Kapitel 2: So süchtig?
"Genug jetzt!" Aayden Muntz unterbrach sie kalt. "Dieses Märchen, du hättest mir damals geholfen, hast du schon öfter gebracht. Ich hab dich gewarnt, hör auf, mir auf die Nerven zu gehen."
Theres Staudinger sagte: "Ich klau ihr nichts. Ich war es wirklich, die dich da rausgeholt hat..."
Aayden Muntz erwiderte eisig: "Ich war zwar nicht ganz bei mir und hab ihr Gesicht nicht erkannt, aber die Kleidung, die sie trug, hab ich gesehen. Ich hab nachprüfen lassen - das war Ritas Outfit."
Theres Staudinger erklärte: "Das liegt daran, dass sie, nachdem ich dich gerettet hatte, die Chance genutzt hat, als ich erschöpft war, und mit mir die Sachen getauscht hat..."
Aayden Muntz unterbrach sie angeekelt: "Hältst du mich für blöd? Glaubst du ernsthaft, ich falle auf so eine lahme Ausrede rein? Letzte Warnung: Wenn du noch einmal versuchst, Rita etwas zu stehlen, dann gute Nacht."
Bei seinem Gesichtsausdruck verlor Theres Staudinger jede Lust, weiter zu erklären.
Sie hatte keine Beweise, aber sie sagte die Wahrheit.
Die letzten Jahre hatte sie ihm immer wieder die Wahrheit gesagt.
Doch er glaubte ihr nicht.
Er vertraute nur der Kleidung, an die er sich in seinem benebelten Zustand erinnerte.
Eigentlich denkt er vielleicht, die Jacke selbst hätte ihn gerettet.
"Solltest du irgendwann rausfinden, wie es wirklich war, dann komm mir nicht mit Vertragsbruch. Ich hab's versucht, du willst es nicht hören."
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Theres Staudinger um und verließ das Büro.
Irgendetwas in Aayden Muntz zuckte, eine unerklärliche Unruhe kam in ihm hoch, als hätte er die Kontrolle über etwas verloren.
Er starrte einen Moment auf seine Unterlagen, dann griff er zum Hörer und rief seinen Assistenten Maximilian Muntz an. "Find raus, wo Theres Staudinger letzte Nacht war und mit wem."
Maximilian Muntz war flink und kam in weniger als einer Stunde mit einem Bericht zurück.
"Chef, soweit ich weiß, ist Frau Muntz gestern um elf aus dem Haus und allein zum Club 'Vanish' gegangen. Die Kameras im Club waren eine Weile ausgefallen, man sieht nicht, was sie da gemacht hat."
"Auch die Kameras in der Gegend waren gestört. Man kann nicht sagen, wann sie den Club verlassen hat. Heute um neun ist sie dann allein aus dem Hotel nebenan aus- und direkt zu uns hereingekommen."
Die Unruhe in Aayden Muntz verflog auf der Stelle. "Dann hat sie die Nacht wohl allein verbracht. Sie hat sich gar keinen Mann gesucht, sie wollte mit ihrer Ankündigung nur anders an mich rankommen."
"Durchschaubares Spielchen, aber ich steh nicht auf sie. Die Masche zieht bei mir nicht."
Er selbst merkte nicht, wie widersprüchlich sein Verhalten war.
Schließlich hatte er von Theres Staudinger verlangt, dass sie selbst einen Weg finde, schwanger zu werden, und ihr sogar einen Mann vor die Nase gesetzt, um sie zu zwingen, mit einem Fremden zu schlafen.
Doch als Theres Staudinger tatsächlich vorhatte, sich woanders einen Liebhaber zu nehmen, bekam er Beklemmungen.
Und als er erfuhr, dass sie die Nacht allein verbracht hatte, fühlte er sich unerklärlich erleichtert.
Aayden Muntz sagte: "Ach ja, mein Magen spielt verrückt. Mach mir einen Magentee."
Maximilian Muntz antwortete: "Die Teebeutel sind alle. Frau Muntz macht den Tee normalerweise frisch und bringt ihn rüber. Heute war nichts. Ich ruf sie mal an."
Aayden Muntz zog die Stirn in Falten und wehrte ab: "Nein, lass das."
"Wann hat sie das je vergessen? Diesmal war das mit Absicht. Sie wartet drauf, dass ich bei ihr anrufe, damit sie sich wichtig fühlen kann."
"Ist nur 'ne Tasse Tee, ich komm auch ohne klar."
Genau wie mit ihr selbst - auf die konnte er auch verzichten.
"Verstehe." Maximilian Muntz sagte nichts weiter, brachte ein Glas heißes Wasser und ging wieder an die Arbeit.
Aayden Muntz zog jedoch immer tiefer die Stirn kraus, der stechende Schmerz in seinem Magen ließ sein Gesicht weiß werden, Schweißperlen traten auf seine Stirn, seine Hände zitterten.
Schließlich musste er Maximilian losschicken, Magentabletten zu kaufen.
...
Im Auto rief Theres Staudinger Georg Teschner an. "Lass uns treffen. Ich schick dir die Adresse von meinem Privathaus, pack deine Sachen und komm rüber. Für die Dauer unseres Arrangements wohnst du da."
Am Telefon erklang die lässige, neckende Stimme des Mannes: "Schon so süchtig? Noch keine drei Stunden rum, und du willst schon wieder?"
