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Kapitel 5

Ich spürte, wie meine Wangen sich erhitzen. Das schien er wohl noch lustiger zu finden, den sein Grinsen wurde breiter.

„Du musst doch nicht gleich rot werden, es ist nun mal so. Komm lass und zu Ende essen.“

Beinahe krampfhaft behielt ich meinen Blick auf meinem Teller. Wenn ich wieder in seine Augen sehen würde, würde ich ihn wahrscheinlich wie ein kompletter Idiot anstarren.

Aber irgendwie könnte ich mich einfach in seinen Augen verlieren.

Deshalb aß ich einfach wie mechanisch meinen Teller leer.

„Möchtest du noch etwas essen?“, fragte Alexander mich höflich. Ich wollte schon den Kopf schütteln, erinnerte mich aber an seine Bitte ihm mit ganzen Sätzen zu antworten.

„Nein, vielen Dank.“

Dabei sah ich ihm kurz in die Augen, bevor ich meinen Blick wieder senkte.

„Gut, dann können wir ja jetzt gehen.“

Energisch stand er auf und wieder richteten sich alle Blicke auf ihn, was ihn wenig zu interessieren schien.

Ungerührt über die Aufmerksamkeit trat er hinter mich und half mir beim Aufstehen. Wie ein Gentlemen.

Seine Ausstrahlung war so mächtig. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis mich gegen ihn zu lehnen und in ihm zu versinken.

Ich musste sofort aufhören so etwas zu denken!

Was war nur los mit mir? Ich hatte nicht das Recht, solche Wünsche oder Gedanken zu haben. Nur seine Gefährtin durfte das, ich sollte mich wirklich zusammen reißen!

Also atmete ich tief durch und trat schließlich von ihm weg. Wahrscheinlich konnte er meinen Herzschlag hören, so laut wie es war. Aber er ließ sich nichts anmerken, sondern führte mich einfach wieder aus dem kleinen Lokal.

Es war immer noch recht kalt, aber wenigstens hatte es mittlerweile aufgehört zu schneien.

Meine Schuhe waren definitiv nicht die besten für diese Zeit, aber ich würde mich hüten etwas zu sagen. Nicht, dass er mir auch noch neue Schuhe kaufen wollte.

Wieso tat er das Ganze überhaupt? Welchen Grund hatte er sich so mir gegenüber verhalten? Das ergab einfach keinen Sinn.

Ich war eine Omega und er ein Alpha.

Vielleicht wollte er mich auch für sein eigenes Rudel haben. Das wäre logisch. Dann könnten sein Mitglieder wenigstens ein wenig ihre Wut an mir rauslassen.

Wieder kam ein Wind und ich fröstelte selbst in Alexanders warmer Jacke.

Der sah mich kurz an, legte dann seinen Arm um mich und zog mich an sich. Wieder beschleunigte sich mein Herzschlag und ich verkrampfte mich in seinen Armen.

Seine Wärme und sein wundervoller Duft sorgte dafür, dass ich die Kälte für eine kurze Zeit vergaß.

„Ist dir wärmer?“, fragte er.

„Ja ein wenig, danke.“

Ich spürte wie er mich von der Seite ansah. Das tat er ziemlich häufig, was mich ein wenig irritierte. Ständig sah er mich an und ich musste mich stark zusammenreißen um seinen Blick nicht zu erwidern. Dann würde ich ihn wahrscheinlich einfach nur anstarren. Aber das tat er doch auch mit mir.

In meinen Gedanken zuckte ich zusammen. Hatte ich mich jetzt wirklich mit ihm verglichen? Ich hatte nicht dieselben Rechte wie er.

„Elisabeth, was ist los? Du zuckst ständig unter meinen Berührungen zusammen. Ist es so schlimm für dich?“

Ich schielte kurz zu ihm hoch.

„Nein, ich mag deine Berührungen.“, sagte ich schüchtern.

Seine bernsteinfarbenen Augen schauten zärtlich in meine. Er schien mich beinahe zu hypnotisieren. So sehr, dass ich nicht einmal merkte, dass ich mich näher an ihn ran kuschelte. Es tat einfach viel zu gut bei ihm zu sein.

Gerade machte ich mir einmal keine Gedanken darum, was ich durfte und was nicht. Ich wollte einfach nur zufrieden sein. Auch er schien zufrieden zu sein, denn er lächelte und strich mir leicht über den Rücken.

„Na komm, wir besorgen dir endlich mal eine wärmere Jacke.“

Er zog mich sanft mit sich, behielt mich aber trotzdem weiterhin in seiner Näher, sodass mir nicht kalt wurde.

