Heimat
Charlotte
Mein Telefon klingelte und ich musste grinsen. Jeden Tag, selbe Uhrzeit. Dad....
,,Hi Dad. Ja mir gehts super, ich hoffe dir und Isabella gehts auch gut...."
,,Chiara, uns geht es gut, ich will das du nach Hause kommst."
Chiara, argh.... Es heißt immer noch Charlotte.
,,Ja Dad, ich komme nächste Woche", versprach ich lächelnd.
,,Warum erst nächste Woche? Ich habe mein Mädchen seit drei Jahren nicht gesehen", beschwert er sich.
,,Dad ich muss mich erstmal von allen verabschieden."
,,Sag nicht, du hast ein Freund", die Launen meines Vaters schienen im Keller zu sein.
,,Tatsächlich..."
,,Nicht", scherzte ich.
,,Mein Herz ist für eine Sekunde stehen geblieben", beschwert er sich.
,,Komm zurück, ich will Zeit mit dir und deiner Schwester verbringen. Bella will auch studieren, keine Ahnung wie lange ich sie dann nicht mehr sehen werde", Dad wurde emotional.
Ich seufzte.
,,Ja Dad, mach dir keinen Sorgen. Ich komme ja schon, ist nur eine Woche ,dann kochen wir zusammen und reden gaaaanz viel", versprach ich.
,,Gut, wir hören uns morgen."
Ich lachte.
,,Ja. Pass auf dich auf Dad."
,,Du auch Mäuschen."
Ich legte auf.
,,Dein Dad?"
,,Dein Bruder!", bestätigte ich lachend.
Meine liebe Tante Ava stand vor mir und lächelte mich an.
,,Du hast ihn angelogen, du fliegst doch morgen zurück", lachte sie.
,,Ich will ihn überraschen."
,,Ja, das wird ihm wahrscheinlich nicht wirklich gefallen. Du weißt, dass es gefährlich ist."
,,Schon klar Ava, ich bin schon groß, ich schaffe es schon." Ich zwinkerte ihr zu.
,,Gut, bist du fertig mit packen?"
Ich nickte.
,,Ich dachte wir machen uns einen gemütlichen Abend, da du nur noch heute da bist. Komm lass dich umarmen, ich werde dich schrecklich vermissen", sagte meine Lieblingstante und ich umarmte sie fest.
Ava war vor zwanzig Jahren mit ihrem Mann nach New York gezogen, einige Jahre später, ließen sie sich scheiden und Ava kehrte nicht zurück nach New Orleans. Was sich als sicherer herausstellte, Dad wollte alle aus dem alten Familien Geschäft raus haben. Mit Erfolg wie es ausschaut. Grandpa war zwar ein lieber alter Kerl, so wie ich ihn kannte, soll aber oft seine Hände in illegalen Spielchen gehabt haben. Dad hatte nach seinem Tod, alles auf dem Kopf gestellt und zurück gelassen, jetzt hatten wir ein Restaurant namens Taj Mahal, da mein Vater großer Fan indischer Küche war. Mein Grandpa würde sich im Grab umdrehen, behauptet mein Vater immer wieder.
,,Pass auf dich auf und halt dich von gefährlichen Typen fern", warnte sie mich.
Ich lächelte.
,,Klar, komm lass uns essen."
Am nächsten Tag in New Orleans:
Ich hatte mir ein Taxi nach Hause genommen, das gute war wir wohnten einen Meter entfernt von unserem Restaurant und dafür musste ich keine Umwege zu Dad machen.
Am nächsten Tag:
Der Taxifahrer war so nett und holte mein Gepäck aus seinem Taxi und ich gab ihm sein Geld.
Er fuhr weg und ich sog den Duft ein, ich roch eine Mischung aus Reis, Curry, Samosas und Biryani. Ich bekam Hunger.
Ich zog meinen Koffer hinter mir her und betrat das Restaurant.
,,Macht das richtig verdammt." hörte ich meinen Vater schimpfen.
Ich musste automatisch lächeln, alles wie immer. Ich ließ mein Koffer neben der Tür stehen und legte meine Hände vor seine Augen.
,,Bella ernsthaft?", beschwert er sich.
,,Falsch. Du darfst noch mal raten." Ich grinste breit.
Mein Vater drehte sich um und ich sprang ihm um den Hals.
,,Dad."
