Kapitel 1 - Aller Anfang ist schwer, besonders wenn man es nie leicht bisher hatte
Permanent drehte ich mich schon eine ganze Weile hin und her, da ich nicht einschlafen konnte. Ganze Zeit versuchte ich endlich einmal einzuschlafen. Jedoch machte es mir die heutige Nacht nicht besonders leicht. Vor allem musste ich ununterbrochen an Dinge denken, an die ich nicht denken sollte. Zwar denke ich sehr oft über all das nach, was mir passiert ist, dennoch wollte ich diese Gedanken verdrängen. Deswegen versuchte ich an nichts zu denken. Doch das war auch schwer. Egal wie sehr ich es noch versuche. Ich kann nicht schlafen.
Aus dem Grund warf ich stur meine Decke auf meine Rechte Seite. Müde setzte ich mich links auf meine Bettkante hin und fuhr mit meinem rechten Finger durch meine Mittellagen Kastanien braunen Haare, die über alle Berge standen. Danach stand ich mit einem Ruck von meinem Bett auf. Mit meinen schwarzen Jogginganzug und meinem Handy in der rechten Hand, machte ich mich auf dem Weg zu meiner Fensterbank hin. Dort machte ich es mir bequem. Gemütlich machte ich es mir mit meiner weißen Decke, mit der ich mich zudeckte. Dazu lehnte ich mich hinter der Wand an, wobei meine weißen Polster es noch kuschliger machten, gegen die ich mich anlehnte.
Als ich mich einkuschelte habe, starrte ich hinaus in den Nachthimmel. Mit meinen braunen Augen sah ich die Sterne an, die wunderschön strahlten. Noch dazu war Vollmond, was die Atmosphäre viel mehr verzauberte. Lächelnd beobachtete ich voller Begeisterung die Sterne und den Himmel. Schon immer bewunderte ich die Nacht. Wieso, wusste ich selbst nicht. Allerdings wusste ich eins genau. Immer wenn ich hinaufsehe ich den Himmel, muss ich an meine Familie denken, die ich leider nicht mehr besitze. Jedem Abend, wenn ich da hinaussehe, muss ich automatisch an meine Familie denken, die mich zurückgelassen hat. Bedauerlicherweise haben mich alle verlassen, was ich bis jetzt noch nicht verstehe.
Eigentlich wollt ich noch darüber nachdenken, bis ich hörte, wie jemand meine Zimmertüre öffnete. Derjenige sah zu mir hinein, worauf ich meinen Kopf nach links drehte, und die anstarrte. Erschöpf und mit verschränktem Arm sah ich ihm an. Er erwiderte mein Lächeln und stand an meiner Zimmertüre da, währenddessen er mit seiner linken Hand meine Tür kling festhielt.
,, Soll ich dir Gesellschaft leisten?,“ fragte er mich ruhig, worauf ich nur stumm nickte.
Daraufhin kam der Junge mit ebenfalls seinen schwarzen Jogginganzug zu mir her spaziert. Ruhig und sanft tat er dies, wobei ich ihm keine einzige Sekunde aus den Augen ließ. Meine Blicke konnte ich von ihm nicht abwenden. Keine Millisekunde ließ ich ihm aus den Augen, bis der Junge sich vor mir hinsetzte und sich gegenüber von mir an die Wand anlehnte. Genauso fertig sah er aus, wie ich. Ihm verüble ich es auch nicht. Denn er hat sehr viel mit mir zu tun. Schließlich machte er sich Sorgen um mich. Und das jeden Tag, was mich bis jetzt noch wundert.
,, Kannst du schon wieder nicht schlafen?,“ wollte der Braunhaarige von mir wissen, dabei ich ihm ganz genau in seine dunkelbraunen Augen hinein blickte.
,, Nein. Das kann ich nie. Um schlafen zu können, müsste ich auf alle meine Fragen eine Antwort bekommen,“ sagte ich schwach, inzwischen in meine Blicke hinaus zum Himmel wieder wendete.
