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Kapitel 1

Die warmen Sonnenstrahlen kitzelten meine Nasenspitze und ich öffnete träge die Augen. Sofort richtete sich mein Blick auf den Mann, der neben mir lag.

Mein Gefährte.

Die Sonne schien grell durch die weißen Vorhänge hindurch und ich kniff die Augen wieder zu.

Wie lange hatte ich geschlafen? So hell wie es im Raum war, musste es schon Mittag sein. Alexander schnarchte immer noch leise vor sich hin, während ich mich langsam aufsetzte. Selten war ich vor ihm wach, also genoss ich es, ihn einfach ansehen zu können. Er hatte seinen Schlaf bitter nötig gehabt, schließlich waren es ein paar anstrengende Tage für ihn gewesen.

Zuerst war ich entführt worden und jetzt waren wir sieben Stunden von Wisconsin nach Texas geflogen, um dem Alpha hier zu helfen, seine Gefährtin wiederzufinden. Nach Kate, der Hexe, die mit mir gefangen gewesen war und der kleinen Wölfin, die jetzt seelenruhig zwischen mir und meinem Gefährten schlief, war auch sie entführt worden. Niemand von uns wusste genau, wer dahinter stecken könnte, aber als Alphapaar war es unsere Pflicht, unsere Rudelmitglieder zu beschützen.

Vorsichtig strich ich dem kleinen Mädchen, dass sich herzzerreißend an die Brust meines Gefährten kuschelte, leicht über den Kopf. Ein Teil von mir konnte immer noch nicht realisieren, dass sie jetzt sicher zwischen uns lag. Beinahe hätte ich sie bei Kate gelassen, hatte mich aber umentschieden. Bei uns war sie am sichersten.

Gähnend stand ich leise auf und versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen, um die Beiden nicht zu wecken. Manchmal verfluchte ich die Werwölfe und ihr Gehör. Auch für die Kleine war es ein anstrengender Flug gewesen, egal welchen Komfort das Flugzeug auch geboten hatte. Sie war sehr unruhig gewesen und hatte lange gebraucht um einzuschlafen, zu sehr schienen ihr noch die Ereignisse der letzten Zeit in Erinnerung zu sein. Keiner von uns wusste, wie lange sie eingesperrt gewesen war. Wir konnten nur hoffen, dass ihre Wölfin sie beschützt hatte.

Heute Nachmittag würden wir uns mit dem Alpha von Texas, Hogan Anderson, treffen und uns einen Plan überlegen, wie wir seine Gefährtin wieder fanden. Denn das würden wir, das stand außer Frage. Ich konnte nur erahnen, wie es dem armen Mann jetzt ging.

Auf leisen Sohlen und innerlich betend, dass die beiden Wölfe nicht aufwachten, ging ich in das danebenliegende Badezimmer. Es war einfach riesig und ich konnte immer noch nicht realisieren, wie reich Alexander eigentlich war. Unser Hotelzimmer war größer als meine gesamte frühere Wohnung. Ein großer Fernseher stand gegenüber des Bettes und wir hatten uns zum Einschlafen noch einen Film darauf angesehen. Sogar eine eigene Bar gab es in diesem Zimmer. Die Dekoration war schlicht, in schwarz-weiß gehalten, und dies zog sich bis in das Badezimmer. Die Dusche war einfach wunderschön und riesig, eine große Badewanne durfte natürlich auch nicht fehlen. Darauf freute ich mich ganz besonders.

Mein schwarzes Nachthemd, eines der Errungenschaften meines Einkaufs mit David, fiel geschmeidig zu Boden und ich stellte mich unter die Dusche. Mein Körper tat hier und da noch weh, nach den harten Tagen in dem kalten Keller. Ich konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet ich entführt worden war oder was sie mit mir gemacht hatten. Oder mit den anderen. Einerseits machte es mir Angst, dass ich mich an so gut wie nichts erinnern konnte, anderseits war ich auch erleichtert. Wer wusste schon, welche Auswirkungen es auf mich hätte.

Als das heiße Wasser endlich von oben auf mich herabregnen schloss ich genussvoll die Augen. Wie sehr ich das gebraucht hatte. Ein wenig Entspannung nach diesen furchtbaren Tagen. Leise summend wusch ich meinen Körper und spürte einen leichten Muskelkater, der nichts mit dem Keller zu tun hatte. Der war alles andere als unangenehm, denn er erinnerte mich an die letzte Nacht. Ich hatte mich verwandelt, zum ersten Mal in meinem Leben und war zusammen mit meinem Gefährten im Wald gerannt. Es war einer der schönsten Momente meines Lebens gewesen. Warum nur, hatte ich mich nicht früher verwandeln können? Ich hatte so viel verpasst in meinem Leben. Alexander hatte mir bereits versichert, dass wir öfter rennen gehen würden, denn meine Wölfin würde es brauchen. Ich spürte bereits jetzt, wie unruhig ich wieder wurde. Ich konnte hören, wie die Tür sich langsam öffnete und wieder schloss. Während ich mich früher panisch danach umgedreht hätte, blieb ich diesmal einfach mit dem Rücken zur Tür stehen. Schließlich konnte das nur eine Person sein. Die Duschkabine öffnete sich einen kurzen Moment später und ließ kalte Luft hinein, bevor Alexanders warme Arme sich um mich schlossen.