,,Charlotte!", sagte er voller Freude.
,,Ich hatte nicht heute mit dir gerechnet. Du bist gewachsen!"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Nein, das sind die Heels", grinste ich.
,,Du hättest mir vorher Bescheid geben müssen Mädchen!", schimpfte er.
,,Überraschung."
,,Meine Kleine, geh nach Hause, ich komme sofort."
Ich nickte brav, nahm meinen Koffer und verließ das Restaurant.
Ich ging auf die Haustür zu und sie öffnete sich plötzlich.
Izzi erschrak sich als sie mich sah. Dad hatte ich drei Jahre nicht gesehen, aber Isabella hatte alle Ferien immer mit Ava und mir verbracht.
,,Charlotte!", strahlte sie und umarmte mich fest.
,,Ach meine kleine, ich habe dich so vermisst", sagte ich zu ihr. Klein war sie nicht. Sie war immerhin 18, aber wie eine Tochter, obwohl nur drei Jahre zwischen uns lagen.
Ich war sechs als Mom von uns ging und da hatten wir nun die kleine Drei jährige Isabella und sie liebte mich sehr und sah auch ihre Mom in mir.
Ich küsste ihre Wangen.
,,Jetzt bist du da! Komm rein, ich hole das Essen", sagte sie hastig.
,,Nein, komm setzten wir uns. Dad wird schon was holen", sage ich beruhigend zu ihr und wir betraten unser zweistöckiges Haus.
Alles wie es sein sollte, Dad hatte nur das Restaurant renovieren lassen.
Wir setzten uns und quatschten über alles was Izzi wollte und sie wartete nur noch darauf auch studieren zu dürfen.
,,Izzi, du weißt, dass Dad noch etwas Zeit braucht und dann kannst du auch studieren. Er hat das Geld bald zusammen."
Sie nickte.
,,Endlich jemand der mich Izzi nennt. Dad sagt die ganze Zeit, Bella, Bella, Bella!"
,,Ja, weil du Bella heißt!", schimpfte mein Vater der dazu kam. Ich schmunzle.
,,Es heißt Isabella und ich bevorzuge Izzi als Abkürzung."
Ich lachte.
,,Chiara sag doch was!"
,,Es heißt Charlotte, Dad!", lachte ich.
Ja diese Namenskonflikte werden wohl nie aufhören.
Ich hieß tatsächlich Chiara Charlotte Annalena Sanchez, aber ich wollte nur Charlotte genannt werden. Isabella war einfach nur Isabella Sanchez und das war gut so.
,,Char, er fängt schon wieder an uns zu nerven!", beschwert sich meine kleine Schwester.
,,Ja wenn ihr schon beide hier seid, dann mache ich dass auch!", stellt Dad klar.
Er hat sich wirklich gut mit zwei jungen Mädchen durchgeschlagen und uns nie unglücklich werden lassen, er war ein guter Vater. Wir hatten natürlich immer wieder Nannys, aber Dad nahm sich immer Zeit für uns.
,,Wollt ihr beide noch was machen heute?", fragte er uns.
,,Sollen wir durch die Stadt pendeln?", fragt Izzi mich.
Ich nickte zustimmend.
,,Klar."
,,Super, ich schicke euch sofort das Essen rüber und ihr entspannt euch. Bella du hast heute frei."
Izzi grinste glücklich und Dad ging aus dem Haus.
,,Du hast frei? Wow", sagte ich erstaunt.
,,Ich habe immer frei, wenn dieser komischer Kerl kommt, Dad will mich nicht in seiner Nähe. Wenn er unangekündigt kommt, dann schickt mich Dad auch immer weg, egal wie voll es im Restaurant ist."
Ich lächelte leicht.
Was hatte das den jetzt auf sich?
Ich lächelte sie trotzdem weiter an, sie durfte nichts wissen.
,,Wenn du da bist, vermisse ich Mom nicht mehr so sehr", seufzte sie und schmiegte sich an mich.
,,Ach? Du bist jetzt doch schon so alt. Mom ist schon Tod seit du drei bist..."
,,Und du hast eine große Ähnlichkeit mit ihr und du bist wie eine Mom für mich, ich kann mich überhaupt nicht an sie erinnern. Erzähl mir was von ihr, bitte", bittet sie mich.
,,Mom war einer der liebsten Menschen die es geben kann."