,, Gerne würde ich wissen, warum, weshalb und wieso. Aber nicht einmal du kannst es mir beantworten, Bruder,“
,, Warum kannst du mir nicht einfach sagen, wieso es passiert ist, Ronald? Warum verheimlichst du mir seit Jahren etwas?,“ fragte ich.
,, Ich würde es gerne, Ella, aber ich kann nicht. Es ist besser, wenn du die Wahrheit nicht kennst. So kann ich dich davor beschützen,“ meinte Ronald, dabei er mich müde anlächelte.
,, Das sagst du immer wieder. Aber vor was willst du mich beschützen? Ich habe keine Feinde, die mir etwas antun,“ verwirrte er mich noch mehr.
,, Trotzdem. Ich will dich davor bewahren und beschützen, Schwesterchen,“
,, Wie willst du mich vor das beschützen, was nicht existiert? Sicher denkst du dir das nur alles aus, damit ich nicht herausfinde, wieso unsere Eltern uns in Stich gelassen haben, oder?,“ vermutete ich, wobei es Ronald nichts dazu sagte.
Schweigend sah der Ältere mich an. Genauso wie ich ihm. Sprachlos sahen wir uns beide in die Augen, dabei ich etwas feststellen musste. Ronald sieht meiner Mutter sehr ähnlich aus. Mein Bruder besaß braunes gestyltes Haar, die von rechts nach links gingen. Dazu besaß er braune Augen, die einfach wunderschön waren. Der Junge besaß die gleiche Augenfarbe, wie meine Mutter. Einzigartig waren die, die mich immer an meine Mutter erinnern. Dann besaß er ein schönes Lächeln, was er angeblich unseren Vater geerbt hatte, wie die Kette um seinem Hals.
Die goldene Kette, die bis zu seiner Brust hinunterhing, erbte er von unserem Vater. Bekommen hat er die als er 15 Jahre alt wurde. Schon ungefähr vier Jahre lang trug er die. Nicht einmal beim Duschen nahm er die ab. Seitdem er die bekommen hat, trug er sie. Immer hing die um seinen Hals. Aber eins muss ich zugeben. Die passte ihm angegossen. Als wäre das Erbstück für ihm gemacht. Das gilt auch für mich. Ebenfalls bekam ich etwas zu meinem 15 Geburtstag. Zwar ist es kein Erbstück, dennoch trug ich die so oft wie möglich. Was ich bekam, war eine schwarze Jeansjacke, die meiner Mum gehörte, wo sie so alt wie ich war.
Sie schenkte sie mir zu meinem 15. Geburtstag, genauso wie mein Vater die Kette meinem Bruder schenkte. Jetzt besaßen wir Geschwister eine Erinnerung an unsere Eltern, die uns verlassen haben.
Mittlerweile ist ein Jahr schon vergangen, seitdem ich meine Mutter nicht mehr sah. Mit 16 Jahren sie ich sah das letzte Mal. Aber jetzt bin ich vor kurzen 17 Jahre geworden und musste meinen 17 ohne sie feiern. Zum ersten Mal musste ich ihm einsam feiern. Zwar war Ronald bei mir, aber es war nicht das gleiche, wie mit meiner Mum. Auch wenn Ronald 19 schon war und damit der ältere von uns zwei, war er kein Elternersatz.
Bei meinem Vater ist es dasselbe. Er hat und verlassen als ich 5 Jahre war und mein Bruder 7 Jahre. Seit zwölf Jahren bekam ich ihm nicht mehr zu Gesicht. Mein ganzes Leben schon hat er mich verlassen, wie meine Mutter und alle anderen. Jeder hat mich verlassen, obwohl ich nie den wahren Grund kenne, wieso alles es tun. Drei Jahre lang schon frage ich mich das jeden Tag. Tag für Tag will ich wissen, wieso mich alle verlassen haben. Mit fünf Jahren hat es angefangen mit meinem Vater, dann ab Vierzehn Jahren ist jedes Jahr aufs Neue jemand gegangen. Nur mehr Ronald ist mir geblieben. Keine Freunde. Keine Familie. Einsam und allein bin ich. Zu gerne würde ich wissen, wieso alle mich im Stich gelassen haben.
