und woher wusstest du dann, das du Schwul bist"
"Ich habe einen Jungen geküsst", kam seine leichtfertige Antwort. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, kurz musste ich mir nochmal in Erinnerung rufen, wie genau das mit dem Atmen funktioniert.
"Ihn?", meine Stimme klang seltsam brüchig und ich kniff mir kurz selbst in den Oberschenkel um zu kucken ob ich noch anwesend war.
"Was? Nein... Also ich meine ja, aber nein."
"Wie ja aber nein?"
"Also ich habe ihn geküsst, aber ich habe nicht durch ihn gemerkt, dass ich vom andren Ufer bin, auch hat mir der Kuss mit ihm nich soooo gefalle", stellte er klar. Okay wer auch immer der Junge ist den er zuerst geküsst hat, ich bringe ihn um. Naja zu mindestens werde ich ihn verprügeln.
"Wer war der Junge?", fragte ich Scheinheilig.
Er lachte kurz auf. "Nicht so wichtig"
"Doch für mich schon, ich will wissen wer dich zum Mädchen gemacht hat"
"Du Arsch", lachte er.
"Sag's mir ich will's wissen, du kleines Mädchen", lachte ich und stürzte mich auf ihn um ihn zu kitzeln.
Er wehrte sich mit allen Kräften, doch bewirken tat es nichts.
Nach Minuten des Mini Kampfes fielen wir beide erschöpft lachend auf mein Kissen, unsere Gesichter ganz nah bei einander. Jetzt konnte ich jede Einzelheit seines Gesichts sehen und seine Augen strahlten mir wie grüne Diamanten entgegen, die leichten Sommersprossen auf seinem Gesicht waren so bezaubernd, wie ganz viele kleine Sterne die auf seinen Wangen tanzten.
"Wer ist es?", flüsterte ich leise, aus Angst ein lautes Geräusch könnte all das hier beenden und ich würde aus einem Traum erwachen.
Langsam schüttelte er den Kopf und ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren, als er genau so leise wie ich flüsterte: " Das verrate ich nicht"
Schmollend schon ich meine Unterlippe nach vorne. "Und wer ist jetzt das Mädchen", lachte er süß, während er mit seinem Finger über meine Lippe strich.
"Immer noch du", wisperte ich.
Wow seine Augen... die sind so... so wundervoll, sie strahlen in jedem nur erdenklichen grün, sie sind zauberhaft, sie ziehen mich in ihren Bann.
Ruckartig setzte ich mich auf. "Aber mit diesem Leon ist nichts weiter gelaufen", fragte ich wieder in normaler Lautstärke.
"Nein", erwiderte er und setzte sich auch wieder hin.
"Weil jetzt mal ehrlich, so wie der rum läuft und sich verhält, da hättest du dann auch gleich was mit nem Mädchen anfange können", sagte ich belustigt während ich durchs Zimmer Richtung Kleiderschrank lief.
"Du bist so ein oberflächlicher Arsch", keift er und wirft mit einem Kissen nach mir.
"Hey", abrupt drehe ich mich zu ihm um, "sag nichts gegen meinen Arsch der hat Klasse ja? Aber das solltest du ja wohl am besten beurteilen können", rufe ich und springe erneut auf ihn drauf, um ihm meinen Arsch ins Gesicht zu halten.
"Irg, nimm den weck du Idiot", schreit er lachend.
"Klar doch Biest"
°°°
Eigentlich hatte ich vorgehabt den drauf folgenden Tag auch zu Hause zu verbringen, doch erstens war meine Mutter dagegen, sie meinte man müsse sich auch seinen Ängsten stellen und außerdem... nein, nein eigentlich war's das an Gründen.
Also stand ich am nächsten Tag missmutig auf um mich fertig zu machen, ätzend. Ich war doch immer noch nicht fertig damit mir unnötig viele Gedanken über Jona zu machen. Da es mich immer noch tierisch nervt, dass er mir nicht sagen wollte das er Schwul ist. Ich meine ist ja nicht so als wüsste er dass ich da nichts gegen hab. Oh warte doch das ist so.
Und dieser Leon, jetzt ehrlich?
Er geht ernsthaft eher zu so ner fremden Schwuchtel - Tschuldigung bleiben wir politisch korrekt, Homosexuellem flachwichser - um darüber zureden.
Wir kennen uns ja nur seit dem Kindergarten. Und ich erzähle ihm ja auch alles. Aber er geht zu Leon, warum kommt er nicht zu mir?
Ich bin doch sein bester Freund...
Wütend streiche ich mir eine Träne aus dem Gesicht. Jetzt heule ich schon wegen diesem Arsch.
"Mom, ich gehe", rief ich in die Wohnung hinein und verließ dann das Haus.
Wie jeden Morgen holte ich Jona vor der Schule ab und ob wohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte wütend auf ihn zu sein weil er so ein Arsch ist konnte ich ab dem Moment in dem er in meinen Blickfeld trat nicht aufhören zu Grinsen und alle bösen Gedanken waren vergessen.
Er ist ein Arsch, aber er ist mein Arsch.