Kapitel 5 Meines ist auch deins
„Fräulein Krämer, Frauen legen großen Wert auf eine Hochzeitsfeier und Ehering. Es tut mir leid, dass ich keine Zeit dafür habe. Suchen Sie sich einen Ring aus, den Sie mögen.“
Sofia hob den Kopf und traf Marcels unendlich tiefen Blick.
„Nicht nötig.“ Sofia lehnte schnell ab: „Ich lege keinen großen Wert darauf.“
Sie war nicht mehr im Alter für Romantik. Noch wichtiger war, dass sie Marcel gegenüber, auch wenn er ihr Ehemann wurde, nichts schulden wollte.
„Ein Ring ist ein Muss,“ sagte Marcel lässig und hielt Sofias Hand plötzlich fest, legte die Karte in ihrer Hand.
Sofia spürte die Wärme bei dem Körperkontakt, die durch seine Hand auf sie übertrug, sie war für einen Moment geschockt.
„Gut.“ Schließlich waren sie ein frisch gebackenes Ehepaar, Sofia wollte seinen Gutwillen nicht widersprechen und nahm die Karte entgegen.
„Ich habe am Nachmittag noch ein Meeting und kann Sie den Tag nicht begleiten.“ Nach wie vor war die Stimme reglos.
„In Ordnung.“ Sie wollte sein Wohlwollen nicht wegen einer so trivialen Angelegenheit zurückweisen..
„Übrigens, die Adresse.“ Marcel fiel plötzlich etwas ein und sagte noch einmal: „Ich schicke sie Ihnen nachher, Sie können jederzeit einziehen.“
Sofia war plötzlich ein wenig unruhig und sagte: „Das ist nicht eilig.“
Normalerweise wohnte ein Ehepaar doch zusammen, Sofia war aber noch nicht so weit, mit einem fremden Mann unter einem Dach zu leben.
Die Ablehnung war zu offensichtlich, Marcel warf erneut einen Blick auf sie, Sofia war es wieder peinlich.
Marcel sagte aber nichts, drückte nur den Knopf am Rollstuhl und drehte ihn in eine andere Richtung: „Ich bin jetzt weg. Wenn was ist, melden Sie sich.“
Sofia nickte. Ihr Blick begleitete Marcel während er langsam weg fuhr. Sofia wollte sich auch auf den Weg machen, zur Arbeit zu fahren.
Als sie sich umdrehte, fiel ihr plötzlich etwas ein. Sie war hier, um das Geld an Marcel zu übergeben.
„Marcel, warte kurz!“
Sie rief gehetzt und beeilte sich Marcel einzuholen.
Marcel hielt den Rollstuhl an, drehte sich leicht und sah, wie sie außer Atem auf ihn zulief.
„Hier sind die fünftausend Yuan, die ich zurückgeben wollte.“
Sofia erreichte Marcel und reichte ihm sofort einen gelben Umschlag rüber.
Marcel war für einen Moment erstaunt, als er den gelben Umschlag und Sofias ernstes Gesicht sah.
Dann lächelte er.
Sofia stutzte .
Von dem zweimaligen Treffen sah Sofia zum ersten Mal, dass Marcel lachte.
Marcel sah gut aus, seine Gesichtszüge waren klar. Er wirkte nur sehr distanziert.
Sein Gesicht wurde sanft, als er lächelte. Sofia war ein wenig erstarrt.
„Sie haben ein gutes Gedächtnis.“ sagte Marcel, sein Ton wurde sanfter: „Vergessen Sie es.“
„Eine Schuld muss zurück gezahlt werden.“
Sofia blieb hartnäckig und reichte den Umschlag erneut herüber.
Marcel nahm den Umschlag immer noch nicht entgegen, er schaute Sofia nur zu.
Sofias Gesicht war rot, weil sie vorhin in Eile rannte, hinter den verstreuten Pony versteckte die Schweißperlen, die entlang ihrer glatten und weichen Wangen runterliefen.
Plötzlich wollte Marcel Sofias lose Haare zusammenbinden.
Aber er riss sich doch zusammen und zeigte wieder sein kaltes Gesicht.
„Wir sind nun jetzt ein Ehepaar. Meines ist auch deines.“
Dann fuhr Marcel mit seinem Rollstuhl weg, ließ Sofia keine Chance, sich zu äußern.
Sofia steckte den Umschlag wieder in ihre Tasche, ihr Gesicht war noch rötlich. Sie begleitete Marcel mit ihrem Blick, dann ging sie zur Haltstelle.