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Kapitel 7: Jonah

LUCAS

Der Tag hatte schon so beschissen damit angefangen, dass ich mich mit Julien in die Haare bekommen hatte. So wie eigentlich immer, wenn wir uns sahen. Ich hatte ihm nicht mal was getan, im Grunde hatte ich ihm noch nie was getan. Aber er hatte einfach beschlossen, mich direkt zu hassen.

Er und meine Mum waren zusammen, seit ich Vierzehn war. Also Drei Jahre leider schon. Das Schlimmste aber war einfach, dass sie ja wusste, wie scheiße er immer zu mir wurde und dennoch konnte sie sich nicht von ihm trennen. Zwischendurch waren sie mal ein paar Tage oder Wochen getrennt. Sie verdiente gut und er hat witzigerweise auch einen Job, also lag es nicht am Geld. Aber jedes Mal, wenn Streit oder Trennung war, versprach Julien ihr das Blaue vom Himmel, sie fickten und alles war wieder gut.

Besoffen war er trotzdem andauernd. In dem Zustand verprügelte er mich meistens irgendwie. Meiner Mum hat er noch nie was getan. Ganz am Anfang mal, aber mittlerweile nicht mehr. Sie greift zwar ein, wenn er mich wieder angreift. Er lässt es dann auch, aber weiter gebracht hat mich das bisher nicht. Aber ich will sie auch nicht mit ihm alleine lassen. Also bleib ich.

Sie könnte wirklich was besseres finden. Sie ist noch junge Sechsunddreißig. Der Kerl ist zwar auch erst Einunddreißig. Aber benimmt sich manchmal wie so ein kleines Kind. Und dann fährt man nichtsahnend zur Schule. Heute mit dem Fahrrad, weil Angelina noch krank ist. Und den ersten den ich dann nach dem scheiß Morgen sehen muss ist ausgerechnet Jonah!

Wir waren letztes Jahr für ein paar Monate zusammen. Die schönste Zeit meines Lebens. Weil Jonah mir gezeigt hatte, wie schön die Liebe sein kann. Doch Julien hat mich irgendwann mal mit ihm knutschen gesehen und da ist ihm der Kragen geplatzt. Als ich heim kam, hat er mich angeschrien und mich verkloppt. Aus lauter Angst weiter verprügelt zu werden, habe ich mit Jonah Schluss gemacht und bin auf Angelina eingegangen. Den wahren Grund für die Trennung kennt er nicht und ich werde es ihm auch nicht sagen. Ich habe keine Angst vor Julien, aber ich habe Angst vor den Schlägen.

Seitdem geht Jonah jeden Morgen mit Schimpfworten auf mich los und ich lasse meine Frustration dann so aus, dass ich eine Prügelei anfange. Die endet wie jeden Morgen, dass Damien's Mum uns auseinander zerrt und uns in ihr Büro schleift. Sie scheißt uns zusammen und will mal wieder mit unseren Eltern reden. Am Ende kam bisher doch nichts dabei raus. Wir prügeln uns weiterhin.

Luca hat uns heute morgen gesehen. Da war ich froh, dass ich ihn nach unserem kleinen Ausflug zum Fluss dann wenigstens in der Schule wieder sehen konnte. Durch die Prügelei die ich Abends dann noch bekommen hatte, habe ich so getan, als hätte ich mich bei Angelina angesteckt, um meine Wunden auszukurieren. Und dann sieht er mich so. Mit meinem Ex. Wunderbar. Unglücklicherweise saßLuca jetzt ausgerechnet neben dem Kerl! Ich hatte so finster geschaut, als ich rein kam, dass Luca hoffentlich nicht dachte, ich würde ihn meinen.

Das würde ich in der Pause mal klären müssen. Trotzdem konnte ich mich weiterhin auf den Unterricht so gar nicht konzentrieren. Ich sah immer wieder zu Luca rüber. Dieser war aber damit beschäftigt, sich von Jonah einiges erklären zu lassen, während wir anderen unsere Aufgaben machen sollten.

"Mr. Cavanaugh! Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie sich mal Ihren Aufgaben widmen würden, statt immer dumm in der Gegend herum zu schauen!", schalt mich auf einmal unsere Lehrerin.

Ich zuckte sogar zusammen, weil sie dabei mit ihrer flachen Hand auf meinen Tisch gehauen hatte.

"Ja.", brummte ich böse vor mich hin.

Die Anderen kicherten, Jonah sah weiter zu Luca und dieser sah mich an und lächelte. Da ging es mir direkt wieder besser. Und ich bemühte mich den restlichen Unterricht einigermaßen zu folgen.

