Kapitel 4 Blitz Ehe
Erst dann begriff Sofia endlich.
Dieser Mann wollte sie heiraten.
Es war doch grotesk, beim zweiten Treff schon heiraten.
„Über Eheschließung sollten Sie nicht scherzen."
Sofia wollte dem Mann das Geld geben und gehen, aber da ertönte eine gemächliche Stimme.
„Fräulein Krämer, wenn Sie dem Mann von gestern schon eine Chance geben wollten, warum kann ich nicht eine bekommen?“ Es klang, als ob er die Zustimmung von Sofia suchte, aber er war nicht nachgebend: „Bin ich schlechter als er? Oder weil ich ein Behinderter bin?“
„Natürlich nicht“, rutschte Sofia heraus. Sie realisierte erst dann, dass sie von ihm geführt wurde, als sie seine lachenden Augen sah.
Sofia biss sich verstimmt auf die Lippe und sagte ernsthaft: „Wir kennen uns gar nicht, so eine Entscheidung sollte nicht übereilig getroffen werden.“
„Die Männer, die Sie trafen, waren auch Fremde.“ Der Mann antwortete reglos, aber direkt. Sofia war nicht redegewandt, jetzt fand sie keine Worte.
„Fräulein Krämer,“ Der Mann kreuzte seine Hände und stellte auf seine schlanken Beine ab. Er schaute Sofia mit seinen leuchtenden Augen an: „Sie brauchen diese Ehe definitiv. Wenn Sie diese Chance verpassen, wann ist die Nächste Gelegenheit?“
Man musste zugeben, dass dieser Mann sehr geschickt in Sache der Verhandlung war, er traf immer genau Sofias Achillesferse.
Stimmt, Sofia brauchte wirklich eine Ehe.
Genauer gesagt brauchte sie dringend einen Ehemann mit der Anmeldung in dieser Stadt.
Ansonsten wäre sie nicht willig, sich in nur drei Monaten mit so vielen Männern zu treffen, sogar schrägere Menschen wie Dirk.
Sofia musste zugeben, dass er sie überreden und sie nicht ablehnen konnte. Sie starrte den Mann auf dem Rollstuhl an und fragte am Ende: „Sind Sie … aus der Stadt S?“
Der Mann bewegte seinen Mundwinkel: „Ja.“
Sofia blieb still, sie hielt den Personalausweis mit ihrer in der Tasche steckenden Hand fest.
Zufällig hatte sie den Ausweis dabei, weil sie für ihre Mutter etwas besorgen musste.
War es nicht ein Schicksal?
Sofia warf noch einmal den Blick auf den Mann.
Er war zwar Behindert, war aber vom Aussehen und von den Manieren viel besser als die Männer, die Sofia zuvor traf.
Sofia fragte sich, ob es ihr Ziel war, schnell einen Mann aus dieser Stadt zu heiraten?
Wo jetzt die Chance stand, welche Sorgen hätte sie noch?
In ihrem Kopf gingen viele Gedanken hin und her, schließlich entschied Sofia gegen ihre letzte Verzweiflung und hob den Kopf hoch.
„Gut, einverstanden.“
Eine Stunde später ging Sofia mit der Heiratsurkunde aus dem Standesamt. Sie konnte noch nicht wahrnehmen, was passierte.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie so schnell einen Mann heiratete, und zwar einen Mann, den sie so gut wie nicht kannte.
Sofia blickte auf die Heiratsurkunde, auf dem Foto saßen sie nebeneinander, der Mann wirkte ausdruckslos, sie war zurückhaltend und ängstlich.
Unter dem Foto stehen die Namen.
Sofia fand es seltsam, dass sie den Namen ihres Mannes aus der Heiratsurkunde erfuhr.
Marcel Hettich.
Ein einfacher, aber eleganter Name, der seinem Naturell entsprach.
Sofia kannte nur die Handynummer und den Namen von ihrem Ehemann, sonst nicht mehr.
Plötzlich fühlte Sofia sich unsicher, ob die Entscheidung vernünftig war. Er sah gut aus, wirkte seriös; Wie konnte sie aber wissen, ob er ein gut gekleidetes Scheusal war?
Sofia verspürte ein wenig Reue. In diesem Moment streckte Marcel seine schlanke Hand zu ihr, zwischen den Fingern war eine Karte.