»Guten Morgen kleine Wölfin«, murmelte er an meinem Hals und drückte gleich einen Kuss darauf. Wollig lehnte ich mich an seine harte Brust und ließ das Wasser weiter auf uns prasseln.

»Guten Morgen.«

Ich strich über einen seiner muskulösen Arme und genoss die Wärme, die er ausstrahlte. Er war sogar heißer als das Wasser. Da er seine dunkle Boxershorts ausgezogen hatte, konnte ich seine Härte spüren, die sich jetzt gegen meinen Hintern drückte. Immer weiter verteilte er kleine Küsse auf meinem Hals und als er mit seinen Lippen kurz über die Stelle meiner Markierung strich, bekam ich eine Gänsehaut. Doch egal, wie wunderbar sich das anfühlte, ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren. Die Probleme, die wir zurückgelassen hatten, drängten sich immer mehr in meinen Kopf. Meine Gedanken schweiften immer wieder zurück nach Hause.

Zu David und Kate. Ich machte mir Sorgen um sie. Kurz nachdem wir hier angekommen waren, hatte David Alexander angerufen. Kate war verschwunden und nachdem sie seine Gefährtin war, war die Verzweiflung in ihm groß gewesen. Aber auch wenn mein erster Gedanke gewesen war, dass sie wieder entführt worden war, schien es nicht so zu sein. Wahrscheinlicher war, dass sie von selbst gegangen war. Viel zu sehr hatte sie das alles überfordert. Während unserem letzten Gespräch hatte sie mehr als deutlich gemacht, dass sie nicht die Gefährtin eines Werwolfs sein wollte. Trotzdem mussten wir sie finden. Sie war immer noch in großer Gefahr.

»Hast du schon etwas von David gehört?«, fragte ich Alexander geistesabwesend und schloss doch genießerisch die Augen. Durch unser Band konnte ich seine Liebe und Erregung spüren. Alexander hielt inne und schloss seine Arme ein wenig stärker um mich. »Nein«, murmelte er an meinem Hals und biss zart hinein.

»Merkwürdig. Ich frage mich wirklich, ob er Kate mittlerweile gefunden hat. Ich mache mir wirklich Sorgen um die beiden.«

Ich wusste, dass es David immer noch nicht besonders gut ging. Seine Verletzungen waren nicht ohne gewesen und auch wenn er ein mächtiger Alpha war, war er nicht unsterblich. Der Verlust seiner Gefährtin würde auch nicht unbedingt helfen, dass er schneller gesund wurde.

»Müssen wir jetzt wirklich darüber sprechen? Ich kann mir schönere Themen vorstellen, als nackt über David zu reden«, sagte er trocken und ich musste leise kichern. Er hatte da nicht unrecht. In seinen Armen drehte ich mich um und sah in die wunderschönen bronzefarbenen Augen meines Gefährten. Vor ihm hatte ich noch nie jemanden getroffen, der solche Augen hatte.

Alexander verzog seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln und legte seine Stirn an meine.

»Wie ich es liebe dich Lachen zu hören.«

Mit diesen Worten legte sich seine Lippen hart auf meine und ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an diesen Kuss. Unsere Lippen pressten sich immer wieder aufeinander und ich konnte seine Zunge an meiner spüren. Alexanders warme Hände wanderten zu meinem Hintern und ohne viel Mühe hob er mich hoch. Ein kleiner Teil von mir schämte sich immer noch, dass er mich nackt sah. Dass er meinen geschundenen Körper sah, aber in seinen Augen sah ich immer nur Liebe.

Meine Hände wanderten in seine Haare und ich atmete seinen Duft tief ein. Mein Gefährte. Ich wusste, dass ich niemals genug von ihm bekommen würde. Unser Kuss wurde immer heißer und leise stöhnte ich in seinen Mund. Die starken Hände auf meinem Hintern fühlten sich himmlisch an. Früher hätte ich niemals gedacht, dass ich in so einer Situation sein würde. Dass ich jemanden hätte, der mich so sehr liebte und begehrte wie er. Alexander hielt inne im Kuss und löste sich leicht von mir. Sein Gesicht verzog sich missbilligend, bevor er mich schließlich wieder runter ließ. »Die Kleine ist aufgewacht.«

War Wolfsgehör nicht praktisch? Ob ich auch irgendwann einmal dazu in der Lage wäre? Alexander seufzte und drückte mir einen letzten Kuss auf den Mund, bevor er mich wieder in der Dusche alleine ließ. Ein Teil von mir wollte, dass er zurückkam, aber trotzdem musste ich leicht Lächeln. Er ging so liebevoll mit der Kleinen um und sie vertraute ihm. Während des Fluges war sie immer wieder zwischen uns beiden herumgewandert und hatte entweder auf meinem oder Alexanders Schoß geschlafen. Vom Bett hatte sie nichts wissen wollen. Manchmal fragte ich mich, wie viel Wolf und wie viel Mensch noch in ihr übrig war. Bis jetzt hatten wir noch kein Wort aus ihr herauskitzeln können. Sie war eine lange Zeit in ihrer Wolfsgestalt gewesen und wir wussten immer noch nicht, was die Zeit im Keller mit ihrer Psyche angerichtet hatte. Sie war noch so klein.