Als es zur Pause klingelte, stand ich sofort wie von der Tarantel gestochen auf, ging auf Luca zu und nahm ihn von Jonah weg, ehe dieser noch irgendetwas dagegen tun konnte. Ich würde nicht zulassen, dass er sich jetzt auf Luca stürzte. Auf keinen Fall!

"Was...?", fragte Luca mich.

Ich zog ihn schnell hinter die Turnhalle, wo man einigermaßen seine Ruhe vor Anderen hatte.

"Hi.", sagte ich einfallslos.

"Hi?"

"Geht es dir gut?"

Ich ließ mich an der Wand nieder und stützte mein eines Bein dort ab, während ich in meiner Jackentasche nach meinen Kippen suchte. Ich steckte sie mir in den Mund und suchte mein Feuerzeug.

"Mir schon und dir? Du hast dich eine Woche nicht gemeldet."

Sein Tonfall klang betrübt. Ich nahm die Kippe wieder aus dem Mund. Das Feuerzeug fand ich in meiner Hosentasche.

"Hat Damien dir nicht gesagt, dass ich krank wurde?"

"Eh, doch. Aber so plötzlich?"

"War halt so."

Ich steckte mir die Kippe wieder in den Mund und zündete sie an. Luca lehnte sich neben mich und seinen Kopf senkte er auf meine Schulter. Ich konnte meinen locker darauf ablegen. Stattdessen sog ich den Geruch seiner Haare ein.

"Du hast mir halt gefehlt."

Zu gerne würde ich ihm die Wahrheit sagen. Aber Damien und Angelina wussten bereits, was zu Hause bei mir abging. Ich konnte und wollte da nicht noch mehr Leute rein ziehen. Vor allem den Kleinen hier nicht. Mein Stiefvater hasste meine Freunde ebenfalls und zeigte es diesen auch. Da würde auch Luca nicht verschont von bleiben und das konnte ich ihm nicht auch noch antun. Ich stieß Qualm aus.

"Du hast mir auch gefehlt. Aber es ist eben nicht alles so einfach mit mir."

Luca seufzte.

"Ja, das hab ich mittlerweile mehr als deutlich klar gemacht bekommen. Ich würde nur gerne wissen wieso."

Sein Ton ließ mich schmunzeln. Er schmollte.

"Vielleicht wirst du es sowieso irgendwann merken, aber momentan ist das kein guter Zeitpunkt."

"Dann was anderes. Was war mit dir und Jonah heute morgen? Warum habt ihr euch geprügelt?"

Ich nahm noch einen Zug und erklärte ihm dann, was genau vorgefallen war und wieso das immer passierte. Luca hörte schweigsam bis zum Ende zu. Dann nahm er seinen Kopf von meiner Schulter und sah mich an. Sein Gesicht war ein wenig errötet. Er war faszinierend. Irgendetwas an ihm zog mich total in den Bann. Aber ich musste der Bi Geschichte treu bleiben. Beziehungsweise mein Alibi mit Angelina.

Nachdem die Kippe ziemlich runter gezogen war, schnippte ich sie in irgendeine Ecke und steckte mir einen Kaugummi in den Mund.

"Sollen wir wied...“

Luca nahm mich auf einmal in den Arm.

"Ich weiß nicht, was in dir vorgeht."

Er drückte sich regelrecht an mich.

"Aber ich will für dich da sein, wenn du mich brauchst, okay?"

Mein Genitalbereich pulsierte. Ich würde gleich was ganz Anderes brauchen, wenn er mich weiter so an sich ran drückte. Aber er fühlte sich so gut und so warm an.

"Äh, Luca... Du solltest besser los lassen."

"Das denk ich aber auch!", kam es auf einmal von hinten.

Schnurstracks drehten wir uns gleichzeitig um und dort stand natürlich niemand anderes als Jonah. Er kam mit sicherem Schritt auf und zu und streckte seine Hand aus. Ich befürchtete schon, dass er wieder nach mir schlagen wollte, aber stattdessen zog er Luca zu sich in die Arme. Der Kleine quietschte kurz auf.

"Was...", entkam es mir nur.

"Du hast doch deine Angelina. Also bleib Luca vom Leib. Der gehört jetzt mir. Klar?"

Wie bitte? Jonah stand auf Luca? Der süße Rothaarige sah mich nur verwirrt an. Jonah wollte sich gerade umdrehen und weggehen, als ich ihm in den Weg trat. Ich zog Luca aus der Gefangenschaft dieser giftigen Schlange.

"Vergiss es. Du lässt Luca schön in Ruhe, sonst lernst du mich richtig kennen, kapiert?!"

Jonah grinste verächtlich.

"Ich wusste doch, dass du immer noch auf Schwänze stehst."

Dann zog er mich zu sich und küsste mich einfach.

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