Kapitel 3
Pov. Luka
Mein Handy wibrirte in meiner Hand, miss mutig warf ich einen Blick darauf.
'Wo bleibst du?'
Eine Nachricht von Jona. Ich verdrehte die Augen, er wartete drauf dass ich bei ihm vorbei komme und wir zusammen zur Schule gehen konnten - das mit dem Joggen hatte er aufgegeben, das hatte er mir gestern Abend noch geschrieben, war zu anstrengen und man hatte dann auch noch keine Zeit fürs Duschen.
'Ich komm nicht, bin Krank'
Schreib ich zurück, das war zwar gelogen, aber meine Mutter hatte mich dennoch frei gestellt als ich ihr von meinem 'Liebes Kummer' wegen Lena einem Mädchen aus meiner Klasse, erzählt habe, in die ich unsterblich verliebt gewesen war und die jetzt was mit nem neuen angefangen hat, was auch gelogen war. Ich hatte keinen Liebes Kummer ich war nur verwirrt... wegen Jona. Und in wiefern konnte Jona was mit Liebes Kummer zutun haben?
Gestern waren wir noch lange zusammen gewesen, nachdem wir ins Haus gegangen waren haben wir uns auf mein Zimmer verzogen, seine Hand habe ich so lange es ging nicht wieder los gelassen. Erst haben wir uns auf mein Bett geworfen und er hat sich an mich gekuschelt. Und wir haben Dracula gesehen. Doch die ganze Zeit war Jona so schweigsam. Nach dem ich eine ganze Weile mit mir gehadert hatte hatte ich ihn dann doch gefragt was los war.
"Ach ist nichts, hatte nur ein bisschen Kopfschmerzen", hatte er abgewunken. Ich wollte nicht weiter nachfragen, weil ich merkte, dass er nicht drüber reden wollte. Doch er blieb weiterhin schweigsam. Seit dem kann ich nicht aufhören an ihn zu denken. Warum sagte er mir nichts was los war? Er erzählte mir sonst auch immer alles - auch wenn ich ein beschissener Ratgeber war. Aber so lief das halt, er erzählte mir was, ich hörte zu und gab irgend einen scheiß von mir der ihm zwar nicht hilfreich war aber danach ging's ihm trotzdem besser.
'Warum hast du mir das denn nicht früher gesagt!? Dann hätte ich mich nicht fertig machen müssen.'
Schreib er zurück. Und direkt im nächsten Moment flatterte eine neue Nachricht von ihm ein.
'Warte noch gut ne Stunde, dann komme ich mit der SSS.'
SSS war unsere ganz persönliche Abkürzung für Pizza. Naja eigentlich stand es für super Spezial Suppe, aber das stand für Pizza. Es ist eine lange Geschichte wie es dazu kam, aber es begann in der 4. Klasse als Jona krank wurde, Leonie musste arbeiten und keiner konnte auf ihn auf passen, also hab ich die Schule geschwänzt, bin dann mit meinem Taschengeld in den nächsten Kiosk gegangen um ihm etwas zu kaufen, damit er schnell wieder gesund wird, so etwas wie eine super Spezial Suppe, das hatte ich den Kassierer auch so gefragt, ob er nicht eine Suppe hätte meine Mutter würde die auch immer machen... peinlich. Nur reichte mein Geld nur für so ne ekelhafte Tiefkühlpizza. Ich hab sie trotzdem gekauft und bin zu ihm gefahren und hab ihm die gemacht.
Das ist natürlich aufgeflogen, aber wir haben keinen Ärger bekommen unsere Eltern fanden das niedlich und irgendwie auch eine gute Idee. Naja nicht ganz aber teilweise, da Jona ja alleine bei seiner Tante wohnt und die viel Arbeiten muss, und irgendwie war es dazu gekommen, dass wir das jetzt immer so machten wenn einer Krank war kam der andere mit Pizza.
Ich wollte nicht, dass er kommt, ich wollte ihm ja schließlich aus dem Weg gehen um über meine nicht erotischen Gefühle für ihn nachzudenken. Ich wollte ihm schreiben, dass er nicht kommen braucht und zur Schule gehen soll, weil er sonst zu viel verpasst. Aber das konnte ich mir sparen er würde sowieso kommen. Warum habe ich Vollidiot ihm auch gesagt, dass ich nicht komme? Ich hätte auch sagen können, dass ich verpennt habe und er schon mal vorgehen soll. Das hätte er eventuell auch gemacht, da er es hasst zu spät zu kommen.
°°°
"Also ich habe hier eine Pizza Margarita für unsere arme kranke Maus und eine Tono für mich", hörte ich Jona ironisch aus dem Flur rufen. Er war gerade mit unserem Ersatz schlüssel - den wir origineller Weise unter unserer Matte vorm Eingang versteckten - ins Haus gekommen. Und hatte in der kurzen Zeit die er da war - nicht mal eine Minute - schon so viel Krach verursacht, dass wirklich jeder im Umkreis von einem Kilometer wusste wo er war.
