Kapitel 5: Eine vertraute Stimme
"Hoffentlich ist es so, wie du gesagt hast", antwortete Victor mit skeptischem Unterton in der Stimme.
Nach einer Pause wich Victor seinem Blick aus und wandte sich an Nathan, der neben ihm stand. "Gibt es Neuigkeiten von der Polizei?", fragte er in einem dringenden Tonfall.
Nathans Tonfall war schwer. "Noch nicht."
Nachdem er gesprochen hatte, warf er Victor einen vorsichtigen Blick zu, und in seinen Augen war Besorgnis zu erkennen. "Könnte Fräulein Sophia entführt worden sein?"
Fräulein Sophia, die geliebte Tochter ihres geschätzten Herrn, genoss in der Familie Leer hohes Ansehen. Im Laufe der Jahre hatte sie die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich gezogen und war in der Vergangenheit sogar kurz vor einer Entführung gestanden.
Als er Nathans Frage hörte, verfinsterten sich Victors Augen schlagartig, und er sprach mit strenger Entschlossenheit: "Erhöhe die Zahl der Mitarbeiter, erweitere das Suchgebiet. Wir müssen sie heute noch finden!"
"Ja!", erwiderte Nathan laut, der die Intensität des Zorns seines Herrn spürte.
Gerade als er sich umdrehen und gehen wollte, läutete Victors Telefon.
In diesem Moment hatte Victor keine Geduld für Anrufe. Ungeduldig nahm er sein Telefon heraus und wollte auflegen, aber er bemerkte, dass es eine unbekannte Nummer war.
Als er sich daran erinnerte, dass Nathan von einer möglichen Spur gesprochen hatte, pochten Victors Schläfen und nahm er den Anruf mit kalter Miene entgegen.
Sobald die Verbindung hergestellt war, meldete sich eine weiche, sanfte Frauenstimme: "Hallo."
Als Victor diese Stimme hörte, kniff er die Augen zusammen, und in seinem Blick blitzte ein Hauch von Misstrauen auf.
Diese Stimme war fast identisch mit dieser Frau!
Die Gestalt, die er am Nachmittag auf dem Flughafen gesehen hatte, schoss ihm durch den Kopf...
"Hallo? Ist da jemand?" Olivia wartete nach einer Weile verblüfft auf eine Antwort.
Victor sammelte seine Gedanken und antwortete kurz: "Ja."
Die eine Silbe reichte Olivia eindeutig nicht aus, um etwas zu erkennen.
Erleichtert, eine Antwort zu hören, stieß Olivia einen Seufzer aus. "Hallo. Die Situation ist wie folgt. Ich habe ein kleines Mädchen gefunden, und sie hat mir diese Nummer gegeben. Sind Sie ihr Vater? Hätten Sie Zeit, sie abzuholen?"
Die Stimme der Frau hallte deutlich in Victors Ohr wider. Je mehr sie sprach, desto kälter wurden Victors Augen.
Als ihre Stimme schließlich verstummte, hatte sich bereits eine Schicht aus Frost über seine Augen gelegt.
Sie ist es wirklich!
Selbst nach so vielen Jahren würde er diese Stimme niemals verwechseln!
Olivia!
Du bist also endlich zurückgekehrt!
Victor biss die Zähne zusammen, seine Stimme wurde leiser, als er mit seiner Frage fortfuhr,
"Wo sind Sie?"
Olivia antwortete instinktiv: "Wir sind im Drunkard's Retreat. Wir warten hier mit dem Mädchen. Können Sie direkt zum Restaurant kommen, um sie abzuholen?"
"Okay, ich bin gleich da", sagte Victor, legte den Hörer auf und sagte zu Nathan, seine Stimme war angespannt,
"Hol den Wagen, wir fahren zum Drunkard's Retreat."
Nathan verstand die plötzliche Veränderung im Verhalten seines Herrn nicht, aber er gehorchte schnell.
Als Olivia auf das abgedunkelte Display ihres Telefons blickte, verspürte sie ein unerklärliches Unbehagen.
Die Stimme des Mannes klang heiser und seltsam vertraut, aber Olivia konnte sich nicht erinnern, wo sie sie schon einmal gehört hatte, und gab es auf, darüber nachzudenken.
"Hast du Hunger?"
Isabelle, die schon lange draußen gewartet hatte, hielt es nicht mehr aus. "Ich bin am Verhungern. Komm, wir gehen rein und essen. Wenn ihr Vater kommt, schicken wir das kleine Mädchen raus."
Olivia lächelte sie an und sagte: "Okay, lass uns zuerst reingehen."
Dann ging sie in die Hocke und sah dem kleinen Mädchen in die Augen, um ihre Meinung zu erfahren. "Hast du Hunger? Ich kann dich zum Essen mit hineinnehmen. Dein Vater sollte auf dem Weg sein, und wenn er kommt, bringe ich dich wieder raus. Ist das in Ordnung?"
Das kleine Mädchen starrte sie ein paar Sekunden lang an, ihre großen Augen leuchteten vor Unschlüssigkeit.
"Wenn du nicht willst, kann ich auch hier bei dir bleiben", beruhigte Olivia sie geduldig.
Als sie das hörte, meldeten sich Sebastian und Ethan gemeinsam zu Wort: "Wir bleiben hier bei Mami!"
Isabelle seufzte: "Bin ich denn die Einzige, die Hunger hat? Kleines Mädchen, wir sind keine schlechten Menschen. Wer würde dich in so ein schönes Restaurant bringen, wenn wir schlecht wären? Dein Magen muss doch auch leer sein, oder? Sei nicht so stur, komm mit uns, okay?"
Alle Blicke fielen auf das kleine Mädchen und warteten auf ihre Entscheidung.
Auch Sebastian und Ethan waren hungrig und warteten gespannt auf ihre Entscheidung.
Das kleine Mädchen biss sich auf die Lippe und machte zwei Schritte auf Olivia zu, hielt sich an ihrem Ärmel fest und nickte.
Als Olivia das sah, lächelte sie, tätschelte ihr den Kopf und hielt die Hand des kleinen Mädchens an ihrem Ärmel fest. Sie stand auf und führte sie in Richtung des Restaurants.
Isabelle hielt die Hände von Sebastian und Ethan, die ihr folgten. Als Isabelle das kleine Mädchen dicht an der Seite ihrer besten Freundin gehen sah, konnte sie sich eine neckische Bemerkung nicht verkneifen: "Eben noch war dieses kleine Mädchen vorsichtig, und jetzt ist sie plötzlich so nah bei dir."
Dann seufzte sie und fügte hinzu: "In dieser Welt haben gut aussehende Menschen wirklich einen Vorteil. Sie können die Herzen von Menschen jeden Alters und Geschlechts erobern."