Ich fand es irgendwie süß, dass er mich wärmen wollte. Seine Nähe tat mir gut.

Wir gingen eine Zeit lang einfach nur durch die Straßen und sahen uns die Geschäfte an. Ich ging nicht oft spazieren, mir reichte die Zeit nicht und wenn doch, dufte ich einfach nicht. Mein Vater hatte es nicht gemocht, wenn ich in der Stadt herumlief.

Aber jetzt war das anders, weil Alexander bei mir war. Niemand würde es wagen ihm etwas zu sagen. Egal was er tat, er konnte es tun, denn er war der Alpha.

Oh Göttin, ich kuschelte mich gerade an einen Alpha.

Wieder war ich kurz davor mich zu verkrampfen, aber Alexander ließ es nicht zu.

Er streichelte mich weiter über meinen Rücken und drückte mich noch näher an sich. Wenn das überhaupt möglich war.

„Entspann dich. Schau mal da, sollen wir dort rein gehen?“

Er deutete auf ein kleines Geschäft, ein paar Häuser weiter.

Ich war noch nie an diesem Ort gewesen. Normalerweise versuchte ich meine Kleidung außerhalb der Stadt zu kaufen, wo mich keiner kannte. Aber mit Alexander konnte ich das nicht machen. Also ließ ich mich einfach stumm von ihm in den Laden führen.

Als wir eintraten klingelte ein kleines Glöckchen über der Tür und kündigte uns an.

Es sah nicht danach aus, als ob es hier viel zu sehen gab.

Alexander runzelte die Stirn.

„Ob es hier eine warme Jacke gibt?“

Ich hatte keine Ahnung, aber wenigstens war es hier angenehm warm. Wie aufs Stichwort kam eine junge Frau zu uns und verschlang Alexander beinahe schon mit ihren Blicken.

„Wir suchen eine lange Winterjacke.“, antwortete er ihr desinteressiert.

„Oh, für Sie Sir?“

Die Stimme der Verkäuferin klang beinahe wie ein Hauchen. Eigentlich beachtete sie nur Alexander, aber das machte mir nichts aus.

„Nein, für meine Frau.“

Seine Frau? Welche Frau, er hatte doch keine Gefährtin oder hatte ich etwas falsch verstanden?

„Ihre Frau Sir?“, fragte die Verkäuferin verwundert und ließ ihren Blick kurz über mich wandern.

Alexander strich mir mit seinen Fingerspitzen zärtlich über die Wange und wandte seinen Blick kein einziges Mal von mir.

„Ja, meine Frau.“

Ich musste mich sehr anstrengen, meinen Mund geschlossen zu halten. Er hatte mich seine Frau genannt. Seine Frau! Wie konnte er diesem Menschen einfach so mitten ins Gesicht lügen? Sie würde ihm das niemals glauben. Keine Frau benahm sich so ihrem Ehemann gegenüber, wie ich mich in seiner Gegenwart verhielt.

Aber Alexander schien nicht daran interessiert zu sein, dieses Spiel zu beenden. Sein Duft umhüllte mich.

Ich durfte mich nicht so wohl bei ihm fühlen. Solche Gefühle waren nicht in Ordnung. Mit aller Mühe unterdrückte ich einen Seufzer.

Wenn ich mir das Ganze noch länger einredete, würde ich es vielleicht auch selber glauben.

„Würden Sie uns jetzt bitte ein paar warme Winterjacken zeigen?“, fragte Alexander beinahe schon kalt. Ja, ich konnte die Frau auch nicht unbedingt leiden. Ständig ließ sie ihren Blick über mich wandern, als wäre ich irgendeine schäbige Kakerlake. Egal wie oft das schon vorkam, ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen. Wahrscheinlich lag es an Alexanders Anwesenheit, aber so etwas wollte ich nicht mehr. Nicht wenn mich diese Person nicht einmal kannte.

Die Frau schnaubte und verschwand wieder.

„Wie ich solche Menschen verabscheue.“, zischte der Alpha und verwundert sah ich zu ihm hoch. Er sah der Frau schon beinahe hasserfüllt hinterher.

„Wenn du möchtest, dann können wir in einen anderen Laden gehen.“, bot ich ihm an. Ich wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte.

Alexander schüttelte bloß den Kopf, während die Frau mit den Armen voller Jacken zurück zu uns kam. Auf ihrem Gesicht lag ein gequältes Lächeln, als sie die Jacken auf dem nächstbesten Tisch ausbreitete.

„Ich habe sechs Exemplare für Sie. Alle sollten passen, auch wenn ich nur nach Augenmaß gegangen bin.“

Sie trat zur Seite und Alexander schob mich näher an den Tisch. Zuerst wollte ich mir die Preise ansehen und streckte die Hand danach aus, aber Alexander hielt sie fest.