Im Gegensatz zu seiner Aussage von vorhin ist erst eine halbe Stunde vergangen, weshalb ich gerade noch halb nackt im Bad stehe, nach einer langen heißen Dusche während der ich vergeblich versucht habe nicht an ihn zu denken.
Ich hatte gestern Abend noch Stev angerufen und gefragt, ob er und sein Freund demnächst mal wieder was mit uns Unternehmen wollen. Eigentlich wollte ich mit ihm über Jona reden, mit ihm ein bisschen über meine komischen Gedanken reden, habe dann aber doch in der Letzten Sekunde einen Rückzieher gemacht. Ich voll Idiot. Naja dafür sind wie jetzt auf ne Party eingeladen...
"Du weißt, dass ich Margarita hasse?", rufe ich ihm eine rhetorische Frage aus dem Bad zu, natürlich weiß er es, so wie er alles über mich weiß. Was manchmal schon echt gruselig ist.
Ein lautes schnäppern kam aus der Küche, dich gefolgt von gequälten Flüchen.
Augenverdrehen laufe ich aus dem Bad in die Küche. Jona war echt der schlechteste Koch aller Zeiten, selbst bei Tiefkühlpizza hatte er schon alle nur erdenklichen Wege herausgefunden sie zu ruinieren. Aber das higleigt war immer noch, als er versucht hat Spagetti in einer Pfanne zu zu bereiten, er hat einfach die Tomatensoße genommen in die Pfanne geschüttet und dazu die Nudeln gegeben und versucht sie so zu Kochen... Ihr glaubt nicht wie toll unsere Küche danach aussah.
"Was machst du da?", Frage ich ihn verwirrt, als ich sehe wie er gerade versucht unser großes Holzbrettchen in den Backofen zu befördern, auf der eine in Alufolie eingepackte Pizza liegt.
Wie ein ertapptes Reh dreht er sich um und mustert mich mit großen Augen. "Ähm... Pizza, denke ich", sagt er, während er mich von oben bis unten einmal abcheckt. "Nein", erwidere ich kopfschüttelnd. "Ich hab dir beim letzten Mal gezeigt wie's geht. Sooo dumm bist selbst du nicht!"
"Ja schon, aber Leonie hat mir da ne Sache gezeigt die sie letztens gemacht hat und das wollte ich mal ausprobieren, sie meinte dadurch wird es saftiger", verteidigte er sich.
"Du meinst bei den Backkartoffeln?", Frage ich skeptisch und kann mir ein Lachen nicht ganz verkneifen. "Dir ist klar das da ein Unterschied zwischen Tiefkühlpizza und Backkartoffeln besteht?" Fragend ziehe ich eine Augenbrauen hoch. Er legt sein süßestes unschulds Gesicht auf und jetzt kann ich nicht mehr andre und pruste los.
Während ich so da stand und mir vor lachen den Bauch hielt fing Jona immer mehr an zu schmollen. Bis sich ein etwas anderer Ausdruck dazu mischte der eher Faszination glich. Erregter Faszination. Oder so. Ich kannte den Gesichtsausdruck nicht, ich hatte ihn an ihm noch nie gesehen. Ich hörte auf zu lachen und sah ihn abwartend an. Doch er sah mir nicht ins Gesicht, er sah etwas weiter nach unten, sehr viel weiter nach unten. Ich sah an mir herab und stellte fest, das wohl mein Handtuch, das ich notdürftig um meine Hüften geschlungen hatte während meinem Lachkrampf runter gefallen sein muss. Augenblicklich kniete ich mich hin und hob es wieder auf, schnell bedeckte ich alles was bedeckt werden sollte. Oh Mein Gott war das peinlich!
"Sag mir das doch!", rief ich peinlich berührt aus.
Und wie als hätte ich ihn gerade aus einer starre geholt ging sein Blick ruckartig zu meinem Gesicht. Und ein raues kehliges Lachen verließ seinen Mund. "Alter du solltest mal dein Gesicht sehen, das ist unbezahlbar. Warte ich mach dir' n Foto" Er holte sein Handy raus.
Sofort stürmte ich auf ihn los und riss es ihm aus der Hand... wobei mein Handtuch wieder runterfiel... ICH VOLL IDIOT!!! Was Jona nur noch mehr zum Lachen brachte. Jetzt war ich an der Reihe ihn böse anzustarren. Ich drehte mich um und hob es erneut auf und schlang es wieder um meinen Körper.
"Ich gehe mir mal was anziehen", sagte ich "Ach und stell in der Zwischenzeit nichts mit der Pizza an ja"
"Stell dich nicht so an als ob ich die Küche in Brand stecken würde", lachte er ironisch.
"Weißt du noch der Schöne Mülleimer mit den Türkisen Blumen den wir mal hatten? Warst du es nicht der ihn Wort wörtlich in Brand gesetzt hat?", frage ich genauso ironisch zurück.
"Ach das, das ist doch Ewigkeiten her"
"Letzte Woche, man das war letzte Woche", rufe ich ihn in Erinnerung und verlasse die Küche.
"Sag ich doch Ewigkeiten", höre ich ihn noch theatralisch sagen, als ich die Badezimmertür schließe.