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KAPITEL .13

Mittwoch, 9.11.

Dieser Geruch von Desinfektionsmittel kitzelt meine Nase.

Die weißen Wände fallen mir ins Auge.

Das Klicken des Kugelschreibers des Arztes durchbohrt mein Trommelfell.

Die Worte kommen mir zu Ohren.

KREBS KREBS KREBS KREBS KREBS KREBS

Es ist nicht möglich. All dies ist unwirklich.

Keine Träne schafft es, über mein immer noch bartloses Gesicht zu fließen.

Der Schmerz erwacht langsam in mir zum Leben.

Meine Lungen sind komprimiert.

Mein Kopf dreht sich.

Ich sehe verschwommen.

Ich falle von meinem Stuhl zu Boden.

Ein Schmerz packt meine Brust.

Meine Lunge tat sehr weh.

Ich spüre Wärme in der Nähe meiner Hand.

Ich öffne meine Augen.

Weisse Wände. Ein Geruch, den ich nur zu gut kenne. Dieser Piepton im Hintergrund lässt mein Blut gefrieren. Ein feiner Luftstrom, der mich an Ort und Stelle einfriert. Mein Körper schläft und hat Schmerzen.

Ich habe Probleme beim Atmen.

Ich ersticke, ich muss die Maske abnehmen, die meinen Mund bedeckt.

Ich schiebe die Maske über meinen Hals.

Die Luft dringt langsam in meine Lungen ein.

Mein Hals tut weh. Es ist trocken und es brennt mir.

Ich atme langsam ein, der Schmerz lässt merklich nach.

Ich atme wieder ein, der Schmerz lässt nach.

Ich starre auf die makellose Decke. Eine Fliege fliegt vor meinen Augen vorbei. Ich folge dem Blick. Sie fliegt für einen Moment, bevor sie auf meinem Bett landet. Hier bemerke ich eine Präsenz neben mir, links von mir.

Meine Augen weiten sich überrascht.

Sie ist da. Ich hatte es nicht einmal gesehen.

Sie sitzt auf einem Stuhl, der mir unbequem erscheint.

Sein Kopf ruht auf meinem linken Oberschenkel, während ich in diesem verdammten Krankenhausbett liege.

Sie ist wunderschön trotz ihrer gezeichneten Gesichtszüge, ihrer dunklen Ringe und schmucklosen Augen, ihrer zu einem unordentlichen Knoten zusammengebundenen Haare, ihrer einfachen, ungebügelten Kleidung.

Sie schläft und ihr gleichmäßiger Atem streichelt meine linke Hand.

Normalerweise hasse ich Körperkontakt, aber Elsa in meiner Nähe zu haben, beruhigt mich und tröstet mich vor allem.

Das Gefühl von Elsas Atem auf meinem Körper ist seltsam entspannend. Ich fühle mich seltsam, als gehöre ich dazu. Als ob es völlig normal wäre, Elsa an meiner Seite zu haben.

Den süßen und fruchtigen Geruch meines jungen Psychiaters zu riechen, der meine Sinne einbalsamiert hat, hat eine seltsame und verrückte Wirkung auf mich. Ich bin wie beruhigend. Als wäre sie mein Fels, der mich stützt und nach oben drückt.

Ich beobachte ihn. Sie sieht so ruhig und ausgeruht aus, dass mir fast das Herz in die Rippen springt.

Ich möchte sie berühren, als wollte ich sicher sein, dass ihre Anwesenheit real ist, dass sie nicht wie eine Oase mitten in der Wüste ist.

Ich strecke meinen Arm nach Elsa aus. Ich bringe meine Hand zu seinem Gesicht.

Mein Arm schmerzt wie der ganze Rest meines Körpers. Ich habe den Eindruck, lange geschlafen zu haben, sogar zu lange.

Mit den Fingerspitzen streiche ich über seine Wange, sie ist weich und leicht feucht.

Ein sanfter, vertrauter elektrischer Strom lässt mein Herz höher schlagen.

Eine schmerzhafte Erinnerung an meine Vergangenheit schneidet mich in diesem Moment voller Zärtlichkeit ab. Ich versuche, diese Erinnerung zu verdrängen, aber sie drängt sich mir auf.

Ich streichle ihr Gesicht, das mit einem kleinen Teenager bedeckt ist.

Ihre Augenlider sind geschlossen.

Meine kleinen Finger zeichnen die Umrisse seiner Kratzer.

Ich verstehe nicht, warum er nicht aufwacht.

Ich rüttele vergeblich an seiner Schulter.

Ich setze meine Liebkosungen auf ihrem blassen Gesicht fort und lösche nach und nach die ergreifenden Bilder meiner Vergangenheit aus.

Ich mag das Gefühl, das ich spüre, wenn meine Finger ihre Haut berühren, ich mag diesen sanften elektrischen Strom, der durch meine Wirbelsäule fließt, wenn sich unsere zwei unbekannten Häute treffen. Er ist die einzige Person, die mich so fühlen lässt, und ich muss zugeben, es ist erschreckend.

Mein Instinkt bestimmt mein Handeln. Ich will alles spüren, aber noch stärker.

Ich fahre mit meinen Fingern über seinen Hals.

Ich bin wie im Mond. Ich bin mir der Tragweite meiner Gesten nicht bewusst.

Ich lasse ausnahmsweise mal mein Herz entscheiden und nicht mein Hirn.

