Kapitel 4: Neues zu Hause
Shinoa ging zum Fenster und öffnete es. Sie setzte sich auf die Fensterbank und schaute in den großen Garten. «Aber nicht springen», sagte eine Stimme hinter ihr. Shinoa schaute erschrocken zu der Stimme, in der Tür stand Yukino. «Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hatte geklopft, aber keine Antwort bekommen», entschuldigte sie sich. Shinoa stand auf. «Schon gut, ich habe nur den Garten von hier oben begutachtet», sagte sie. «Ah ja, der Garten, von Nahem ist es natürlich besser. Uhm… die Küche hat mich geschickt, sie fragen, ob du mit zu Abend essen willst», erklärte Yukino ihren Grund für ihren Besuch. «Nein, ich esse am Abend nichts, für mich müssen Sie keine Portion zubereiten», antwortete Shinoa. «Wie, nichts?», fragte Yukino. «Für mich reicht eine Tasse Tee und etwas Obst», sagte sie. «Nun ... Obst, Tee, Kaffee oder Kleinigkeiten darfst du dir selbst nehmen. Um 18 Uhr gibt es Essen, du kannst dann einfach dazustoßen», informierte Yukino sie und ging dann.
Shinoa schaute zur Uhr, bis es Zeit zum Essen war, dauerte es noch ein wenig. Sie entschied sich dazu, den Garten von Nahem zu begutachten, sie verließ ihr Zimmer und ging die Stufen bis zum Erdgeschoss hinunter und dann weiter hinaus in den Garten. Sie spazierte etwas auf dem Gehweg, als sie hinter dem Schloss eine Koppel und ein Stall sah. Neugierig ging sie näher, doch auf der Koppel war nichts zu sehen. Die Stalltür schwang auf und eine Dämonin kam heraus. «Hallo», grüßte Shinoa. «Oh, ein neues Gesicht», sagte sie. Shinoa nickte. «Ich bin Shinoa», stellte sie sich vor. «Freut mich, Shinoa, ich bin Shaak-Ti», stellte sich die Dämonin ebenfalls vor.
Shinoa zeigte zur Koppel. «Sind die Tiere alle im Stall?» «Ja, immer um diese Zeit. Gajeel und Toika bewässern dann immer die Pflanzen und den Rasen. Als Gärtner können sie es nicht leiden, wenn auf dem nassen Gras Fußspuren zu sehen sind», antwortete sie. «Was für Tiere habt ihr?», fragte sie neugierig. Shaak-Ti lächelte. «Ich zeig es dir.» Sie öffnete die Stalltür und ging mit Shinoa hinein. In den ersten fünf Boxen waren geflügelte Pferde mit einem drachenartigen Kopf, pupillenlosen, weißen Augen und einem dürren, fast fleischlosen Körper mit schwarzer Haut. Die großen, ledrigen Flügel ähnelten denen von Fledermäusen.
«Das sind Thestrale. Hachibi, Shichibi, Shukaku, Thanatos, und Morpheus. Sie sind wertvolle Tiere, sie ziehen Lucifers Kutsche und können auch zum Fliegen eingesetzt werden. Ihr Flug ist rasant und sie finden jedes angegebene Ziel zuverlässig. Außerdem sind sie Fleischfresser, am liebsten ernähren sie sich von kleinen Säugetieren», erklärte Shaak-Ti. Shinoa betrachtete die Tiere. «Die Koppel ist offen, fliegen die nicht weg?» Shaak-Ti schüttelte den Kopf. «Also, ja, aber sie kommen immer wieder zurück, sie sind sehr treu ihrem Besitzer gegenüber.» Shinoa nickte und ging weiter. In der sechsten Box war ein anderes Wesen, es hatte den Kopf, die Vorderbeine und die Flügel eines Adlers und den Hinterleib eines Pferdes. Shaak-Ti folgte ihr. «Das ist Lucifers Greif Orochimaru, er war ein Geschenk von seiner Frau Sphinx», sagte sie und fuhr fort: «Auch er ist ein Fleischfresser, ebenfalls ernährt er sich am liebsten von kleinen Säugetieren oder Vögeln. Der Umgang mit ihm setzt eine gewisse Vorsicht voraus …»
«Meinst du mit Lucifer oder mit Orochimaru?», fragte Shinoa. Shaak-Ti fing an zu lachen und antwortete: «Mit beiden. Greife sind sehr stolze Tiere. Eine gefahrlose Annäherung ist erst nach einer Verbeugung und durch die Erwiderung des Greifs möglich, dabei ist ununterbrochener Augenkontakt sehr wichtig.» Shinoa nickte und schaute zum Greif. «Er ist prächtig», sagte sie.