Ich konnte meine Augen einfach nicht von Alexander wenden, während er sich schnell wieder anzog. Dieser Hintern war einfach ein Traum. Er warf mir noch einen letzten heißen Blick über die Schultern zu, bevor er die Tür hinter sich schloss. Schnell beeilte ich mich, mit meiner Dusche fertig zu werden und mich anzuziehen. Zum Glück hatte ich meinen Koffer im Badezimmer gelassen. Ich zog einen meiner neuen Pullover an und dazu eine dunkle Hose. Tief in mir freute ich mich wie ein kleines Kind über meine neuen Sachen, die viel gemütlicher waren, als die Kleidung, die ich früher getragen hatte. Meine Haare band ich zu einem Zopf zusammen und ging raus zu meiner kleinen Familie. An der Tür gelehnt sah ich Alexander dabei zu, wie er dem kleinen Mädchen ebenfalls einen dunklen Pullover und eine helle Hose anzog. Es war frisch draußen, wärmer als in Wisconsin, aber immer noch Winter. Sie schien ziemlich unbegeistert davon, Kleidung zu tragen, aber es musste sein. Wir konnten sie schließlich nicht nackt rumlaufen lassen. Auch Alexander hatte sich mittlerweile angezogen und sah zum Anbeißen aus. Er trug ein dunkelgrünes T-Shirt und eine dunkle Jeans. Wahrscheinlich würden die beiden nicht einmal eine Jacke brauchen. Auch ich spürte jetzt die Wärme meiner Wölfin deutlicher unter meiner Haut und ich hieß sie willkommen. Immer mehr zeigte sie sich und kam zum Vorschein. Doch was ich am meisten durch sie spürte, war der Besitzanspruch auf meinen Gefährten. Ich wusste tief in meiner Seele, dass er nur mir gehörte. Die Kleine hatte mich mittlerweile entdeckt und befreite sich aus Alexanders Armen. Sie rannte auf mich zu und zeigte mir deutlich, indem sie mir ihre kleinen Arme entgegenstreckte, dass ich sie auf den Arm nehmen sollte. Mehr als glücklich darüber nahm ich sie hoch und drückte sie fest an meine Brust. »Gut geschlafen?«, fragte ich sie und strich ihr eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr. Natürlich antwortete sie mir nicht, stattdessen sah sie mich einfach mit ihren großen Teddybäraugen an. Auch wenn sie nicht mit mir sprach, würde ich nicht aufhören mit ihr zu reden.

»Bist du soweit?« Alexander stand auf und ich nickte. Ich war ein wenig nervös dem anderen Alpha zu begegnen, aber ich wusste, dass ich keinen Grund dafür hatte. Ich war die Luna und die Gefährtin des Alphas der Alphas. Ich musste mich nicht vor einem anderen Alpha verstecken und meine Wölfin wollte das auch nicht. Sie war stolz auf ihre Position an seiner Seite.

»Hogans Beta ist bereits unten und wartet auf uns.« Alexander wollte mir die Kleine aus dem Arm nehmen, aber sie klammerte sich nur stärker um meinen Hals und schüttelte den Kopf. Lachend strich ich ihr über den Rücken. »Tja, anscheinend will sie bei mir bleiben.«

Schmunzeln nahm Alexander meine andere Hand, drückte einen Kuss darauf und zog mich schließlich mit sich durch die große Holztür. Unser Hotelzimmer war zwar riesig, aber tatsächlich nicht das größte in diesem Hotel. Alexander wollte uns ein noch größeres Zimmer buchen, aber ich hatte es ihm ausgeredet. Nur weil er das Geld hatte, hieß es nicht, dass wir verschwenderisch damit umgehen sollten. Ein Teil von mir fand es schon übertrieben genug, dass wir mit seinem Privatflugzeug hergeflogen waren, auch wenn es bequem gewesen war. Wir mussten uns wirklich darüber unterhalten, wie verschwenderisch er mit Geld umging. Price hatte sich während des Fluges von uns abgekapselt und geschlafen. So wie ich es verstanden hatte, war sein Zimmer neben unserem. Ruhig standen wir jetzt nebeneinander im Aufzug, während ich die Kleine immer noch im Arm hielt. Sie hatte ihre Augen geschlossen und ihr kleines Köpfchen auf meiner Schulter abgelegt. Immer wieder strich Alexanders Daumen zärtlich über meinen Handrücken und ich genoss es, beide bei mir zu haben

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