Kapitel 4 Wenn ich nicht sterbe!
"Halt die Klappe!"
Vor zwei Jahren hatte Credence miterlebt, wie sein Vater, Sheldon Scott, vom Balkon gestürzt war. Leider führte der Vorfall dazu, dass er in einem vegetativen Zustand war. Bei der Erwähnung dieses traurigen Ereignisses aus der Vergangenheit regte sich Wut in Credence.
Sein Gesicht verfinsterte sich. Plötzlich packte er Dorothy am Kinn und brüllte sie an: "Wenn du dich damals nicht bei meinem Vater eingeschleimt hättest, wäre Rosalie diejenige, die mich heiratet! Nicht du!"
Dann erschien ein Lächeln auf Credence' Gesicht. Sein Lächeln sah unheimlich aus, als er sagte: "In jener Nacht hast du dich als Rosalie ausgegeben. Außerdem hast du Dad überredet, mich zu betäuben. Wie hätte ich sonst mit dir im selben Bett schlafen können? Und warum hat er uns so zufällig an der Tür aufgehalten? Glaubst du, ich würde dich heiraten, wenn er mir nicht mit seinem Leben drohen würde?"
Dorothy hatte Credence zehn Jahre lang geliebt, während er sie zehn Jahre lang gehasst hatte. Und sein Hass auf sie wuchs mit jedem Tag.
Er würde nie glauben, dass Dorothy nicht irgendwelche Tricks angewandt hatte, um ihn damals zu heiraten.
Dorothy ahnte nicht, dass sie für Credence nur eine hässliche, intrigante Frau war. Obwohl ihr Herz von Bitterkeit erfüllt war, richtete sie sich auf. Während sie den stechenden Schmerz in ihrem Kiefer aushielt, lächelte sie trotzig. "Gut, sag, was du willst! Aber ich werde mich niemals von dir scheiden lassen! Solange ich Mrs. Scott bin, würde meine liebe Schwester nur als verachtenswerte Mätresse angesehen werden!"
"Credence, ich würde dir nicht erlauben, sie zu heiraten, es sei denn, ich sterbe!"
"Schwesterchen, Credence liebt dich überhaupt nicht. Warum bist du so hartnäckig?" Rosalie biss sich auf die Lippe und schrie auf, als ob man ihr Unrecht getan hätte. Ihr Gesicht war aschfahl, als wäre sie diejenige, die ihr Kinn festhielt.
Sie sah Dorothy mit Tränen in den Augen an. "Ich weiß nichts über den Unfall von Credences Vater. Ich war zu der Zeit nicht einmal am Tatort. Wie konntest du mir so etwas anhängen? Du wusstest, dass Credence und ich ineinander verliebt waren, und trotzdem hast du gegen mich intrigiert, um ihn mir wegzunehmen... Als Sheldon herausfand, dass du ihn benutzt hast und Credence die Wahrheit sagen wollte, hast du ihn rücksichtslos vom Balkon gestoßen! Dieses Mal hast du sogar das Kind eines anderen Mannes... Wie konntest du Credence nur so behandeln?"
Rosalie hielt inne, ihr Gesicht war nass von Tränen. "Schwesterchen, ich liebe Credence, und er liebt mich auch. Diesmal werde ich ihn dir nicht wieder überlassen."
"Halt die Klappe! Ich habe keine Streiche gespielt und ich habe Dad nicht den Balkon hinuntergestoßen. Außerdem kann ich dir versichern, dass das Kind definitiv von ihm ist! Credence, bitte hör nicht auf ihren Unsinn."
Dorothy versuchte, sich aus dem Griff von Credence zu befreien. Ihr Kinn war bereits geprellt. Sie unterdrückte den Schmerz, hob den Kopf und begegnete seinem kalten Blick. Sie spürte, dass ihre Körpertemperatur augenblicklich in die Höhe schoss.
Warum nur?
Warum glaubte Credence nur an Rosalies Worte?
Warum hatte er ihr nie getraut?
"Das habe ich nicht! Credence, vertrau mir ... bitte ..."
Dorothy griff nach dem Arm von Credence. Doch bevor sie ihn berühren konnte, wurde ihr Handgelenk heftig weggeschlagen.
Als er sah, dass Dorothy sich immer noch wehrte, grinste Credence. Er ging auf sie zu und warf ihr einen herablassenden Blick zu. "Du hast den Mut, das zu tun, aber du traust dich nicht, es zuzugeben? Dorothy, es ist vier Jahre her, dass wir geheiratet haben. Ich kann an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft ich dich berührt habe. Außerdem habe ich immer Verhütungsmaßnahmen ergriffen. Sag mir, wie bist du plötzlich schwanger geworden?"
Dorothy konnte nicht glauben, dass er sich wegen dieses lächerlichen Vaterschaftstests weigerte, zuzugeben, dass das Kind tatsächlich von ihm war. Als sie in sein kaltes Gesicht blickte, überkam sie eine große Welle der Verzweiflung.
Doch sie widerlegte seine Anschuldigung nicht. Sie schloss für eine Weile die Augen. Ein blasses, schiefes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie sagte: "Ich wusste gar nicht, dass du mich immer für so herzlos gehalten hast. Egal, ob du es glaubst oder nicht, ich sage dir, ich habe nie etwas getan, was dir oder anderen schaden könnte."
Ein seltsames Gefühl stieg in Credence' Herz auf, aber er ignorierte es. "Ich werde dir glauben, wenn du dieses Kind loswirst und mich von dir scheiden lässt."
Seine Stimme, die in Dorothys Kopf widerhallte, war tief und emotionslos.
Scheidung?
Es schien, als habe er sich in den letzten vier Jahren immer von ihr scheiden lassen wollen.
Dorothy war so niedergeschlagen, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, aber sie blinzelte hart dagegen an und zwang sich zu einem Lächeln.
Sie hatte Credence so sehr geliebt, dass sie alles für ihn tun würde.
Aber sie würde niemals zulassen, dass ihre Würde vor Rosalie mit Füßen getreten wurde.
Dorothy hob den Kopf und blickte Credence direkt in die Augen. Sein distanzierter Blick durchbohrte ihr Herz und bereitete ihr ein schmerzhaftes Gefühl der Zerrissenheit.
Sie murmelte immer wieder: "Ich werde mich nicht scheiden lassen, und ich werde mein Kind niemals aufgeben. Es sei denn ... ich sterbe!"
Dorothy war sehr schön. Ihre Augen funkelten und glitzerten, als die Feuchtigkeit in ihnen zu sprudeln begann. Das verlieh ihr einen zarten Charme. Ihre Attraktivität überraschte Credence für einen Moment.
Sein Adamsapfel wippte unkontrolliert, als er an Dorothys perfekte Figur dachte. Auch seine Augen wurden dunkler.