Das Treffen - Innerlich ein Miststück
-Larissas Sicht-
Ich konnte mich am nächsten Tag kaum auf mein Mediendesignfernstudium konzentrieren. Ich dachte ständig an den Abend und an Shiva. Dieser Typ hatte es mir wirklich angetan das gab ich zu. Doch ich hatte mich so gut es ging auch im Griff. Von Luca hatte ich seit unserem Streit nichts mehr gehört. Ich sollte mich spätestens wenn ich mich mit Shiva getroffen hatte bei ihm melden. Er hatte das einfach verdient. Vielleicht konnte ich es auch vermeiden Shiva zu nahe zu kommen.
Nachdem ich alle Arbeiten erledigt hatte war es nur noch eine Stunde bis zum Treffen. Ich ging in mein Schlafzimmer und zog mir das Outfit an das ich mit Luna gestern rausgesucht hatte. Ich ging ins Bad und überlegte mich noch zu schminken doch ich tat es nicht stattdessen kämmte ich mir noch meine Haare und ging dann aus dem Bad. Ich wollte nicht zu aufdringlich rüber kommen. Aber innerlich dachte ich so oder so das Shiva es wohl heute drauf ankommen lassen wollte. Ich nahm mir noch meine kleine Tasche und ging aus meiner Wohnung. Draußen angekommen hatte Luna noch geschrieben.
Lu: Ich wünsch dir viel Glück gleich! Lass dich einfach drauf ein.❤️
Ich lächelte etwas und ging dann weiter ohne die Nachricht zu beantworten.
Ich war nach 10 Minuten beim Revier angekommen und blickte im Gebüsch etwas hindurch. Ich sah Shiva wie er an einer Shisha zog und Rauch in die Luft blies, er tronte natürlich wieder auf dem größten Sofa. Ich konnte auch eine Art Schokobrunnen sehen und das kleine Feuer brannte auch schon. Oh man er hatte sich wirklich Mühe gegeben und ich machte ihn anfangs immer so fertig. Doch jetzt sollte ich mich mal zeigen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich atmete nochmal tief durch und ging dann aus dem Gebüsch. Ich schaute mich nochmal von oben bis unten an und ging dann langsam auf ihn zu.
Als ich fast bei ihm war bemerkte er mich und sein Blick blieb an mir haften. Er blies nochmal den Rauch in die Luft vom letzten Zug. Irgendwie sah es schon Verführerisch aus wie ihn der Rauch erst halb bedeckte und dann sein charmanter Blick hervorstach, er scannte mich von oben bis unten ab. Ich sah das er ein weißes Hemd trug und eine helle Jeans anhatte. Seine Air Force Ones waren wohl neu da sie sehr glänzten.
„Wow … du siehst wunderschön aus“, sagte er ruhig und etwas charmant.
Ich lächelte leicht.
„Naja du meintest ich soll mir was schickes anziehen“, sagte ich.
„Klar, hättest aber auch im Pennerlook kommen können, hätte mich auch nicht gestört.“
Shivas Aussage flashte mich ein wenig. Langsam dachte ich weniger das er ein Frauenheld war. Oder war das jetzt nur heute so?
„Du siehst aber auch nicht übel aus“, brachte ich dann hervor.
Er lächelte, stand auf und dann bekam ich wieder eine Umarmung. Ich erwiderte sie und meine Gefühle spielten wieder etwas verrückt. Ich musste mich zusammenreißen, das kann ja nicht sein dass das den ganzen Abend so geht.
„Danke“, flüsterte er in mein Ohr und dann ließen wir uns wieder los. „Hab mir gedacht ich zieh mal weiß an, was ich sonst nie trag.“
Dann ging er zu einem kleinen Tisch auf dem eine Eiswürfelschale mit Moet stand. Ich legte meine Tasche auf dem einen Sessel ab.
„Hast du extra so nen teuren Champagner gekauft?“, fragte ich ihn als der Korken knallte.
„Das sind Peanuts für mich, keine Sorge.“
Shiva hielt mir ein ziemlich edles Glas mit dem Champagner hin.
„Auf uns beide“, sagte er bevor wir die Gläser leicht aneinander stießen und einen Schluck tranken.
„Ich finds gut das der Abend so losgeht“, sagte er dann.
„Ja ich, dachte mir … ich geb dir einfach eine Chance mich kennenzulernen … und du hast dir ja hier so viel Mühe gegeben.“
Shiva hob beide Augenbrauen wieder.
„Das freut mich. Du wirst es nicht bereuen und ich sag mal so, wenn du das heute nicht ein wenig wollen würdest dann hättest du dich nicht so schick angezogen oder?“, meinte er charmant.
„Ja, stimmt.“
„Komm setz dich … du kannst auch neben mir sitzen. Wenn du nen Zug brauchst nimm dir gern die Shisha“, sagte er.
Ich setzte mich neben Shiva auf das größte Sofa und merkte wie mein Herz höher schlug. Er sah mit seinem Outfit heute wirklich noch besser aus als mit normaler Kleidung.