Ich kontrolliere keine meiner Bewegungen.

Meine Gesten sind weich und zärtlich. Ich habe noch nie solche Gesten gegenüber einer Frau gehabt. Diese Frau ist mein Psychiater, aber im Moment erkenne ich den Einfluss meiner Gesten nicht.

Ich spüre unter meinen Fingern, dass meine Liebkosungen auf ihn wirken. Seine Haut ist mit Schauern bedeckt. Ich ertappe mich dabei, wie ich lächele, denn ausnahmsweise merke ich, dass sie diese Wirkung auf mich hat, ich habe sie auch auf sie.

Mein Schmerz verschwand oder ließ zumindest nach, als sich unsere Haut traf. Es hat diese schmerzstillende Wirkung oder auf jeden Fall schmerzstillende Wirkung auf mich. Ich fühle mich mitgerissen von dem Strom unbekannter Empfindungen, die er in mir auslöst.

Ich beobachte es immer noch. Sie lächelt im Schlaf, mein Herz schlägt schneller. Zu wissen, dass ihm meine Gesten auch im Schlaf gefallen, drängt mich weiterzumachen, nur damit ich noch für einen Moment die Unschuld genießen kann, die in diesem Moment auf seinem Gesicht zu lesen ist.

Ich streiche mit meinen Fingern so sanft wie möglich über seinen Nacken.

Ihre warme Haut an meinen kalten Fingern erzeugt einen sanften Kontrast. Das sanfte Kribbeln in meinen Fingern übernimmt meinen Körper.

Sie zuckte zusammen. Ein Schauer läuft über ihre blasse Haut.

Ich bin berauscht von Empfindungen und Gefühlen, die ich nicht einmal beschreiben kann. Ich bin getragen von diesem Quäntchen Wahnsinn, der in mir geboren wurde.

Meine rechte Lunge pocht schmerzhaft. Meine Finger gehen wieder in Richtung dieser Suche nach Sensation, es ist die einzige Droge, die meine Qualen und meine Schmerzen lindert.

Ich fahre mit meinen schlanken Fingern durch ihr platinblondes Haar.

Ihr Haar ist lang, glatt, fein, seidig, kurz weich, sehr angenehm zu berühren.

Ich wickle eine dünne Locke ihres Haares zwischen meine Finger, wie es mein junger Psychiater tut, wenn sie gestresst oder unwohl ist.

Eine kleine Erinnerung taucht vor meinen Augen auf.

Sie setzte sich mir gegenüber auf ihren kleinen schwarzen Ledersessel.

Ihr himmelblaues Trägershirt hebt ihre hübschen Brüste hervor. Sein schlecht angezogenes schwarzes Jäckchen gibt mir einen Blick auf seine nackte Schulter.

Ich ließ mich von der Vision ihres griechischen Göttinnenkörpers einsaugen.

Während meiner kleinen Kontemplation spreche ich. Ich spreche von Mabel und meiner Art, mit ihr zusammen zu sein.

Meine Augen wandern gespannt über seine Brust.

Der Klang des Klaviers und der Stift auf dem Papier wiegen mich sanft.

Ein Räuspern bringt mich zurück auf die Erde.

Meine Augen lösen sich von seiner Brust und tauchen in die Ozeanaugen ein, die mich anstarren.

Unermüdlich wickelt sie eine dünne, platinblonde Locke um ihren Zeigefinger.

Ihr Gesicht ist pfingstrosenrot.

Sie sieht verlegen zu Boden.

Ich wurde gegrillt, als ich auf die Brüste starrte.

Endlich lächle ich, zumindest versuche ich es, weil mein Körper mir schlecht gehorcht.

Ich senke meinen Blick auf Elsas Brust, die von ihren vorn gefalteten Unterarmen verdeckt wird. Ich schnaufe leicht enttäuscht. Es ist beeindruckend, wie mich diese Frau anzieht.

Ich fahre merklich mit meinen Fingern zwischen ihr feines Haar.

Ich beginne, seine Kopfhaut kreisförmig zu massieren.

Tief im Inneren weiß ich nicht, warum ich das tue. Ich weiß nur, dass ich es will. Mein Unterbewusstsein diktiert mein Handeln. Mein Verstand ist weg. Mein Gehirn ist total verschwommen.

Elsa stößt einen zufriedenen Seufzer zwischen ihren üppigen Lippen aus.

Meine Finger setzen ihre kleinen Gesten fort. Ich setze meine Papouilles fort. Sie schätzt meine Geste und es macht mich glücklich.

Elsas schläfrige Stimme hallt in meinem Kopf wider.

-Jack...

Mein Herz springt in meiner Brust.

Seine Stimme ist schrecklich sinnlich. Ein dünnes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Allein durch ihre Berührung wusste sie, dass ich es war.

Elsas Kopf neigt sich von rechts nach links. Sie reibt ihr Gesicht an meinem linken Oberschenkel. Meine Oberschenkelmuskeln ziehen sich zusammen. Seine Geste ist so intim, dass sie in mir eine Flut von gegensätzlichen Gefühlen entstehen lässt.

Ich sehe zärtlich zu, ein Lächeln auf den Lippenwinkeln.

Der Herzmonitor gerät in Panik.

Ein heftiger Schmerz drückt meinen Brustkorb zusammen. Ich schwöre, den wenigen Speichel zu schlucken, den ich habe. Mir geht die Luft aus. Ich ersticke.

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