Als hätte Orochimaru sie verstanden, kam er zur Box und streckte den Kopf heraus, er stupste sie vorsichtig an. «Nicht erschrecken, ich öffne die Tür», sagte Shaak-Ti und öffnete die Boxentür. «Verneig dich», forderte sie Shinoa auf. Shinoa verbeugte sich und Orochimaru tat es ihr gleich. Shinoa erhob sich und lächelte, Orochimaru stupste sie wieder mit dem Kopf an und Shinoa streichelte vorsichtig seinen Kopf. «Das ist ja unglaublich. Er lässt sich sonst nur von mir oder Shaak-Ti streicheln», sagte eine Stimme beim Stalleingang. «Eure Hoheit», grüßten die beiden Mädchen den König. «Ich bitte vielmals um Verzeihung», entschuldigte sich Shinoa. «Wofür? Dass du dich mit einem zickigen Greif verstehst?», fragte Lucifer. «Kann ich was für euch tun?», fragte Shaak-Ti. «Ich wollte nur mal wieder nach ihm sehen, aber er scheint in guten Händen zu sein», antwortete Lucifer und ging zu den Mädchen. Orochimaru ging zu Lucifer und stupste auch ihn an. Lucifer streichelte seinen Greif.
«Ich sollte dann mal gehen», meinte Shinoa. «Du kannst jederzeit herkommen», lud Shaak-Ti sie ein. Shinoa lächelte, verneigte sich und ging ins Schloss zurück. Shaak-Ti schaute zu Lucifer. «Etwa nicht?» «Ich habe nichts gesagt», sagte der König und brachte seinen Greif zurück in die Box. «Aber Ihr habt so geschaut», hakte Shaak-Ti nach. Lucifer schloss die Tür «Shaak-Ti …» «Ich mach ja schon meine Arbeit», kam sie ihm zuvor. Sie verneigte sich und holte das Futter. Lucifer ging ebenfalls ins Schloss zurück.
Als es Zeit fürs Abendessen wurde, ging sie in die Küche, wo sie auf Juvia und Tayla stieß. «Bist du fertig mit deinem Zimmer einrichten?», fragte Juvia sie. «Ja, ich habe eben noch den Garten erkundet», bestätigte Shinoa. «So Ladys, das Essen ist fertig», sagte Lux und reichte Juvia und Tayla je einen Teller. «Isst du nichts?», fragte Tayla. «Nein, am Abend reicht mir ein Tee und etwas Obst», antwortete sie. «Na, dann komm», rief Zeb sie zu sich. Er zeigte ihr den Vorratsschrank und Kühlschrank für das Personal. «Hier drin findest du Tee, Kaffee, Brot, Zerealien, Honig, Konfitüren, Aufstrich, Aufschnitt, Käse, Milch, Saft und Obst», erklärte er. Shinoa bedankte sich und nahm eine Orange aus dem Kühlschrank, sie öffnete den Vorratsschrank und schaute nach einem Tee.
«Was suchst du?», fragte Zeb. «Einen Früchtetee», antwortete sie. «Darf ich?», fragte er und Shinoa ging vom Schrank weg. Zeb schaute kurz hinein und nahm eine Dose hervor. «Hier, ich denke, das ist Früchtetee», meinte er und gab ihr die Dose. «Das finden wir schnell heraus.» Shinoa öffnete den Deckel und schaute hinein. «Sieht für mich nach Kräutertee aus», sagte Zeb schnell. Shinoa schnupperte. «Das ist …» «Was tust du da?», fragte Yukino fast schon wütend und riss ihr die Dose aus der Hand. «Das ist Lucifers Kräutertee.» «Entschuldige Yuki, Shinoa suchte nach einem Früchtetee, ich gab ihr die Dose, da ich dachte, dass das einer ist», erklärte Zeb. Yukino griff in den Schrank und zog eine Packung heraus. «Das ist Früchtetee. Hände weg von diesem Tee», zischte sie und stellte die Dose wieder in den Schrank. Sie nahm ihr Essen und ging.
Saphyra hat das Ganze mit angesehen und ging zu Shinoa. «Normalerweise ist sie nicht so.» «Sag mal, wie oft gibt sie diesen Kräutertee Lucifer?», fragte Shinoa. «Jeden Morgen eine Tasse … Wieso fragst du?», stellte Saphyra eine Gegenfrage. «Der Tee roch so seltsam und die Blätter sahen auch anders aus», antwortete sie. Shinoa nahm die Dose aus dem Schrank und schüttete ein wenig von dem Inhalt auf einen Teller. «Shinoa ...», begann Saphyra, doch Shinoa unterbrach sie. «Ich will bloß wissen, was das für Kräuter sind. Das ist doch wohl nicht verboten.»
Shinoa verstaute die Dose wieder in den Schrank. Sie setzte für sich heißes Wasser auf und ging mit dem Teller in ihr Zimmer, den Teller stellte sie auf den Salontisch und ging wieder in die Küche zurück. Sie schälte schnell ihre Orange und goss dann das heiße Wasser in eine Tasse zu ihrem Früchtetee. Danach ging sie zu ihren neuen Kolleginnen in den Personalraum.
Saphyra ging später ebenfalls in den Personalraum. «Ah gut, ihr seid noch alle da», sagte sie, «morgen werde ich euch das Schloss vom Keller bis hin zum Dachgeschoss zeigen. Seid bitte um 9 Uhr am Haupteingang.» Die drei neuen Angestellten nickten.