Aber nein. Niemand kann mir auf mysteriöse Weise sagen, warum ich allein bin. Nicht einmal Ronald kann es mir beantworten. Nie konnte er mir die Wahrheit über allem sagen. Irgendetwas wusste der Junge. Da bin ich mir sicher. Denn seit drei Jahren, verhaltet er sich noch komischer als sonst. Ronald passte mehr auf mich auf, beschützt mich, ließ mich nicht allein und gab Acht auf mich. Zu ihm passte so etwas nicht. Früher war er nie so. Beschützen tut er mich zwar immer, aber jetzt mehr denn je. Eigentlich sollte so was süß sein, aber mich nervte es nur mehr. Dazu verbot er mir alles. Vor allem Partys.
Mein älterer Bruder ließ mich nie auf Partys gehen, obwohl er selbst auf welche geht. Mich wunderte es sehr. Ich kann verstehen, wenn er mich beschützen möchte, aber der Junge ist zu besorgt. Für mich wirkt er auf mich als wäre es seine Aufgabe auf mich Acht zu geben. Da war noch etwas anderes im Busch. Etwas verheimlichte er mir. Irgendetwas was in der Vergangenheit geschah. Aber was, bleibt mir ein Rätsel. Gerne würde ich fragen, aber er lieferte mir nie antworten. Wie sehr ich es auch versuchte. Es funktionierte nicht. Daher ließ ich es fürs erste. Eines Tages wird schon das Geheimnis ans Licht geführt werden. Jedoch nicht jetzt, da erst die Geschichte angefangen hat. Früher oder später werde ich schon alles herausbekommen.
,, Du solltest lieber schlafen gehen. Du willst doch nicht an dem ersten Tag an meiner Schule zu spät kommen, oder?,“ löste er die Funkstille, woraufhin ich wieder aus meinen Gedanken hinauskam.
,, Du hast Recht. Trotzdem. Ich kann nicht schlafen. Ganze Zeit muss ich an unsere Mum denken, die eigentlich hier bei uns sein sollte,“ bei dem Gedanken wollten sich schon langsam meine Augen mit Wasser fühlen. Jedoch kann ich mich noch beherrschen nicht die Kontrolle zu verlieren.
,, Ich weiß für dich ist es schwer, Ella. Aber du musst nach vorne schauen. Du weißt doch, sie hat ein Jahr lang nur Alkohol getrunken, bevor sie uns verließ. Und Dad soll angeblich auch ein Alkoholiker sein. Ob es wahr ist, weiß ich selbst nicht,“ erinnerte Ronald mich daran.
,, Ich weiß, Ronald. Trotzdem würde ich gerne wissen, wieso sie ein Jahr lang nur Alkohol zu sich genommen hat. Es ist zwar wegen Oma, aber da steckt mehr dahinter. Das kann ich fühlen. Etwas verheimlicht sie uns,“ schöpfte ich Verdacht, derweil der Junge vor mir an etwas sehr intensiv nachdachte und entgeistert und fokussiert mit seinen Kopf nach unten sah.
,, Bist du noch da, Bruder?,“ wedelte ich mit einer rechten Hand vor seine Augen, um ihm aus seiner Trance hinauszubekommen.
,, Ähm… ja bin ich,“ stotterte er.