Lüge! Schrie mein inneres.
,,Sie hat nie die Stimme gegen irgendjemandem erhoben."
Lüge. Lüge. Lüge, schrie mein inneres Ich.
,,Sie war lieb und nett und hat uns beide sehr geliebt", sagte ich zu ihr.
Alles nur Lügen.
Sie wollte uns gar nicht, aber Isabella sollte in ihrer Traumwelt leben.
Es klingelte.
,,Ich hole das Essen."
Sie sprang auf die Füße und ging zur Tür. Sie hatte gerade ihren Highschool Abschluss hinter sich und auch ich wollte sie aus dieser Stadt haben, genau wie Dad. Mal sehen wie es mit mir weiter ging, ich war fertig mit meinem Literatur Studium, vielleicht würde Dad wollen das ich mir einen Job außerhalb New Orleans suche, vielleicht sogar in New York, was schwierig werden würde, da es schwer war dort ein Platz zu bekommen.
Ich seufzte.
,,Danke Akash", hörte ich meine Schwester sagen. Sie kam mit einem Tablett zurück.
,,Ich habe mächtig Hunger, Kleines", sagte ich zu ihr und biss in den Samosa rein.
Das waren die besten auf der Welt.
Priya und Akash machten die besten Gerichte der Welt, Dad hatte die beiden vor zwölf Jahren eingestellt und seitdem gehören sie zur Taj Mahal Familie.
Izzi und ich assen und alberten rum.
Dann machte ich mich frisch und begleitete Izzi nach draußen.
,,Es hat sich nichts geändert", seufzte ich als wir durch dir Gegend liefen. Hier waren immer viele Touristen unterwegs und manche wollten sogar manchmal Fotos mit einem machen. Japaner zum Beispiel, sie machten gerne viele Fotos, auch von jedem Menschen um sich, obwohl ich nicht verstand was das bringen sollte, Fotos von wildfremden zu machen.
Wir schlenderten in der Stadt rum und liefen letztendlich zurück. Izzi musste unterwegs bei einer Freundin halt machen, weswegen ich alleine das letzte Stück lief.
Ich hatte nur kurz auf meine Schuhe geguckt und schon lief ich gegen jemanden.
,,Oh Sorry." Es war ein Mann. Er sah mich intensiv an, hatte eine Hand um meinen Oberarm geschlossen.
Ich sah ihn an.
,,Bist du Touristin?", fragte er mich interessiert.
,,Ich habe dich noch nie gesehen, ich bin Will Montgomery", stellte er sich vor. Ich schob meine Haare hinters Ohr und betrachtete ihn kurz.
Groß, breit gebaut, braune Haare und Augen. Er sah ziemlich unseriös aus.
Bevor ich etwas sagen konnte war mein Dad da.
,,Chiara. Was machst du hier? Geh nach Hause."
,,Ja Dad", murmelte ich und der Kerl ließ mich los.
Der war aber komisch, ich spürte, dass er mir hinterher schaute.
Als Dad nach Hause kam warnte er mich vor diesem Kerl und so ging das einige Wochen. Er kam immer wieder unerwartet zum Restaurant und es passierte das ich ihm einige male über den Weg lief, obwohl ich ihn soweit es ging mied. Immer wenn ich ihn sah, hoffte ich dass er mich nicht sah und machte einen großen Bogen um ihn. Er versuchte immer wieder ein Gespräch anzufangen, was nie wirklich klappte da mein Umfeld mich wirklich liebte. Sei es Dad, Izzi, Priya oder Akash, sie riefen mich immer im richtigen Moment vorbei. Dieser Kerl war ein Monster Hulk, überhaupt nicht mein Typ.
Dann einige Wochen später wurde Taj Mahal von einigen Männern überfallen.
Sie forderten Geld von Dad und er flehte die Männer an, Izzi und mich loszulassen.
Das hatten Sie gar nicht vor, ich hatte das Gefühl, dass das geplant war. Sie waren mit der Absicht gekommen um uns mitzunehmen. Ich wusste das es Wills Leute waren, ich sah sie nicht zum ersten mal.
,,Lasst meine Schwester los!", befahl ich streng.
Mir wurde mein Mund zu gehalten und sie verschleppten uns. Dad schrie etwas hinterher, doch es hatte keinen Zweck.
Das konnte doch nicht wahr sein.