Ich nahm mir eine Erdbeere mit dem Spieß daneben und tunkte sie etwas in die Schokolade die von dem Brunnen kam.
„Und sind die gut?“, fragte Shiva neben mir als ich die Erdbeere aß.
„Ja sind der Hammer.“
Erst jetzt merkte ich das er seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte und sich näher zu mir setzte. Irgendwie störte es mich auch kaum und ich hatte eher ein wärmendes Gefühl in der Magengegend.
„Erzähl mal, wie habt ihr den Platz gefunden?“, fing Shiva dann an.
„Ach das ist schon länger her. Wir sind einfach mal über die Sperrzone hinaus da wo der Zaun ist um zu sehen was sich da wirklich befindet. Und dann haben wir ihn gesehen.“
Shiva zog an der Shisha und blies den Rauch in die Luft.
„Na da wart ihr aber mal ganz „schlau“ so wie wir damals. Eigentlich hat sich außer uns damals keiner hierhin getraut.“
„Gabs einen Grund?“
„Nein, also keine Geister oder Gestalten zumindest die hier rumirren.“
Ich lachte kurz.
„Siehst du so gefällst du mir schon viel besser. Ich finde du solltest diese Machtspielchen sein lassen, dich mal mehr entspannen und lockerer sein und den Abend genießen.“
„Ja … ich hab dich wohl vielleicht falsch eingeschätzt nur hab ich schon oft schlechte Erfahrungen mit anderen Gangs gemacht.“
„Warum? Was war los?“, fragte Shiva und trank einen Schluck von seinem Moet.
„Kennst du die Spikes?“
„Ja, sehr gut sogar. Die haben uns des öfteren rausgefordert. Wir sind übrigens die Devils.“
Ich nahm mir noch eine Erdbeere und lehnte mich dann wieder zu Shiva zurück.
„Lukas ist der Anführer von ihnen, mit ihm war ich mal 4 Wochen liiert und dann ging die „Beziehung“ zu Brüche wegen ner anderen. Alle haben dann über mich gelacht und gemeint „Ich wäre ja nur seine Bitch gewesen“.“
Shivas Augen weiteten sich etwas, sein Blick war geschockt und seine Augenbrauen hoben sich ebenso.
„Ja, deswegen steh ich mit allen Gangs auf Kriegsfuß die mir über den Weg laufen auch wenn sie nett sind.“
„Scheiße, aber glaub mir wenn ich die Spikes mal wieder im Nacken hab dann sind die fällig. Weil das geht überhaupt nicht, ich mein ich versteh mich mit allen die nett zu uns sind.“
„Naja ich sehe eben viele als Konkurrenz die mich ausstechen wollen weil sie alle sich beweisen wollen. Und dann tu ich das natürlich auch.“
Shiva schenkte sich und mir nochmal Moet nach und lehnte sich wieder zu mir zurück.
„Find ich nicht so gut. Klar hab ich mich auch mal als dir überlegen dargestellt. Aber ich hab nie die Absicht gehabt mich über dich zu stellen.“
Shivas Hand strich mir eine Strähne hinter das Ohr und blieb dann sanft an meinem Nacken liegen.
„So ist es eben, jeder will jeden fertig machen und jeder hat was mit jedem. Stichwort: Künstlerische Freiheit“, meinte ich und trank von meinem Moet.
Shiva seufzte etwas. Seine Hand legte sich wieder um meine Schulter.
„Im Grunde können wir ja alle tun und lassen was wir wollen. Ich mein uns steht nichts im Weg außer wir selbst. Ist das gleiche Thema wie bei deinem Freund, du könntest von jetzt auf gleich mit ihm Schluss machen.“
Ich sah Shiva etwas tiefer in die Augen. Das Schwarz leuchtete fast bei dem Feuer das brannte. Das meinte er wohl mit tiefgründigen Gesprächen.
„Naja ich … hab erstmal ne Beziehungspause eingeschlagen damit wir erstmal auf Abstand sind. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung.“
„Glaub ich nicht, wenn du mich fragst. Ich hab den Scheiß schon durch. Entweder komplett Schluss machen oder das Ganze retten, ohne Pause.“
„Hattest du mal eine Freundin?“
„Ja, aber sie hat mich betrogen nach einem Jahr. Ist dann klar war ich mache.“
„Versteh ich, wie lange spielst du eigentlich schon Fußballsqash?“
„Seit ist 5 bin. Da hab ich zum ersten Mal ne Wand immer zum spielen benutzt. Und du?“
„Erst später, mit 13 hab ich angefangen.“
„Ist doch auch schon ein gutes Alter.“
Shiva nahm nochmal einen Zug von der Shisha.
„Auch einen?“, fragte er.
„Ja, jetz schon.“
Ich nahm einen Zug und blies den Rauch in die Luft.
„Und wie bist du letztendlich mit Luca zusammen gekommen?“, fragte er dann.
Ich atmete tief aus und fing dann an zu erzählen.