Theres Staudingers Mundwinkel zuckte. "Ich will dir das Geld geben und dir 'ne Bleibe besorgen. Ab jetzt treffen wir uns dort. Wenn wir jedes Mal ins Hotel gehen, kriegt unsere rein geschäftliche Beziehung noch Ärger mit dem Ordnungsamt."
Georg Teschner lachte leise. "Stimmt schon. Ich bin noch im Hotel von gestern, hol mich ab."
Nach dem Auflegen fuhr Theres Staudinger zum Hotel von letzter Nacht.
Vor Ort sah sie niemanden. Sie stieg aus und guckte sich um, wollte gerade anrufen, als plötzlich eine große Gestalt vor ihr auftauchte - mit einer Präsenz, die man nicht übersehen konnte.
Theres Staudinger blickte hoch und sah einen gut gebauten Mann von fast einsneunzig vor sich stehen.
"Kann ich was für dich tun?" Sie runzelte misstrauisch die Stirn.
Georg Teschner sagte mit einem andeutungsvollen Lächeln: "Was? Erkennst du mich nicht mehr, wenn ich was anhabe?"
Bei der vertrauten Stimme wurde Theres Staudinger klar, dass er der Mann von gestern Nacht war.
Die ganze Zeit, von gestern bis heute früh, war im Zimmer nie die Deckenleuchte angegangen. Sie hatte sein Gesicht nur im Dämmerlicht schemenhaft gesehen und nicht genau in Augenschein genommen, daher hatte sie ihn nicht erkannt.
Wegen seiner zweideutigen Worte warfen die Menschen ringsum neugierige Blicke herüber.
Theres Staudingers Gesicht wurde glutrot. "Nicht so laut. Findest du das etwa rühmlich?"
Sie stieg als Erste ins Auto.
Georg Teschner kicherte und stieg ebenfalls ein.
Theres Staudinger brachte ihn zu einer Villa, die ihr Aayden Muntz' Großvater Fabi Muntz zur Hochzeit geschenkt hatte.
"Heute früh haben wir nur über den Preis gesprochen, nicht über die Bedingungen im Einzelnen. Ich erklär's dir kurz."
Theres Staudinger setzte sich auf das Sofa und sagte: "Erstens: Ich brauch dich hauptsächlich abends, tagsüber kannst du machen, was du willst. Aber abends solltest du frei halten für mich."
"Zweitens: Solang unser Geschäft läuft, hast du mit anderen Kundinnen Pause. Ich zahl viel Geld und will meinen Mann nicht teilen müssen."
"Drittens: Du machst nicht wegen eines besseren Angebots von 'ner anderen reichen Frauen mit mir Schluss. Erst wenn ich sage, es ist vorbei, darfst du wieder andere nehmen."
"Viertens: Keine Fotos oder Videos, und du erzählst keinem was von uns."
"Fünftens: Wir recherchieren nicht gegenseitig nach dem anderen."
"Das sind so die Hauptregeln. Wenn was nicht passt, sag's."
Georg Teschner setzte sich lässig neben sie. "Ich kann nicht immer abends frei machen. Ich hab noch andere Arbeit, manchmal muss ich länger machen, manchmal bin ich auf Dienstreise."
Theres Staudinger war erstaunt. "Bist du nicht hauptberuflich... Begleiter?"
Georg Teschner sagte: "Das ist nur ein Nebenjob, tagsüber mach ich was anderes."
Theres Staudinger fragte: "Für 'ne Million im Monat kannst du nicht kündigen?"
Georg Teschner antwortete: "Das Geld hier kauft nur meine Abende. Für meine Tagesarbeit gibt's einen anderen Preis, den kannst du dir nicht leisten."
"Keine Sorge, ich lass dich nicht hängen. Wenn ich mal wegen Überstunden nicht kann, hol ich das zu nem anderen Zeitpunkt doppelt nach."
Theres Staudinger überlegte und fand, dass das kein Problem war. Sie nickte. "In Ordnung. Dann abgemacht. Schick mir deine Kontodaten, ich zahl dir was im Voraus."
"Immer mit der Ruhe." Georg Teschner rückte ihr plötzlich näher, seine tiefe Stimme klang verführerisch. "Ich muss morgen für ein paar Tage weg. Solang ich jetzt Zeit hab, lass mich dir ein paar Mal was vorausgeben."
Theres Staudingers Mundwinkel zuckte. "Das muss wirklich nicht sein. Ich bin nicht so versessen darauf, jeden Tag was zu treiben."
Georg Teschner nahm ihre Hand und legte sie auf seinen Waschbrettbauch. "Seit wir uns sehen, hast du meinen Körper nicht mehr aus den Augen gelassen. Willst du mich wirklich nicht?"
Die harten Konturen unter ihrer Hand ließen ihr Herz unwillkürlich schneller schlagen.
Aber ihre Aufmerksamkeit galt nicht seinen Worten, sondern einer anderen Beobachtung...
Muskeln sind normalerweise weich, wenn sie entspannt sind, aber seine Bauchmuskeln waren steinhart und voll unter Spannung.
Spannte er etwa extra für sie an?
"Hahahaha..."
Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
"Worüber lachst du?" Georg Teschner sah verdutzt aus.
Theres Staudinger lachte, bis die Tränen kamen, und sagte lachend: "Muskeln sind normalerweise weich, wenn sie entspannt sind, aber deine sind so hart. Spannst du extra an?"
"Ach, vergiss es. Ist ja nett, dass du dir für mich Mühe gibst, hahaha!"
Georg Teschners Mundwinkel zogen sich zu einem schlauen Grinsen. "Stehst du also auf mich, wenn ich hart bin?"