Verwirrt starrte ich ihm an. Mein Bruder sah noch mehr ängstlicher aus als vorher. Seine Angst war nicht zu übersehen. Vor irgendetwas hatte er Angst. Nur vor was? Sicher hat es etwas mit seinen Gedanken zu tun, die ich zu gerne lesen würde. Am liebsten würde ich Gedanken lesen könne, damit die ganze Geheimnis Tourerei ein Ende hat. Unglücklicherweise besaß ich solch eine Kraft nie, da ich hier in keinem Film oder Buch bin. Zu schade. Doch sehr bald werde ich wissen, was er mir seit Jahren verheimlicht. Schließlich kommt die Wahrheit immer ans Licht, oder?
,, An was hast du nachgedacht?,“
,, An nichts,“ log er mich an, wobei man erkennen konnte, wie sehr er versuchte mir sein Geheimnis zu verbergen
,, Du lügst, Ronald. Deine Augen verraten dich. Ist es so schwer mir die Wahrheit zu sagen? Seit Jahren verheimlichst du mir etwas. Was ist es?,“ hakte ich verzweifelt nach.
,, Ich würde es dir gerne sagen, aber ich kann das Risiko nicht eingehen. Es ist das beste, wenn du es nicht weißt, Ella. Glaub mir. Ich will nur das Beste für dich,“
,, Das sagt du immer wieder. Ist die Wahrheit so schlimm, dass ich Tot umfliegen könnte?,“ starrte ich ihm traurig an, worauf mein Bruder nichts sagte vor Schock. ,, Ich kann mit dem umgehen. Egal was es ist. Bisher habe ich mit allem gut umgehen können. Ich gehe sogar morgen auf deine Schule, obwohl ich Angst habe auf einen Neustart. Vor das hatte ich immer Angst, aber ich muss es zumindest probieren,“ ließ ich ihm wissen, wodurch der Junge vor mir ein zärtliches Lächeln zurück schenkte.
,, Ich weiß. Trotzdem denke ich immer noch, dass es keine gute Idee ist, wenn du auf meine Schule kommst,“
,, Warum denn? Ist doch eine gute Idee. So können wir uns öfters sehen,“ sagte ich.
,, Das ist ja das,“ Ronlad’s Blick verfinsterte sich ein klein wenig. Er machte so einen Gesichtsausdruck, den ich nicht genau identifizieren kann. Nur ich weiß, dass es nichts Gutes zu scheinen seid. ,, Dort habe ich einen bestimmten Feind, der alles tut, um mich loszuwerden. Jeden Tag will er mich fertig machen, obwohl ich ihm nie etwas tat. Aus irgendeinem Grund mag er mich nicht und ich weiß nicht wieso,“
Mein Bruder schnaubt ärgerlich aus. ,, Und wenn er weiß, dass du meine Schwester bist, könnt er dir etwas antun nur um mich damit zu provozieren. Das will ich nicht. Deswegen müssen wir uns aus dem Weg gehen, damit er es nicht weiß. Wir müssen so tun als wären wir Fremde, damit er dir nicht schaden könnte,“ warnte Ronald mich.
Völlig verwirrt starrte ich ihm an. Zwar wusste ich, dass Ronald die Schule nicht sonderlich mag, aber dass er Feinde haben sollte, wurde mir erst jetzt klar.
Wollte er deshalb nicht, dass ich auf seine Schule gehe? Nur wegen seiner Feinde? Oder wegen was anderem? Ich habe so ein Gefühl, dass es noch was anderes ist. Irgendwie denke ich, dass mein Bruder noch aus einem anderen Grund nicht will, dass ich auf seine Schule gehen. Dahinter steckt sicher mehr. Sein Blick verriet es mir. Wie er mich ansah, merkte ich sehr wohl. Auch wenn ich erst herausfinden muss, warum er nicht von meiner Idee überzeugt, war, werde ich noch herausbekommen.