„Wir haben uns bei nem Wettkampf kennengelernt beim Fußballsquash. Ich hatte nen Spielerausfall bei mir und er ist eingesprungen, so haben wir gewonnen. Und danach hatten wir weiterhin Kontakt, haben uns öfter getroffen und dann sind wir nach ner gewissen Zeit zusammen gekommen.“
„Also eine richtige Bilderbuchbeziehung“, meinte Shiva mit einem Lächeln.
„Ja kann man so sagen … damals wusste ich auch noch nicht das es sich so entwickelt.“
Ich blickte zu Boden und trank dann den Schluck Moet aus meinem Glas aus und schenkte mir nach.
Shiva drehte mein Kinn mit seiner Hand sanft zu mir so dass ich ihm in die Augen schaute.
„Hey, schon ok. Ich mein so einer hat dich nicht verdient wenn er jetzt so ist“, sagte Shiva und strich mir dann wieder durchs Haar.
Erst jetzt merkte ich das er wieder sein übliches Parfum trug und seine Haare mit etwas Haargel nach hinten gegeelt waren.
„Ja vielleicht hast du recht, er behandelt mich seit Wochen wie als wenn ich fast Luft wäre. Ich hab öfter überlegt schon mit ihm Schluss zu machen.“
„Du bist gewiss nicht Luft sonst wärst du unsichtbar, aber dann wird es jetzt Zeit das es sich wieder ändert oder?“
Ich blickte ihn etwas verwirrt an. Dann stand er auf und ging dahin wo der Moet am Anfang stand.
„Mach die Augen zu und nicht schummeln“, sagte er dann.
„Ok?“
Ich tat was er sagte und dann hörte ich wie er sich wieder neben mir nieder ließ.
„Dreh dich etwas rüber“, sagte er.
Ich tat es.
„Jetzt mach die Augen auf.“
Ich öffnete sie langsam und sah drei Rosen vor mir.
„Sind die für mich?“, fragte ich erstaunt.
„Ich seh hier sonst niemanden.“
Im nächsten Moment lachte ich und nahm die Rosen von Shiva dankend an. In seiner anderen Hand hatte er Pralinen von MaCherry in einer Herzverpackung.
„Oh man Danke, das ist echt süß von dir“, rutschte es mir hervor als ich die Pralinenschachtel in meiner Hand hielt.
Shiva hatte sich wirklich Mühe ohne Ende gegeben. Ich war total sprachlos. Luca hatte mir immer nur Kleidung oder Schmuck geschenkt. So kleine Gesten waren ihm zu „lau“ meinte er immer.
Shiva gab mir irgendwie genau das was ich mir immer von einem Mann gewünscht hatte. Kleine aber nicht so teure Geschenke.
„Kann ich dich umarmen?“, fragte ich ihn.
„Immer Süße, aber nur wenn du jetzt mit mir tanzt.“
„Wir haben doch gar keine Musik.“
Shiva zog sein Handy hervor und dann hörte ich eine Soundbox die per Bluethoot verbunden war mit seinem Handy und einen ruhigen Track von Eminem spielte.
„Jetzt schon.“
Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie und dann entfernten wir uns etwas vom Feuer. Kaum standen wir umarmte ich ihn.
„Schön das ich mal eine Umarmung von dir bekomme“, sagte er sanft in mein Ohr.
„Die hast du verdient.“
Dann legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust wie an dem Tag als ich geweint hatte wegen Luca und ließ mich von ihm führen. Im nächsten Moment schaltete sich auch mein Gewissen wieder ein und ich fragte mich was ich hier tat. Ich tanzte hier mit einem Anderen der noch dazu der Anführer einer anderen Gang war und Luca war wahrscheinlich deprimiert zuhause. Ich kam mir teils wie ein Miststück vor. Doch der Abend fing so schön mit Shiva an und er hatte sich wirklich gut verhalten. Ich hatte auch gemerkt das er sich nicht verstellt hatte. Das war auch etwas was ich am Anfang dachte doch er war wirklich sehr real bisher gewesen. Ich spürte seine Hände an meinem Rücken.
„Und schön bequem da?“, fragte er charmant.
Ich lachte kurz.
„Ja, ich kann mich nicht beschweren.“
Jetzt lachte er. Sein Lachen klang wirklich sehr schön und es beruhigte mich auch irgendwie. Seine Körperwärme umhüllte mich wieder und sein Duft hatte sich wieder in meiner Nase eingenistet.
„Das is glaub ich das was dir gefehlt hat oder?“
„Was meinst du?“, fragte ich und sah ihm in die Augen.
„Naja ein Typ bei dem du nicht ständig überlegen musst was du als nächstes tun solltest oder musst.“
Shivas Augen funkelten wieder als ich ihm wieder in die Augen sah. Ich erwischte mich dabei wie mein Blick auf seine Lippen ging. Shiva hatte es wohl gemerkt da er etwas lächelte. Ich wusste nicht ob es so eine gute Idee war ihn zu küssen.