„Der Preis ist egal. Nimm dir einfach das, dass dir am besten gefällt.“

Die Jacken sahen alle toll und vor allem sehr teuer aus. Ob die Frau das mit Absicht getan hatte? Mit die teuersten Sachen vorzulegen, weil sie dachte ich könnte sie mir ohnehin nicht leisten? Mir war schon klar, dass Alexander mir diese Jacke bezahlen wollte und ich dabei nicht wirklich eine Wahl hatte. Also ergab ich mich meinem Schicksal und nahm die erste Jacke vom Tisch. Sie war gut gefüttert, aber als ich sah, wie Alexander sie kritisch musterte, legte ich sie wieder zurück. Was gefiel ihm nicht daran?

Unsicher sah ich ihn an, was Alexander ein Seufzen entlockte.

„Die Jacken sind ja alle recht schön, aber ich denke ein Mantel wäre wahrscheinlich doch besser.“

„Das sehe ich genauso!“, ertönte eine glockenhelle weibliche Stimme. Eine weitere Frau, so um die Mitte 50, kam aus einer Hintertür in den Laden. Si war wahnsinnig schick angezogen, trug ein knielanges, schwarzes Kleid und einen Blasser darüber. Ihre Haare sahen frisch gefärbt aus und leuchteten rot. Sie sah einfach nur umwerfend aus, weshalb ich nicht einmal hinsehen musste um zu wissen, dass sie eine Werwölfin war.

Instinktiv senkte ich den Kopf und duckte mich. Ich konnte spüren, dass sie dominanter war als ich und mir war klar, wenn ich ihr nicht respektvoll genug entgegen trat, würde ich es sicher bereuen.

Jeder Werwolf dieser Stadt spürte sofort was ich war.

Alexander hatte sich dicht hinter mich gestellt und ich spürte seinen heißen Atem an meinem Nacken.

Anscheinend hatte er sich zu mir runter gebeugt, denn ich was mindestens einen Kopf kleiner als er.

„Hör sofort auf damit.“, wisperte er mir ins Ohr.

„Hör auf dich vor ihre verstecken zu wollen. Sie wird dir nichts tun. Hebe deinen Kopf und sieh der Wölfin stolz in die Augen, meine Frau zeigt keine Schwäche.“

Seine Frau. Wieder hatte er mich seine Frau genannt. Ich hoch meinen Kopf etwas an und ihm in die bernsteinfarbenen Augen.

„Genauso,“, sagte er stolz.“ Und jetzt sie wieder die Wölfin an.“

Mein Blick wanderte zu der Frau die mich nun beruhigend anlächelte.

„Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben Schätzchen, ich beiße nicht.“

Sie kam näher zu uns und sah mich genau an.

„Diese Jacke die du da trägst gehört auf jeden Fall nicht dir und deshalb darfst du sie nie und nimmer wieder in der Öffentlichkeit tragen. Du brauchst dringend einen Mantel und ich glaube, dass ich denn perfekten für dich habe.“

Sie klatschte in die Hände und sah die Menschenfrau an.

„Na los Jessica, hopp, geh und hol mir den Taillen geschnittenen, weißen Mantel mit dem schönen Kragen und den Knöpfen vorne.“

Die Angesprochene beeilte sich, so schnell es ging, den Befehl Folge zu leisten. Nichts von ihrem vorherigen Gehabe war mehr übrig. Die Wölfin sah zu Alexander und senkte schräg ihren Kopf, so das ihr Hals frei lag. Eine Unterwerfungsgeste.

„Es ist mir eine Ehre den Alpha und seine Begleitung in meinem kleinen Geschäft willkommen zu heißen. Ich bin mir sicher, dass dir der Mantel gefallen wird Schätzchen. Du hättest schon viel früher zu mir kommen sollen. Ich bin übrigens Susan, mir gehört das Geschäft. Und wie heißt du, wenn ich das so offen fragen darf?“

Ihr Blick war warm und offen, sie wusste anscheinend nicht einmal was ich war. Unsicher ging mein Blick in Richtung Alexander, der mir aufmunternd zunickte.

Ich sollte also über meinen Schatten springen. Diese Frau kannte mich nicht und selbst wenn mein Name ihr etwas sagen würde, würde sie mir nichts tun. Nicht wenn Alexander hier war. Bei ihm war ich sicher, auch wenn ich wusste, dass diese Gefühle wahrscheinlich mein Untergang wären.

„Mein Name ist Elisabeth Scott.“

Ich sah, wie Susans Augen sich weiteten.

„Du bist die Omega!“

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