Vor 2 Monaten als die Sommerferien begannen, wollte ich nicht mehr auf meine alte Schule gehen. Mir gefiel es dort nicht mehr. Immer sahen mich alle so merkwürdig an als würde ich Krebs oder so haben. Alle meine Mitschüler sahen mich mit Mitleid an, obwohl ich nie wusste, wieso. Bis heute noch frage ich mich, warum mich jeder so komisch ansieht. Nicht nur die sahen mich alle so seltsam an, sondern mein Bruder genauso. Ronald sah mich ebenso mit voller Verzweiflung und Mitleid an als würde mit mir etwas nicht stimmen. Oder halluziniere ich und bilde es mir nur alles ein, wie mich alle ansehen? Nein. Unmöglich ist das, da ich nicht verrückt bin. Keineswegs bin ich das. Ich bin nur ein unschuldiges 17-jähriges Mädchen, das nur herausfinden will, warum alle sie verlassen haben, aber sie nicht Antworten dazu bekommt.
So gerne würde ich die Wahrheit kennen. Leider aber lieferte mir niemand Antworten. Besonders Ronald nicht, der mich anscheinend vor der Wahrheit beschützt. Zwar ist es süß, aber dadurch entfernen wir uns immer weiter weg. Immer mehr werden wir zu fremden und verheimlichen uns alles. Bevor das geschah, konnten wir über alles reden. Über unsere Gefühle. Was uns beschäftigt. Ob uns was auf dem Herzen liegt. Oder einfach nur witzige Geschichten. All das uns mehr, doch das konnten wir nicht mehr, seitdem ich 14 Jahre alt wurde.
Seitdem ich vierzehn Jahre alt wurde, veränderte sich alles um mich herum. Von dem Tag an, wurde jeder aus meiner Familie so eigenartig zu mir. Meine Eltern, meine Oma und mein Bruder verheimlichten mir etwas von da an. Was es war, konnte ich bis Datum noch nicht herausfinden. Eins wusste ich. Dass alle mir etwas verschweigen und das seit drei Jahren schon. Gerne würde ich mich erinnern, was es sein könnte. Dennoch kann ich es nicht. Für mich fühlt es sich so an als wäre eine wichtige Erinnerung aus meinem Gedächtnis gelöscht worden. Diese Erinnerung wäre mein Puzzleteil für die Wahrheit. Unglücklicherweise wusste ich nicht, ob ich Recht besaß oder einfach nur verrückt bin. Eines von beiden war richtig. Nur was?
,, Soll ich dir jetzt etwa nur wegen dem aus dem Weg gehen?,“ fragte ich verwirrt nach.
Ich kann immer noch nicht glauben, dass Ronald so etwas in Erwägung zieht. Nur weil er Feinde besitz, müssen wir jetzt so tun, als würden wir Fremde sein?
,, Ja, außer du willst einen auf den Decken kassieren,“ spaßte der Braunhaarige spielerisch.
,, Ich glaube ich muss dir mal eine auf dem Decken geben, weil du echt nervig sein kannst,“ lächelte ich ihm an, was er erwidert.
,, Irgendwer muss dich zum Lächeln bringen. Dafür bin ich zuständig, Schwesterchen,“
,, Und ich bin zuständig dafür, dass du nicht in eine Scheiße hineingerätst, aus der du nie mehr hinauskommen kannst,“ machte ich ihm klar, dabei er wie ich schmunzeln musste, ebenso ich.
,, Ich passe schon auf mich auf. Keine Sorge. Mir wird nichts passieren,“
,, Das will ich sehen,“
Auf das lachten wir beide leise. Momentan hatten Ronald und ich wieder unseren Moment, wie lange nicht mehr. Gerade konnten wir miteinander zusammen lächeln. Vor Jahren konnten wir es jeden Tag. Doch jetzt wurde es immer seltener. Nichtsdestotrotz genoss ich jede einzelne kleine Sekunde, wo wir zusammen lachen. Alles kostete ich aus, bevor ich bei meiner Trauer untergehe. Auch wenn ich nicht jeden Tag mit meinem Bruder lachen kann, bin ich froh, dass wir es jetzt konnten. Manchmal ist Ronald nervig, aber er bleibt immer noch mein Bruder, den ich sehr lieb habe. Eine Welt ohne ihm, wäre der Untergang. Wenn er mich verlassen würde, wäre ich ganz allein.
Ohne ihm würde ich nicht weiter machen können. Denn alles was ich noch besitze ist er. Ronald war der Einzige, der noch bei mir geblieben ist. Meine Familie und Freunde haben mich alle verlassen, außer er. Darum muss ich ihm schätzen, auch wenn er mir sein Geheimnis nicht verratet. Ihm muss ich Wertschätzen, bevor er mich allein lässt. Einsam bin ich schon, aber ohne ihm würde alles zu Bruch gehen. Auf keinen Fall will ich ganz allein sein. Genauso wenig, wie er. Im Endeffekt hat Ronald nur mehr seine kleine Schwester, die ich war. Sicher würde er ohne mich nicht leben können. Da bin ich mir sicher, auch wenn wir seit Jahren nicht die beste Beziehung zueinander hatten.
,, Ich glaube ich gehe dann mal wieder. Du willst doch sicher schlafen gehen oder?,“ erkundigte Ronald sich müde.
,, Ja,“ antwortete ich.
Gleich darauf stand er von meiner Fensterbank auf. Müde stand er vor mir und wollte gerade gehen, bis ich mit meiner linken Hand sein rechtes Handgelenk packte und er dadurch stehen blieb.
,, Warte,“ stoppte ich ihm, was er auch tat und ich aufstand, damit ich vor ihm stehen konnte und ich seine Augen hinaufsah. ,, Kannst du mir versprechen mich nicht zu verlassen, Ronald?,“
,, Ich verspreche es dir, Ella. Dich werde ich nie im Leben verlassen. Ich lasse dich nicht allein. Nie im Leben. Dafür Sorge ich schon,“ gab mir mein Bruder sein Wort.
,, Danke. Denn du bist der Einzige, den ich noch habe. Wenn du mich verlässt, würde meine Welt untergehen,“
,, Das gleiche gilt auch für mich. Du bist noch die Einzige, die mir noch bleibt. Dich zu verlieren, wäre mein Lebensende,“ sah er zu mir hinab.
,, Du wirst mich schon nicht verlieren. Ich bleibe bei dir, nur wenn du versprichst bei mir zu bleiben, bis an unser Lebensende,“ verlangte ich mit einem Lächeln.
,, Ich verspreche es,“
Anschließend umarmte ich meinen Bruder, dass er zufrieden erwiderte. Meine beiden Arme schlang ich um seinen Bauch und umarmte ihm fest. Der Junge erwiderte es und schlang ebenfalls seine starken Arme um meinen Körper. Dabei konnte ich meinen Kopf gegen sein schwarzes Shirt anlehnen und sein Herzschlag hören. Mein linkes Ohr lauschte nach dem Herzschlag meines Bruders. Sogar meine Augen schloss ich, um mich nur auf dieses Geräusch zu konzentrieren. Sehr gut fühlte es sich an sich nur auf seinen Herzschlag zu hören. Entspannt und geborgen fühlte ich mich bei meinem Bruder.
Ich bin wirklich froh ihm zu haben, auch wenn er mir etwas verschweigt und mich anlügt. Ihm werde ich immer und ewig liebhaben. Egal was er tut. Letztendlich ist er und bleibt mein Bruder. Immer werde ich versuchen ihm zu verzeihen, weil ich ihm sehr liebhatte. Ronald werde ich nie etwas vorwerfen, weil er mir eben wichtig ist, auch wenn er mich anlog. Eigentlich log ich ihm auch an, was gerecht ist. Da er mich anlügen kann, kann ich es auch tun, obwohl wir damit sicher einen schlimmen Fehler begehen.
,, Ich habe dich lieb, Ella,“ flüsterte Ronald mir zu.
,, Ich hab dich auch lieb, Bruder,“